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See.

      Sanfter brechen sich die Wellen

      An des Ufers Felsenwand,

      Und sie schwemmen, ruhig spielend,

      Einen Leichnam an den Strand.

      Ja, er ist's, der auch entseelet

      Seinem heil'gen Schwur nicht fehlet!

      Schnellen Blicks erkennt sie ihn.

      Keine Klage läßt sie schallen,

      Keine Thräne läßt sie fallen,

      Kalt, verzweifelnd starrt sie hin.

      Trostlos in die öde Tiefe

      Blickt sie, in des Äthers Licht,

      Und ein edles Feuer röthet

      Das erbleichte Angesicht.

      »Ich erkenn' euch, ernste Mächte!

      Strenge treibt ihr eure Rechte,

      Furchtbar, unerbittlich ein.

      Früh schon ist mein Lauf beschlossen;

      Doch das Glück hab' ich genossen,

      Und das schönste Loos war mein.

      Lebend hab' ich deinem Tempel

      Mich geweiht als Priesterin;

      Dir ein freudig Opfer sterb' ich,

      Venus, große Königin!«

      Und mit fliegendem Gewande

      Schwingt sie von des Thurmes Rande

      In die Meerfluth sich hinab.

      Hoch in seinen Fluthenreichen

      Wälzt der Gott die heil'gen Leichen,

      Und er selber ist ihr Grab.

      Und mit seinem Raub zufrieden,

      Zieht er freudig fort und gießt

      Aus der unerschöpften Urne

      Seinen Strom, der ewig fließt.

      Hektors Abschied

      Andromache.

      Will sich Hektor ewig von mir wenden,

      Wo Achill mit den unnahbarn Händen

      Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?

      Wer wird künftig deinen Kleinen lehren

      Speere werfen und die Götter ehren,

      Wenn der finstre Orkus dich verschlingt?

      Hektor.

      Theures Weib, gebiete deinen Thränen!

      Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen,

      Diese Arme schützen Pergamus.

      Kämpfend für den heil'gen Herd der Götter

      Fall' ich, und des Vaterlandes Retter

      Steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluß.

      Andromache.

      Nimmer lausch' ich deiner Waffen Schalle,

      Müßig liegt dein Eisen in der Halle,

      Priams großer Heldenstamm verdirbt.

      Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet,

      Der Cocytus durch die Wüsten weinet,

      Deine Liebe in dem Lethe stirbt.

      Hektor.

      All mein Sehnen will ich, all mein Denken

      In des Lethe stillen Strom versenken,

      Aber meine Liebe nicht.

      Horch! der Wilde tobt schon an den Mauern,

      Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern!

      Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht.

      Die Götter Griechenlands (1. Ausgabe)

      Da ihr noch die schöne Welt regieret,

      An der Freude leichtem Gängelband

      Glücklichere Menschenalter führtet,

      Schöne Wesen aus dem Fabelland!

      Ach, da euer Wonnedienst noch glänzte,

      Wie ganz anders, anders war es da!

      Da man deine Tempel noch bekränzte,

      Venus Amathusia!

      Da der Dichtung malerische Hülle

      Sich noch lieblich um die Wahrheit wand, –

      Durch die Schöpfung floß da Lebensfülle,

      Und was nie empfinden wird, empfand.

      An der Liebe Busen sie zu drücken,

      Gab man höhern Adel der Natur,

      Alles wies den eingeweihten Blicken,

      Alles eines Gottes Spur.

      Wo jetzt nur, wie unsre Weisen sagen,

      Seelenlos ein Feuerball sich dreht,

      Lenkte damals seinen goldnen Wagen

      Helios in stiller Majestät.

      Diese Höhen füllten Oreaden,

      Eine Dryas starb mit jenem Baum,

      Aus den Urnen lieblicher Najaden

      Sprang der Ströme Silberschaum.

      Jener Lorbeer wand sich einst um Hilfe,

      Tantals Tochter schweigt in diesem Stein,

      Syrinx' Klage tönt' aus jenem Schilfe,

      Philomelens Schmerz in diesem Hain.

      Jener Bach empfing Demeters Zähre,

      Die sie um Persephone geweint,

      Und von diesem Hügel rief Cythere,

      Ach, vergebens! ihrem schönen Freund.

      Zu Deukalions Geschlechte stiegen

      Damals noch die Himmlischen herab;

      Pyrrhas schöne Töchter zu besiegen,

      Nahm Hyperion den Hirtenstab.

      Zwischen Menschen, Göttern und Heroen

      Knüpfte Amor einen schönen Bund,

      Sterbliche mit Göttern und Heroen

      Huldigten in Amathunt.

      Betend an der Grazien Altären

      Kniete da die holde Priesterin,

      Sandte stille Wünsche an Cytheren

      Und Gelübde an die Charitin.

      Hoher Stolz, auch droben zu gebieten,

      Lehrte sie den göttergleichen Rang

      Und des Reizes heil'gen Gürtel hüten,

      Der den Donnrer selbst bezwang.

      Himmlisch und unsterblich war das Feuer,

      Das in Pindars stolzen Hymnen floß,

      Niederströmte in Arions Leier,

      In den Stein des Phidias sich goß.

      Beßre Wesen, edlere Gestalten

      Kündigten die hohe Ankunft an,

      Götter, die vom Himmel niederwallten,

      Sahen hier ihn wieder aufgethan.

      Werther war von eines Gottes Güte,

      Theurer jede Gabe der Natur.

      Unter Iris' schönem Bogen blühte

      Reizender die perlenvolle Flur.

      Prangender erschien die

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