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Große Briefe der Freundschaft. ОтÑутÑтвует
Читать онлайн.Название Große Briefe der Freundschaft
Год выпуска 0
isbn 9783843801966
Автор произведения ОтÑутÑтвует
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Und Sie, mein lieber Ramler, Sie müssen wissen, dass ich gewiss schon von Ihnen geträumt [hätte], wenn ich nicht immer von einem Mädchen, das Klärchen und nicht Fanny heißt, träumte. Und dann, mein lieber Herr Bräutigam, müssen Sie auch wissen, dass Ihre arme Braut von Ihrer zärtlichen Gewissenhaftigkeit gegen Ihre Freunde zum Mindesten auch ein kleines Teilchen haben will, nämlich, dass Sie alles, alles anwenden, mit unserm Gleim zu kommen. Mit aller Jungferlichkeit einer sittsamen Braut biete ich Ihnen dafür einen Kuss an, wenn Sie kommen; da es hingegen bei Ihnen drüben zu nichts weiter kommen wird, als dass Sie mir die Hand küssen dürfen!
Ich bin, meine liebsten Freunde,
Ihr etc.
Meta Moller an Gleim
Hamburg, den 3ten November 1752
Sie haben wohl gedacht, dass ich gar nicht an Sie schreiben würde? – Aber Klopstocks Gegenwart und hauptsächlich meine Krankheit ist ja wohl Entschuldigung genug. Jetzt aber sollen Sie auch einen langen, langen Brief haben, der ganz von Klopstock voll ist; und wenn er dieses nicht sein sollte, so würde ich es doch wohl nicht anders können. Wie glücklich, wie unaussprechlich glücklich bin ich, Klopstock liebt mich! – Ja, nun habe ich weiter keine Ausdrücke. Nun bleibt mir nur die ganze Empfindung meiner Glückseligkeit und meiner Liebe, und wie wollte ich zu diesen Empfindungen Ausdrücke haben. Ich hatte sie ja nicht in Klopstocks Armen. – Klopstock selbst hat sie nicht.
Ich bin jetzt freilich nicht so glücklich, als ich vor einigen Wochen war, da ich meinen Klopstock immer bei mir hatte; aber ich ertrage seine Entfernung doch noch ziemlich gut. Sie können [sich] denken, mein Freund, dass ich, was es hieße, Klopstock nicht haben, dass ich das in einem hohen Grade fühlen muss, weil ich gefühlt habe, was es hieß, ihn [zu] haben. […] Er ist gottlob immer so wohl und so munter, und er schreibt so fleißig. – Ein Brief ist zwar ein Brief, aber wenn man sich nicht selbst haben kann, so ist er schon viel.
Wollen Sie mir nicht auch bald einen Brief schreiben, Herr Gleim! Worin Sie so von einem Mädchen schwatzen wie ich von Klopstock? Oder hängen Sie noch immer den Gedanken nach: Ob denn auch für Sie so wohl ein Mädchen geschaffen wäre als für Klopstock? – Allerdings; Sie werden es finden. Seitdem Klopstock und ich uns gefunden haben, seitdem glaube ich ganz gewiss, dass sich alle die finden, die sich zugehören. Das sage ich zu meinen Freundinnen auch, die, seitdem sie Klopstock kennen, verzweifeln wollten, dass sie einen solchen finden werden. […] – Wie würde ich mich freuen, wenn ich einmal mit Klopstock zu Ihnen käme, und Sie würden geliebt! –
Wissen Sie wohl, dass ich Ihnen noch halb böse bin, dass Sie nicht mit Klopstock nach Hamburg gekommen sind? Dann hätte ich doch Klopstocks Gleim, den er vielleicht fast so lieb hat wie sein Klärchen, gekannt. […]
Sie sind zu sehr Klopstocks Freund und daher auch der meine, als dass ich mich nicht so unterschreiben sollte, als ich gegen Klopstock tue; nämlich im Voraus schon
Klärchen Klopstock
Klopstock an Gleim
Lingbyn, den 14ten August 1753
Ich habe Ihnen bisher nicht schreiben mögen, mein lieber Gleim, weil ich Sie und mich nicht gern daran erinnern wollte, dass Ihre Liebe, worüber ich mich so freute, aufgehört hat. Sie werden aber gleichwohl nicht loskommen, mir künftig einmal umständlich davon schreiben zu müssen. Jetzt bitte ich Sie, ob ich es gleich gern so bald wissen möchte, noch nicht darum, weil Ihre Wunde noch so frisch ist. Eins befürchte ich nur (aber überzeugen Sie mich ja bald, dass ich dies nicht zu fürchten habe), nämlich, dass Sie auf das Künftige zu sehr abgeschreckt sein möchten. Denn ich muss meinen lieben Gleim noch durch die Liebe glücklich sehen, das muss ich! Hören Sie, das leid’ ich nicht anders. Und wenn ich nach Deutschland komme und Sie haben keine Frau, so komm’ ich nicht nach Halberstadt! Merken Sie sich das! Auf den Grenzen können wir wohl zusammenkommen, aber nach Halberstadt komm’ ich nicht; das ist gewiss. –
[…] Meine Moller wird alle Tage runder. Sie hat sogar Grübchen an den Händen bekommen, und die Taille (ganz unparteiisch würde ich sagen, dass es die schönste ist, die ich gesehen habe), diese süße Taille hat nichts bei dem Rundwerden verloren. O, es ist kaum auszustehen, dass das süßeste unter den Mädchen noch nicht mein kleines Weibchen ist. – Merken Sie sich das. Ich wiederhol’ es. Sie müssen eins haben, wenn ich zu Ihnen kommen soll.
Meta Klopstock an Gleim
Quedlinburg, den 30sten Juli 1754
Ich habe mit Fleiß nicht eher als heute schreiben wollen, weil ich Ihnen heute erst sagen kann, dass das böse Fieber meinen Klopstock endlich verlassen hat. Wie sehr freue ich mich! Und Sie – – – ja, Sie freuen sich ebenso sehr, denn Sie lieben Klopstock ebenso sehr als ich – – – Nun, nun, ich will nicht mehr mit Ihnen hierüber schmälen, denn Sie haben doch in Ihren Briefen so getan, als wenn Sie mir einen Vorzug einräumten. Aber ich will mit meiner Liebe zu Klopstock auch nicht einen gar zu großen Vorzug vor Ihnen haben, und das müssen Sie dadurch beweisen, dass Sie bald, bald kommen und meinen lieben, süßen Mann, der nun wieder anfängt, heiter zu werden, besuchen. Sie sollen auch auf meinem Stuhle bei ihm sitzen und seine eine Hand haben. – – Aber ich sollte bald darüber zur Schwätzerin werden und jetzt, da mein Klopstock wieder besser wird, bin ich das wohl am besten gegen ihn; vor allem, da Sie, mein Herr Nebenbuhler, nicht zugegen sind. Aber kommen Sie, kommen Sie nur bald. Klopstock sagt mir noch einmal, dass ich Sie recht darum bitten soll und Herrn Sucro auch; ich bin sehr seine Freundin geworden, denn ich verstehe mich so ein bisschen auf sanfte Mienen.
Soll ich Ihnen jetzt danken oder soll ich mit Ihnen schmälen? – Ich danke Ihnen allerdings recht sehr sowohl für das Verzehrbare als für das Unverzehrbare; aber ich schmäle gleichwohl mit Ihnen, dass Sie immer Ihre Briefe auf die Art begleiten. Brauch ich denn noch mehr als wobei ich sagen kann: Das ist von Gleim! – Hab’ ich nicht Briefe von Ihnen? Und sind mir die nicht lieber als Bücher von andern? Ja, wenn Sie uns noch von Ihren neuen Oden nur zum Lesen geschickt hätten! – Warten Sie nur, ich weiß wohl, was ich Ihnen für einen Streich spielen will! Ich will Sie dann und wann bitten, mir einige vorzusagen, und dann: habe ich ein gutes Gedächtnis, und dann behalte ich sie.
Auf den Montag kommt Giseke hier an, um hier zu bleiben; und den Donnerstag über acht Tage kommen Gärtner und seine Frau. Sehen Sie, welch’ eine Versammlung von Freunden; aber Gleim, der Klärchens Nebenbuhler, der Klostocks Liebling ist, wann kommt der? –
Gleim an Klopstock
Halberstadt, den 6ten Februar 1764
Mit nichts, mein lieber Freund, mit nichts lässt sich Ihr Stillschweigen entschuldigen. Nicht mit der Faulheit des Postmeisters, nicht mit Ihrer Lust zu arbeiten, nicht mit der Hoffnung, mich bei sich zu sehen, nicht mit dem Vorsatz, zu mir zu kommen, kurz mit nichts. Es ist, als wenn Ihr, meine Freunde, Euch das Wort gegeben hättet, mich zum Tode zu ärgern. Zu allen sagt’ ich, dass mich nach ihren Briefen dürstet. Keiner löscht diesen freundschaftlichen Durst mit einem Trunke Wasser. O, die bösen Menschen! Selbst die Klopstocks taugen nicht viel. Mit dem Cato möchte’ ich sagen: »Die Welt ist mein nicht wert!« Und selbst Klopstock macht, dass ich es mit Recht sagen könnte. Wie lange werden Sie noch bei uns sein? Hernach werden Sie kaum an mich denken: Schreiben werden Sie gewiss nicht. Macht es euch übrigen Menschen denn gar kein Vergnügen, Briefe von euren Freunden zu bekommen? Oder ist es für euch große Geister zu klein? Vor zehn Jahren waren Sie ein viel andrer Klopstock! Ich könnte das Alter meiner Freunde aus ihren Briefen wissen. Es ist kläglich! Zehn Jahre jünger waren sie alle lebhafter, offenherziger; sie waren ganz Herz. Nach zehn Jahren werden sie alle ganz Verstand, ganz kalter, trockener Verstand sein. O, dieser fatale Verstand ist mir zuwider, mein lieber Klopstock!