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worüber ein grosser Lerm entsteht.)

      Adriana (hinter der Scene.)

       Wer ist da vor der Thür, der einen solchen Lermen macht?

      Dromio von Syracus.

       Bey meiner Six, es giebt böse Buben in eurer Stadt.

      Antipholis von Ephesus.

       Seyd ihr da, Frau? Ihr hättet wol bälder kommen können.

      Adriana.

       Eure Frau, Herr Spizbube? Geht, pakt euch von der Thüre fort.

      Angelo.

       Mein Herr, ich sehe wol, hier ist weder was gutes zu essen, noch ein freundlicher Willkomm zu haben – – wir halten uns vergeblich auf.

      Antipholis von Ephesus.

       Geh', hole mir was, daß ich die Thür aufbrechen kan.

      Dromio von Syracus.

       Versuchts, und brecht hier was, wenn ihr wollt daß ich euch den Schädel zerbrechen soll.

      Antipholis von Ephesus.

       Geh', sag' ich, hole mir ein Stemm-Eisen – –

      Balthasar.

       Habt Geduld, mein Herr; ich bitte euch, fangt nichts dergleichen an; ihr würdet einen Anfall auf euren eignen guten Namen thun, und die nie verlezte Ehre eurer Frauen in Verdacht bringen. Bedenket nur das; die lange Erfahrung, die ihr von ihrer klugen Aufführung und von ihrer Tugend habt, ihre bekannte Sittsamkeit, und selbst ihr geseztes Alter rechtfertigen sie gegen allen Verdacht; es muß irgend eine gute Ursache seyn, wenn ihr sie gleich nicht wißt, warum die Thüren dißmal so vor euch verriegelt sind; und zweifelt nicht, mein Herr, daß sie sich vollkommen deßwegen wird rechtfertigen können. Folget mir, und zieht euch in Geduld zurük, und laßt uns alle in den Tyger zum Mittag-Essen gehen, auf den Abend geht dann allein nach Hause, und erkundigst euch um die Ursache dieser seltsamen Begebenheit. Wenn ihr mit Gewalt ins Haus einbrechen wolltet, am hellen Tag und da alle Strassen voller Leute sind, so würde gleich ein allgemeines Stadt-Mährchen draus werden; und das könnte, so wie die Welt alles aufs schlimmste auszudeuten pflegt, eurer Ehre einen Fleken anhängen, der euch bis ins Grab bleiben könnte.

      Antipholis von Ephesus.

       Ihr habt mich überzeugt; ich will in der Stille abziehen, und ich hab' im Sinn mich lustig zu machen, so wenig ich auch Ursache dazu habe. Ich kenne ein Weibsbild von unvergleichlichem Umgang, hübsch und wizig, muthwillig, und doch artig. Dort wollen wir zu Mittag essen; meine Frau hat mir sie schon oft, aber versichert ohne Ursache, vorgerupft; wir wollen geh'n und bey ihr zu Mittag essen. Geht ihr heim, Angelo, und holt die Kette; sie wird izt wol fertig seyn; bringt sie, ich bitte euch, zum Stachel-Schwein, denn das ist das Haus; ich will die Kette meiner Wirthin dort geben, und wenn es auch nur meiner Frauen zum Possen wäre. Säumt euch nicht, mein werther Herr. Weil meine eigne Thüre mich nicht einlassen will, muß ich sehen wo ich eine andre offen finde.

      Angelo.

       Mein Herr, ich will euch in einer oder zwo Stunden daselbst aufwarten.

      Antipholis von Ephesus.

       Gut, mein Herr; (für sich.) Dieser Spaß wird mich Geld kosten.

      (Sie gehen ab.)

      ZWEYTE SCENE

       Inhaltsverzeichnis

      Das Haus des Antipholis von Ephesus.

      Luciana und Antipholis von Syracus treten auf.

      Luciana.

       Wie, ist denn möglich, daß ihr so plözlich habt vergessen können, was die Pflicht eines Ehmanns ist? Wie, Antipholis, sollen schon im Frühling deiner Liebe die Quellen deinerEin Wortspiel mit dem Wort Spring, welches Frühling, und Quelle heißt. Liebe vertroknen? Fällt das Gebäude eurer Liebe schon zusammen, da es kaum aufgeführt ist? Wenn ihr meine Schwester bloß um ihres Vermögens willen geheurathet habt, so begegnet ihr, wenigstens um ihres Vermögens willen, freundlicher; oder wenn ihr irgend eine andre lieber habt, so thut es doch heimlich; laßt meine Schwester eure Untreu nicht so deutlich in euern Augen lesen, und macht eure Zunge nicht zum Redner eurer eignen Schande; seht sie freundlich an, gebt ihr gute Worte; seyd mit einer guten Art ungetreu, kleidet das Laster wie einen Hausgenossen der Tugend; nehmt eine schöne Gestalt an, wenn schon euer Herz besudelt ist; mit einem Wort, seyd heimlich untreu; wozu braucht Sie es zu wissen? Welcher Dieb ist so einfältig, mit seinen eignen Streichen zu pralen? Beredet uns wenigstens, uns arme Weiber, die so leicht zu bereden sind, daß ihr uns liebt; wenn gleich andre den Arm haben, so zeigt uns wenigstens ein freundliches Gesicht; wir werden nur von Euch in Bewegung gesezt, und ihr könnt aus uns machen was ihr wollt. Kommt also wieder mit mir hinein, mein lieber Bruder; tröstet meine Schwester, thut freundlich mit ihr, nennt sie euer Weib; wenn es auch nur Schmeicheley ist, so dient es doch zu ihrer Beruhigung.

      Antipholis von Syracus.

       Anmuthsvolle Gebieterin, (keinen andern Namen weiß ich euch nicht zu geben, noch begreiff ich, durch was für ein Wunderwerk ihr den meinigen entdekt habt,) eure Schönheit und diese Probe eurer Wissenschaft beweisen beyde, daß ihr eher irgend eine Gottheit als ein irdisches Wesen seyd; lehre mich, schönste Gestalt, wie ich denken und wie ich reden soll; entfalte vor meinen zu groben irdischen, in Irrthum eingehüllten Sinnen, den geheimnisvollen Inhalt deiner Reden – – Warum bemüht ihr euch so sehr, mich in einem unbekannten Feld irre zu führen? Seyd ihr eine Göttin? Wollt ihr mich neu erschaffen? So verwandelt mich dann, ich unterwerffe mich eurer Macht. Aber so lang ich ich selbst bin, weiß ich gewiß, und es ist umsonst die lautre Wahrheit meiner Seele einer Falschheit anzuklagen, daß eure weinende Schwester mein Weib nicht ist, und daß ich keine von diesen Pflichten ihr schuldig bin, die ihr mir einschärfet. Warum wollt ihr mich dann nöthigen sie zu lieben, da mein Herz weit stärker, weit stärker zu euch gezogen wird? O, loke mich nicht, holdes Meer-Mädchen, durch dein Zauberlied, um in der Thränenfluth deiner Schwester mich zu ertränken; sing' für dich selbst, Syrene, und ich bin lauter Liebe; spreite deine goldnen Loken über die Silberwellen, und ich will sie zu meinem Bette machen, und da ligen, und den Tod, den du mir geben wirst, mit Entzüken annehmen.

      Luciana.

       Wie, seyd ihr wahnwizig, daß ihr so schwärmt?

      Antipholis von Syracus.

       Nicht wahnwizig, aber geblendet; wie, weiß ich selbst nicht.

      Luciana.

       Der Fehler ligt in euern Augen.

      Antipholis von Syracus.

       Weil ich zu lang, o schöne Sonne, in eure Stralen schaute.

      Luciana.

       Schaut wohin ihr sollt, das wird euer Gesicht wieder aufklären.

      Antipholis von Syracus.

       Das ist soviel, meine süsse Liebe, als ob ihr mir befählet, in die Nacht zu schauen.

      Luciana.

       Warum nennt ihr mich, Liebe? Nennt meine Schwester so.

      Antipholis von Syracus.

       Deiner Schwester Schwester.

      Luciana.

       Das ist meine Schwester.

      Antipholis.

       Nein, das bist du selbst, die bessere Helfte des meinigen, das Auge meiner Augen, und meines Herzens theureres Herz; meine Nahrung, mein Glük und mein Anspruch an den Himmel.

      Luciana.

       Alles diß ist meine Schwester, oder sollt es doch seyn.

      Antipholis von Syracus.

       Nenne dich selbst Schwester, meine Liebe, denn ich meyne dich; dich will ich lieben, und mit dir mein

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