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habe ich dich wieder«, flüsterte sie.

      Er überlegte, wie er es ihr erklären sollte, daß er so lange nicht heimgekommen war. Es gab dafür gute Gründe, aber sie kam ihm jetzt so schwach und hilflos vor, daß er darüber nicht sprechen wollte.

      »Es tut mir sehr leid, daß Marius so krank ist«, sagte er heiser. »Geht es ihm jetzt wenigstens besser?«

      Clemens trat zu ihnen. Er wollte den Jüngeren auch begrüßen. »Ein Engel erleichtert ihm den Klinikaufenthalt«, scherzte er.

      »Eine sehr nette Krankenschwester«, fügte Mary hinzu. »Sie scheint ihm Kraft zu geben.«

      Nicolas reichte Clemens die Hand. »Und was machst du?« fragte er.

      »Ich werde mich scheiden lassen, damit du es gleich weißt, falls Claire sich an dich heranmachen sollte.«

      »Du glaubst doch nicht, daß ich auf ihr Getue hereinfalle? Sie wollte mich schon mit Champagner begrüßen.«

      »Dann werde ich mich mal gleich wieder verziehen. Wir sehen uns ja noch, Nico.«

      Er fuhr auch sofort wieder davon, was Nicolas kopfschüttelnd zur Kenntnis nahm.

      »Er meint es ernst mit der Scheidung«, stellte er verwundert fest. »Das wird ihn aber eine Stange Geld kosten.«

      »Es wird nicht mehr viel vorhanden sein von seinem Anteil. Sie hat das Geld mit vollen Händen ausgegeben, und Clemens hat auch nicht gerade solide gelebt, was sich in letzter Zeit allerdings geändert hat.«

      »Das wäre ja erfreulich.«

      »Es hat wohl mit einer anderen Frau zu tun, allerdings mehr eine platonische Liebe bisher. Ich wünsche mir nichts anderes als Frieden in diesem Haus! Kein Gezänk mehr, keine Bosheiten und Intrigen, einfach nur Ruhe. Schließlich habe ich in meinem Haus auch noch etwas zu sagen.«

      »Das hast du, Mama, du hättest nur früher mehr Gebrauch davon machen sollen.« Liebevoll küßte er sie auf beide Wangen.

      »Wirst du bleiben, Nicolas?« fragte sie zaghaft.

      »Ja, ich bleibe, Marius soll sich auf mich verlassen können. Ich werde gleich zu ihm fahren, wenn ich geduscht und umgekleidet bin.«

      Seinen Koffer hatte Martha schon zu seinem Zimmer getragen, das lange auf ihn hatte warten müssen. Er atmete tief auf.

      »Schön ist es, wieder zu Hause zu sein!«

      »Es ist recht so, Sie werden gebraucht«, sagte Martha gerührt.

      *

      Pamela wurde an diesem Tag noch einmal aus dem Krankenzimmer gerufen. Schwester Lore sagte ihr, daß ein anderer Bruder von Herrn Campen gekommen sei.

      Pamelas Herzschlag setzte aus, als er auf sie zukam.

      So mußte Marius wohl in gesunden Zeiten ausgesehen haben! Die Ähnlichkeit war so groß, daß sie sich so schnell nicht von ihrer Verwirrung erholen konnte.

      »Sie sind die Krankenschwester«, sagte Nicolas staunend. »Ich bin Nicolas Campen, der jüngere Bruder.«

      »Die Ähnlichkeit ist unverkennbar«, stellte Pamela atemlos fest.

      Auch Nicolas war irritiert, so hatte er sich die Pflegerin nicht vorgestellt.

      »Herr Campen schläft«, sagte Pamela.

      »Da die Ärzte momentan keine Zeit haben, wie mir gesagt wurde, könnten Sie mir vielleicht sagen, was es für eine Operation war. Ich bin völlig ahnungslos, aber auch erschrocken, als mir mitgeteilt wurde, daß sein Zustand ernst sei.«

      »Sein Zustand ist stabil«, erwiderte sie fest. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, dazu bin ich nicht befugt.«

      Sie wagte nicht, ihn anzusehen. Es irritierte sie zu sehr, wie stark und gesund er war, so wie sie es auch für Marius wünschte.

      »Ist er sehr deprimiert?«

      »Nein, er ist zuversichtlich.«

      »Das freut mich.« Wieder spürte sie seinen durchdringenden Blick und errötete bis unter die Haarwurzeln. Da hörte sie, daß Marius nach ihr rief.

      »Herr Campen ist jetzt wach. Bitte, warten Sie noch einen Augenblick.«

      Nicolas sah ihr verwundert nach. Drinnen erklärte Pamela dem Kranken, daß sein Bruder Nicolas gekommen sei.

      »Das ist sehr gut.«

      »Ich werde euch allein lassen.«

      »Warum denn? Du kannst ruhig alles hören.«

      »Er wird nicht verstehen, daß wir so vertraut sind. Er sieht dir übrigens sehr ähnlich.«

      »Er ist anders als Clemens. Ich denke nicht daran, unsere Beziehung zu verleugnen, Pamela. Schau nicht so ängstlich, Engelchen.«

      Nicolas hatte ein feines Gespür. Er begriff schnell, daß Pamela nicht einfach nur eine Pflegerin für Marius war. Da er Marius aber längere Zeit nicht gesehen hatte, erschrak er bei dem Anblick, der sich ihm bot. Es gelang ihm aber, einen leichten Ton anzuschlagen.

      »Du machst ja schöne Geschichten, Bruderherz. Das will mir aber gar nicht gefallen.«

      »Jedenfalls konnte Mama dich damit nach Hause locken, das wird gut sein. Sie hat dich sehr vermißt. Warum warst du so lange fort? Ging es um eine Frau?«

      »Nicht so, wie du denkst. Aber ich werde es dir wohl in Anbetracht der Umstände erzählen müssen. Es soll dich aber keinesfalls aufregen.«

      Er drehte sich zu Pamela um. »Es ist eine sehr diskrete Angelegenheit.«

      »Du kannst reden, Pamela ist meine Vertraute und mein Schutzengel.«

      Auch Nicolas wunderte sich über seinen Bruder. »Du hast dich sehr verändert, großer Bruder.«

      »Ich entdecke, daß das Leben schön sein kann. Nun zu dir. Deine Arbeit im Ausland war großartig, du hast uns große Dienste geleistet. Ich weiß nicht, warum ich das nicht publik machen soll.«

      »Vorsicht ist geboten, es gibt zu viele neugierige Leute. Du weißt, daß ich wegen Vater gegangen bin.«

      »Aber bis heute nicht, was der Anlaß dazu war. Mama hat sich darüber auch vergeblich den Kopf zerbrochen.«

      »Sie sollte es nicht erfahren, auch jetzt nicht. Ich wußte damals nicht, daß er ein Doppelleben geführt hat. Ich habe durch Zufall davon erfahren.«

      »Mama wußte, daß er nicht treu ist. Sie hat sich ja deshalb von ihm zurückgezogen.«

      »Es war keine bloße Affäre, die sich mit Geld bereinigen ließ. Es handelt sich um eine Frau aus guter Familie, der er die Heirat versprach, als sie schwanger war.«

      »Guter Gott, das kann doch nicht wahr sein! Wann war das?«

      »Vor zweiundzwanzig Jahren.«

      »Da war er vierundfünfzig. Was war denn das für eine Frau?«

      »Je älter er war, desto jünger wurden die Frauen. Weiß der Teufel, wie er sie immer wieder rumgekriegt hat. Daß Mama das ausgehalten hat, ist mir unverständlich.«

      »So genau wußte sie es nicht, und es hätte wohl eine Katastrophe gegeben, wenn sie von dem Kind gewußt hätte. Wie ist die Geschichte ausgegangen?«

      »Sie war etwas älter als du damals warst und er hat sie unter deinem Namen geheiratet, als Marius Campen. Marius war ja sein zweiter Vorname, so fiel ihm das leicht.«

      »Unter meinem Namen!« sagte Marius entsetzt. »Jetzt fehlte nur noch, daß ich zu Alimenten verklagt worden wäre. Was war mit dem Kind?«

      »Es wurde eine Tochter, und er scheint sie vergöttert zu haben. Du weißt doch, daß er damals sehr viel in Spanien war, um die Niederlassung in Schwung zu bringen, die ja tatsächlich eine Goldgrube wurde, wie ich mich überzeugen konnte. Als ich dann unten war und mich darum kümmerte, erschien ein bezauberndes

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