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verriß ein wenig das Steuer, hatte einige Mühe, seinen Wagen auf Kurs zu halten und trat dann verblüfft auf die Bremse. Er konnte sich wohl nicht erklären, was für ein Gegenstand das Blech der Motorhaube deformiert hatte.

      Parker verschoß bereits den nächsten Steinbrocken. Er hatte mit der Riesenschleuder eine ungewöhnlich günstige Position bezogen, wie sich zeigte. Er konnte von hier aus ein ganzes Stück des Feldweges bestreichen. Der Jeep hatte keine Möglichkeit, sich in Deckung zu bringen. Er befand sich wie auf dem Präsentierteller.

      Der zweite Steinbrocken traf das Reserverad, das hinten am Aufbau des Jeeps festgemacht war. Es kam zu einem Abpraller.

      Das Geschoß stieg steil zum Himmel und landete irgendwo auf der Heide. Der dritte Steinbrocken hingegen klatschte gegen die Wanne des Jeeps und hinterließ eine tiefe Einbuchtung.

      Butler Parker schaffte es mit weiteren Schüssen, die Windschutzscheibe des Jeeps zu zertrümmern und die Motorhaube aus ihrer Verankerung zu brechen. Der Wagen war längst gestoppt worden. Die beiden Insassen rannten wie um ihr Leben und suchten im Gelände Schutz.

      »Und jetzt die Eierhandgranaten, Mister Parker«, verlangte die ältere Dame und reichte ihrem Butler ein.

      entsprechendes Gerät. Parker hatte nichts dagegen, zumal es nicht in seiner Absicht lag, die Flüchtlinge direkt unter Beschuß zu nehmen. Er riß den Zünder auf, trat wieder zurück und feuerte das zischende Geschoß ab.

      Die Flugbahn war weit, die Sekunden verrannen. Die Eierhandgranate befand sich noch in der Luft, als sie detonierte. Er gab ein kurzes, reißendes Krachen, dann war ein kleiner Feuerball etwa sechs Meter über dem Boden zu sehen.

      Die beiden Männer hatten sich niedergeworfen und waren entnervt. Mit solch aktiver Gegenwehr hatten sie nicht gerechnet. Parker, der die Riesenschleuder bereits abgebaut hatte, lieh Mylady seine hilfreiche Hand, als sie in das hochbeinige Gefährt stieg.

      »Und nun auf zur Hetzjagd«, sagte sie. »Bringen Sie die beiden Lümmel außer Atem, Mister Parker.«

      Der Butler fuhr durch eine Lücke im Steinwall und nahm die Verfolgung auf. Geschickt umsteuerte er natürliche Hindernisse und hielt auf die beiden Flüchtlinge zu, die sich inzwischen zu Langstreckenläufern entwickelt hatten.

      Sie preschten durch das Heidekraut, verfingen sich im Wurzelwerk, stolperten, fielen zu Boden, rafften sich wieder auf und zeigten schon recht bald deutliche Konditionsschwächen. Einer von ihnen konnte plötzlich nicht mehr, blieb liegen und keuchte hörbar, als Parker mit seinem Wagen neben ihm auftauchte.

      Der Butler hielt scharf und ließ Mylady aussteigen. Sie schwang bereits ihren perlenbestickten Pompadour, während Parker die Spitze seines Schirmes präparierte.

      Lady Agatha hatte den Mann noch nicht ganz erreicht, als er plötzlich unter sein Jackett griff. Wahrscheinlich wollte er eine Faustfeuerwaffe ziehen, doch Parker, der mit einer solchen Möglichkeit gerechnet hatte, verschoß einen seiner bunt gefiederten Pfeile aus dem hohlen Schirmstock.

      Der Blasrohrpfeil landete in der entsprechenden Armbeuge des Mannes und löste dort verständlicherweise einigen Schmerz aus. Doch diesen verspürte er nicht lange, denn Mylady narkotisierte ihn mit ihrem sogenannten Glücksbringer im Handbeutel. Anschließend setzte sie ihren linken, nicht gerade kleinen Fuß samt Schuh auf die Hüfte des Mannes.

      Sie erinnerte Parker in diesem Augenblick an eine Großwildjägerin, die sich stolz mitsamt ihrer Beute einem Fotografen präsentiert.

      *

      Josuah Parker hatte auch noch den zweiten Mann eingefangen. Beide saßen jetzt neben ihrem beschädigten Jeep und trugen Handfesseln. Sie machten einen entnervten Eindruck, und dies hing mit den beiden Gewehren zusammen, die Parker samt Zielfernrohren in ihrem Jeep gefunden hatte.

      »Mylady geht davon aus, daß die Herren die Absicht hegten, gezielte und damit auch tödliche Schüsse abzugeben«, sagte Josuah Parker.

      »Und darin bin ich sehr nachtragend und empfindlich«, ließ die energische Dame sich vernehmen. »Ich denke, ich werde gleich in Notwehr handeln.«

      »Wir ... wir sollten euch nur nervös machen«, erklärte einer der beiden Männer, die man übrigens bereits in Martin Landbys Büro kennengelernt hatte. Sie wußten daher aus einschlägiger Erfahrung, mit wem sie es zu tun hatten. Sie hatten zusammen mit einem dritten Mann einige Stunden in einem Ölkeller verbracht.

      »Ich werde Sie auch nur etwas nervös machen«, erklärte die Detektivin und lächelte gefährlich freundlich. »Mister Parker, haben wir noch einige Eierhandgranaten?«

      »Mylady brauchen sich nur zu bedienen«, versicherte der Butler.

      »Dann zurück in den Wagen mit den beiden Subjekten«, ordnete Lady Agatha in überzeugendem Tonfall an. »Ich werde diesen Wagen mit einigen Eierhandgranaten stoppen.«

      »Sie ... Sie wollen uns umbringen?« stotterte der Gangster.

      »Ich habe keine Bedenken«, erwiderte Agatha Simpson.

      »Der Jeep könnte anschließend ausbrennen, Mylady«, sorgte sich der Butler.

      »Das wird dann sehr überzeugend aussehen, Mister Parker«, fand die ältere Dame. »Die Polizei wird annehmen, daß die beiden Lümmel die Handgranaten mit sich führten.«

      »Ein Argument, Mylady, das man nur als überzeugend bezeichnen kann«, entgegnete der Butler, der sich dann wieder dem Wortführer der beiden Jeep-Benutzer zuwandte. »Sie vertreten die Interessen des Mister Charly Cantner, nicht wahr?«

      »Cantner hat uns geschickt«, räumte der Mann umgehend ein und nickte heftig.

      »Sollte es da nicht noch einen dritten Mann geben?«

      »Der ist drüben auf dem Bauernhof«, erwiderte der Gangster.

      »Zusammen mit Mister Cantner?«

      »Der ist auch mitgekommen«, lautete die interessante Antwort. »Wir sollten uns hier für ein paar Tage festhalten.«

      »Und wo befindet sich der Journalist namens Stew Webster?«

      »Webster ist auch auf dem Bauernhof«, gestand der Mann äußerst eifrig. »Den haben wir aus ’ner Pension geholt.«

      »Bleibt noch die Frage nach einem gewissen Mister Landby«, schickte der Butler voraus. »Man traf sich ja in seinem Büro, als Sie und Ihre Partner ihn nach Unterlagen befragten, nicht wahr?«

      »Landby ist verschwunden«, sagte der Gangster. »Den haben wir noch immer nicht aufgespürt.«

      »Mylady wünscht noch einige Angaben zur Person des Mister Les Maliers«, ließ der Butler sich vernehmen.

      »Wer ist Maliers?« warf die ältere Dame leicht gereizt ein.

      »Der Baustoffhändler, der als Strohmann der Bau-Mafia oder auch der ›Nullen‹ gilt, Mylady«, erinnerte der Butler diskret und blickte dann wieder den Aussagefreudigen an.

      »Maliers und seine Leute suchen nach Landby«, bekannte der Gangster, der erfreulich gut informiert war.

      »Und in wessen Auftrag geschieht das alles?« wollte Josuah Parker wissen und wog eine Eierhandgranate in seiner schwarz behandschuhten Hand.

      »Für den Chef«, erwiderte der Gangster. »Wer das ist, wissen wir nicht. Da müssen Sie sich schon an Cantner oder Maliers halten. Hören Sie, vergessen Sie doch das mit der Notwehr, ja? Wir haben doch ausgepackt und gesungen.«

      »Lasse ich Gnade vor Recht ergehen, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson wissen. »Ich bin mir da nicht so sicher.«

      »Mylady zeichneten sich schon immer durch Großzügigkeit aus«, meinte der Butler.

      »Dann ketten Sie also die beiden Lümmel an den Jeep«, meinte sie lässig. »Ein paar ruhige Tage hier in der Heide können nicht schaden, Mister Parker.«

      »Eine Entscheidung, Mylady, die man nur als weise bezeichnen kann und muß«, lautete Parkers Antwort. »Zwei Handschellen werden ausreichen,

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