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Butler Parker 129 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн.Название Butler Parker 129 – Kriminalroman
Год выпуска 0
isbn 9783740924331
Автор произведения Günter Dönges
Жанр Языкознание
Серия Butler Parker
Издательство Bookwire
»War ein Jeep? Soll das etwa heißen, daß der Wagen nicht mehr in Ordnung ist?« Groll lag in Lady Agathas Stimme.
»Erstaunlich, wie gut er sich trotzdem gehalten hat!« Kathy stieg aus und wunderte sich ehrlich.
»Und das nennt sich nun gute englische Qualität«, ärgerte Agatha Simpson sich. Sie stieg ein wenig ramponiert aus dem Wagen. »Dieser neumodische Kram hält ja noch nicht mal den kleinsten Stoß aus.«
»Ein anderer Wagen hätte sich wahrscheinlich in seine Einzelbestandteile zerlegt, Mylady.« Kathy mußte wider Willen lachen.
»Seien Sie nicht albern, Kindchen!« Agatha Simpson sah ihre Sekretärin streng an. »Und was jetzt? Mister Parker wird mich inzwischen längst vermissen.«
»Und wird sich gedulden müssen, Mylady. Dieser Jeep taugt nur noch für den Schrott.«
»Ich werde mich bei dem Hersteller beschweren«, drohte die ältere Dame aufgebracht. Sie versetzte dem schuldlosen Fahrzeug einen derben Fußtritt, um dann allerdings geistesgegenwärtig und blitzschnell zurückzuspringen. Nach diesem Fußtritt nämlich brachen beide Vorderräder nach außen weg, worauf der Jeep sich auf seinen durchfallenden Motor legte.
»Soll ich vorauslaufen, Mylady?« fragte Kathy Porter. »Bis zur Sandgrube ist es noch weit.«
»Schnickschnack, Kindchen! Ich komme mit.« Ihre Stimme ließ keinen Zweifel aufkommen. »Ich kann Sie doch nicht schutzlos diesen Haien ausliefern. Nein, nein, diese paar Meter werde ich leicht schaffen. Sie wissen noch gar nicht, wie gut ich zu Fuß bin!«
Agatha Simpson langte nach hinten in den Jeep und holte einen wirksam und modern aussehenden Sportbogen hervor. Sie griff nach dem Köcher, der mit Aluminiumpfeilen gefüllt war. Dann setzte sich die Dame energisch in Bewegung, doch wegen ihrer nicht zu übersehenden Fülle glich sie gerade nicht einer gewissen Diana, der Göttin der Jagd.
*
Natürlich pfiffen sie auf seine Hilfe. Sie hatten nur den einen Wunsch, diesen Butler nach allen Regeln der Kunst zu bearbeiten. Sie brauchten endlich wieder ein intaktes Selbstgefühl und waren auch bereit, dafür einen Mord zu begehen. Parker sah es den zweibeinigen Haien deutlich an.
»Mir scheint, daß ich mir Ihren Unwillen zugezogen habe«, stellte Josuah Parker fest. »Gelten diese Stahlruten etwa meiner bescheidenen Person?«
»Dir wird die Quasselei gleich vergehen«, prophezeite der Anführer gereizt. »Hier kannste uns mit Tricks nicht mehr kommen, ist das klar?«
»Ist es mir vergönnt, einige Fragen zu stellen?«
»Für die nächsten Tage is’ das deine letzte Möglichkeit.« Der Anführer war einverstanden und stoppte seine Begleiter mit einer jähen Handbewegung.
»Haben die Herren möglicherweise etwas mit einem wirklich existierenden Hai zu tun?« fragte Parker sofort und ließ den Anführer nicht aus den Augen. An seiner Reaktion hoffte er zu erkennen, ob der junge Schläger Bescheid wußte.
»Mit welchem Hai?«
»Mit jenem weißen Hai, der heute an der Küste ein Opfer geschlagen hat«, fragte Parker weiter.
»Was soll der Stuß?« Nein, der Anführer wußte offensichtlich nicht Bescheid, oder aber er war ein beneidenswert guter Schauspieler. »War das alles?«
»In der Tat, meine Herren.« Parker deutete wieder eine knappe Verbeugung an. »Nun möchte ich mich den Herren zur Verfügung stellen. Ich darf und kann nur hoffen, daß Sie einem alten, müden und relativ verbrauchten Mann nicht zu gram sein werden.«
Der Anführer fühlte sich natürlich auf den Arm genommen. Die barocke Ausdrucksweise des Butlers reizte ihn zusätzlich. Parker redete eine Sprache, die der Mann kaum verstand. Er stieß die geballte Faust in die Luft und löste damit ein weiteres Anrücken aus. Die insgesamt acht jungen Männer setzten sich wieder in Bewegung und ließen die gefährlichen Stahlruten pfeifen. Der Abstand zwischen ihnen und dem Butler betrug nur noch drei bis vier Meter.
Parker unterschätzte seine Gegner niemals. Er hielt es für an der Zeit, die Glasampulle aus der Wölbung seiner Melone zu nehmen, die er noch immer höflich in der Hand hielt. Er löste sie aus ihrer Halterung und schleuderte sie aus dem Handgelenk heraus zu Boden.
Da geschah etwas, was Parker ehrlich verblüffte: Die Glasampulle blieb trotz ihrer an sich dünnen Wandung heil und intakt. Sie dachte nicht daran, auf dem Boden zu zerschellen und ihren Inhalt freizugeben.
Das war mehr als peinlich, denn darauf hatte Parker gesetzt. Er runzelte die Stirn, wenn auch nur andeutungsweise. Die Dinge nahmen eine Entwicklung, die ihm Sorge bereitete. Leider fehlte jetzt die Nebelbank mit ihren Reizstoffen, auf die er fest gesetzt hatte. Die Schläger rückten weiter vor, der Sicherheitsabstand bestand kaum noch.
Parker sah sich zu seinem Leidwesen gezwungen, eine härtere Gangart anzuschlagen, doch er hatte wirklich keine Lust, sich aus Menschenfreundlichkeit von den Stahlruten zusammenschlagen zu lassen. Genau das hatten die jungen Männer nach wie vor auf ihrem Programm stehen.
Parker griff nach einem seiner Patentkugelschreiber und feuerte ihn auf die Schläger ab, im wahrsten Sinn des Wortes, denn dieser Kugelschreiber enthielt eine ansehnliche Ladung Feinstschrot.
Parker zielte nicht auf die Gesichter der jungen Männer. Er begnügte sich damit, die Beinpartien zu bestreuen. Erfahrungsgemäß reichte das in solchen Fällen.
Der Erfolg war frappierend.
Drei der acht jungen Männer brüllten, als habe man sie frisch aufgespießt. Sie vergaßen ihre Stahlruten und interessierten sich ab sofort nur noch für ihre Beine. Sie setzten sich auf den weichen Boden und nahmen übel.
Die fünf Schläger stutzten zwar, aber sie gaben natürlich nicht auf. Sie waren aus hartem Holz geschnitzt und wollten es jetzt sogar ganz genau wissen.
Parker feuerte einen zweiten Kugelschreiber ab.
Diese Miniaturfeuerwaffe enthielt keinen Feinstschrot, sondern versprühte eine Art Tränengas, allerdings in einer hohen Konzentration.
Daraufhin traten zwei der fünf noch aktiven Rowdies ab. Sie weinten wie Schloßhunde, rangen nach Luft und gingen ebenfalls zu Boden. Sie fühlten sich blind und hilflos, rieben sich die Augen und verschlimmerten dadurch ungewollt ihre momentane Lage.
Zurück blieben drei zu allem entschlossene Schläger.
Der Anführer holte mit seiner Stahlrute aus und hätte den Butler um ein Haar getroffen, wenn Parker nicht im letzten Moment zur Seite gewichen wäre. Einer der drei jungen Bösewichte trat ungewollt auf die Glasampulle und sorgte dann von sich aus für das Ende dieser Vorstellung.
Das dünnwandige Glas brach auseinander und ließ eine dichte Nebelwand hochsteigen, die es in sich hatte. Dieser Nebel enthielt Bestandteile, die die diversen Schleimhäute stark reizte. Der Anführer und seine beiden Getreuen hatten das Gefühl, von schweren Vorschlaghämmern getroffen zu werden. Sie gingen innerhalb einer Sekunde zu Boden und wurden ohnmächtig.
Obwohl Parker natürlich auch von diesem Reiznebel belästigt wurde, passierte ihm dennoch nichts. Er hatte die Zigarre in den Mund geschoben und hielt sich die Nase zu. Diese Zigarre war nichts anderes als eine Atempatrone nach Art der früheren Tauchretterausrüstung. Sie absorbierte den Reizstoff und schützte den Butler, der gelassen das Schlachtfeld inspizierte.
Acht Schläger lagen auf dem Boden und waren außer Gefecht. Sie sahen aus wie selig schlafende Säuglinge. Die Reizwolke hatte inzwischen auch die vom Feinstschrot Getroffenen erreicht und in einen kurzen Tiefschlaf geschickt.
Parker war mit seiner Strecke zufrieden.
Reibungsloser hätte dieser Kontakt zu den weißen Haien gar nicht verlaufen können. Er mußte jetzt nur noch dafür sorgen, daß diese Schläger nicht vorzeitig wieder aktiv wurden.