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die Kinder versorgte, kochte, sich um den Haushalt kümmerte und mich einfach so sein ließ, wie ich bin.

      Eine schreibende Mutter.

      Das Geheimnis

      »Mama, schläfst du schon?«

       »Fast.«

      Es ist halb elf Uhr in der Nacht. Johannes ist unter meine Bettdecke gekrochen und schmiegt sich zärtlich an meine Seite.

      Stille.

      »Mama?«

       »Ja.«

      »Bist du noch gar nicht aufgeregt?«

       »Warum sollte ich aufgeregt sein?«

      »Na, weil in zwei Tagen Muttertag ist!«

       »Warum sollte ich da aufgeregt sein?«

      »Weil du so tolle Geschenke bekommst, aber ich darf dir nichts verraten!«

       »Dann sag bitte nichts. Es soll ja eine Überraschung werden.«

      Stille.

      »Mama?«

       »Ja?«

      »Ich habe dich ganz super lieb!«

       »Ich dich auch, mein Schatz. Willst du Wasser trinken oder musst du aufs Klo?«

      »Nein, ich muss nicht.«

       »Dann schlaf jetzt, mein Kind. Gute Nacht!«

      »Gute Nacht, Mama!«

      Stille.

      »Mama?«

       »Johannes, du darfst heute bei mir schlafen, also sei bitte still. Weck die anderen nicht auf und mach die Augen endlich zu.«

      »Okay.«

      Stille.

      »Mama?«

       »Pst!«

      »Willst du gar nicht wissen, was Papa dir zum Muttertag schenkt?«

       »Nein, mein Schatz, es soll ja eine Überraschung werden.«

      »Er schenkt dir eine neue Kette, so eine, die du dir immer schon gewünscht hast.«

       »Echt?«

      »Ja, eine mit Glasperlen, die so schön glitzern, wenn die Sonne drauf scheint.«

       »Da freu ich mich aber sehr, mein Schatz! Sei jetzt ganz still und versuche zu schlafen.«

      »Okay.«

      Stille.

      »Mama, die anderen haben auch ganz tolle Geschenke für dich.«

       »Das glaube ich dir, aber sag jetzt nichts mehr, sonst verratest du mir ja alles.«

      »Wir haben dich aber alle so lieb!«

       »Ich euch auch! So, und nun schlaf endlich!«

      »Okay.«

      Stille.

      »Mama?«

       »Ja?«

      »Meines hab ich so gut versteckt, dass du es nie finden kannst.«

      Ich bin schon so müde, dass ich kaum mehr antworten kann. Ich lege mich zur Seite, und wir liegen Körper an Körper gekrümmt im Bett. Ich rieche an seinen Haaren, sie duften wie ein Weizenfeld im Sommer.

      »Ich liebe dich«, hauche ich ihm in sein kleines Ohr.

      »Ich dich auch.«

      Stille.

      »Mama, von Ferdinand bekommst du einen selbstbemalten Bilderrahmen.«

      Stille.

      »Und von Constantin einen Topflappen.«

      Stille. Ich schlafe bereits.

      »Mama?«

      Stille.

      »Mama!!!«

       »Ja, mein Schatz.«

      Ich bin nun munter, der Kleine hat es endlich geschafft.

      »Mein Geschenk habe ich so gut in der Speisekammer hinter dem Mehl versteckt, darauf wärst du nie gekommen!«

       »Spann mich nicht mehr auf die Folter!«

      »Nein, das kann ich dir nicht sagen, ist ja eine Überraschung!«

       »Sag schon!«

      »Nein!«

       »Sei nicht so, bitte!«

      »Schlaf jetzt endlich, Mama!«

       »Nein, jetzt kann ich nicht mehr!«

      »Pst, du weckst ja alle anderen auf!«

       »Sag schon, was ist es?«

      Johannes hat mich nun wirklich neugierig gemacht.

      »Nein, kann ich nicht, das soll ja eine Überraschung werden!«

      Stille.

       »Johannes?«

      »Mmhh?«

       »Johannes!!«

      »Mama, lass mich endlich schlafen!«

       »Du hast mich ganz aufgeregt gemacht! Sag schon, was ist es denn?«

      »Das darf ich dir nicht sagen. Aber sei jetzt endlich ruhig, zwei Mal noch schlafen und dann ist eh Muttertag, gute Nacht!«

       »Gute Nacht!«

      Eine fast perfekte Familie

      Wir sind eigentlich eine ganz normale Familie. Vater, Mutter und vier aufgeweckte Buben.

      Ein Mittelding aus bekannten amerikanischen Erfolgsserien, die bei uns in Europa im Vorabendprogramm laufen und bei denen man sich immer denkt: Gott sei Dank, das gibt’s nur im Fernsehen!

      Stimmt nicht ganz, meine Familie ist ein Verschnitt aus Malcom mitten drin und der Addams Family.

      Wobei mir als Mutter der Teil der keifenden, schreienden Horrormutter zukommt, die Kinder immer arm sind und der Vater zwischen beruflicher und persönlicher Überforderung hin und her pendelt.

      Eltern sind immer im Unrecht, Kinder immer im Recht. Und zwischen diesen Welten leben und lieben wir uns.

      Vielleicht sind wir am besten über unseren Kühlschrank zu beschreiben.

      Als eines Tages ein lieber Freund zum Abendessen erschien, wollte er sich in der Küche etwas nützlich machen. Er fragte, wie er mir helfen könne.

      Ein Gläschen Prosecco wäre nun das Richtige für mich. Den fragenden Augen meines Freundes antwortete ich kurz: »Im Kühlschrank«.

      Zum besseren Verständnis ist zu erwähnen, dass er unverheiratet und kinderlos ist.

      Andreas machte unbekümmert den Kühlschrank auf und erstarrte zur Salzsäule.

      Neun Liter Milch, zwölf Joghurts, vier Packungen Butter, ein halber Kilo Käse, sechs Flaschen Bier, drei Stangen Wurst, Gläser mit Gurken und Mais. Vierundzwanzig Eier, zwei Hühnchen und eineinhalb Kilo Schweinskarree für den nächsten Tag.

      »Um Gottes willen,

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