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möchte zur Kenntnis nehmen, daß das eingemauerte Liebespaar singt«, erklärte Josuah Parker, »Mylady ließ sich bereits zu einigen Bemerkungen herab, als am Vormittag die Generalprobe der ›Aida‹ in ihrem Beisein stattfand.«

      »Sie will ins Amphitheater«, meinte der Anwalt und schüttelte den Kopf, »selbst nach diesem Auftritt mit Parcutti?«

      »Auf gewisse Gefahrenmomente erlaubte ich mir Mylady bereits hinzuweisen«, erwiderte der Butler, »Mylady sollte davon ausgehen, daß Mr. Parcutti nachtragend ist.«

      »Was ihr natürlich nichts ausmacht, wie?« Mike Rander seufzte.

      »Mylady besteht darauf, die Eingemauerten singen zu hören, Sir.»

      »Das kann aber verdammt ins Auge gehen«, sorgte sich der Anwalt, »Miß Porter und ich verzichten gern auf den Opernbesuch. Sicher ist sicher.«

      »Auch dies erlaubte ich mir bereits anzudeuten, Sir, doch Mylady wies darauf hin, daß der Grund dieser Reise gerade der erwähnte Opernbesuch ist. Mylady verlangt, daß diesem Kunstgenuß gefrönt wird.«

      »Treiben Sie schuß- und stoßsichere Westen auf, Parker«, meinte der Anwalt, »ein Luciano Parcutti wird eine Ohrfeige nicht vergessen.«

      »Der Wahrheit die Ehre, Sir, genaugenommen handelte es sich um drei Ohrfeigen. Mr. Parcutti befand sich danach unter den Trümmern eines gedeckten Tisches und war garniert mit einigen Scampi und reichlich Salat. Es steht kaum zu hoffen, daß er dieses kleine Intermezzo verdrängen wird.«

      »Für eine überstürzte Flucht dürfte es längst zu spät sein«, meinte der Anwalt, »ich denke, dieses Hotel ist inzwischen total abgeriegelt worden.«

      »Mylady würde einer Flucht auch niemals zustimmen, Sir.«

      »Eben. Wird die gesamte Polizei von Verona ausreichen, Mylady zu schützen, Parker?«

      »Kaum, Sir, auch die Polizei von ganz Oberitalien könnte den Schutz Myladys nicht garantieren, falls Mr. Parcutti etwas plant, das gegen Mylady gerichtet ist.

      »Tja, dann kann man nur sagen: Schicksal, nimm deinen Lauf! Oder sehen Sie es anders, Parker?«

      »Man könnte das Schicksal möglicherweise ein wenig beeinflussen und korrigieren, Sir«, schickte Josuah Parker voraus, »ich war so frei, mich nach der hiesigen Adresse des Mr. Parcutti zu erkundigen.«

      »Sie haben seine Adresse bekommen?« Mike Rander hatte sofort verstanden.

      »Einer der Bediensteten des Hauses war so entgegenkommend, einen entsprechenden Hinweis zu liefern, Sir.«

      »Wie teuer war denn dieser Hinweis, Parker?«

      »Die Adresse wurde völlig kostenfrei genannt, Sir. Der Betreffende gehört zum Kreis jener Personen, die durch Mr. Parcutti nachhaltig geschädigt wurden.«

      »Ich warte auf Ihre Vorschläge, Parker.« Rander lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Er wußte bereits im vorhinein, daß Josuah Parker mit einem fertigen Plan dienen konnte.

      *

      Kathy Porter befand sich in der Suite der älteren Dame und sah zum Fenster hinaus auf den freien Platz. Kathy Porter, achtundzwanzig, groß, schlank und sportlich durchtrainiert, war eine attraktive Frau, die freundlich-zurückhaltend wirkte und es normalerweise auch war. Schon seit Jahren war sie die Sekretärin und Gesellschafterin der Lady, gleichzeitig auch so etwas wie eine Tochter.

      Kathy Porter liebte Parkers Herrin und schätzte deren unkonventionelle Art. Sie konnte sich in eine Pantherkatze verwandeln, wenn man auch nur den Versuch wagte, Lady Simpson Schaden zuzufügen. Die junge Frau war in so gut wie allen Künsten der fernöstlichen Selbstverteidigung erfahren und darüber hinaus zu einer gelehrigen Schülerin des Butlers geworden, was gewisse Kriegslisten betraf. Sie amüsierte sich insgeheim über die hartnäckigen Versuche der Lady, sie mit Mike Rander ehelich zu verbinden. Solch ein Versuch war es auch, der zur Reise nach Verona geführt hatte. Lady Agatha hoffte, die »jungen Leute« würden der Romantik und dem Charme Italiens verfallen und sich endlich erklären.

      »Wieviel Zeit habe ich noch, Kindchen?« erkundigte sich Agatha Simpson. Sie lag auf einer Couch und blätterte in einem Katalog. Sie interessierte sich für Sportbogen, einem Sportzweig, dem sie huldigte.

      »Bis zum Einlaß in die Arena, Mylady, sind es noch knapp anderthalb Stunden«, antwortete Kathy Porter, »und draußen auf dem Platz stehen wenigstens vier Männer, die den Hoteleingang überwachen.«

      »Sie glauben, daß es sich um Gangster handelt, Kindchen?« hoffte die ältere Dame. Sie hatte ihrer Gesellschafterin von ihrem Auftritt im Speisesaal des Hotels ausgiebig erzählt.

      »Es sind Gangster, Mylady«, sagte Kathy Porter, »der Mafiaboß wird sich an Ihnen rächen wollen.«

      »Wie schön«, erwiderte Agatha Simpson, »endlich eine Abwechslung. Aber selbstverständlich werden wir in dieses Freilufttheater gehen und uns die Opfer ansehen. Daran ändert sich überhaupt nichts.«

      »Bitte, Mylady, wir sollten diesen Besuch aufschieben«, antwortete Kathy eindringlich, »für die Gangster wird es eine Kleinigkeit sein, sich an Mylady heranzumachen.«

      »Eine Lady Simpson weicht niemals der Gewalt«, gab die Detektivin streng zurück, »gerade Sie, Kindchen, sollten das längst wissen. Die Mafia lebt von der Angst der Menschen. Ich werde dieses Prinzip durchbrechen und ein Beispiel geben.«

      Als Kathy Porter antworten wollte, klingelte das Telefon. Kathy hob den Hörer ab, hörte kurz zu und bedeckte die Sprechmuschel dann mit der Hand.

      »Luciano Parcutti«, sagte sie danach schnell und leise, »er will Sie sofort sprechen.«

      »Man bittet mich, etwas zu dürfen.« Sie räusperte sich dröhnend und nahm den Hörer entgegen. »Lady Simpson. Sie möchten mich sprechen?«

      »Parcutti«, kam vom anderen Ende eine erstaunlich hohe Stimme, »Sie haben mich geohrfeigt, Sie haben es gewagt ...«

      »Halten Sie gefälligst Ihren Mund, Parcutti«, fiel Lady Simpson dem Mafiaboß in die Rede, »Sie haben Glück gehabt, daß ich gut gelaunt war, Sie Lümmel! Was wollen Sie?«

      »Sie sind wahnsinnig, nicht wahr?« erkundigte sich Parcutti.

      »Durchaus denkbar, ich hätte Ihnen nämlich noch einen Tritt gegen das Schienbein verabreichen sollen, Sie Flegel!«

      »Sie können nicht alle Tassen im Schrank haben«, entgegnete Parcutti mit schriller Stimme, »Sie ahnen wahrscheinlich noch nicht mal, mit wem Sie sich eingelassen haben, wie?«

      »Mit einem dummen und eingebildeten Subjekt habe ich mich eingelassen«, erklärte die ältere Dame, »kein Wunder, daß man Sie als untragbar nach Italien zurückgeschickt hat.«

      Auf der Gegenseite wurde es daraufhin sehr still, dann aber folgte ein erregtes Schnaufen.

      »Ich werde Sie stückweise umbringen, Sie altes Miststück«, geiferte der Gangsterboß. Er vergaß sein Englisch und verfluchte die ältere Dame in der Sprache seiner Heimat. Er tat es ausgiebig und pointiert.

      Lady Agatha hatte aber bereits den Hörer auf den kleinen Tisch gelegt und widmete sich wieder dem Katalog. Sie war an einem weiteren Dialog nicht interessiert. Kathy Porter schaute wieder nach unten auf den Vorplatz. Die vier jungen, verdächtigen Männer waren nicht mehr zu sehen.

      *

      Sie verließen den Fahrstuhl, orientierten sich kurz an der Beschriftung, suchten offensichtlich nach bestimmten Zimmernummern und fanden das, was sie brauchten, setzten sich auch sofort in Bewegung. Sie trugen dunkle, gut geschnittene Anzüge und hatten gebräunte, harte Gesichter. In einem Kriminalfilm hätten die vier jungen Männer mit Sicherheit Killer und Gangster verkörpert.

      Sie bogen in einen Seitentrakt und stießen hier auf einen schnauzbärtigen Zimmerkellner, der eine weiße Stewardjacke trug und damit beschäftigt war, Silbergeschirr auf einem fahrbaren Tisch zu ordnen.

      »Wo

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