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Der Mann von Eisen. Fritz Skowronnek
Читать онлайн.Название Der Mann von Eisen
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Fritz Skowronnek
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Wolf nickte.
»Leider, ja!«
Auch Frau Stutterheim nickte.
»Ich habe mit Absicht dich davon nicht zurückgehalten, obwohl ich es wusste, wie dein Versuch ausfallen würde. Du solltest selbst die Erfahrung machen.«
Wolf blieb vor ihr stehen.
»Ja, Mutter, und sie hat mir sehr wehgetan Aber was kann ich dafür, dass ich sie so lieb habe, von klein auf schon.«
Aus dem Schweigen der Mutter hörte er alles, was sie ihm damals gesagt hatte, als er ihr seine Absicht mitteilte, sich um Hanna zu bewerben…
»Mein Sohn, du wirst gut tun, diese Neigung zu unterdrücken. Hanna passt nicht für dich. Sie ist wohl klug und liebenswürdig, aber zu oberflächlich. Jeder junge Mann tut gut, wenn er sich um ein Mädchen bewerben will, sich erst die Mutter anzusehen.«
Da hatte er lachend geantwortet:
»Aber liebste Mutter, wenn ich mich nun in die Christel, deinen Liebling, verliebt hätte…«
Mit einem feinen Lächeln hatte sie geantwortet:
»Auch für Christel gilt mein Wort, denn die habe ich erzogen. Von klein auf hat sie sich wie eine Tochter an mich angeschlossen und alles befolgt, was ich gesagt habe…«
Seine Gedanken flogen wieder zurück in die Jugendzeit. Schon als Kinder waren sie unzertrennlich gewesen. Und wie oft hatten die Eltern im Scherz gesagt und im Ernst gemeint, dass aus den beiden ein Paar werden sollte. Wie ein schweigendes Einverständnis war es zwischen ihnen geblieben … Auch später, als er in Andreaswalde seine Lehrjahre durchmachte. Da war Hanna stets und überall seine Begleiterin gewesen.
Selbst, wenn er mit der Flinte aufs Feld ging, ein paar Hühner oder einen Küchenhasen zu schießen, war sie mit ihm gegangen.
Später, als er auf die landwirtschaftliche Hochschule ging und dann bei den Dragonern in Eyck sein Jahr abdiente, war das kindlich-herzliche Einvernehmen plötzlich zu Ende gewesen. Hanna war ein Jahr in einem Pensionat der französischen Schweiz gewesen, und als sie zurückkam, war aus dem lustigen Kind eine erwachsene junge Dame geworden, die ihr ausgesprochenes Talent für Musik eifrig pflegte und mit „Essig und Öl“, wie ihr eigener Vater spöttisch zu behaupten pflegte, schreckliche Bilder malte … Aber schön war sie geworden, bildschön mit ihrer schlanken und doch so vollen Gestalt, den dunklen, großen Augen, dem überreichen, schwarzen Haar und dem rosigen Mund, der so übermütig lachen konnte … Wie die Bienen um den Honig schwärmten die unverheirateten Offiziere der großen Garnison um sie herum, und auf jedem Fest war sie die unbestrittene Königin … Verwöhnt und gefeiert…
Wie oft hatte er sie in Gedanken mit seiner Mutter verglichen, in der er mit Recht das Ideal einer Mutter und klugen Hausfrau verehrte. Und ebenso oft hatte ihm sein Verstand gesagt, dass Hanna nie, auch nur im Geringsten, seiner Mutter gleichen würde. Aber was vermochte der kühl erwägende Verstand gegen das heiße Begehren seines Herzens?
Er war das, was man eine gute Partie nennt… reich, unabhängig, er galt trotz seiner Jugend für einen Musterwirt. Nur die Rücksicht auf seine Mutter hatte ihn noch immer abgehalten, das entscheidende Wort zu sprechen. Sie hatte ihm einmal angedeutet, dass sie das Haus verlassen würde, wenn er Hanna heiratete. Und das war für ihn ein unübersteigbares Hindernis…
Es war ausgeschlossen, dass er durch seine Heirat die über alles geliebte Mutter aus ihrem Heim vertrieb, an dem ihr Herz mit allen Fasern hing.
Jetzt hatte er gehofft, dass Hanna die tiefere Absicht seiner Aufforderung verstehen und die Gelegenheit ergreifen würde, sich die Zufriedenheit seiner Mutter zu erringen … oder war er ihr so völlig gleichgültig, dass sie ihn nicht verstehen wollte? Das war doch heute eine deutliche Abweisung seiner Bewerbung gewesen…
Als seine Gedanken bei diesem Punkt angelangt waren, griff er mit einem Seufzer nach seiner Mütze und ging hinaus auf den Hof … Ihm war, als hätte er ein langes Gespräch mit seiner Mutter gehabt … und doch war es nur ihr mitleidsvoller Blick gewesen, der ihm sagte, dass ein treues Mutterherz um ihn sorgte … es war keine Voreingenommenheit gegen Hanna, das wusste er, sondern ehrlich sorgende Mutterliebe, die den wackeren Sohn vor einer Ehe bewahren wollte, in der nach einem kurzen, heißen Rausch eine Ernüchterung und Entfremdung eintreten musste…
3. Kapitel
Gleich nach Mittag ritt Wolf nach Bialla, um seine aus Russland ankommenden Schnitter in Empfang zu nehmen. Er hatte einen alten, starkknochigen Gaul unter sich, der seines hohen Alters wegen das Gnadenbrot erhielt, es sich aber noch reichlich verdiente; denn im Sommer zog er das kleine Wägelchen, in dem Frau Stutterheim fast täglich ins Feld fuhr. Beim Einfahren des Getreides musste er ins Scheunenfach und unablässig hin und her wandern, um es fest zu trampeln. Und wenn er lange untätig gestanden hatte, wurde er auch zu einem kurzen Ritt in Anspruch genommen. Für große Schnelligkeit war er nicht zu haben, aber die verlangte man ja auch von ihm nicht.
Und da er noch reichlich Zeit hatte, machte Wolf den kleinen Umweg über Andreaswalde, um sich nach Hannas Befinden zu erkundigen. Christel hatte ihn aus der Giebelstube kommen sehen und stand schon vor der Tür, als er auf den Hof ritt.
»Es geht Hanna nicht sehr gut, sie hat hohes Fieber und heftige Kopfschmerzen. Wir haben schon ein Fuhrwerk nach dem Arzt geschickt…«
Sie trat an sein Pferd heran und streichelte ihm den Hals.
»Das wäre so ein Pferd für Hanna, wenn sie noch einmal Lust verspüren zu reiten«, meinte sie mit einem schelmischen Lächeln. »Du würdest nicht springen, alter Groneberg?«
»Nein«, erwiderte Wolf, »dafür ist er nicht mehr zu haben. Für Hanna ist doch keine Gefahr?«
Christel zuckte die Achseln.
»Mit solch einer schweren Erkältung ist nicht zu spaßen. Da kommt jetzt immer gleich die neumodische Krankheit, die Influenza, dazu, und vor der habe ich allen Respekt. Nun mach’ dir bloß keine Gedanken, lieber Wolf, ich werd’ sie schon zum Schwitzen bringen.«
Er reichte ihr Vom Pferd herab die Hand.
»Hab’ Dank, Christel, für deine Samaritertätigkeit…«
»Die ist doch selbstverständlich, Wolf…«
Mit einem langen Blick sah sie ihm nach. Ein Zorn war in ihr aufgestiegen, den sie mehr fühlte als dachte. Ein Zorn auf ihre ältere 5chwester, die eine so treue Liebe nicht zu schätzen wusste… Noch vor kurzem hatte sie ihr, als sie von einem Dragonerrittmeister, der ihr eifrig den Hof machte, schwärmte, vorwurfsvoll gesagt, dass sie ein schweres Unrecht beginge, und Hanna hatte lachend darauf erwidert:
»Der Wolf läuft mir nicht fort. Der wartet so lange, bis ich ihn brauche … Aber hoffentlich werde ich ihn nicht als Notnagel brauchen.«
Und dann hatte sie der jüngeren Schwester mit hässlichem Lachen gesagt:
»Aus dir spricht ja nur die Eifersucht. Du solltest mir doch dankbar sein, dass ich dir das Feld frei lasse…«
Wie eine Flamme war Christel die Röte ins Gesicht gestiegen. Wortlos hatte sie sich abgewandt, um hinauszugehen und eine verschwiegene Ecke aufzusuchen, wo sie sich ausweinen konnte. Und dabei war es ihr zum ersten Mal klar geworden, dass es nicht bloß Freundschaft war, was sie für den Jugendgespielen empfand, sondern ehrliche, tiefe Liebe … Und sie wusste, dass sie hoffnungslos war, dass Wolfs Herz ihrer Schwester Hanna gehörte, dass er um sie warb…
Was half es, dass Hanna ihn zurückwies? Er würde doch für sie, die Christel, nie mehr empfinden als für eine Schwester … Und ihr Gefühl sagte ihr das Richtige. Während der alte, nach seinem letzten Besitzer genannte Gaul langsam und gemächlich dahinschritt, wanderte Wolfs Herz zurück nach dem Gutshause, wo das geliebte Mädchen in wirren Fieberträumen lag … Gewiss, sie war oberflächlich, sie war übermütig und stets dazu aufgelegt, einen Menschen zu necken … oder verbarg sich hinter dem leichtfertigen, lustigen Ton wirklicher Ernst? Er richtete sich straff im Sattel empor