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achtete er kaum. Er dachte wohl, daß ein müder, matter Mann keine Gefahr bedeutete.

      »Werde ich lange bleiben müssen?« fragte Parker ihn.

      »Kommt darauf an, wie schnell Sie reden, Alter.«

      »Worüber soll ich sprechen?« erkundigte sich der Butler. »Wer interessiert sich für mich?«

      »Der Chef.«

      »Kenne ich ihn?«

      »Bestimmt nicht, Alterchen. Aber Sie werden ihn gleich kennenlernen. Und ich rate Ihnen, schnell und offen zu reden. Der Chef ist verdammt ungeduldig.« Die Stimme kam von der Tür her.

      »Und ob er das ist!«

      Sie hatte sich unhörbar geöffnet. Halb verdeckt von dem Fahrer war ein schlanker, mittelgroßer Mann von etwa 48 bis 50 Jahren zu sehen. Er trug einen grauen Hut, einen grauen, sehr gut geschnittenen und wahrscheinlich auch teuren Anzug und eine Sonnenbrille, die hier in dem düsteren Raum bestimmt nicht angebracht war.

      »Parker mein Name«, stellte sich der Butler vor. »Josuah Parker. Ich hoffe, Ihnen helfen zu können.«

      »Wo ist die Brieftasche?«

      Rund heraus und direkter hätte die Frage gar nicht ausfallen können. Der Mann mit der Sonnenbrille wußte, worauf es ankam. Er wußte auch, was er wollte. Seine Stimme klang hart und drohend.

      »Die Brieftasche?« wiederholte Parker in einem Ton, als müsse er sich mühsam erinnern.

      »Spielen Sie mir kein Theater vor«, herrschte ihn der Mann an. »Sie wissen genau, daß ich die Brieftasche von Carpenter meine. Ich weiß, daß Sie Hausdetektiv im ›Jackson‹ sind. Sie sehen«, er lächelte dünn und schneidend, »ich bin erstklassig informiert. Sie haben Carpenter gefunden. Sie müssen wissen, wer die Brieftasche hat. Vielleicht haben Sie sie sogar eingesteckt, oder?«

      »Ein Mißverständnis, ein grenzenloses Mißverständnis«, antwortete Parker höflich. »Gewiß, ich bin Hausdetektiv im ›Jackson‹. Das wage ich nicht abzustreiten, Sir. Ich habe auch jenen Mann gefunden, den man erhängt hat. Carpenter ist wohl sein Name. Aber von einer Brieftasche weiß ich nichts.«

      »Soll ich die Wahrheit aus Ihnen herausprügeln lassen? Kostet mich nur ein Fingerschnipsen, Parker! Wer weiß, vielleicht geht Carpenters Ermordung sogar auf Ihr Konto.«

      »Sie überschätzen meine Fähigkeiten«, verwahrte Parker sich gegen diese Unterstellung. »Ich habe den Toten gefunden. Aber eine Brieftasche fand ich nicht in seinen Taschen.«

      »Was denn sonst, he?«

      »Nichts, würde ich sagen.«

      »Und wie haben Sie erfahren, wo Carpenter wohnt, he?« Die Stimme des Sonnenbrillenträgers troff von Hohn. »Wie kamen Sie an die Adresse? Was wollten Sie von Carpenters Nichte?«

      »Ich wollte ihr, ob Sie es nun glauben oder nicht, Sir, mein Beileid und Mitgefühl ausdrücken.«

      »Dreht ihn durch den Wolf, bis er die Wahrheit sagt«, kommandierte der Mann gereizt. »Wollen doch mal sehen, wer den längeren Arm hat.«

      Parker seufzte, als die beiden Gangster langsam auf ihn zukamen. Er übersah nicht die Gummischläuche, die sie plötzlich in ihren Händen hatten. Wozu sie dienen sollten, war ihm ebenfalls klar. Kurz, Josuah Parker war wieder einmal in Schwierigkeiten geraten …

      *

      In der Langton Street endete die kurze Verfolgungsjagd, von der die blonde junge Dame in ihrem Ford bestimmt nichts geahnt hatte. Sie hielt vor einem großen Gebäudekomplex, in dessen Erdgeschoß Geschäfte untergebracht waren.

      Da sich in der Nähe ein Taxistand befand, konnte Mike Rander ohne Besorgnis aussteigen. Der dickliche Vertreter bedauerte das fast.

      »Schade, daß wir uns schon trennen«, meinte er. »Die Sache wurde richtig spannend. Ich habe mich wie ein Privatdetektiv gefühlt.«

      »So ähnlich komme auch ich mir vor«, erwiderte der junge Anwalt. »Obwohl die es vielleicht raffinierter angestellt hätten als wir.«

      »Muß ich Ihnen auf den Schein was ’rausgeben?« wollte der Vertreter wissen.

      »Nicht einen Cent.« Mike Rander winkte ab. »Sie ahnen nicht, wie sehr Sie mir aus der Patsche geholfen haben.«

      Er wartete, bis der Vertreter samt seinen Musterkoffern im Straßenverkehr verschwunden war. Dann schlenderte Rander auf den Taxistand zu und stellte sich hier in der Nähe vor ein Schaufenster. Von seinem Platz aus konnte er den Ford gut beobachten. Fuhr die junge Dame weiter, brauchte er sich nur in ein Taxi zu setzen. Jetzt hatte sie keine Chance mehr, ihn loszuwerden.

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