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wie er glüht,

      Da er auf deine Tafel sieht!

      In seinem Auge glänzt das herzliche Verlangen,

      Von deinem Geist den Einfluß zu empfangen.

      So wirkt mit Macht der edle Mann

      Jahrhunderte auf seines Gleichen:

      Denn was ein guter Mensch erreichen kann,

      Ist nicht im engen Raum des Lebens zu erreichen.

      Drum lebt er auch nach seinem Tode fort,

      Und ist so wirksam als er lebte;

      Die gute Tat, das schöne Wort,

      Es strebt unsterblich, wie er sterblich strebte.

      So lebst auch du durch ungemeßne Zeit.

      Genieße der Unsterblichkeit!

      Künstler Erkenn’ ich doch, was mir im kurzen Leben

      Zevs für ein schönes Glück gegeben,

      Und was er mir in dieser Stunde schenkt;

      Doch er vergebe mir, wenn dieser Blick mich kränkt.

      Wie ein verliebter junger Mann

      Unmöglich doch den Göttern danken kann,

      Wenn seine Liebste fern und eingeschlossen weint;

      Wer wagt es, ihn beglückt zu nennen?

      Und wird er wohl sich trösten können,

      Weil Eine Sonne ihn und sie bescheint?

      So hab’ ich stets entbehren müssen,

      Was meinen Werken nun so reichlich widerfährt;

      Was hilft’s, o Freundin, mir, zu wissen,

      Daß man mich nun bezahlet und verehrt?

      O hätt’ ich manchmal nur das Gold besessen,

      Das diesen Rahm jetzt übermäßig schmückt!

      Mit Weib und Kind mich herzlich satt zu essen,

      War ich zufrieden und beglückt.

      Ein Freund, der sich mit mir ergetzte,

      Ein Fürst, der die Talente schätzte,

      Sie haben leider mir gefehlt;

      Im Kloster fand ich dumpfe Gönner;

      So hab’ ich, emsig, ohne Kenner

      Und ohne Schüler mich gequält. –

      Hinab auf den Schüler deutend.

      Lyrik

Gedichte. Ausgabe letzter HandWerke, Briefe und GesprächeZueignung

      Der Morgen kam; es scheuchten seine Tritte

      Den leisen Schlaf, der mich gelind umfing,

      Daß ich, erwacht, aus meiner stillen Hütte

      Den Berg hinauf mit frischer Seele ging;

      Ich freute mich bei einem jeden Schritte

      Der neuen Blume, die voll Tropfen hing;

      Der junge Tag erhob sich mit Entzücken,

      Und alles war erquickt, mich zu erquicken.

      Und wie ich stieg, zog von dem Fluß der Wiesen

      Ein Nebel sich in Streifen sacht hervor;

      Er wich und wechselte, mich zu umfließen,

      Und wuchs geflügelt mir ums Haupt empor:

      Des schönen Blicks sollt ich nicht mehr genießen,

      Die Gegend deckte mir ein trüber Flor;

      Bald sah ich mich von Wolken wie umgossen

      Und mit mir selbst in Dämmrung eingeschlossen.

      Auf einmal schien die Sonne durchzudringen,

      Im Nebel ließ sich eine Klarheit sehn.

      Hier sank er, leise sich hinabzuschwingen,

      Hier teilt’ er steigend sich um Wald und Höhn.

      Wie hofft ich ihr den ersten Gruß zu bringen!

      Sie hofft ich nach der Trübe doppelt schön.

      Der luftge Kampf war lange nicht vollendet,

      Ein Glanz umgab mich, und ich stand geblendet.

      Bald machte mich, die Augen aufzuschlagen,

      Ein innrer Trieb des Herzens wieder kühn,

      Ich konnt es nur mit schnellen Blicken wagen,

      Denn alles schien zu brennen und zu glühn.

      Da schwebte, mit den Wolken hergetragen,

      Ein göttlich Weib vor meinen Augen hin,

      Kein schöner Bild sah ich in meinem Leben,

      Sie sah mich an und blieb verweilend schweben.

      Kennst du mich nicht? sprach sie mit einem Munde,

      Dem aller Lieb und Treue Ton entfloß:

      Erkennst du mich, die ich in manche Wunde

      Des Lebens dir den reinsten Balsam goß?

      Du kennst mich wohl, an die, zu ewgem Bunde,

      Dein strebend Herz sich fest und fester schloß.

      Sah ich dich nicht mit heißen Herzenstränen

      Als Knabe schon nach mir dich eifrig sehnen?

      Ja! rief ich aus, indem ich selig nieder

      Zur Erde sank, lang hab ich dich gefühlt;

      Du gabst mir Ruh, wenn durch die jungen Glieder

      Die Leidenschaft sich rastlos durchgewühlt;

      Du hast mir wie mit himmlischem Gefieder

      Am heißen Tag die Stirne sanft gekühlt;

      Du schenktest mir der Erde beste Gaben,

      Und jedes Glück will ich durch dich nur haben!

      Dich nenn ich nicht. Zwar hör ich dich von vielen

      Gar oft genannt, und jeder heißt dich sein,

      Ein jedes Auge glaubt auf dich zu zielen,

      Fast jedem Auge wird dein Strahl zur Pein.

      Ach, da ich irrte, hatt ich viel Gespielen,

      Da ich dich kenne, bin ich fast allein;

      Ich muß mein Glück nur mit mir selbst genießen,

      Dein holdes Licht verdecken und verschließen.

      Sie lächelte, sie sprach: Du siehst, wie klug,

      Wie nötig wars, euch wenig zu enthüllen!

      Kaum bist du sicher vor dem gröbsten Trug,

      Kaum bist du Herr vom ersten Kinderwillen,

      So glaubst du dich schon Übermensch genug,

      Versäumst die Pflicht des Mannes zu erfüllen!

      Wieviel bist du von andern unterschieden?

      Erkenne dich, leb mit der Welt in Frieden!

      Verzeih mir, rief ich aus, ich meint es gut;

      Soll ich umsonst die Augen offen haben?

      Ein froher Wille lebt in meinem Blut,

      Ich kenne ganz den Wert von deinen Gaben!

      Für andre wächst in mir das edle Gut,

      Ich kann und will das Pfund nicht mehr vergraben!

      Warum sucht ich den Weg so sehnsuchtsvoll,

      Wenn ich ihn nicht den Brüdern zeigen soll?

      Und wie ich sprach, sah mich das hohe Wesen

      Mit einem Blick mitleidger Nachsicht an;

      Ich

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