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etwas wünschen, und es würde in Erfüllung gehen. Mit einem seligen Lächeln schlief Daniel ein.

      *

      »Dr. Melian, Herr Dr. Melian, bitte zur Information!« Noch ein paar andere Namen wurden aufgerufen, aber Fabian Melian hörte es nicht mehr.

      Die Maschine aus New York war überfällig. Seit Stunden wartete er nun schon hier in der Halle auf ein Kind, das er zum letztenmal gesehen hatte, als es knapp ein Jahr alt war.

      An jenem Tag hatte Grace ihm eröffnet, daß sie nach Amerika zurückkehren wollte, weil sie des Lebens an seiner Seite überdrüssig sei, dieses langweiligen unbefriedigenden Lebens.

      Daß er ihr damals gestattet hatte, seinen Sohn mitzunehmen, war einer momentanen Kurzschlußreaktion zuzuschreiben. Er stand noch am Anfang seiner Karriere. Was sollte er da mit einem Baby, das noch nicht einmal laufen konnte?

      Während Dr. Melian mechanisch dem Aufruf folgte und zum Informationsbüro ging, überstürzten sich seine Gedanken. Die Nachricht von Graces Tode hatte ihn nicht mehr treffen können. Seine Briefe hatte sie nie beantwortet. Seine Fragen nach seinem Sohn waren erfolglos geblieben. Er wußte, daß sie berühmt geworden war, viel Geld verdiente und auch ausgab. Er selbst hatte hart gearbeitet, bis er sich als Architekt einen Namen gemacht hatte. Aber die Liebe, die er einstmals für die junge schöne Grace empfunden hatte, war gestorben. Zeitweise hatte er sogar vergessen, daß er ein Kind hatte.

      Von Frauen und von der Liebe glaubte er sich geheilt. Hätte ihm seine Schwester Stella nicht zugeredet, den Jungen zu sich zu nehmen, hätte er sich auch nicht zu diesem Entschluß durchgerungen.

      Dr. Fabian Melian, groß, schlank, dunkelhaarig, mit klugen grauen Augen und jener Lässigkeit, die Frauen faszinierte, betrat nach kurzem Suchen das Büro.

      Ein junges Mädchen in blauem Kostüm blickte auf. Ein älterer Angestellter, ebenfalls in blauer Uniform, nickte ernst, als er seinen Namen nannte.

      »Der Herr Direktor möchte Sie sprechen«, sagte er leise.

      Warum schauen sie nur so mitleidvoll, dachte Fabian und ging rasch auf die Tür zu, die ihm das Mädchen bereitwillig öffnete.

      Eine halbe Stunde später verließ er das Büro wieder, ein ganz fatales Gefühl im Magen. Sehr vorsichtig, sehr verständnisvoll hatte man ihm mitgeteilt, daß die Maschine, mit der Daniel kommen sollte, abgestürzt sei, und daß der Junge das Unglück überlebt hätte.

      Er konnte sich zunächst nicht konzentrieren. Er hatte für diesen Tag alle Termine abgesagt, Stellas Drängen nachgegeben, und wollte den Jungen selbst abholen. Ganz langsam hatte er sich an den Gedanken gewöhnt, daß ein kleiner Junge auf ihn zukommen würde, der »Vater« zu ihm sagte, und der für ihn fremd war, wie er für ihn.

      Der Gedanke, daß dieses Kind nun allein in einem Krankenhaus irgendwo in Amerika lag, erschütterte ihn.

      Drei Überlebende, dachte er, und darunter Daniel. Sicher hinterließ mancher von den Toten eine große Lücke im Leben eines anderen Menschen. Und hier…

      *

      Zwei Tage vergingen, ehe Daniel Tammy besuchen durfte. Obgleich sie verhältnismäßig glimpflich davongekommen war, hatte sie der Blutverlust so geschwächt, daß sie nur ganz langsam ins Bewußtsein zurückfinden konnte.

      Auch ihr erster Gedanke hatte Daniel gegolten. Dann allerdings fiel ihr ein, daß nun ihre Karriere gefährdet war und damit ihre Existenz. Auf ihre bange Frage, wann sie aus dem Hospital entlassen werden könnte, hatte Dr. Wilkens, der die drei Verletzten aufopfernd betreute, nur mit einem Achselzucken geantwortet. Was nützte es, wenn er ihr falsche Hoffnungen machte? Mr. van Straaten hatte ihm bereits einen Besuch gemacht und ihm erklärt, was für Tammy auf dem Spiel stand.

      Mr. van Straaten war zutiefst erschüttert. Die Unruhe, die ihn vor dem Abflug gequält hatte, war also doch begründet gewesen.

      Er hatte aus den Zeitungsberichten wie viele andere erfahren, daß es sich um einen Sabotageakt handelte. Aber er kam nicht im entferntesten auf die Idee, die Bombenexplosion im Flugzeug mit Daniel in Verbindung zu bringen. Natürlich wurde viel geschrieben, auch Daniels Mutter wurde noch einmal von allen Seiten beleuchtet, wie das bei solchen Gelegenheiten üblich war. Von ihr wurde mehr geschrieben als von Tammy, die ja die Sprossen des Ruhms erst erklimmen wollte.

      Jedenfalls konnten die Dreharbeiten nicht aufgeschoben werden. Man suchte bereits Ersatz für die junge Darstellerin. Es ging um das Geschäft. Sentimentalitäten konnte man sich in dieser Branche nicht leisten. Jeder Tag Verzögerung kostete eine Unmenge Geld.

      Dies alles Tammy zu sagen, brachte er bei dem kurzen Besuch, den man ihm gestattet hatte, nicht fertig. Natürlich würde sie die Versicherungssumme ausbezahlt bekommen, aber das war für Tammy vorerst nur ein schwacher Trost.

      »Wird man mich noch haben wollen?« war die bange Frage, die sie sich immer wieder stellte. Aber als dann Daniel zu ihr kam, trat sie vorübergehend in den Hintergrund.

      »Ich bin so froh, daß du lebst«, sagte er unter Tränen, und das bedeutete ihr mehr als alles andere.

      »Darfst du noch nicht aufstehen?« fragte er mitfühlend. »Hast du große Schmerzen? Granny hat mir eine wunderhübsche Kette gegeben. Sie sagt, daß sie Glück bringt.«

      »Granny?« wiederholte Tammy verwundert.

      »lch habe jetzt eine Granny«, erzählte Daniel stolz. »Sie ist nett und besucht mich jeden Tag. Natürlich ist sie nicht meine richtige Granny. Sie heißt Mrs. Baker. Aber sie will mich nehmen, wenn mein Vater mich nicht haben will.«

      Daß sein Vater ihn nicht mehr haben wollte, war ein Wunschgedanke Daniels. Mit einem Flugzeug würde er schon gar nicht mehr fliegen. Aber bei Granny wollte er auch nur bleiben, wenn Tammy bei ihm sein konnte.

      »Hier ist die Kette«, sagte er und legte sie auf Tammys Bett. »Schau sie dir mal richtig an. Da steht auch was drauf. Ich kann es nur nicht lesen. Aber Granny sagt, sie würde Glück bringen. Wenn man sich etwas wünscht, geht es in Erfüllung. Ich wünsche mir, daß wir zusammenbleiben können.« Er legte seinen Kopf auf ihre Hand und schaute sie erwartungsvoll an.

      »Wenn ich sie dir gebe und du wünschst dir auch, daß wir zusammenbleiben können, hilft es vielleicht doppelt«, schlug er zögernd vor und blickte sie bittend an.

      Dr. Wilkens erschien in der Tür. »Danny, möchtest du bitte einen Augenblick kommen«, sagte er freundlich. »Für dich ist Besuch da.«

      »Granny?« fragte der Junge. »Sie soll doch Tammy heute auch besuchen. Jetzt ist sie ganz munter.«

      »Nein, es ist jemand anders. Wenn Mrs. Baker kommt, kann sie Miß Roloff besuchen. Sie wird sicher heute noch kommen«, tröstete Dr. Wilkens gutmütig.

      Daniel lebte in ständiger Sorge, Eliza Grass könnte hier auftauchen, und so ging er nur zögernd mit. Er war fest entschlossen, kein Wort mit ihr zu reden, wenn sie es wäre, und zurück zu ihr wollte er schon gar nicht. Aber die elegante junge Dame, die auf ihn wartete, hatte gar keine Ähnlichkeit mit Miß Grass.

      »Ich bin deine Tante Stella«, hörte er sie sagen und wunderte sich, weshalb sie Tränen in den Augen hatte.

      Stella konnte den Blick nicht von dem Kind abwenden. Wie ähnlich er Fabian war!

      »Ich habe doch gar keine Tante«, widersprach Daniel und betrachtete sie aufmerksam.

      »Ich bin die Schwester von deinem Papi«, erläuterte Stella leise. Sie mußte immer wieder gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen.

      »Ich habe einen Vater in Deutschland«, bestätigte Daniel ernsthaft. »Aber den kenne ich nicht.«

      »Ich komme aus Deutschland und will dich abholen.«

      Daniels mißtrauischer Blick wurde abweisend. Sie gefiel ihm ganz gut, aber das gestand er sich nicht ein.

      »Wir werden uns bestimmt gut verstehen, Danny«, fuhr Stella fort. »Ich werde dich sehr lieb haben.«

      Das klang verlockend,

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