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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Год выпуска 0
isbn 9788075835246
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Das Sausen wurde stärker, und Austin Gorrand und seine Gefährten hoben die Köpfe.
Ich auch.
Austin Gorrand kannte ich von Ansehen. Er war der Sohn des nächsten Nachbars der Murray-Farm, und als ich ihm einmal bei der Jagd begegnete, war er mir in auffälliger Weise ausgewichen.
Mit Splittern und Krachen bahnte sich ein Doppeldecker den Weg durch die Baumkronen. Einen Augenblick war ich wie gelähmt, sprang dann gebückt zurück und sah die große Maschine hart über die drei Männer hinweg in dünneres Gestrüpp gleiten und ohne weiteren Unfall landen.
Im Nu waren aus der Innentür des spindelförmigen Rumpfes mehrere Leute auf den Boden geklettert, die sofort den neugierig näherkommenden drei Wegelagerern in unzweideutigster Weise Pistolen vor die Brust hielten, – das Allerweltsbanditenkommando „Hände hoch“ vervollständigte diese mit modernsten technischen Fortbewegungsmitteln erquickte Wildwestszene, und im Handumdrehen waren die drei gebunden, an Bäume gefesselt und mit Gesichtskappen versehen, die verzweifelte Ähnlichkeit mit Servietten hatten, denen man durch flüchtige Nähte diese zweckentsprechende Form gegeben.
Jetzt erst sah ich, – bisher hatte mir das Halblicht dies verborgen –, daß die schweigsamen, geschäftigen Insassen des großen zweimotorigen Vogels sämtlich tadellose Smokinganzüge und mächtige schwarze Vollbärte trugen, ferner dunkle Hornbrillen und leichte Windjacken, die freilich die Seidenaufschläge der Smokings deutlich erkennen ließen. Es waren acht lackbeschuhte Herren, und daß im Flugzeug noch einige vorhanden, bewiesen die Zurufe, die sie von draußen nach drinnen tauschten, und dröhnend tönende Hammerschläge: Man beseitigte in aller Eile eine Motorpanne. –
Ich bin kein Romantiker der Abseitswege, und diese ganze Szene in ihrer spukhaften Unwahrscheinlichkeit hätte mir, wenn nur geträumt, nach dem Erwachen ein Lächeln entlockt. Nichts war Traum. Alles greifbare Wirklichkeit. Keine zwanzig Schritt vor mir lag das graublaue Ungetüm in den Büschen, – die Smokings eilten hin und her, Austin Gorrand und seine beiden Freunde standen an den Bäumen, – die Motoren knatterten, setzten wieder aus, – Fäuste, die wohl selten Buschmesser geschwungen, schlugen dem Riesenaar freie Bahn, und – – ich, Olaf Karl Abelsen, dachte an die Goldtransporte durch Flugzeuge, die von den Claims von Kellys Creck neuerdings der Ersparnis halber zum Nordhafen Palmerston gingen.
Ein Goldtransport im Smoking?!
Ich lauerte hinter meinem Gestrüpp mit entsichertem Karabiner. Mich würden die Herrschaften nicht so leichten Kaufes zur Baumzier degradieren. Ich schätzte, blaue Bohnen würden verdammt bitter schmecken, und ich war gerade in der nötigen Stimmung, mich lediglich durch Pulver und Blei mit denen da zu verständigen. Es bleibt das stets die wirksamste Politik, wenn man hinter sich einen Steckbrief und Kolonel Mallingrott nebst Tochter weiß.
Lautlos schob sich der kleine Prophet neben mich.
„Mussu, große Sache!!“ sagte der kleine Prophet gedämpft. „Das sein ein Donger-Doppeldecker aus Croktown von York-Halbinsel …“
Jetzt schienen die Motoren nicht mehr zu streiken, denn einer der Herren zerschnitt Austin die Handfesseln, der Vogel rollte an und erhob sich in glänzender Fahrt wieder zum Nachthimmel.
Freund Achi zupfte mich am Ärmel. „Mussu, besser sein, wir verschwinden. Was hier wollen?! Austin Gorrand sein schlimmer Mensch, Mussu … Er Daisy Mallingrott sehr lieben, er von ihr immer sein schlecht behandelt, sie ihn lachen aus, sie lieben anderen Mann, ich das wissen …“
Ich blieb. Austin befreite die beiden anderen, und ich wollte unbedingt feststellen, was sie hier beabsichtigten. Von unserer Anwesenheit hatten sie noch immer keine Ahnung.
Austin, ein hagerer Hüne mit verwegenem Gesicht, blickte dem Flugzeug nach, das nach Nordwest steuerte, also anscheinend den Hafen Palmerston erreichen wollte.
Er schüttelte drohend die Faust. „Das sind sie wieder,“ sagte er in verbissener Wut. „Das ist nun das dritte Mal, daß ich diesen Doppeldecker beobachte, das dritte Jahr … All die anderen Flieger sind Goldtransporte, nur diese große Kiste trägt menschliche Fracht. Ich frage euch, Boys, – wer sind die Leute?! Diesmal mußten sie notlanden, sonst verfolgte ich sie nur mit dem Glase, aber es ist immer derselbe Apparat, immer fahren sie ohne Lichter, immer – all die drei Male einschließlich heute – beobachtete ich diese Luftfuhre am selben Tage: heute ist der neunzehnte August, wenn auch erst seit anderthalb Stunden.“
Seine Begleiter kannte ich nicht. Es mußten jedoch gleich gleichfalls Farmerssöhne sein.
Wieder mahnte da der kleine Prophet zum Rückzug, und jetzt gab ich nach, denn Austin Gorrand war sichtlich verärgert, und seine Unternehmungslust, mochte sie anfänglich auch noch so zügellos und unsinnig gewesen sein, war verpufft. „Lassen wir es für eine bessere Gelegenheit,“ erklärte er, – und damit war es für uns beide höchste Zeit zum Verschwinden.
Als wir nach eiligem Rückweg unsere Pferde erreichten und uns in den Sattel schwangen, fragte ich meinen Freund Achi, wer Austins Gefährten gewesen. Er zögerte merklich … „Mussu, Miß Daisy spielen schlechtes Spiel mit Männern … Ich schon sagen: Miß haben Feinde, die beiden sein auch reiche Söhne von Farmern von Borraloola-Distrikt, sein gewesen wie Hund und Katz die drei, Mussu, – immer so, wenn drei lieben eine Missu. Aber als Missu sie führen am Narrenseil wie gezähmte Emu, da sich versöhnen, und nun wollen sehen, was Missu treiben, wenn viele Tage in Wüste ganz allein reiten. Ich das nicht wissen, keiner wissen, aber ich ahnen.“
„Was?!“ Ich schaute Achi scharf an. Der kleine Spitzbube verheimlichte mir etwas.
Er zog die dicken Nüstern kraus, als ob er niesen müßte. Meine Frage mißfiel ihm.
„Ich ahnen, Mussu,“ erklärte er nachdenklich, „daß Daisy Mallingrott sich treffen in Turnbull-Feld mit Mann, den sie lieben, sehr lieben, Mussu,“ betonte er wichtig. „Müssen Mann sein, der sich nicht dürfen zeigen, der gehören zu den Dippers (Goldgräbern), die nicht wollen verraten ihren Claim (Fundstelle) und erst abbauen ganzen Claim, Mussu. Das so machen viele, gehen als Prospektors in Wüste, finden Goldader oder Goldsand, bleiben dort, graben und sieben, verstecken Körner irgendwo und sein manchmal erst zurück nach Jahren, dann lassen holen Gold mit Polizeibegleitung, sein reich und fahren über große Wasser nach weiße Länder …“
Achi hatte direkt östliche Richtung gewählt. Wir ritten Galopp, und da der Mond immer tiefer sank und der Übergang zur Morgendämmerung mindestens anderthalb Stunden Dunkelheit bringen mußte, schwenkten wir sehr bald nach Süden und dann nach Südwest ein. – Es war recht kalt geworden, und unsere Leinenanzüge eigneten sich für diese Temperatur sehr wenig. An den Gräsern und Büschen glänzten Tautropfen, zuweilen erhob sich urplötzlich ein Luftwirbel, fuhr fauchend und brausend vorüber und sank wieder in sich zusammen.
Ich mußte all das, was ich heute von Achi an seltsamen Dingen vernommen und zum Teil miterlebt hatte, erst im Geiste etwas ordnen. War schon Achis merkwürdige Geschichte von der angeblichen Burg – den Bildern nach konnte es sich vielleicht auch um ein Naturgebilde aus sehr hellem Sandstein handeln, obwohl gerade Sandstein in Nordaustralien meines Wissens kaum anzutreffen war – schon diese „Burg“ und Achis andere Beobachtungen, die mit ihr zusammenhingen, waren so ausgesprochen phantasieanregend, daß man daraus zu den mannigfachsten Vermutungen gelangen konnte. Und jetzt noch all das Übrige! Da waren drei abgeblitzte Freier eines rassigen, wilden Mädels, das, halb junge Dame, halb Naturkind, ganz allein die Einöden besuchte und dort viele Tage sich aufhielt – wo?! Da waren diese drei Bewerber, nunmehr zusammengeschweißt zu dunklem Bunde gegen die rotbraune Daisy. Was beabsichtigten sie?! Da war das Flugzeug mit den maskierten Gentlemen, und gerade diese Leute erschienen mir am rätselhaftesten. Was war ihr Ziel?! Austin Gorrand hatte sie heute zum dritten Mal beobachtet. Heute – immer am selben Tage, besser in derselben Nacht. Woher kamen sie?! Ihrer Kleidung nach waren