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und der Insel ist sehr schmal und die Einwirkung von Sonne und Mond hatte diese ungewöhnlich heftige Flut veranlasst, indem sie eine ungeheure Menge Wasser durch den engen Raum presste.

      Nachdem wir unser Schiff untersucht und unbeschädigt gefunden hatten, auch genügend Wasser, so schlecht es auch war, zur weiteren Reise geladen hatten, segelten wir von Dobelew ab. Wegen widrigen Windes mussten wir gegen 5 Uhr in zehn Faden Tiefe ankern. Am 18. segelten wir mit Wind aus Nordwest und hatten auch eine starke Strömung aus derselben Richtung. Bald waren wir wieder genötigt, vor Anker zu gehen, da wir eine sehr seichte und schmale Stelle vor uns hatten.

      Die Flut drang nun mit ungewöhnlicher Heftigkeit ein und lief wie der Nil oder sonst ein schneller Fluss, eher wie ein Bach, der eine Mühle antreibt, und nicht wie das Meer, wenn es mit der Flut steigt. Nach 1 Uhr hatten wir genug Wasser, um weitersegeln zu können, und wir wurden durch die Heftigkeit des Stroms auf eine in der Tat fürchterliche Weise durch die enge Passage gejagt.

      Um halb 4 Uhr fuhren wir zwischen Ras Antalou, dem Nordkap von Dahalac, und der kleinen Insel Dahalottom hindurch, welche mit einigen Bäumen besetzt ist. Die Straße zwischen dem Kap und der Insel ist eineinhalb Meilen breit. Um 4 Uhr am Nachmittag ankerten wir in der Nähe der kleinen Insel Surat.

      Am 19. September lichteten wir bei Surat gegen 7 Uhr morgens die Anker, um 11 Uhr passierten wir die Insel Dergaiham, die drei Meilen im Nordosten lag, und um 5 Uhr nachmittags lagen wir im Hafen von Massaua. Wir hatten siebzehn Tage, den Tag, an dem wir in Loheia an Bord gingen, eingeschlossen, mit dieser Fahrt zugebracht, obwohl man sie bei günstigem Wind im Allgemeinen in drei Tagen und oft in noch kürzerer Zeit zurücklegt. Daran war jedoch nicht bloß das Wetter schuld. Wir verbrachten viel Zeit mit der Besichtigung der Inseln und mit astronomischen Beobachtungen.

      1 Der Sitz der englischen Ostindien-Kompanie in Arabien.

      2 Geleitbrief, »Schutzbrief«, Bestallungsurkunde – in heutigen Übertragungen meist »Ferman« genannt.

      3 Direkter Abkömmling des Propheten Mohammed.

      4 Titel des Oberhaupts (Häuptling) von Massaua.

      5 Die früher übliche Bezeichnung für Äthiopien. Der Name Abessinien ist die latinisierte Form des arabischen Wortes »habesch«, womit südarabische Volksgruppen bezeichnet werden, welche in vorchristlicher Zeit in dieses Land eindrangen und die sabäische Sprache und Schrift mit sich brachten. Heute ist dieser bis in unser Jahrhundert hinein verwendete Name nicht mehr gebräuchlich und wird von den modernen Äthiopiern sogar als diskriminierend empfunden. Der Name Äthiopier findet sich schon in der altägyptischen Geschichte und bedeutet so viel wie »die mit den verbrannten Gesichtern«.

      6 Michael Suhul war Statthalter der Provinz Tigre und zugleich auch Ras (im Sinn von Erster Minister oder Premierminister zu verstehen). Er hatte nach dem König die höchste politische Position im Land mit fast unbeschränkten Machtbefugnissen, welche von Michael auch weidlich ausgenutzt wurden. In ganz kurzem Zeitabstand ließ er zwei Könige ermorden, die seinen Vorstellungen nicht entsprachen und seiner Gier nach Geld und Ruhm im Wege standen. Er setzte einen ihm genehmeren Prinzen auf den Thron, welchen er leichter manipulieren konnte. Dies geschah unmittelbar vor der Ankunft des James Bruce in Gondar, der Hauptstadt des Reiches.

      7 Salutschießen.

      8 Arabia felix: Seit der Römerzeit übliche Bezeichnung des Jemen.

      9 Schiffskapitän.

      10 In den verschiedenen Ländern variierendes Längen- und Tiefenmaß (so viel, wie ein Mann mit ausgestreckten Armen umfassen kann). Hier ist der englische Faden (fathom) gemeint, der heute noch in der Seefahrt für Tiefenangaben Verwendung findet (1 Faden = 1,83 m).

      2. KAPITEL

      Unerfreuliches und gefährliches Verweilen in Massaua

      Massaua, was so viel wie Hafen oder Wohnort der Hirten bedeutet, ist eine kleine Insel unmittelbar vor der abessinischen Küste, versehen mit einem ausgezeichneten Hafen, der bis dicht ans Ufer heran tief genug ist für Schiffe jeglicher Größe. Diese können hier sicher vor Anker liegen, der Wind mag dabei noch so stark wehen, aus welcher Richtung auch immer.

      Die Insel selbst ist sehr klein, kaum eine Dreiviertelmeile lang und eine halbe breit. Ein Drittel der Fläche nehmen die Häuser ein, das zweite die Zisternen zum Auffangen des Regenwassers, und das letzte Drittel dient als Begräbnisplatz für die Toten. In der Stadt findet man eine beträchtliche Menge von Waren, die zur Ausfuhr bestimmt sind. Diese Waren stammen durchweg aus den umliegenden weitläufigen Gebirgsgegenden, wohin Ausländer wegen der Ungeselligkeit ihrer Bewohner nur sehr selten gelangen.

      Die wichtigsten Artikel, die in früheren Zeiten von hier ausgeführt wurden, waren Elfenbein, Gold, Elefanten- und Büffelhäute und vor allem Sklaven. Letztere waren das wichtigste Ausfuhrgut, denn die hier gehandelten wiesen bessere Eigenschaften auf als Menschen anderer Abstammung, die mit ihnen dieses unglückliche Schicksal teilten. Und längs der Küste wurden Perlen von vorzüglicher Größe gefunden, ferner gab es hier eine Reihe guter Wasserstellen. Wegen des günstigen Ankerplatzes und der Vielzahl von Waren, die man hier bekommen konnte, entwickelte sich Massaua zu einem bedeutenden Ort des Warenumschlags in dieser Gegend, trotz des hier herrschenden Wassermangels, der das Leben der Menschen hier seit Weltenbeginn erschwert. Solange der Handel blühte, war Massaua eine Stadt voller Leben. Seit ihrer Unterdrückung durch die Türken freilich sank sie mehr und mehr zur Bedeutungslosigkeit herab. Die Türken hatten nämlich letzte Hand gelegt an den Ruin des Handels im Roten Meer, nachdem dieser mit der Umschiffung des Kaps der Guten Hoffnung einige Jahre zuvor und mit den Niederlassungen der Portugiesen auf dem indischen Festland seinen Anfang genommen hatte.

       Massaua

      Der erste türkische Statthalter von Massaua war ein Pascha, der aus Konstantinopel hergeschickt worden war. Eine Zeit lang waren von Massaua aus verschiedene Versuche zur Eroberung von Abessinien unternommen worden, freilich niemals mit durchschlagendem Erfolg. Der Ort verlor also nicht nur seine frühere Bedeutung als Handelsumschlagplatz, sondern auch im Hinblick auf die militärische Besetzung, sodass die Türken mit der Zeit zu der Auffassung gelangten, es lohne sich nicht länger der Aufwand, hier eine eigene Regierung unter einem Pascha zu unterhalten.

      Der wichtigste Beistand, welcher den Türken bei der Eroberung von Massaua geleistet wurde, kam von den Belowee, einem mohammedanischen Hirtenstamm, welcher an der Küste des Roten Meeres bei den Bergen von Habab um den 14. Breitengrad wohnte. Zur Belohnung für diese Hilfe räumten die Türken deren Häuptling die bürgerliche Regierung von Massaua und dem dazugehörigen Gebiet unter dem Titel eines Naybe von Massaua ein; und nach dem Abzug des Paschas blieb dieser im Grunde unumschränkter Herr des Ortes. Um jedoch wenigstens zum Schein die türkische Oberherrschaft zu wahren, wurde dem türkischen Sultan ein jährlicher Tribut versprochen, wofür der Naybe einen Firman von der Pforte erhielt. Das einmal auf die Insel verlegte Janitscharenkorps, weiterhin seinen Sold aus Konstantinopel beziehend, blieb freilich hier. Die Janitscharen verbanden sich mit den Weibern dieses Landes, und die Söhne wurden wieder Janitscharen und behielten den Sold. Durch Heiraten untereinander wurden sie mit der Zeit Eingeborene von Massaua und waren gewöhnlich miteinander verwandt.

      Dem Naybe war bewusst, dass er von seinen Beschützern, den Türken in Arabien

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