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Der Münchner im Himmel. Ludwig Thoma
Читать онлайн.Название Der Münchner im Himmel
Год выпуска 0
isbn 9788027211357
Автор произведения Ludwig Thoma
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Die weitverbreitete Meinung, daß einer, der mit Wünschen naht, ein bedrücktes Gemüt zeige, jener aber, der zu gewähren hat, sich in weltmännischer Sicherheit bewege, ließ sich hier ganz und gar nicht vertreten.
Denn Radlkoffer zeigte in Sprache und Gebärde Verwirrung und Niedergeschlagenheit, während Wimmer sich immer prächtiger entfaltete und sichtbar die Oberhand hatte.
»No, was machst d’ denn allawei?« fragte er so breit und natürlich, als hätte er schon eine Guttat für seinen Freund in der Tasche. »Was machst d’ denn allawei? Nix natürli! Privatisieren halt! Net wahr? Coupon schneid’n, recht gut fress’n und schlafa, gel?«
»O mei!« seufzte Radlkoffer, »mit dem Couponschneid’n … «
»Nur net laugna! I kenn deine Verhältniss’, mei Liaba!«
»Meine…?«
»Jawol! Du hockst mitt’n drin im Schmalzhafa, mei Liaba!«
»O mei…! Heutz’tag…«
»Wos nacha? Wos brauchst di du z’ kümmern um heutz’tag? Dei Schaar schneid’t an Coupon, und firti! Net?«
»Geh, hör auf mit meine Coupon!«
»I höret scho auf, bal i no amal o’fanga derfat! Ha … ha … ha…!«
Wimmer lachte sehr herzlich über seine glückliche Wendung und legte seine Hand liebreich auf die Schulter des immer säuerlicher blickenden Freundes.
»Ja, so geht’s!« sagte er, »der oa hat’s, und der ander hat’s net. Übrigens, daß i net vagiß, gel, mit der Hellerwies’n hab i dir koan schlechten Rat net geb’n?«
»Wann hast du mir an Rat geb’n?«
»Geh! Simmerl!«
»I siech di do heut ‘s erstmal seit dreißig Jahr und…«
»Geh! Schneid O, alta Fuchs!«
»Is net wahr? Wann hamm mir ins amal g’sehg’n?«
»G’sehg’n! Wer red’t denn von g’sehg’n?«
»Wann du sagst, an Rat…«
»G’schrieb’n! Net g’sehg’n hab i di, aba g’schrieb’n hab a da!«
»Du – mir?«
»I dir, jawoi! Hätt’st du vielleicht mei Kart’n net kriagt…?«
»Auf da Stell soll i tot umfall’n…!«
»Jetzt schau mir nur oana so an o’draht’n Spitzbuam o! Sagt er, er hat nix kriagt…«
»Hab i aa net!«
»Ha… ha!« lachte Wimmer, der alles jovial aufzufassen schien, und holte aus der Brusttasche ein dünnes, ziemlich abgegriffenes Notizbuch heraus.
»Was willst d’ denn?« fragte Radlkoffer recht unbehaglich.
»Zeit lass’n… Zeit lass’n!« beschwichtigte der Freund, netzte den Finger und blätterte ohne Hast in seinem Buche.
»Hamm ma’s scho! Da steht’s! Am sechsundzwanzigsten hujus, dös is also Abril neunzehnhundert… wart amal, neunzehnhundertsimmi… am sechsundzwanzigsten hujus geschriebenen Simon Radlkoffer… betreff… Hellerwiese. Selben… dös bist also du, net? selben notifiziert… hast d’ g’hört?… notifiziert betreff Ankaufes betreffender Wiese…«
Wimmer sah von seinem Buche weg auf den Jugendfreund hin und blinzelte ihn bedeutungsvollst an.
»Jetza! Hab i di, Manndel, gel? Da stehst d’ halt drin!«
»Was geht denn mi dei Büachi o? Du kost ja in dei Büachi neischreib’n, was d’ magst! Was pfeif da denn i auf det Büachi!«
»Oho… ho…! Nur net glei so grimmi! Du tuast scho, als wenn i um an Schmu kam zu dir. Ma sagt ja bloß, weil’s wahr is, net wahr? Koan Schmu will i ja net!«
»No also!« sagte Radlkoffer etwas erleichtert, »aba jetzt sag i’s nomal, i hab von dir koa Kart’n und koan Briaf und überhaupts nix kriagt, und wennst d’ heut net kemma waarst, wisset i überhaupts nix vo dir…«
»Ja, so waarst du scho und vergessast dein best’n Freind… Aha no… bals d’as du sagst, na werd halt am End d’ Post mei Kart’n valor’n hamm…«
Er blinzelte ihn wiederum vielsagend an und bezeugte damit die ganze Unmöglichkeit einer solchen Annahme und sein gründliches Wissen von der Schlauheit des andern.
»Aba«, fuhr er fort, »an schön Profit muaßt obag’schnitt’n hamm vo dem Bauplatz?«
»Lebt eigentli dei Vata no?« fragte Radlkoffer.
»Mei Vata? Na, der is do scho zehn Jahr tot…«
»Zehn Jahr!« wiederholte Radlkoffer fast tiefsinnig, als wäre dieser Umlauf von Zeit recht bedeutsam. »Zehn Jahr! jetzt da schau her!«
»Es kinnan aa elfi sei«, sagte Wimmer. »Aba sag amal, an schön Profit muaßt do scho obag’schnitt’n hamm…«
»Was hot eahm eigentli g’fehlt?«
»Wem?« – »Dein Vata…«
»Ah so! No, ja, der Schlag hatt’n halt troffa…«
»Da Schlag?«
Radlkoffer fragte so teilnehmend, als wäre hier eine äußerst seltene Anhäufung von Unglück zu bedauern.
»G’stroaft, un drei Tag danach tot g’wen«, sagte Wimmer hastig, um aufs rechte Thema zu kommen. »Gel, an Quadratschuah hast du um zwoa Mark vierzgi kafft…?«
»Vo was?«
»Jessas, fragt der! Vo da Hellerwies’n halt!«
»Jetzt kimmst d’ scho wieda mit dem Glump!«
»Ma red halt… net? Gel, zwoa Mark vierzgi?«
»Was woaß denn i!« sagte Radlkoffer verdrießlich. »Dös hab i scho lang vagess’n. Gott sei Dank! Ma hat a so nix, als wia lauta Verlust.«
»Valust!« Wimmer zog sich einen Stuhl her und setzte sich, um sich gründlich über diesen gewaltigen Spaß auszulachen. »An Valust hat er! Ho… ho… ho… ho! Jetzt schaug da grad so an Spitzbuamhäuptling o! Valust! Ho… ho… ho…«
»Dös ist gar net zum Lacha.«
»Net?« fragte Wimmer mit nassen Augen. »Is eppa zun Woana? Valust! Ho… ho! Na, paß auf, Simmerl, red amal g’scheit, du host’n vakafft um fünf Mark sechzgi, dös san drei Mark zwanzgi für’n Quadratschuah…«
»I mag nix mehr hör’n vo dem…«
»Tuat’s da weh?«
»Weil i überhaupts koa Gedächtnis hab für so was, und überhaupts, weil i froh bin, wann i nix hör davo…«
»Vo dem Valust…?«
»Jetzt vazähl amal! Hat dei Vata…«
»Der is eig’rab’n, vastehst? Da Herr schenk eahm de ewig Ruah, und ko’st as eahm aa lass’n… jetzt paß auf, i muaß da was sag’n…«
»Was muaßt du sag’n?«
»An Eröffnung will i dir macha… vastehst? Hock di no amal hi…«
»I steh liaba«, sagte Radlkoffer.
»Wia’s d’ willst… jetzt paß auf… sag’n ma, du hast am Quadratschuah drei Mark zwanzgi profitiert…«
»Geh!«
»No ja, angenommen. Es ko ja aa mehra sei, aba mir sag’n drei Mark zwanzgi… und fufzgtausend Quadratschuah