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Er­eig­nis­sen, be­son­ders Schlach­ten wa­ren so leb­haft, dass man hät­te glau­ben kön­nen, er hät­te al­les selbst mit er­lebt. Er er­klär­te es da­mit: der Ruhm sei­nes Hau­ses und sei­nes Na­mens ist des Bo­ja­ren ei­ge­ner Stolz, ihr Ruhm ist sein Ruhm, ihr Schick­sal ist sein Schick­sal. Wenn er von sei­ner Fa­mi­lie spricht, sagt er im­mer »wir« und spricht da­von im Plu­ral, wie von Kö­ni­gen. Es tut mir leid, dass ich nicht al­les ge­nau so nie­der­le­gen kann, wie er es er­zähl­te; aber es war äu­ßerst span­nend. Die gan­ze Ge­schich­te sei­nes Lan­des schi­en er vor mir auf­zu­rol­len. Er sprach im­mer er­reg­ter und ging im Zim­mer um­her, in­dem er sei­nen lan­gen, wei­ßen Schnurr­bart strich und sei­ne star­ken Hän­de auf ver­schie­de­ne Ge­gen­stän­de leg­te, als wol­le er sie zer­drücken. Ei­nes aber, was mir be­son­ders im Ge­dächt­nis haf­ten blieb, möch­te ich so wört­lich als mög­lich wie­der­ge­ben; es ent­hüllt mehr als al­les an­de­re die Ge­schich­te sei­nes Ge­schlech­tes:

      Es war fast wie­der Mor­gen ge­wor­den und wir gin­gen zu Bett. (Anm. Das Ta­ge­buch äh­nelt er­schre­ckend den Er­zäh­lun­gen aus »Tau­send und eine Nacht« oder der Ge­schich­te mit Ham­lets Va­ter; mit dem Hah­nen­schrei schließt es je­des Mal.)

      12. Mai. – Ich be­gin­ne mit Tat­sa­chen, rei­nen, nack­ten Tat­sa­chen, die durch Bü­cher und Zah­len dar­ge­tan wer­den und an de­nen nicht ge­zwei­felt wer­den kann. Ich darf sie nicht mit ei­ge­nen Beo­b­ach­tun­gen und Er­fah­run­gen ver­mi­schen. Als der Graf am letz­ten Abend aus sei­nem Zim­mer kam, be­gann er mich so­fort über ju­ris­ti­sche Din­ge aus­zu­fra­gen und über die Schrit­te, die er zur Aus­füh­rung sei­ner Ab­sicht zu tun habe. Ich hat­te den gan­zen Tag flei­ßig über den Bü­chern ver­bracht und war, um nicht un­be­schäf­tigt zu sein, auf die Idee ge­kom­men, ei­ni­ges zu wie­der­ho­len, was mir bei der Prü­fung auf der Rechts­schu­le vor­ge­legt wor­den war. Es lag eine ei­ge­ne Metho­de in den Fra­gen des Gra­fen und ich wer­de des­halb ver­su­chen, sie mög­lichst der Rei­he nach wie­der­zu­ge­ben; viel­leicht sind mir die­se No­ti­zen ir­gend­wo und ir­gend­wann von Nut­zen.

      Zu­erst frag­te er mich, ob es in Eng­land ge­stat­tet sei, zwei oder mehr Sach­wal­ter für sei­ne Ge­schäf­te zu ha­ben. Ich sag­te ihm, er kön­ne ein gan­zes Dut­zend an­stel­len, wenn es ihm be­lie­be, aber dass es nicht sehr klug wäre, mehr als einen Ad­vo­ka­ten in sei­ner An­ge­le­gen­heit zu en­ga­gie­ren, denn es kön­ne doch im­mer nur ei­ner wirk­lich tä­tig sein, und ein Wech­sel wür­de den In­ter­es­sen di­rekt zu­wi­der­lau­fen. Er schi­en voll­kom­men zu ver­ste­hen und frag­te dann wei­ter, ob es z.B. zweck­mä­ßig wäre, einen Sach­wal­ter für Geld­sa­chen, einen an­de­ren für Schiff­fahrts­an­ge­le­gen­hei­ten zu be­stel­len, falls ir­gend­wo ein lo­ka­les Ein­grei­fen nö­tig sei, was durch die große Ent­fer­nung des Sach­wal­ters er­schwert wür­de. Ich bat ihn, sich noch kla­rer aus­zu­drücken, so­dass ab­so­lut kei­ne Ge­fahr be­stün­de, von mir falsch in­for­miert zu wer­den, und er sag­te dar­auf:

      »Ich will es durch ein Bei­spiel il­lus­trie­ren. Un­ser ge­mein­sa­mer Freund, Pe­ter Hawkins, kauft von sei­nem Büro im Schat­ten Ih­rer herr­li­chen Ka­the­dra­le von Exe­ter aus durch Ihre gü­ti­ge Mit­hil­fe für mich ein Grund­stück in Lon­don. Gut. Sie kön­nen mir ja ein­wer­fen, dass ich einen Sach­wal­ter hät­te neh­men müs­sen, der in Lon­don selbst wohnt; ich muss Ih­nen aber of­fen ge­ste­hen, mir lag es dar­an, dass mein Be­voll­mäch­tig­ter ab­so­lut durch nichts an­de­res ge­lei­tet wer­den soll­te als durch mei­ne spe­zi­el­len Wün­sche. Nach­dem es ja nicht aus­ge­schlos­sen er­scheint, dass ein Lon­do­ner Ad­vo­kat da­bei sei­ne oder sei­ner Freun­de In­ter­es­sen im Auge ha­ben könn­te, be­schloss ich, mir einen sol­chen aus der wei­te­ren Um­ge­gend von Lon­don zu wäh­len, des­sen Ar­beit al­lein in mei­nem In­ter­es­se ge­schä­he. Nun neh­me ich an, ich will per Schiff Gü­ter nach Ne­w­cast­le oder Dur­ham oder Har­wich oder Do­ver trans­por­tie­ren las­sen – und das ist bei der Aus­deh­nung mei­ner Ge­schäf­te nicht aus­ge­schlos­sen – wäre es da nicht bes­ser, mei­ne An­ge­le­gen­hei­ten

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