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Wind war so heftig geworden, daß das Geräusch des nachkommenden Kombis nicht zu hören war.

      Dann tauchten plötzlich die Scheinwerfer auf. Sekunden später preschte der Wagen um die Straßenkehre. Der Fahrer sah das Hindernis auf der Bahn und vollführte eine Vollbremsung. Dicht vor Parkers Wagen kam der Kombi zum Stehen.

      Der Fahrer hupte ungeduldig, stieg aber noch nicht aus.

      *

      Josuah Parker dachte natürlich nicht daran, sein Versteck im Straßengraben zu verlassen. Er schlich sich ein paar Meter hinter den Kombi und näherte sich in gebückter Haltung dem Wagen.

      Der Fahrer verlor die Geduld.

      Er klinkte die Wagentür auf und stieg aus. Langsam und vorsichtig schritt er auf den leeren Wagen zu, der quer zur Straße stand. Der Chinese mochte mißtrauisch sein. Wahrscheinlich hatte er sich auch bewaffnet. Parker war so einsichtig, mit solch einer Möglichkeit zu rechnen.

      Wenig später hatte der Chinese sich vergewissert, daß der Wagen tatsächlich leer war. Er tat etwas, womit Josuah Parker nicht gerechnet hatte. Der Mann setzte sich ans Steuer, ließ den Motor anspringen und schickte sich an, das Hindernis an den Straßenrand zu fahren.

      Parker war erfreut, daß der Chinese solchermaßen reagierte. Er kam seinen Absichten sehr entgegen.

      Der Butler genierte sich nicht, sich an das Steuer des Kombi zu setzen. Er hörte hinter sich einen überrascht Aufschrei, hatte aber keine Zeit, beruhigende Worte von sich zu geben. Nun kam es erst mal darauf an, den Wagen wegzuschaffen.

      Da der Motor des Kombi noch lief, ergaben sich keine Schwierigkeiten.

      Sobald der ahnungslose Chinese den sperrenden Wagen etwas an die Seite gelenkt hatte, gab Josuah Parker Gas und brauste los. Gleichzeitig spürte er einen Schlag auf den Kopf. Die Chinesin hatte mit einem harten Gegenstand zugeschlagen und wollte den Butler damit außer Gefecht setzen.

      Sie konnte natürlich nicht wissen, daß Parkers schwarze Melone mit solidem Stahlblech gefüttert war. Diese Kombination von Kopfbedeckung und Sturzhaube ließ sich von dem Schlag überhaupt nicht beeindrucken. Auch Parker nicht.

      Er preschte durch die Lücke auf der Fahrbahn, schaltete den Kombi schnell hoch und entfernte sich vom Tatort. Parker hörte hinter sich einige Schüsse. Der Chinese hatte den Trick endlich bemerkt und wollte retten, was noch zu retten war.

      Zu spät …!

      Die Schüsse pfiffen wirkungslos durch die dunkle, stürmische Nacht. Josuah Parker konnte das Tempo herabmindern.

      »Ich möchte mich in aller Form vorstellen«, sagte er zu seinen beiden Begleiterinnen. »Mein Name ist Josuah Parker. Ich habe den Vorzug, Mr. Mike Rander als Butler dienen zu können. Sie brauchen nichts zu befürchten, meine Damen, ich bin mit den besten Absichten gekommen. Ich möchte vorschlagen, daß Sie sich vorerst noch etwas gedulden. Sobald ich Sie aus der mittelbaren Gefahrenzone herausgebracht habe, werde ich mit näheren Erklärungen aufwarten.«

      Parker wollte sich zufrieden im Fahrersitz zurechtsetzen. In diesem Augenblick schien in seinem Kopf eine Granate zu explodieren. Er fühlte noch einen schmerzhaften, harten Schlag am Hals und wurde dann augenblicklich besinnungslos …

      *

      Mike Rander setzte zu einem zweiten Angriff an.

      In Repulse-Bay hatte er sich ein kleines Motorboot gemietet. Er wollte noch mal zum Bungalow, in dem er seinen Butler Josuah Parker vermutete. Diesmal wollte er es von der Seeseite her versuchen.

      Im Wetter hatte er sich allerdings böse getäuscht.

      Schon nach zehn Minuten wurde sein kleines Boot von der immer stärker werdenden auflaufenden Flut durchgeschüttelt. Der böige Wind türmte die Wogen auf. Wie eine hilflose, kleine Nußschale tanzte das Boot auf den Wellen.

      Mike Rander war Sportsmann.

      Angst hatte er nicht. Zu Hause, drüben in den Staaten, betätigte er sich gern auf dem Wasser. Mit einem Boot wußte er umzugehen. Doch das hier war erheblich anders. Meterhoch türmten sich die Wellen auf. Rander schwitzte, obwohl das Wasser angenehm kühl war. Wie er am Bootssteg des Bungalows anlegen sollte, war ihm unklar. Es bestand die größte Gefahr, daß ihn die Brandung gegen die Felsen schmetterte.

      Er hatte riesiges Glück.

      Beim Einbiegen in die kleine Bucht geriet er in den Windschatten des immer stärker aufkommenden Sturms. Hier im Schutz der vorspringenden Felsen war das Wasser erstaunlich ruhig.

      Rander wischte sich das Salzwasser aus dem Gesicht. Er glaubte einen Schatten auf dem Wasser gesehen zu haben. Er riskierte es, sich aufzurichten. Blitzschnell mußte er sich wieder auf den Boden des Bootes zusammenkauern, sonst wäre er ins Wasser geschleudert worden.

      Der kurze, schnelle Blick aber hatte bereits genügt.

      Er hatte die Umrisse einer Dschunke erkannt, die die Bucht verließ. Jetzt tauchte sie auf einem hohen Wellenkamm auf. Eine riesige, unsichtbare Hand schien die Dschunke zum Himmel hoch tragen zu wollen. Sekunden später verschwand das Fahrzeug in einem tiefen Wellental und war nicht mehr zu sehen.

      Rander war es unmöglich, sich auf den Kurs der Dschunke zu legen. Dazu war die Entfernung zu groß. Im Gegensatz zu ihr war es auch ausgeschlossen, sich hinaus auf das aufgewühlte Meer zu wagen. Mit größter Sicherheit wäre er umgeschlagen. Er mußte froh sein, als er nach einer Viertelstunde am Bootssteg festmachen konnte.

      Bis auf die Haut durchnäßt, stieg er über die steile Betontreppe hinauf zum Bungalow. Seine Gestalt wurde von den harten, fast schmerzhaften Windschlägen erfaßt. Der Sturm heulte um die Klippen. Rander mußte sich am Eisengeländer festklammern, um nicht von der Treppe geweht zu werden.

      Mühsam kämpfte er sich nach oben.

      Mit seinen Feuerwerkskörpern konnte er nicht rechnen. Sie waren völlig durchnäßt worden. Er warf sie als unnötigen Ballast ab. Er hoffte, auch ohne sie zurecht zu kommen. Nach dem Zwischenfall im Bungalow rechneten die Gelben Drachen bestimmt nicht mehr mit seiner Rückkehr.

      Rander erreichte den Garten.

      Er legte eine kleine Verschnaufpause ein.

      Die ersten Blitzbündel zuckten vom Himmel und erleuchteten alles taghell. Rander sprang von Deckung zu Deckung. Er näherte sich der Rückseite des Bungalows, der übrigens nicht ein einziges, erleuchtetes Fenster aufwies.

      Sollten die Gelben Drachen sich bereits zur Ruhe gelegt haben?

      Mike Rander wurde ein ungutes Gefühl nicht los. Er mußte an die auslaufende Dschunke denken. Hoffentlich hatten die Gelben Drachen sich nicht abgesetzt.

      Plötzlich zuckte Rander zusammen.

      Ein hartes, explosionsartiges Geräusch traf seine Ohren. War auf ihn geschossen worden?

      Rander ging in Deckung, lauschte, wartete ab.

      Pfeifend strich der Sturm um die Hausecken. Er heulte über das flache Dach des Bungalows und peitschte die Bäume und Sträuchern Der Regen begann stärker zu werden.

      Da, wieder dieses knallende Geräusch …!

      Doch nun war der junge Anwalt beruhigt. Ein loser Fensterladen wurde mit großer Gewalt gegen die Hauswand geschleudert. Mike Rander folgte diesem Geräusch. Bald schon stand er vor einem Fenster, dessen Flügel aufgedrückt und dessen Glas zertrümmert war.

      Da sich seit einigen Minuten keiner im Haus darum gekümmert hatte, verdichtete sich sein Verdacht, daß das Haus geräumt worden war.

      Der Anwalt stieg durch das zertrümmerte Fenster, ging vorsichtig durch den Raum und erreichte die Wohnhalle. Als er die Tür auf drückte, hörte er ein nervenzerfetzendes Stöhnen und Wimmern. Doch es war nur der Wind, der durch das Haus strich.

      Rander schaltete das Deckenlicht ein.

      Die Wohnhalle war leer. Sie war buchstäblich leer. Die Gelben Drachen hatten nicht ein einziges Möbelstück, nicht

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