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und ausgeschlossen.« Stifton winkte ab. »Die von den Firmen eingereichten Angebote werden in einem Panzerschrank verwahrt, nachdem sie ihre Eingangsstempel bekommen haben. Zusätzlich werden die einzelnen Blätter der Angebotslisten noch abgezeichnet.«

      »Und wer, wenn man fragen darf, nimmt diese Abzeichnungen vor, Sir?«

      »Das besorge ich natürlich«, antwortete Ray Stifton, um dann auf einen Panzerschrank zu deuten, der in einer Ecke seines Büros stand. »Ich allein besitze einen Schlüssel.«

      »Und wenn der verlorengeht, junger Mann?« wollte Lady Simpson wissen.

      »Ich fürchte, dann muß man den Tresor wohl aufschweißen«, gab Stifton fast amüsiert zurück. »Sicherheit hat in meiner Dienststelle oberste Priorität, verstehen Sie?«

      »Sie schützen sich damit gegen die sogenannten Nullen, Sir?«

      »Die sogenannten Nullen?« Stifton stutzte. »Richtig, da werden von Zeit zu Zeit ja immer wieder Vorwürfe erhoben, man könnte die Angebote manipulieren. Selbst die Presse hat sich vor Monaten mal eingeschaltet. Aber alle Vorwürfe sind haltlos, glauben Sie mir.«

      »Ihr Amt beschäftigte vor geraumer Zeit einen gewissen Mister Artie Bellow«, sagte Parker. »Mister Bellow arbeitet inzwischen als freier Statiker, wie zu vernehmen ist.«

      »Bellow arbeitet in der Vorprüfung«, gab Stifton zurück. »Er gehörte zu einer Gruppe von Spezialisten, die die Einzelposten der Angebote auf Seriosität hin untersuchten. Er machte einige haarsträubende Fehler, worauf wir uns von ihm trennen mußten.«

      »Mister Bellow manipulierte Zahlen, Mister Stifton?«

      »So ungefähr«, bestätigte der Leiter der Bau- und Planungsbehörde. »Wir konnten diesen kleinen Skandal begrenzen, aber wir trennten uns.«

      »Sie erwähnten gerade eine Gruppe von Spezialisten, die die Angebotseingänge vorprüfen«, schickte der Butler voraus. »Diesen Spezialisten ist demnach also bekannt, welche Angebote die jeweiligen Firmen vorlegen und anbieten?«

      »Nur streckenweise«, schränkte Stifton schleunigst ein. »Aber damit können meine Mitarbeiter nichts anfangen, denn die Leistungsverzeichnisse landen hier auf meinem Schreibtisch und dann im Tresor.«

      »Ein bemerkenswertes Gerät, Sir«, stellte der Butler fest und blickte auf den altertümlichen Geldschrank, der einen unnahbar-soliden Eindruck machte.

      »Damals wurden wirklich noch richtige Tresore gebaut«, lobte Stifton den Geldschrank. »Beste britische Ware. Dieser Tresor würde einer Sprengladung standhalten, glauben Sie mir.«

      »Wie groß ist die Gruppe Ihrer Spezialisten für die Vorprüfung der Angebote?« Parker wechselte wieder abrupt das Thema.

      »Ich habe vier ausgezeichnete Mitarbeiter«, lautete Stiftons Antwort. »Und ich kann mich selbstverständlich rückhaltlos auf sie verlassen.«

      »Sie selbst überprüfen wahrscheinlich noch mal die von Ihren Mitarbeitern kontrollierten Angebots-Einreichungen, Sir?«

      »Dazu bleibt kaum Zeit«, kam die ein wenig verblüffende Reaktion. »Ich beschränke mich auf Stichproben, bevor ich die Listen unter Verschluß nehme. Sie ahnen ja nicht, mit welchem Arbeitsanfall wir es hier zu tun haben. Wir sind hoffnungslos unterbesetzt.«

      »Wie alle Behörden, Sir«, erwiderte der Butler in seiner höflichen Art und verzog keine Miene.

      »Das stimmt leider.« Stifton nickte ernst.

      *

      Warlingham – südöstlich von Croydon – entpuppte sich als ein hübsches Städtchen, in dem die Tradition des Inselreiches noch unverfälscht vorherrschte. Es gab viele schmucke Läden, alte Fachwerk- und Steinhäuser, Baumbestand und eine gemessene Ruhe. Von der Hektik der Großstadt war nichts zu verspüren.

      Butler Parker fand auf Anhieb das Maklerbüro John MacLeans, auf den der Journalist hingewiesen hatte. Das Büro befand sich in einem ehemaligen Ladenlokal. Auf schreiende Reklame hatte man verzichtet. Nur ein diskretes Hinweisschild war rechts vom Eingang zu sehen.

      Parker stieg aus Und übersah den Ford, der ihnen seit London vorsichtig gefolgt war. In ihm saßen zwei Männer, die sich um einen unbeteiligten Eindruck bemühten.

      Der Butler ging davon aus, daß die »Nullen« die Verfolgung inszeniert hatten. Mit einem plötzlichen Eingreifen rechnete Parker allerdings nicht. Schlagzeilen konnten die Gangster nämlich nicht brauchen. Ein Feuergefecht war nicht zu erwarten, darauf ließen die Gangster es wohl nicht ankommen.

      Parker betrat das Büro und lüftete höflich die schwarze Melone. Er sah sich einem jungen Mann gegenüber, der als Angestellter seiner Ansicht nach ein wenig zu nachlässig gekleidet war. Der knapp Fünfundzwanzigjährige trug Jeans und eine dazu passende Weste.

      »Man wünscht einen ungemein schönen Nachmittag«, sagte der Butler, »und man wünscht Mister MacLean zu sprechen.«

      »Da haben Sie Pech, Sir«, gab der Angestellte leichthin zurück. »Der Chef bleibt heute zu Hause.«

      »Aber er ist dort zu erreichen?«

      »Das denke ich schon.« Der Mann nickte. »Sie wissen, wo er privat wohnt?«

      »Nicht unbedingt. Ein Hinweis wäre ratsam.«

      »Mister MacLean wohnt in einem alten Bauernhaus südlich der Stadt«, kam die glatte Antwort. »Sie brauchen nur in Richtung Westerham zu fahren und müssen dann nach Duke Hill abbiegen. Es ist der erste Hof vor der Heide. Überhaupt nicht zu verfehlen.«

      »Könnten Sie Mister MacLean anrufen und das Kommen meiner Wenigkeit avisieren?«

      »Kein Problem, Sir.« Der Jeansträger ging ans Telefon und wählte eine Nummer. Parker schien sich für die Wählscheibe überhaupt nicht zu interessieren, tatsächlich aber prägte er sich die Reihenfolge der Nummern genau ein.

      »Hier Bert«, sagte der junge Angestellte, nachdem auf der Gegenseite abgehoben worden war. »Ein Mister ...«

      »Parker mein Name, Josuah Parker«, warf der Butler ein.

      »Ein Mister Parker will Sie sprechen, Sir. Ich werde ihn zu Ihnen schicken, ja? Sie sind zu Hause? Natürlich, Sir. Sofort.«

      Er reichte dem Butler den Hörer.

      »Parker«, meldete sich der Butler. »Sie wurden Lady Simpson empfohlen, Sir. Man wünscht ein privates Gespräch ... Sehr wohl, Sir... Meine Wenigkeit wird dies umgehend ausrichten.«

      Josuah Parker legte wieder auf und nickte dem Angestellten zu.

      »Alles in Ordnung?« fragte der junge Mann.

      »Besser könnten die Dinge sich gar nicht anlassen«, erwiderte Josuah Parker höflich. »Sie werden sicher dem Wohl und auch dem Umsatz Ihrer Firma dienen.«

      Er grüßte und ging zu seinem hochbeinigen Gefährt zurück, in dem Agatha Simpson bereits ungeduldig wartete. Bei dieser Gelegenheit nahm er zur Kenntnis, daß der Ford verschwunden war.

      Gewisse Leute gingen sicher in Lauerstellung.

      *

      Parker fuhr nicht weit.

      An der nächsten Telefonzelle hielt er, stieg aus und suchte im Telefonbuch die Nummer John MacLeans. Sie war verzeichnet, deckte sich aber keineswegs mit der, die der junge Mann im Büro gewählt hatte. Es gab übrigens nur die eine Nummer, einen Zweitanschluß hatte MacLean nicht.

      Der junge Mann hatte also demnach mit jenen Gangstern telefoniert, die inzwischen wohl bereits ungeduldig auf Mylady und ihn warteten. Sie wußten jetzt, daß mit dem Kommen des Paares aus Shepherd’s Market fest zu rechnen war.

      »Worum ging es mir gerade, Mister Parker?« fragte die ältere Dame streng, als Parker wieder in den Wagen stieg. Der Butler setzte seine Herrin ins Bild.

      »Sie hätten diesen Lümmel im Büro niederstrecken sollen, Mister Parker«, tadelte sie.

      »Er

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