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läßt sich vor dem tiefen Spiegel nieder. Die tiefroten Rosen, die einen betäubenden Duft verbreiten, liegen vor ihr auf dem Marmortisch.

      Sie hört hinter sich die Tür gehen und blickt in den Spiegel. Sie will schreien, sie will aufspringen, aber sie ist an allen Gliedern wie gelähmt.

      Ein Phantom! Ein Gebilde, geboren aus ihren heißen Wünschen! Da trippelt Elfi herein und schlingt zärtlich beide Arme um Chris’ Hals.

      »Ach, Tante Chris, du warst wunderbar. Wir haben in der Seitenloge gesessen. Hast du uns gar nicht gesehen? Aber du hast Onkel Georgs schöne Rosen. Sind sie nicht herrlich?«

      Langsam ist Hagen nähergetreten. Er stellt sich neben Elfi und zieht Chris zu sich empor.

      »Chris, liebe, geliebte Chris. Ich kann dich nicht vergessen«, sagt er mit schwerer Stimme, einer Stimme, vor der er selbst erschrickt, so dunkel gefärbt ist sie von der Erregung. »Ich bin gekommen, um dich heimzuholen, heim zum Hagenhof.«

      Sie lehnt ihren Kopf an seine Schulter, liebevoll von seinen Armen umfangen. Leise ist Elfi verschwunden. Draußen flüstert sie Wera zu:

      »Tante Chris ist gar nicht böse.«

      Immer wieder küßt Hagen die geliebte Frau. Wie betäubt liegt sie in seinen Armen. Sie kann es nicht fassen. Das Glück ist zu ihr gekommen, das große, berauschende Glück, auf das sie schon verzichtet hatte.

      »Und ich darf wirklich meinen Beruf weiter ausüben?« fragt sie, mit leuchtenden Augen und glühenden Wangen zu ihm aufsehend.

      »Alles darfst du, Christine, nur nie wieder mich verlassen. Ich brauche dich, hörst du?«

      Sie lächelt schalkhaft und greift auf den Marmortisch, wohin Ronald unter die Rosen den Vertrag gelegt hat.

      »Ist nicht nötig, Liebster.« Vor seinen Augen reißt sie den Vertrag mittendurch. »Ich habe meine bestehenden Verträge gelöst und den neuen soeben zerrissen. Willst du mich als Gutsfrau haben? Nur als deine Frau?«

      Er preßt sie fest an sich. »Als meine geliebte Frau, Chris. Bis an mein Le-bensende will ich dir für diesen Schritt dankbar sein«, sagt er, unendlich erlöst.

      Wiederum versinkt die Welt um sie in einem langen Kuß. Erst als sie Schritte hören, lösen sie sich voneinander. Er zieht jedoch ihren Arm durch den seinen.

      Alle sind gekommen. Der Direktor, Malton, Ina, Ronald und zuletzt Wera mit der entzückenden Elfi, die Chris und Hagen immerfort umarmt.

      »Das ist der schönste Tag in meinem Leben«, schluchzt Chris, und dann wird sie daran erinnert, daß sie sich noch einmal auf der Bühne zu zeigen hat.

      Ronald nimmt sie auf die Seite. »Chris, du mußt unbedingt das Lied aus dem Film singen. Man erwartet es von dir. Der Klavierspieler ist bereits da, und das Mikrofon steht bereit.«

      In ihrem Glück ist Chris zu jedem Zugeständnis bereit.

      Sie steht zunächst allein auf der Bühne, wiederum von tosendem Beifall umrauscht. Aber als die ersten Klaviertöne erklingen, tritt Stille ein, eine erwartungsvolle Stille, und Chris singt wie nie zuvor mit ihrem ganzen Herzen, voll Innigkeit und verträumt. Alles Leid, das sie einmal selbst im Herzen getragen hat, legt sie in die Melodie:

      »Ach, ich hab’ in meinem Herzen da drinnen

      einen wundersamen Schmerz.

      Ach, mir ist mit einemmal tief

      da drinnen

      so ganz wundersam ums Herz.«

      Und dann jubelt sie förmlich:

      »All meine Liebe will ich dir

      schenken…«

      Ergreifend perlen die Töne von ihren Lippen:

      »… einsam zu wandern, wie fällt das doch so schwer,

      ohne den andern bleibt jedes Leben leer.

      Glaub an die Liebe, vertraue dem Geschick,

      schließe die Augen, und baue auf das Glück…«

      Zuerst Totenstille. Die Töne und die wundersame dunkle Stimme klingen noch nach, dann bricht es los, wie ein Orkan durchbraust der Beifall den weiten Raum.

      Chris ist blaß vor Bewegung. Sie dankt, sie verneigt sich, sie nimmt Blumen entgegen. Die Bühne füllt sich, und immer wieder fällt der Vorhang und wird aufgezogen, bis Ronald endlich Einhalt gebietet. Er sieht, wie Chris vor Erschöpfung vorm Zusammenbrechen ist. Behutsam führt er sie zurück ins Künstlerzimmer und direkt in Hagens Arme. Zwischen den beiden Männern gibt es keine Feindschaft mehr.

      Chris hat ihren Weg gewählt, und er kennt den seinen. Er führt ihn zu seiner Arbeit, zu Ruhm und Ehren. Malton und Ina werden an seiner Seite stehen.

      »Ich erwarte Sie zu den Außenaufnahmen bei mir. Sie sind alle meine Gäste«, sagt Hagen.

      Ronald nimmt dankend an.

      Spät abends verläßt ein Wagen mit einer glücklichen Fracht Hamburg. Chris lehnt leicht schlummernd an Hagens Arm. Hinten im Rücksitz ruht Elfi schlafend in Wera Hansens Armen.

      *

      Malton, Ronald, der Direktor und Ina haben den Abend noch gefeiert. Natürlich bringt Malton Ina in ihr Hotel.

      »Wieder sind zwei Menschen glücklich«, beginnt er leise. Ina ist sebst noch gerührt von der Abschiedsszene. Sie ist überzeugt, niemals eine Chris Velden werden zu können.

      »Schade um die große Künstlerin«, antwortet sie verträumt.

      »Einen Mann glücklich zu machen, ist auch eine Aufgabe«, fährt er sie an.

      »Haben Sie dabei etwa an Ihre eigene Person gedacht?« fragt sie nicht ohne Ironie.

      »Ein bißchen schon«, gibt er entwaffnend ehrlich zu.

      »Ja, das kann man verstehen.« Ina seufzt. »Aber woher so schnell eine Frau wie Chris nehmen?«

      »Können Sie in den Rückspiegel sehen?« fragt er scheinheilig.

      »Hören Sie mal«, entrüstet sie sich. »Schließlich habe ich doch keinen Hals wie ein Schwan.«

      »Ich wollte Ihnen ja nur mal das Gesicht meiner zukünftigen Frau zeigen.«

      »Wo ist es denn?« Neugierig rückt sie näher. Ihr Herz klopft auch seltsam beunruhigt dabei. Also hat er sie doch die ganze Zeit über zum besten gehabt? Sie macht sich ganz steif in ihrer Ecke. »Sie werden es doch nicht auf die Rückseite haben malen lassen?«

      Er greift in seine Seitentasche. »Sehen Sie einmal in diesen Spiegel.«

      Sie nimmt ihn aus der Hand, wirft einen verunglückten Blick von der Seite her in sein lächelndes Gesicht.

      »Sie – ich kann Sie überhaupt nicht leiden. Sie treiben Ihre dummen Scherze mit mir. Dabei müßten Sie endlich erwachsen sein.«

      Er lacht nur. »Wissen Sie, daß Männer, die verliebt sind, niemals wie Erwachsene wirken?«

      »Ich habe noch keinen verliebten Mann gekannt«, gibt sie eisig zurück.

      »Dann sehen Sie doch einmal in den Spiegel, und Sie sehen die Frau, die ich liebe. Ich bin nämlich der verliebte Mann, der nicht erwachsen wirkt.«

      Jetzt wird Ina ganz still. Schon lange hat sie ihr Herz an den Mann verloren, der ihr in allen Dingen Lehrmeister gewesen ist und es ihr in den Ateliers leichter gemacht hat. Behutsam hat er sie, den Neuling, über jede Klippe geführt.

      »Sie – Sie!«

      »Sag mal ›du‹ und ›James‹!« bittet er und fährt an den Straßenrand.

      Sie sitzt unbeweglich. Die Hände hat sie im Schoß gefaltet, den Blick geradeaus gerichtet. Sie spürt einen Arm fest um ihre Schulter, und wie er sie zu sich heranzieht.

      »Nun?«

      Anstelle

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