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auch den Vormann gesehen?«

      »Hogeeter?« fragte Wyatt und zog die Brauen zusammen.

      »Ja, ihn!« Susan wurde plötzlich puterrot. Wie hatte sie sich nur so gehenlassen können. »Entschuldigen Sie, Marshal«, stammelte sie. »Ich muß jetzt heim!«

      Der Dicke half ihr in den eleganten Buggy, und bald schoß das Gefährt in rascher Fahrt über die Mainstreet davon.

      Wyatt blickte dem Wagen gedankenvoll nach.

      Sollte dieser undurchsichtige Hogeeter etwa das Herz der schönen Rancherstochter erobert haben?

      *

      Drei Tage später traf er vor Wynn Carruthers Ranchers Tool wieder den Zeitungsmann. Er war heute längst nicht so strahlend wie neulich, als Wyatt ihn zum ersten Mal gesehen hatte.

      Der Marshal lachte ihn an und fragte: »He, Mr. Collander, was ist denn passiert, wackelt der feste Hintergrund etwa?«

      Der Mann winkte ab und maulte: »Nein, es ist wegen Susan.«

      »Oh, ist sie krank?«

      »Nein, aber sie ist plötzlich wie verändert. Seit dem Augenblick, da sie mit Ihnen gesprochen hat, ist sie wie ausgewechselt. Kein Wort von der Hochzeit mehr, nichts, gar nichts!«

      Wyatt blickte den Dicken kopfschüttelnd an.

      Da fauchte der: »Es steckt ein Mann dahinter, ich ahne es. Ich habe es längst geahnt!«

      »Unsinn, die Erinnerung an die Ranch, an den Vater und die Schwester hat sie krank gemacht«, suchte Wyatt abzulenken.

      Nein, Collander wußte es besser. Und er tippte sogar richtig. Das war tatsächlich ein Punkt, von dem er mehr verstand als der Marshal Earp.

      Als eine weitere Woche vergangen war, brachte ein Junge ein hübsches weißes Kärtchen, worauf in zierlicher Schrift die Worte standen:

      »Everett Collander und Susan Hollister gestatten sich, den Marshal Wyatt Earp zu einer kleinen internen Feier einzuladen. Zum 29. des Monats. Im Hause Ann Hollister, Lincolnstreet.«

      Wyatt grinste.

      Wohl oder übel zog er am frühen Abend des 29. Mai sein bestes weißes Hemd an, band eine neue Samtschleife um, bürstete eine volle Viertelstunde seinen Stetson und seinen guten schwarzen Sonntagsanzug aus, polierte seine Stiefel auf Hochglanz und machte sich gegen sechs Uhr auf den Weg zu Ann Hollisters Haus in der Lincolnstreet.

      Viel Freude hatte er nicht an solchen Feiern. Er kam sich dabei immer reichlich überflüssig vor.

      Es war eine fröhliche Gesellschaft.

      Bis auf die junge Susan Hollister. Sie lächelte zwar häufig, machte aber auf den scharf beobachtenden Marshal durchaus nicht den Eindruck einer glücklichen Braut.

      Ja, Braut, denn der dicke Collander verkündete gegen neun Uhr, nachdem er zart an sein gefülltes Glas geklopft hatte: »Miß Hollister und ich sind versprochen!«

      Er hatte es so gesagt, wie eine Amme so etwas vielleicht ausgedrückt hätte.

      Aber sein Gesicht war puterrot vor Glück und Stolz dabei gewesen.

      Das Gesicht der Rancherstochter war im gleichen Augenblick einen Schein blasser geworden. Und plötzlich gewahrte Wyatt, daß ihr Blick starr und ihre Augen weit aufgerissen waren. Sie hingen an der Gestalt eines Mannes, der soeben durch den Eingang getreten war und auf den Trubel in dem großen Raum blickte.

      Es war ein großer hagerer Mann, ein Weidereiter.

      Wyatt folgte dem Blick der Frau.

      Bill Hogeeter!

      Alles, was Wyatt geahnt hatte, schien sich zu bewahrheiten.

      Um die Ruhe der »Braut« war es geschehen.

      Sie verstand es, sich sofort aus dem Raum zu stehlen.

      Hogeeter folgte ihr bald.

      Wyatt wartete einen Augenblick und ging dann auch hinaus. In der Tür zum Hof sah er Hogeeters breite Gestalt, das Mädchen mußte schon draußen sein.

      Aber der Texaner blieb in der offenen Tür stehen.

      Der Lärm aus dem großen Raum, in dem die »interne Feier« stattfand, drang bis hierher.

      Trotzdem konnte der Marshal deutlich hören, wie der Mann plötzlich sagte: »Ich bin da.«

      Nach einer Weile antwortete die Frau. »Ja.«

      Es war eine Zeitlang still.

      Dann sagte Hogeeter hart: »Wer ist dieser aufgeblasene Pfau?«

      »Bitte, so dürfen Sie nicht von ihm sprechen, Bill. Schließlich will er mich heiraten.«

      Der Mann stieß einen heiseren unterdrückten Schrei aus. »Heiraten, dieser schrullige Geldsack! Er ist doch ein Geldsack?«

      »Wenn Sie so mit mir sprechen, Bill, dann werde ich wieder hineingehen.«

      Wyatt sah, wie die Hand des Cowboys nach vorn schoß. Er hatte das Handgelenk des Mädchens zu fassen bekommen. »Hör genau zu, Susan«, zischte die rauhe Stimme des Texaners durch den Korridor. »Du gehörst mir. Und sonst niemandem auf der Welt!«

      Da regte sich der Trotz in der Brust der Frau. »Ach, ich gehöre Ihnen? Merkwürdig nur, daß ich das noch nicht wußte.«

      »Dann weißt du es jetzt!« stieß der Cowboy hart hervor.

      Das leise Lachen der Frau klang an Wyatts Ohr. »Sie sind ein merkwürdiger Mensch, Bill Hogeeter. Kommen einfach von der Weide her in die Stadt und behaupten etwas, das absolut nicht stimmt.«

      »Es stimmt!« Wild zerrte der Mann die Frau in den Korridor.

      »Wenn jemand kommt!« flüsterte sie ängstlich.

      »Das kümmert mich nicht. Du gehörst mir!«

      Da schlug die Frau zu.

      Der Cowboy keuchte, und da platzte es böse aus ihm heraus: »Was willst du, armseliges Frauenzimmer?«

      Die Frau starrte ihn entgeistert an. Dann sagte sie wütend: »Ich werde Mr. Collander rufen. Denn – ich werde ihn heiraten. Jawohl. Er ist gut zu mir, überhaupt ist er ein Mensch. Im Gegensatz zu Ihnen. Sie sind ein, ein...«

      »Na, was denn?« Hogeeter zerrte sie mit einem Ruck zu sich heran. »Sag’s nur, du verlorenes Stück Mensch. Ich will dir auch was sagen: Ich verzichte auf dich! Ich hätte dich ohnehin nicht gewollt. Was sollte ein Mann mit einer Frau anfangen, die schon nach einem Jahr unter der Erde liegt.«

      Susan fuhr erschrocken zurück. »Was... reden Sie da?« stammelte sie.

      »Yeah – schöne Susan Hollister! Deine hübsche Larve wird bald nicht mehr sein! Die Weidegräser werden deinen Körper zudecken, damit ihn niemand mehr sehen kann.«

      Die Frau wich noch einige Schritte zurück in den dunklen Flur und stand jetzt dicht vor dem Lauscher.

      Der Mann blieb an der Tür stehen. Heiser zischte er: »Sterben mußt du, Susan Hollister. Sterben, wie deine Mutter gestorben ist!«

      »Was... was wissen Sie denn von meiner Mutter?« stammelte das entgeisterte Mädchen fassungslos.

      Da kam der Mann mit harten Schritten näher und flüsterte heiser: »Du bist verloren. Dem Tod geweiht! Ich weiß es von deinem Vater. Er hat dich noch in St. Louis untersuchen lassen. Oder stimmt das etwa nicht, he?«

      Das Mädchen hatte beide Hände vor den Mund gekrallt. Stöhnend rief sie mit erstickender Stimme: »Aber ich bin doch gesund, haben sie gesagt. Und Vater weiß es doch auch... Ich bin gesund...«

      Der grausame Bill Hogeeter lächelte leise und zynisch: »Einen Dreck bist du. Aus ist es, aus und vorbei. Du wirst kein Jahr mehr leben. Die Ärzte haben es deinem Vater gesagt! Und deshalb pfeife ich auf dich, Susan Hollister. In einem Jahr schon moderst du unter der Erde! In einem Jahr, während

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