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Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Patricia Vandenberg
Читать онлайн.Название Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman
Год выпуска 0
isbn 9783740914325
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Im Sonnenwinkel Staffel
Издательство Bookwire
»Gewiss, mein Schatz.«
»Vielleicht geht’s doch besser, wenn der Magen nicht knurrt«, überlegte Bambi.
*
Sehr früh war Paul Deuring zu Dr. Riedel gegangen. Ebenso wie Franziska hoffte er, dass Helga noch schlafen würde, bis er zurück war.
Aber sie kam schon aus ihrem Zimmer, als er erst eine Viertelstunde aus dem Haus war.
Franziska hatte das Gefühl, als blicke Helga durch sie hindurch, als existiere sie gar nicht für das Mädchen.
»Wo ist Vati?«, fragte Helga aggressiv.
Etwas in Franziska bäumte sich dagegen auf, die Lüge fortzusetzen.
Ihr Mutterherz wehrte sich dagegen, Helga als Kranke zu betrachten.
Entsetzen erfüllte sie, als Helga plötzlich überstürzt zu reden begann.
»Ich kann mir denken, was geschehen ist. Ihr hattet Meinungsverschiedenheiten, und dann ist Vati gegangen, und dann waren dir die Leute hier wichtiger. Dieser Herwig und …, und …«
»Du weißt nicht, was du redest, Helga!«, stieß Franziska entsetzt hervor.
Doch da kam Paul schon wieder zurück. Helga stürzte auf ihn zu und klammerte sich an ihn.
»Lass uns weggehen, Vati!«, jammerte sie. »Ich habe dich lieb, ich werde dich immer lieb haben. Ich habe nicht gewollt, dass wir das Haus verkaufen. Nein, ich wollte es nicht, nur die andern.«
Franziska war den Tränen nahe, und als Paul dann sagte: »Es ist gut, Helga. Wir werden verreisen, wir beide!«, da lief sie hinaus.
Regungslos stand sie in ihrem Zimmer am Fenster, als Paul eintrat.
»Bitte, erschrick nicht«, flüsterte er, »und sag nichts. Ich habe das mit Dr. Riedel verabredet. Ich bekomme einen Leihwagen aus Hohenborn, dann fahre ich ein paar Tage mit Helga weg.«
»Aber Hilmar konnte gar nicht fahren«, sagte sie verzweifelt. »Wegen seiner Augen nicht.«
»Vielleicht wird Helga dann schneller aus diesem Trauma erwachen«, meinte er. »Bitte, verzweifele nicht, Franzi! Wir wollen nichts unversucht sein lassen.«
Was sollte sie dagegen sagen oder tun? Sie starrte hinaus und fühlte sich elender als an dem Morgen, an dem Pfarrer Frerichs ihr die Hiobsbotschaft gebracht hatte.
»Dr. Riedel wird dir alles erklären«, sagte Paul noch. Dann rief Helga schon wieder nach ihm.
»Ich bin fertig, Vati«, erklärte sie. »Wir können fahren.«
Für ihre Mutter hatte sie nicht einmal einen Abschiedsgruß.
Sie hat ihren Koffer gepackt, dachte Franziska. Das kann sie, also kann sie auch denken.
Aber ihr ganzes Denken konzentrierte sich auf ihren Vater, und bedingungslos folgte sie Paul, der ihr irgendwie doch hätte fremd sein müssen. Damit konnte sie nicht fertigwerden.
Franziska fühlte sich grenzenlos einsam. Doch als von draußen das Lachen der Nachbarkinder hereinschallte, raffte sie sich auf.
Sie hatte noch drei andere Kinder, die sie brauchten. Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren.
*
Harald und Carola hatten noch nicht miteinander sprechen können, da Felix Münster Auslandsbesuch hatte, den Harald durch die Fabrik führen musste.
Es wurde Mittag, bis der Rundgang beendet war. Dann fuhr er mit den Herren zum Essen. Vorher schaute er aber doch noch kurz bei Carola hinein.
»Tut mir leid, Carola«, sagte er, »aber heute ist ein blöder Tag.«
»Vergessen Sie Ihre Pflichten nicht, Herr Abteilungsleiter!«, scherzte sie.
»Was macht der Hase?«, fragte er.
»Dem geht’s gut. Er heißt Julius.«
»Und wenn es nun eine Hasendame wäre?«, bemerkte er schmunzelnd. »Ich hoffe, dass wir uns heute noch sehen.«
Dann eilte er wieder davon. Carola hatte genug zu tun und war fest entschlossen, ihre Arbeit nicht zu vernachlässigen.
Da sie auch auf das Mittagessen in der Kantine verzichtete, blieb es ihr verborgen, dass bereits der tollste Klatsch über sie und Harald im Gange war.
Doch Felix Münster kam es sehr rasch zu Ohren. Dafür sorgte sein Direktionsassistent, der Harald Herwig gar zu gern eins auswischen wollte.
Er fing es geschickt und sehr diskret an. Nur damit der Chef informiert wäre, bevor der Klatsch noch weiter blühte. Felix Münster winkte ab.
»Herr Herwig und Frau Deuring sind verlobt«, erklärte er. »Mit Rücksicht auf den Tod ihres Vaters wurde von einer offiziellen Bekanntmachung abgesehen.« Damit war dem Getratsche ein Riegel vorgeschoben. Felix Münster rief Carola zu sich.
Es war ihr schon ein wenig unbehaglich zumute, obgleich sie nicht wusste, worum es ging.
»Liebe Frau Deuring«, begann Felix Münster, »ich will keine lange Rede halten. Was Sie und Harald betrifft, weiß ich Bescheid. Ich habe ihm zur Bedingung gemacht, dass eine klare Linie geschaffen werden muss, wenn Sie ins Gerede gebracht würden. Das ist nun schneller der Fall, als ich angenommen habe.«
Carola war blass geworden, und als er eine Pause machte, fragte sie bebend: »Bin ich jetzt entlassen?«
»Nun mal langsam! Ich wollte Sie vorerst darüber informieren, dass ich mir die Freiheit genommen habe, Sie als Verlobte hinzustellen. Harald wird dagegen sicher nichts einzuwenden haben.«
Carola fiel von einer Verlegenheit in die andere.
»Es weiß doch niemand. Ich habe nicht mal mit meiner Mutter darüber gesprochen. Es wäre doch verfrüht gewesen. Es tut mir leid.«
»Was tut Ihnen leid? Dass Harald Sie heiraten will? Mädchen, eine bessere Wahl hätte er doch gar nicht treffen können und Sie auch nicht.«
»In unserer Situation«, setzte Carola wieder an, aber er war aufgestanden und nahm ihren Arm.
»Sie kommen heute Abend zu uns«, sagte er herzlich. »Wir wissen, wie tapfer Sie sind, und Ihr Vater würde sich bestimmt herzlich freuen, Sie in so guten Händen zu wissen. Zeigen Sie den Klatschtanten die kalte Schulter. Und jetzt, Carola, gehen wir zum Essen.«
Glühende Röte schlug ihr in die Wangen.
»Das geht doch nicht«, stammelte sie. Aber er lachte nur.
*
Hanni Berg blieb die Spucke weg, als der hohe Chef mit Carola den Speisesaal betrat.
Sie hatte ihre Mittagspause wieder einmal verlängert und war gerade im Gehen begriffen.
Es war plötzlich so still, dass das Klirren eines Tellers wie Donner hallte.
»Ich erwarte Sie um zwei Uhr in meinem Büro«, sagte Felix Münster laut zu Hanni Berg.
Dann steuerte er mit Carola auf einen Tisch zu, den man in größter Eile frei gemacht und frisch gedeckt hatte.
»Hoffentlich behandelt man uns jetzt nicht nach dem Motto: Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss nehmen was übrig bleibt«, bemerkte Felix Münster lächelnd. »Mal sehen, was man uns so bietet.«
»Das Essen ist immer sehr gut«, stellte Carola fest.
»Ehrlich?«, fragte er augenzwinkernd.
»Ehrlich«, bestätigte sie. »Was aber wird Ihre Frau sagen, wenn sie erfährt, dass Sie mit mir gegessen haben?«
Er lachte leise. »Sandra wird sich freuen, wenn ich nicht mit knurrendem Magen heimkomme. Dann bin ich meistens nicht sehr gut gelaunt. Sie werden sich mit Sandra bestimmt gut verstehen, und wenn es an Ihren Kochkünsten mangelt, gehen Sie zu Teta in die Schule. Das hat meine Frau auch getan, mit durchschlagendem