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alle Ewigkeit zu vernehmen — — — und sie rinnen dennoch auf den Kopfpolster, zum Preise der Entfernten! Könnt Ihr uns verbieten, in dem Bergkirchlein für ihr Heil zu beten?! Könnt Ihr uns es verbieten, im Schnee des „Hochwegs“ ihre Fußspuren zu ahnen?! Vielleicht sind es fremde, gleichgültige. Aber wir, wir träumen sie uns als die ihrigen, vermittels der Kraft unserer unzähmbaren, unbesiegbaren Seele! Kann sie zu uns sprechen: „Knie vor meinen Fußspuren nicht in den Schnee hin!?!“ Nein, das kann, das darf niemand zu uns sprechen. In diesen „Gefilden der entrückten Seele“ verliert die verbietende Menschenstimme ihre Macht und Gott sagt: „Du darfst!“

      Ich habe Dein Glas in mein Zimmer mitgenommen, aus dem Du getrunken hast. Ich habe dem Kellner gesagt: „Ich habe ein Glas zufällig zerbrochen, da haben Sie zwei Kronen dafür!“ Er sagte: „Auf ein Glas mehr oder weniger kommt es, bitte, bei uns nicht an — — —.“ Also besaß ich das „geheiligte Glas“ umsonst. Ich ließ ihm ein Postamentchen machen aus Zirbelholz, ließ eingravieren: „Deine Lippen berührten es.“ Kann mir das irgend jemand verbieten?! Niemand kann mir meine Leiden verbieten, er kann sie nur steigern, und das ist gut für meine Seele — — —. Wen, wen wollt Ihr schützen vor meinen Tränen, die niemand, niemand sieht?!

       Inhaltsverzeichnis

      Ich schleudere hiermit meinen Bannfluch gegen alle jene, die, in „bestgemeinter Absicht“ oder aus Geschäftsinteresse, sich in neuerer Zeit gegen die Kinotheater wenden! Es ist die beste, einfachste, vom öden Ich ablenkendste Erziehung, besser jedenfalls, tausendmal besser als die bereits als „freche Gaunerei“ entlarvte „Kunstdarbietung“, ausgeheckt in ehrgeizigen, verdrehten Gehirnen und präpariert für den „seelischen Poker-Bluff“; infame Düpierung einfach-gerader Menschenseelen! Im Kino erlebe ich die Welt; und selbst die erfundenen Sketches sind schon, der Natur der Sache nach, auf edel-primitive Wirkung hin gearbeitet, Seelenkonflikte a la „3 und 2 macht 5“, nicht aber absichtlich 6 oder 7! Das Volk soll sich erheben für die Kinotheater und sich nicht neuerdings in kleinsten und belanglosesten Angelegenheiten beschwatzen und betören lassen von den „psychologischen Clowns“ der Literatur! Meine zarte 15jährige Freundin und ich, 52jähriger, haben bei dem Natursketch: „Unter dem Sternenhimmel“, in dem ein armer französischer Schiffzieher seine tote Braut flußaufwärts zieht, schwer und langsam, durch blühende Gelände, heiß geweint! Wehe euch, deren „trockenen Geist“ wir „trockenen Herzens“ angeblich begeistert genießen müssen! Wir müssen und wollen nicht!

      Ein „berühmter Schriftsteller“ sagte zu mir: „Wir sind jetzt unter uns, was finden Sie eigentlich Besonderes an den Kinovorstellungen?!?“

      „Nein,“ sagte ich, „wir sind nicht unter uns, sondern Sie sind unter mir!“

       Inhaltsverzeichnis

      Wesen der Engländerin:

      „O, mein geliebter Freund, was nützte mir denn deine ganze tiefe Liebe, wenn du mir bei der Tür nicht den Vortritt ließest?!?“

      Wesen der Amerikanerin:

      „Natürlich zu sein, so wie man eben einfach von Natur aus ist!“

      Dies schrieb ich einer jungen, edlen Amerikanerin ins Stammbuch.

      „O,“ sagte sie, „sehr, sehr schön; und vor allem sehr, sehr wahr! Aber, bitte, was würden Sie denn einer jungen Engländerin in ihr Stammbuch hineinschreiben?!?“

      „Ich? Natürlich gerade das Umgekehrte!“

       Inhaltsverzeichnis

      Wir wollen aufrichtig sein, vor allem diesmal ich, Sophie B.; vielleicht für alle meine Mitschwestern. Nichts ist rätselhafter für uns, als es zu sehen, wie jemand uns gar nicht mehr lieb hat! Gar nicht mehr ein bißchen. Wir machen da sozusagen nachträglich alle seine Qualen mit, und alle unsere vollkommen unnötig gewesenen Grausamkeiten, Ungezogenheiten, Rücksichtslosigkeiten usw. usw. Wie ein schreckliches Bild zieht es an uns vorüber, nebelhaft, und dennoch schreckhaft deutlich! Ja, wir waren Königinnen, wie Chinas mysteriöse Beherrscherin einst, und nun sind wir entthront! Man bittet uns nicht mehr um Gottes willen um eine Haarlocke, man versucht es nicht mehr, unser Knie unter dem Tisch sanft zu berühren! Wir sind entthront, entwertet und verstoßen! Wir haben uns „Herzen“ entfremdet; und Gott will das nicht. Das heißt, Er hat nichts dagegen, falls es sein muß, aber es soll in Seiner Milde, in göttlicher Milde vor sich gehen, so zart behutsam, daß wir alle Tränen trocknen, die seit Monaten um uns geflossen sind! Mit Kranken schreit man nicht herum! Wir haben nie seine Briefe verstanden, in denen er uns doch ganz verständlich mitteilte, er habe unseretwegen die ganze Nacht geweint. Jetzt verstehen wir diese Briefe, die wir bereits zerrissen haben!

      Also, da sitzt er nun vor uns, der einst ein Narr in unseren Augen war, und unsere ausgespuckten Traubenschalen liebevollst in seinen Mund nahm!

      Da sitzt er nun vor uns. Wir sind ihm nichts. Er schaut, und ist selbst verständnislos geworden!

      Oh — — — oh — — —! Wie schade!

      Unser Atem ist ihm nicht mehr süß — — — vielleicht ekelt er ihn sogar — — —!

       Inhaltsverzeichnis

      Der Märzwind klagt durch die winter-erfrorenen rostroten Gebüsche. Über die grauen Wiesen bürstet er grauen Märzstaub auf, zieht in die Wälder hinauf, um rotes starres Laub zum Rascheln zu bringen, zum Vorfrühling-Tanze!

      Neben mir liegt mein geliebter grauer Filzhut, Gemsjagd-Kaiser-Hütchen. Er erinnert mich an alles, was ich verloren habe, an Alles! Ich habe ihn in Mürzzuschlag gekauft, nach langem Suchen, er ist mein Ideal-Hut. Nun blicke ich ihn an, in tiefster Zärtlichkeit, als ob er noch die hellen scharfen Lüfte und Düfte vom Semmering-Paradiese in seinem Filzgewebe berge. Ja, für mich birgt er sie, alle die Schätze, die mein Auge dort droben in der lichten scharfen Luft in sich hineingetrunken hat, auf der Beton-Terrasse, 6 Uhr morgens, mit sonnigem Wiesennebel und dem Mürz-Nebel-Strom ins Haidbachtal, weiß und leuchtend, ein Märchen-Strom! Und abends die goldenen Wolken im Mürztal; und immer, immer war es noch schöner als am Vortage, und meine Seele war reich durch Begeisterung. Nichts entging mir von Gottes Pracht.

      Nun denke ich an das Holdeste, Klara und Franziska Panhans, Magda Simon, Eva Leopold, Frau Machlup, ebenfalls Gebilde der gütigen edel-gestaltenden Natur! Für alle hatte ich den Blick fanatisch-zärtlicher Begeisterung! Nun aber bleibt mir nur mein kleiner grauer Filzhut, Gemsjagd-Kaiser-Hut; er liegt vor mir, unscheinbar, nichtssagend. Mir aber scheint die untergegangene Sonnenwelt „Semmering“ daraus entgegen, und sagt mir „adieu“, adieu für immer — — —. Weshalb dieses Schicksal?! Ich weiß es nicht — — —.

      8. März 1913. Vortag meines 54. Geburtstages. Für Frau Lilly St.

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