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mitfühlend. »Wann haben Sie geheiratet?«

      Diese Frage hätte er nicht stellen sollen. Er schien eine offene und besonders schmerzhafte Wunde berührt zu haben. Jane Bracer schluchzte auf und brach zusammen.

      Mike Rander sah sich hilfesuchend nach seinem Butler um, der sich im Hintergrund gehalten hatte.

      Als geschulter Butler hatte Parker bereits wirksame Mittel zur Hand, um die Frau zu beleben. Er servierte einen Kognak, den Jane Bracer sich fast willenlos von Mike Rander einflößen ließ.

      Sie schüttelte sich, als das Getränk über ihre Lippen rann. Nur langsam erholte sie sich von ihrem Schock. Ihre Augen waren nun tränenlos. Tapfer richtete sie sich auf und preßte die Lippen zusammen, bis ihre Nerven sich beruhigt hatten.

      »Sie sollten jetzt nicht mehr antworten«, meinte Rander. »Ich werde Sie nach Hause bringen, Mrs. Bracer.«

      »Nein, auf keinen Fall werde ich zurück ins Haus gehen«, sagte sie. »Ich würde doch nur immer an... an das erinnert.«

      »Können Sie anderweitig Unterkommen?«

      »Ich werde wohl zu meiner Freundin gehen. Bringen Sie mich bitte zu ihr!«

      »Aber das ist doch selbstverständlich«, sagte Rander und erhob sich.

      »Sie fragten mich, wann ich Jeff geheiratet habe«, redete Jane Bracer weiter. »Erst vor vier Wochen. Verstehen Sie jetzt, wie es in mir aussieht?«

      »Du lieber Himmel«, sagte Mike Rander bestürzt. »Das konnte ich leider nicht wissen. Verzeihen Sie meine Frage!«

      »Ich habe die ganze Zeit über auf Jeff gewartet«, redete Jane Bracer weiter. »Ich wußte, daß er im Grunde ein guter Kerl war, glauben Sie mir. Wir wollten die Stadt verlassen und irgendwo völlig neu beginnen. Er hatte sich bereits um eine Stelle in Los Angeles beworben.«

      »Wir sollten jetzt aber wirklich gehen«, sagte Mike Rander. »Sie muten sich zuviel zu, Mrs. Bracer.«

      »Sie glauben ja nicht, wie gut es tut, sich mal richtig auszusprechen«, redete sie weiter und beschäftigte sich erneut mit dem kleinen Spitzentaschentuch, das fast zerrupft und zerfetzt war. »Warum ist Jeff wohl erschossen worden? Er hatte doch seine Strafe verbüßt. Er hat doch keinem Menschen etwas getan?«

      »Eines Tages werden wir die Antwort auf Ihre Fragen wissen«, tröstete Rander die junge Frau.

      »Sie wollen das also in die Hand nehmen, Sir?« fragte sie. »Ich zahle jeden Preis. Ich habe gespart. Sie verstehen?«

      »Wir werden Ihnen helfen«, sagte Rander. »Aber jetzt wollen wir wirklich gehen. Sie haben immerhin ein Verhör der Polizei hinter sich.«

      »Wenn Sie erlauben, Mrs. Bracer, möchte ich Ihnen gern einige Beruhigungstabletten mitgeben«, schaltete sich Parker aus dem Hintergrund ein. »Sie werden dann wenigstens schlafen können.«

      »Parker, bringen Sie Mrs. Bracer nach Hause«, sagte Rander. »Ich habe noch etwas zu erledigen. Sie werden mich hier in der Kanzlei finden.«

      Josuah Parker schien Mitleid mit der jungen Frau zu haben, denn er umsorgte sie mit einer Wärme, die man sonst nicht an ihm beobachten konnte. Sorgsam geleitete er sie hinaus, führte sie zum Lift und fuhr mit ihr hinunter in die große Halle.

      Mrs. Bracer merkte überhaupt nicht, in was für einen eigenartigen Wagen sie einstieg. Es handelte sich um Butler Parkers hochbeiniges Monstrum, ein ehemaliges Londoner Taxi, das nach speziellen Wünschen des Butlers umgebaut worden war.

      Parker gab sich die größte Mühe, nicht zu schnell zu fahren. Für seine Begriffe kroch er förmlich durch die Straßenschluchten. Normalerweise fuhr er ein anderes Tempo, das starke Männer schwach werden ließ.

      »Wohin darf ich Sie bringen?« erkundigte sich Parker während der Fahrt.

      Sie nannte ihm die Adresse.

      Parker fuhr hinüber in den Ostteil der Stadt und setzte die junge Frau vor einem grauen Mietblock ab.

      »Ich bringe Sie gern hinauf«, sagte er.

      »Aber das ist wirklich nicht nötig«, wehrte Jane Bracer ab. »Sie haben schon so viel für mich getan.«

      »Es macht mir wirklich nichts aus.«

      »Nein, danke, Mr. Parker«, sagte Jane Bracer. Sie nickte ihm flüchtig zu und verschwand im Hauseingang.

      Josuah Parker wartete, bis sie nicht mehr zu sehen war. Dann löste er sich von seinem hochbeinigen Monstrum und folgte ihr. Unten im Treppenhaus blieb er stehen und lauschte auf die Schritte nach oben. Im dritten Stockwerk betrat sie den Korridor. Nach wenigen Schritten pochte sie gegen eine Tür.

      Parker, der von Natur aus dazu neigte, den Dingen auf den Grund zu gehen, stieg nun ebenfalls drei Treppen hoch, bis er die bewußte Etage endlich erreicht hatte. Ein Lichtschein, der unter einer Tür hervortrat, wies ihm den Weg.

      Parker genierte sich nicht, durch das Schlüsselloch zu schauen.

      Viel war leider nicht zu erkennen. Jane Bracer schien knapp hinter der Tür stehen geblieben zu sein. Sie weinte und schluchzte und ließ sich von einer Frau trösten, die eine dunkle Altstimme besaß.

      Parker pochte gegen die Tür.

      Die Stimmen im Zimmer brachen jäh ab. Es dauerte eine Weile, bis die Altstimme in ziemlich forscher Tonart fragte, wer da sei.

      »Hier ist Parker, Josuah Parker«, meldete der Butler sich. »Darf ich Mrs. Bracer noch einmal belästigen?«

      »Mr. Parker...?« fragte Jane Bracer überrascht, aber auch irgendwie erleichtert zurück. Ein Schlüssel wurde herumgedreht, dann schob sich die Tür auf.

      »Oh, das ist mir aber ungemein peinlich«, sagte Parker und senkte verschämt die Augen. Vor ihm stand eine junge Frau, die einen nachlässig geschlossenen Bademantel trug. Sie merkte sofort, daß ihre Kleidung nicht in Ordnung war, lächelte flüchtig und schloß den Mantel.

      Die junge Frau, die sehr zurechtgemacht war und deren Make-up für Parkers Begriffe reichlich auffällig war, ließ den Butler eintreten.

      »Kann ich noch irgend etwas für Sie tun?« fragte Parker besorgt.

      »Nein, danke«, sagte Jane Bracer irritiert. »Meine Freundin wird nicht zum Dienst gehen. Sie will hier bleiben.«

      »Das durfte doch wohl klar sein«, meinte die junge Frau burschikos. »Ich werde Jane doch jetzt nicht allein lassen. Keine Sorge, sie ist bei mir gut aufgehoben.«

      »Das wollte ich nur feststellen«, sagte Josuah Parker, verbeugte sich und verließ die kleine Wohnung. Er hatte die Türklinke noch in der Hand, als er drüben an der Treppe ein ächzendes Geräusch hörte. Ein loses Dielenbrett mußte jäh belastet worden sein.

      Parker beeilte sich, zur Treppe zu kommen.

      Er hatte eine zusammengekauerte Gestalt ausgemacht, die sich hinter dem Geländer verbarg.

      Aber weit kam er nicht.

      Für Bruchteile von Sekunden funkelte ein Lichtstrahl auf. Das Licht der Flurbeleuchtung brach sich auf einem Gegenstand, den der Butler noch nicht ausmachen konnte.

      Einen Moment später klatschte dicht neben ihm ein Wurfmesser gegen den Türrahmen und landete klirrend auf dem Boden. Da wußte der Butler genau, um welchen Gegenstand es sich gehandelt hatte...

      *

      Verfolgung wäre sinnlos. Der Vorsprung des Messerwerfers war einfach zu groß. Josuah Parker hob das Messer auf, benutzte dabei aber ein kleines Tuch, um etwaige Fingerabdrücke nicht zu verwischen. Er überlegte, ob er die beiden Frauen nicht informieren und warnen sollte, entschied sich aber dafür, nichts zu sagen. Sie sollten nicht in Angst und Schrecken versetzt werden.

      Dennoch mußte etwas für sie getan werden. Nach Lage der Dinge war Jane Bracer jemand auf den Fersen. Die Warnung des sterbenden Jeff Bracer war richtig gewesen. Jane mußte vorsichtig sein.

      Parker

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