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DIVINE - BLICK INS FEUER. Cheryl Kaye Tardif
Читать онлайн.Название DIVINE - BLICK INS FEUER
Год выпуска 0
isbn 9783958350922
Автор произведения Cheryl Kaye Tardif
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Wenn Jasi eintauchte, wurde sie eins mit den Gefühlen, Gedanken und Taten des Angreifers. Sie sah alles genau wie durch die Augen des Brandstifters. Jasi erlebte diese Augenblicke vor sich, als würde sie im Körper des Täters stecken. Ben dagegen war ein hochqualifizierter Profiler, der einen Menschen berühren und dessen Gedanken spüren konnte. Doch seine übernatürlichen Fähigkeiten waren unzuverlässig und sporadisch. Das Gerät spielte Jasis Stimme ab. »Du erinnerst dich vielleicht nicht an mich, aber ich kann mich verdammt gut an dich erinnern!« Ben beobachtete sie genau. Er bemerkte das leichte Schaudern, als sie sich selbst wie eine Verrückte lachen hörte. Selbst nach all den Jahren war das etwas, was Jasi immer noch schwer fiel. Aber wem könnte es da anders gehen? Man konnte es ihr kaum zum Vorwurf machen. »Vorherige Bekanntschaft mit dem Opfer kann bestätigt werden«, sprach Natassia in ihren Datakom. »Ich denke, wir suchen nach einem Mann, gemessen an deiner tiefen Stimme in der Aufnahme.« »Irgendetwas über den Brandbeschleuniger?«, erkundigte sich Ben. »Es war Super Clean-Dieselkraftstoff.« »Was ist mit unserer X-Disc?«, schaltete sich Jasi plötzlich ein. Ben scrollte durch seinen Datakom und lud die Daten der X-Disc Pro herunter. »Wir haben den Teilabdruck eines Stiefels. Fast sechs Meter vom Haus entfernt, hinter dem Apfelbaum. Könnte vom Täter stammen. Die Disc hat auch eine Bodenprobe des Abdrucks genommen. Die können wir von Ops analysieren lassen.« »Brauchst du eine Liste der bekannten Kontakte, Jasi?«, fragte Natassia. »Ja«, antwortete Jasi. »Durchsuche bitte sämtliche Daten auf Dr. Washburns bisherige Kontakte. Alle Beschwerden gegen ihn, sowohl privat als auch beruflich. Gerichtsverfahren, widerrechtliche Tötung, Fehldiagnosen. Irgendjemand hatte noch ein Hühnchen mit dem Doktor zu rupfen.« »Gib mir dreißig Minuten. Vielleicht eine Stunde. Ich hab das Gefühl, das könnte eine ziemlich lange Liste werden.« Jasi stand auf und griff zur Tür. »Ich geh noch mal zum Tatort zurück.« Ben hielt sie am Arm fest. »Zweimal innerhalb so kurzer Zeit könnte etwas zu viel sein. Du hast uns schon einige Hinweise geliefert. Warum ruhst du –« »Mir geht's gut, Ben. Ich werde nicht noch mal reingehen. Ich will mir nur alles ansehen.« Sie rückte ihre Oxy-Maske zurecht und stieg aus dem Van, bevor er noch etwas sagen konnte. »Herrgott noch mal!«, hörte er sie rufen. Ben lehnte sich aus dem Wagen und folgte ihrem Blick. Dort stand Brandon Walsh gegen die Stoßstange des Vans gelehnt. »Na ja, nicht ganz.« Jasi ignorierte ihn und steuerte entschlossen auf Washburns Hütte zu. Ben war stocksauer. »Walsh!« Kochend vor Wut zog er den Chief vom Wagen weg. »Hey, legen Sie sich nicht mit uns an. Diese Stadt mag vielleicht ihr Territorium sein, aber Agent McLellan ist mein Territorium. Sie hat schon zu viel durchgemacht, um sich von einem egoistischen Hinterwäldler verarschen zu lassen, der –« »Hey! Ich ergebe mich!«, unterbrach ihn Walsh und streckte seine Arme nach oben. »Hören Sie, ich will nur helfen. Sie können mir glauben: Ihr Agent McLellan wird keine Probleme mit mir haben.« Ben biss sich auf die Zähne. »Lassen Sie einfach die Finger von ihr – und von Agent Prushenko ebenfalls, wo wir gerade schon dabei sind.« Die Anspannung zwischen ihnen schaukelte sich immer weiter nach oben. Dann drehte Walsh sich auf dem Absatz um und lief zu einem Einsatzwagen in der Nähe. Er sagte etwas zu dem Fahrer, der ihm gleich darauf das Funkgerät reichte. Ben beobachtete ihn misstrauisch. Was hast du vor, Walsh? Ben wandte seinen Blick ab und schützte seine Augen mit einer Hand vor der grellen Sonne. Jasi kam dem Tatort immer näher. Er sah, wie sich ihre Muskeln als Antwort auf das Chaos um sie herum anspannten. Er hoffte inständig, dass die Maske keine giftigen Dämpfe durchlassen würde, die ihre Fähigkeiten auslösten. Jasmine McLellan war wie eine Schwester für ihn. Eine sture, selbstständige, kleine Schwester, die manchmal gerettet werden musste. Sie war von einer Aura der Unschuld umgeben, trotzdem setzte sie sich täglich dem Bösen aus. Ben bewachte sie, beschützte sie und liebte sie auch … so wie ein Bruder die eigene Schwester lieben sollte. Doch vor allem stand er in ihrer Schuld. Seit den Parlamentsmorden … Er sprang in den Van und beugte sich über Natassias Schulter, um den Datakom-Bildschirm sehen zu können. »Der gute alte Doktor hatte genug Feinde, um eine eigene politische Kampagne finanzieren zu können«, lächelte sie mit finsterer Miene. »Irgendjemand, den wir kennen?« »Ein paar Anklagen wegen widerrechtlicher Tötung. Erinnerst du dich noch an diese Schauspielerin, Stacey Beranski? Ihr Sohn reichte Klage ein, weil sie auf dem OP-Tisch gestorben ist. War eigentlich nur eine Blinddarmentfernung. Angeblich war Dr. Washburn während des Eingriffs betrunken und versaute das Ganze.« Ben lehnte sich weiter nach unten zu dem Bildschirm. »Was passierte mit Washburn? Gab es eine Anklage wegen widerrechtlicher Tötung?« Natassia rümpfte ihre Nase. »Er wurde intern abgemahnt. Sieht so aus, als wäre das mit dem Alkohol vertuscht worden. Sie ließen es so aussehen, als hätte er während der OP einen leichten Schlaganfall erlitten. Er ist davongekommen. Fall geschlossen.« »Wie heißt der Sohn?« »Jason Beranski, Alter neunundzwanzig. Er ist Apotheker, arbeitet bei Pharmacity in Kelowna.« Natassia sah von ihrem Datakom auf. »Also der hat ganz bestimmt Zugang zu medizinischer Ausrüstung.« »Wollt ihr zwei euch den mal vornehmen?« Natassia grinse ihn an, also wollte sie sagen: Nichts lieber als das! Er war sich sicher, dass sich irgendwo in der Liste ein Hinweis versteckte – die Identität des Serientäters. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn finden würden. Doch die Zeit lief ihnen davon. Ben spürte, dass der Brandstifter wieder zuschlagen würde … und zwar schon bald. Zwanzig Minuten später hörte er von draußen laute, verärgerte Stimmen. Jemand hämmerte aufdringlich gegen die Tür. Natassia sperrte die Tür auf und öffnete sie. Ben blickte über ihre Schulter hinaus. Ein gut gekleideter Mann in einem hellen, kastanienbraunen Anzug stand vor dem Wagen. Seine sonnengebleichten blonden Haaren, die markante Nase – die wohl schon einmal gebrochen gewesen war – und seine funkelnden braunen Augen machten sein Gesicht zu einem der bekanntesten in Nordamerika. Vor ihnen stand kein anderer als Allan Baker – der Ministerpräsident von British Columbia … und der Sohn des verstorbenen Dr. Washburn. »Wo ist er?«, verlangte Baker leise. »Wo ist wer?«, fragte Ben und stieg aus dem Van. Allan Bakers Augen flackerten feindselig. »Mein Vater.« Ben musterte den Mann sorgfältig, versuchte ihn einzuschätzen. Baker wirkte nicht gerade so, als wäre sein Herz gebrochen. Bestürzt, ja, aber nicht unbedingt das Bild eines trauernden Sohnes. Baker musterte ihn verächtlich. »Wer hat hier die Leitung? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.« Ben streckte seine Hand aus. »Ich bin der stellvertretende Leiter. Agent Benjamin Roberts, CFBI.« Natassia hüpfte aus dem Van und fing den Blick des Ministerpräsidenten ein. »Agent McLellan hat die Leitung, aber sie ist gerade am Tatort.« Baker sah unruhig hinüber zu den verkohlten Ruinen der Hütte am See. Dann warf er Ben ein herablassendes Stirnrunzeln zu. »Gut, also wo ist er?« Ben runzelte die Stirn. Was genau war dem Ministerpräsidenten gesagt worden? »Es tut uns wirklich sehr leid, aber Ihr Vater ist tot«, sagte Natassia sanft. »Natürlich ist er tot!«, fauchte Baker. »Ich wäre nicht hier, wenn es nicht so wäre. Ich will wissen, wo sein Leichnam ist. Ich muss einige Vorbereitungen treffen.« Ben gab Natassia ein kurzes Zeichen, auf welches sie mit einem knappen Nicken antwortete. »Herr Ministerpräsident, gehen wir dafür doch an einen ruhigeren Ort«, schlug sie vor. Ben folgte in einigem Abstand hinter Natassia, die Baker zu einem Besprechungszelt am Straßenrand führte. Allan Baker hatte sich soeben auf Platz Eins der Hauptverdächtigen auf Bens Liste katapultiert. Es war allgemein bekannt, dass Vater und Sohn nicht gerade viel füreinander übrig hatten und dass Baker seinen Vater verachtete, weil er ihn als kleinen Jungen nicht als seinen Sohn anerkannt hatte. Also wenn das kein gutes Motiv wäre, dann weiß ich auch nicht! In jedem Fall würde er Allan Baker noch genauer unter die Lupe nehmen. Apropos unter die Lupe nehmen … Ben ertappte Baker dabei, wie dieser Natassia ausgiebig musterte. »Premier Baker«, knurrte er. »Setzen Sie sich doch bitte. Wir haben einige Fragen an Sie. Hätten Sie gerne einen Kaffee?« »Ja, bitte. Mit viel Milch und etwas Zucker.« Baker warf Natassia einen unverhohlen anzüglichen Blick zu. »Ich steh auf Süßes.« Ben wollte dem Typen eine reinhauen. Stattdessen reichte er Baker die Dosenmilch und ihre Hände berührten sich. Sofort durchfuhr ihn ein Kaleidoskop der Gefühle und Gedanken. Wut, Trauer, Geheimnisse und Lügen. »Herr Ministerpräsident«, antwortete Natassia kühl. »Die Überreste Ihres Vaters wurden in seiner Hütte gefunden. Was genau möchten Sie gerne wissen?« »Alles«, gab er hochmütig zurück. Ben zuckte mit den Schultern. Baker wollte alles im Detail erfahren? Dann würde er genau das bekommen. »Premier Baker, Ihr Vater wurde ermordet. Er wurde an einen Sessel gefesselt und danach wurde die Hütte in Diesel getränkt. Er starb entweder