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ihn um­ge­ben­den Stüh­le ru­hig und auf­recht her­austrat, das Bi­rett wie­der auf dem wei­ßen Haar, be­merk­te er eine alte Frau, die ihn auf­merk­sam be­ob­ach­te­te. Er zö­ger­te einen Mo­ment, un­ge­wiss, ob sie etwa zu beich­ten wünsch­te, und da sie die­ses Zö­gern ge­wahr­te, schritt sie auf ihn zu.

      »Ver­zei­hen Sie, Herr«, be­gann sie.

      Es schi­en also kei­ne Ka­tho­li­kin zu sein. Er lüf­te­te sein Bi­rett.

      »Kann ich et­was für Sie tun?«, frag­te er.

      »Ver­zei­hen Sie, Herr, aber wa­ren Sie in Brighton, bei dem Un­glück vor zwei Mo­na­ten?«

      »Ge­wiss.«

      »Ah, ich dach­te es mir; mei­ne Schwie­ger­toch­ter sah Sie da­mals.«

      Per­cy fing an, un­ge­dul­dig zu wer­den; es är­ger­te ihn ein we­nig, so­gleich an sei­nem, zu sei­ner Ju­gend so stark kon­tras­tie­ren­den Haa­re wie­der­er­kannt zu wer­den.

      »Wa­ren Sie dort, Ma­da­me?«

      Zwei­felnd und neu­gie­rig blick­te sie ihn an, ihre al­ten Au­gen an sei­ner Fi­gur auf- und ab­glei­ten las­send. Dann sam­mel­te sie sich.

      »Nein, Herr, es war mei­ne Schwie­ger­toch­ter, — ver­zei­hen Sie, Herr, aber —«

      »Nun?«, frag­te Per­cy und gab sich Mühe, die Un­ge­duld aus sei­ner Stim­me fern­zu­hal­ten.

      »Sind Sie der Erz­bi­schof, Herr?«

      Der Pries­ter lä­chel­te, so­dass sei­ne wei­ßen Zäh­ne zwi­schen den Lip­pen sicht­bar wur­den.

      »Nein, Ma­da­me, ich bin nur ein ein­fa­cher Pries­ter. Der Erz­bi­schof ist Dr. Chol­mon­de­ley. Mein Name ist Per­cy Fran­klin.«

      Sie sag­te nichts, aber wäh­rend sie ihn noch an­blick­te, mach­te sie einen et­was alt­mo­di­schen Knicks, und Per­cy schritt der dunklen, reich ge­schmück­ten Ka­pel­le zu, um sei­ne An­dacht zu ver­rich­ten.

      1 Cal­va­ria, die Schä­del­stät­te (Über­set­zung des he­bräi­schen »Gol­ga­tha«) <<<

      3.

      Die Un­ter­hal­tung der Pries­ter be­schäf­tig­te sich an je­nem Abend bei Tisch sehr leb­haft mit der au­ßer­or­dent­li­chen Aus­brei­tung des Frei­mau­rer­tums. Seit vie­len Jah­ren hat­te die­ses nun zu­ge­nom­men, und die Ka­tho­li­ken wa­ren sich der Ge­fah­ren des­sel­ben voll­kom­men be­wusst, denn die Zu­ge­hö­rig­keit zu die­ser ge­hei­men Ge­sell­schaft war durch de­ren un­zwei­deu­ti­ge Ver­dam­mung durch die Kir­che un­ver­ein­bar ge­wor­den mit dem Glau­ben. Es blieb dem Men­schen nur die Wahl zwi­schen je­ner und sei­nem Glau­ben. Die Ent­wick­lung war wäh­rend des letz­ten Jahr­hun­derts eine au­ßer­or­dent­li­che ge­we­sen. Zu­erst hat­te der or­ga­ni­sier­te An­griff auf die Kir­che Frank­reichs statt­ge­fun­den, und was die Ka­tho­li­ken längst ver­mu­tet hat­ten, wur­de dann zur Ge­wiss­heit durch die Ent­hül­lun­gen des Jah­res 1918, die P. Ge­ro­me, ein Do­mi­ni­ka­ner und ehe­ma­li­ger Frei­mau­rer, über die Loge ge­macht hat­te. Da war es of­fen­kun­dig ge­wor­den, dass die Ka­tho­li­ken recht hat­ten, und dass die Loge, we­nigs­tens in ih­ren hö­he­ren Gra­den, al­lent­hal­ben ver­ant­wort­lich war für die auf­fal­len­de Be­we­gung ge­gen die Re­li­gi­on. Wohl war der Ein­druck auf die öf­fent­li­che Mei­nung ein ge­wal­ti­ger, aber P. Ge­ro­me, sein Ur­he­ber, war bald dar­auf ge­stor­ben. Dann ka­men die groß­ar­ti­gen Spen­den in Frank­reich und Ita­li­en an Spi­tä­ler, Wai­sen­häu­ser und für ähn­li­che Zwe­cke, und wie­der­um be­gann der Ver­dacht zu schwin­den. Da­durch schi­en es — und die­ser An­schein hat­te auch bis jetzt noch be­stan­den — seit sieb­zig Jah­ren und mehr, dass die Frei­mau­re­rei nichts als eine weit­ver­zweig­te, phil­an­thro­pi­sche Ge­sell­schaft sei. Nun be­gan­nen von Neu­em Zwei­fel dar­an auf­zu­stei­gen.

      »Ich höre, dass Fel­sen­bur­gh Frei­mau­rer ist«, be­merk­te Mon­si­gno­re Ma­cin­to­sh, der Ad­mi­nis­tra­tor der Ka­the­dra­le, »Groß­meis­ter oder so et­was.«

      »Wer ist denn Fel­sen­bur­gh?« warf ein jun­ger Pries­ter ein.

      Mon­si­gno­re schüt­tel­te den Kopf.

      »Er ist ein Ge­heim­nis«, mein­te ein an­de­rer Pries­ter, Fa­ther Black­mo­re, »aber er scheint große Auf­re­gung her­vor­zu­ru­fen. Sei­ne Le­bens­be­schrei­bung wur­de heut auf dem Kai feil­ge­bo­ten.«

      »Vor drei Ta­gen«, warf Per­cy ein, »traf ich einen ame­ri­ka­ni­schen Se­na­tor, der mir sag­te, dass selbst dort nichts von ihm be­kannt sei, als sei­ne au­ßer­or­dent­li­che Sprach­ge­wandt­heit. Er trat erst ver­gan­ge­nes Jahr her­vor und scheint durch sei­ne ganz un­ge­wöhn­li­chen Metho­den al­lein al­les an­ge­ord­net zu ha­ben. Dazu ist er ein be­deu­ten­der Lin­guist. Das ist auch der Grund, wes­halb er nach Ir­kutsk mit­ge­nom­men wur­de.«

      »Ja, die Frei­mau­rer, —«, fuhr Mon­si­gno­re fort. »Es ist eine sehr erns­te Sa­che. Im ver­gan­ge­nen Mo­nat habe ich durch sie vier mei­ner Beicht­kin­der ver­lo­ren.«

      »Die Zu­las­sung der Frau­en war ihr Haupt­streich«, mur­mel­te Fa­ther Black­mo­re, in­dem er sich noch et­was Rot­wein ein­schenk­te.

      »Es ist merk­wür­dig, dass sie da­mit so lan­ge zö­ger­ten«, be­merk­te Per­cy.

      Auch ei­ni­ge an­de­re äu­ßer­ten sich in die­sem Sin­ne. Es schi­en, dass auch sie in letz­ter Zeit durch das Um­sich­grei­fen der Frei­mau­re­rei Beicht­kin­der ein­ge­büßt hat­ten. Auch wur­de die Ver­mu­tung ge­äu­ßert, dass oben, in der Kanz­lei des Erz­bi­schofs, ein Hir­ten­brief sich in Vor­be­rei­tung be­fin­de, der sich mit der Fra­ge be­fas­se.

      Mon­si­gno­re schüt­tel­te be­deu­tungs­voll den Kopf. »Es braucht mehr als das«, mein­te er.

      Per­cy er­in­ner­te dar­an, dass die Kir­che ihr letz­tes Wort in der Sa­che ja be­reits vor ei­ni­gen Jahr­hun­der­ten ge­spro­chen habe: Sie hat­te alle Mit­glie­der ge­hei­mer Ge­sell­schaf­ten mit der Ex­kom­mu­ni­ka­ti­on be­legt und da­mit al­les ge­tan, was sie tun konn­te.

      »Aus­ge­nom­men, die Sa­che im­mer und im­mer wie­der ih­ren Kin­dern vor­zu­stel­len«, füg­te Mon­si­gno­re bei; »ich wer­de nächs­ten Sonn­tag dar­über pre­di­gen.«

      Per­cy mach­te sich, als er wie­der auf sei­nem Zim­mer war, eine kur­ze ra­sche No­tiz, ent­schlos­sen, auf die­se An­ge­le­gen­heit in sei­nem nächs­ten Schrei­ben an den Kar­di­nal­pro­tek­tor noch­mals zu­rück­zu­kom­men. Öf­ters hat­te er schon in frü­he­ren Be­rich­ten des Frei­mau­rer­tums er­wähnt, aber es schi­en ihm Zeit, aber­mals die Auf­merk­sam­keit dar­auf zu len­ken. Dann be­gab er sich dar­an, die vor­ge­fun­de­nen Brie­fe zu öff­nen, zu­erst je­nen, den er als von der Hand des Kar­di­nals kom­mend er­kann­te.

      Es war ein merk­wür­di­ges Zu­sam­men­tref­fen, dass, als er eine Rei­he von Fra­gen über­flog, die Kar­di­nal Mar­tins Brief ent­hielt, eine der­sel­ben sich eben auf die­se An­ge­le­gen­heit be­zog, von der man bei Tisch ge­spro­chen hat­te. Sie lau­te­te: »Was ha­ben Sie über die Frei­mau­rer zu be­rich­ten? Fel­sen­bur­gh

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