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fragte Gardner.

      »Immer weiter … den Weg entlang … die Gasse … da kommt … eine Biegung …«, keuchte Falcon. Sein schleppender Schritt zwang auch Gardner, das Tempo zu drosseln, und verringerte damit ihren Vorsprung zu den Messengers. Wenn wir so weitermachen, haben wir die Jungs gleich am Arsch, dachte Gardner. Wir müssen sie mit irgendetwas beschäftigen.

      Als sie das Ende der gefühlt fünfmillionsten Gasse erreichten, schwenkte Gardner nach rechts ab. Er lehnte sich gegen die Ecke, packte Falcon, der an ihm vorbeirannte, und zog ihn hinter sich in Deckung.

      »Passen Sie auf … wenn ich anfange zu schießen, dann nehmen Sie ihre verdammten Beine in die Hand und rennen auf die andere Seite.«

      Falcon sagte nichts.

      »Sind Sie okay, Rafa?«

      »Klar doch«, sagte er. »Es ist nur …« Ihm blieb die Luft weg. »Machen Sie schon.«

      »Eins«, zählte Gardner.

      Er lehnte sich aus der Deckung. Die Browning in beiden Händen, rechte Hand am Abzug, die Prothese zur Stabilisierung, Beine etwa schulterbreit auseinander, für eine sichere Schussposition.

      Gardner wusste, dass das Hi-Power-Magazin nur dreizehn Schuss enthielt. Die kopflose Leiche hatte keine Ersatzmunition bei sich getragen.

      Wertvolle dreizehn Schuss also. Sieh zu, dass jede Kugel trifft.

      Die Gasse war zwei Meter breit und führte siebzig Meter in gerader Linie von ihnen fort. Drei Messengers kamen in Sichtweite, ausgestattet mit AKs. Siebzig Meter, aber die maximale Reichweite der Browning betrug nur wenig mehr als fünfzig Meter.

      »Zwei.«

      Die Messenger stürmten voran. Einer von ihnen feuerte mehrere Salven aus seiner AK. Gardner konnte nicht sehen, wo die Kugeln einschlugen, aber im Moment interessierte ihn auch nur, dass sie ihn verfehlt hatten. Die Trottel ballerten einfach wild drauflos, ohne sich die Zeit zu nehmen, sauber zu zielen. Damit hatte er kein Problem.

      Jetzt waren es noch sechzig Meter.

      Noch ein wenig näher, und ich zeig euch, wo der Frosch die Locken hat.

      Fünfundfünfzig.

      Mit den 9mm-Patronen, die nicht die Durchschlagskraft von Vollmantelgeschossen größeren Kalibers besaßen, musste sich Gardner ganz auf seine Fähigkeiten als Schütze verlassen. Wenn er den Typen an der richtigen Stelle traf, die Körpermitte, wo die meisten lebenswichtigen Organe saßen, dann bestand eine Chance, dass das Arschloch zu Boden ging.

      Wenn er es vermasselte, waren sie nah genug heran, um ihm den geballten 7.62mm-Wahnsinn ins Gesicht zu ballern. Bei fünfzig Metern oder weniger würde ihn auch ein Vierjähriger auseinandernehmen.

      »Drei. Vorwärts!«

      Seine Browning war eine Standardausgabe. Ein Modell, extra für Polizeikräfte entworfen, die in etwa über so viel Waffenpraxis wie ein Schreibtischhengst im gehobenen Dienst verfügten. Gardner nahm den Mistkerl ins Visier, der ihm am nächsten war. Der Typ sprintete wie Usain Bolt auf Speed und war nur noch etwa fünfundfünfzig Meter von ihm entfernt. Mit dem Daumen legte Gardner den Sicherheitshebel um. Der Hahn sprang in die Einzelschuss-Position zurück, und Gardner feuerte kurz hintereinander drei Schüsse aus der Browning.

      Tap-tap-tap.

      Die Bewegung war fließend und die Schüsse von chirurgischer Präzision.

      Die erste Kugel traf den Kerl ins linke Knie. Gardner hatte eigentlich auf die Brust gezielt, aber ein Schuss ins Knie war kein schlechter Treffer. Die Kugel zertrümmerte das Kreuzband und hinterließ ein Loch von der Größe einer Pflaume. Angesengtes Muskelgewebe spritzte auf seine Knöchel und seine weißen Turnschuhe. Sollte er davon geträumt haben, einmal der nächste Ronaldinho zu werden, konnte er das jetzt vergessen. Sein Bein gab nach.

      Der zweite Schuss schlug in seine rechte Schulter und riss das Schultergelenk auseinander wie ein Baguette. Die Wucht des Treffers riss seinen Arm nach hinten. Angesichts der zerfetzten Nerven und zerrissenen Muskeln schied eine Karriere als brasilianischer Weltmeister im Kugelstoßen nun ebenso aus.

      So wie der Kerl herumstolperte, war er wohl auf Crack und schien die Verletzungen kaum zu bemerken.

      Den dritten Schuss platzierte Gardner etwa auf Höhe des Zwerchfells. Ein Hauch roten Nebels, dann brach der Kerl endlich zusammen, zwölf Meter vor ihm. Seine AK-47 fiel klappernd neben ihm auf den Beton. Seine zwei Kumpane feuerten Salven in Gardners Richtung, bevor sie sich in eines der Häuser in Sicherheit brachten. Irgendwo in dem Haus schrie eine Frau auf.

      Unterdessen hatte sich Falcon an der linken Ecke der Gasse in Position gebracht und feuerte aus seiner Colt Commando. Dreiersalven. Eine weitere Gruppe Messengers versuchte, sich ihnen zu nähern, doch dann bemerkten sie ihren toten Komplizen und änderten ihre Meinung.

      Gardner hielt die Browning auf den getroffenen Gangster gerichtet. Er riskierte einen Sprung nach vorn, schnappte sich die AK, sah, dass das rechte Bein des Gangsters noch zuckte, und zog sich in seine Deckung zurück.

      »Gut, damit haben wir ein wenig Zeit gewonnen«, sagte Gardner. »Wir sollten die Beine in die Hand nehmen, solange wir sie abhängen können.«

      Falcon nickte geistesabwesend.

      »Komm schon, Rafa, jetzt oder nie.«

      Sein Gefolgsmann deutete auf fünf Segeltücher in grellen Farben, die über den Dächern aus Pappkarton und Blech flatterten.

      »Frühwarnsystem«, sagte Falcon.«Der Außenposten der Gang gibt ein Signal an die Anführer, dass die BOPE auf dem Weg hierher sind.« Er drehte sich zu Gardner um. »Die Einheit kommt zurück.«

      Eigentlich sollte er überglücklich sein, dass seine Leute endlich auftauchen, dachte Gardner. Wieso klang er dann aber so froh wie ein Mann, der am Samstagnachmittag zu IKEA geschleppt wurde?

      »Wenn Sie nach Süden zu Ihrer Einheit wollen, dann nur zu«, sagte Gardner.

      »Nein, nein«, antwortete Falcon und starrte nach Norden. »Ich komme mit Ihnen. Wenn John noch da draußen ist, werde ich Ihnen helfen, ihn zu finden.«

      Er wusste nicht, warum, aber sonderlich ehrlich klang das für Gardner nicht.

      Aber ihnen blieb keine Zeit, die Sache auszudiskutieren. Drei weitere Umrisse tauchten am unteren Ende der Gasse auf, und Gardner und Falcon deckten sie mit Schüssen ein. Zwei Salven, und die Bastarde suchten eilig Deckung.

      Sie machten sich auf den Weg.

      Gardner ließ Falcon vorangehen. Sie stürmten einige enge Gassen entlang, den Blick fest auf den Boden gerichtet. Überall im Beton waren Schlaglöcher so groß wie Radkappen, und über den Boden schlängelten sich Plastikrohre, die zu blauen Behältern auf den Dächern aller Häuser führten. Es war ein Leichtes, sich hier die Knöchel zu brechen.

      Sie eilten fünf unebene Treppen hinauf, von denen es an der einen Seite bis ganz nach unten auf den Grund der Favela hinabging. Es war ein harter Anstieg.

      Sein Muskelgedächtnis meldete sich und erinnerte ihn schmerzlich an seine Belastungsgrenzen, die er während seiner Zeit beim Regiment nach oben verschieben konnte.

      »Erzählen Sie mir, was mit Bald passiert ist«, sagte Gardner.

      Falcon blieb auf halbem Wege auf der Treppe stehen und versuchte, zu Atem zu kommen. »Es ist immer das gleiche Spiel, wenn wir in die Favelas eindringen. Ein Außenposten zündet Feuerwerkskörper und hisst die Drachensegel. Das ist das Signal an eine zweite Gruppe von Scharfschützen weiter drinnen, Stellung zu beziehen, während ein drittes Team die Drogenlager und Geldverstecke sichert, die illegalen Satellitenverbindungen kappt und so weiter. Wir rücken in die Favela mit unseren caveirãos ein, wie der, den sie vorhin gesehen haben.«

      Entlang der Straße, die sie passierten, waren vor den Häusern Ziegel zu unregelmäßigen Wällen aufeinandergestapelt worden. Um die Mauerwerke herum lagen verstreut leere Patronenhülsen, und Gardner wurde bewusst, dass dies Verteidigungsanlagen

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