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und Sie,« wandte sie sich an Linkes, »blieben, wo Sie sind und würden sich pekuniär vielleicht sogar verbessern.«

      »Das Doppelte!« rief Cäcilie.

      »Wie meinen Sie das?« fragte Käte.

      »Von dem, was Sie bisher hatten.«

      »Nun sehen Sie ’mal an!« sagte Käte.

      »Und Sie meinen wirklich,« fragte Linke und sah Paul und Käte an, »wir sollen. . . .«

      »Aber gewiß, meine ich das!« erwiderte Paul.

      »Da erübrigen Sie was für die Kinder; die kosten Geld, wenn sie größer werden.«

      Linke wandte sich an seine Frau.

      »Was meinst du, Emma?«

      »Wenn die gnädige Frau glaubt. . . .«

      »Ja, Emma! Ich rate Ihnen dazu.«

      »Also?« fragte Berndt und holte sein Buch hervor.

      »Ja, Franz, denn is es wohl recht,« sagte Emma. Linke nickte.

      »Kostenpunkt?« fragte Berndt, steckte die Bleistiftspitze in den Mund und beugte sich über sein Notizbuch.

      Linkes sahen sich an.

      »Herr Berndt meint die Höhe des Gehalts.« erläuterte Paul.

      »Wir hatten bisher hundertfünfundzwanzig Mark,« sagte Linke.

      »Das hieße also für uns zweihundert,« sagte Cäcilie.

      »Wenn ich recht verstand,« erwiderte Paul, »so sagten Sie vorhin das Doppelte.«

      »Aber das ist ja mehr als genug,« versicherte Linke.

      »Hatte ich falsch gehört?« fragte Paul und sah Cäcilie fest an.

      »Was meinst du, Leo?« wandte sie sich an ihren Mann. Und der erwiderte, obgleich er genau gehört hatte:

      »Du mußt doch wissen, was du gesagt hast.« Cäcilie setzte die Lorgnette an und sagte:

      »Kommen Sie doch ’mal ein bißchen näher heran!«

      »Ich?« fragte Emma.

      »Ja, Sie!«

      Emma trat unbefangen vor Frau Berndt hin. Die musterte sie derart ungeniert, daß Emma, die sonst nicht schüchtern war, beschämt zur Erde sah. Dann nahm sie sie bei der Hand, zog sie zu sich heran und flüsterte ihr ins Ohr.

      »Wann?«

      »In acht Wochen.«

      »Glänzend!« rief Cäcilie erfreut. »Denk’ dir, Leo, es paßt.«

      »Nu also!«

      Paul nahm Käte unter den Arm und wandte sich zur Tür. – »Sie machen das wohl besser untereinander aus!« sagte er, verbeugte sich und ging mit Käte aus dem Zimmer.

      Es dauerte kaum eine Viertelstunde, da war der Vertrag zwischen Linkes und Berndts perfekt.

      Als Berndts aus dem Hause traten, sagte Cäcilie zu ihrem Manne:

      »Sehr feine Leute, diese Röhrens!«

      »Wieso?« fragte Leo.

      »Nu, ich mein’ nur. Hast du nicht gemerkt, wie diskret sie sich zurückgezogen haben?«

      »Selbstredend,« erwiderte Berndt, nahm seine Frau unter den Arm und sagte:

      »Merk« dir’s!«

      Zweites Kapitel

      Wie Frida und Günther zur Welt und zu falschen Eltern kamen

      »Also, nicht so viel liegen!« wiederholte der alte Hausarzt ein um das andere Mal. – »Sie haben es doch wahrhaftig bequem! Drei Stufen, und Sie sind in Ihrem Garten, und kein Mensch sieht Sie.«

      »Der Garten ist noch nicht restauriert,« erwiderte Cäcilie, die auf der Chaiselongue lag

      »Was heißt das?«

      »Nu, er sieht noch nicht prima aus. Der neue Gärtner tritt erst am ersten Mai seine Stellung an.«

      »Hier handelt es sich nicht um Äußerlichkeiten, sondern um die Gesundheit; und zwar nicht nur um Ihre,« betonte der Arzt nicht gerade freundlich.

      »Eben darum.«

      »Ich verstehʼ Sie nicht.«

      »Nu, ich meinʼ nur.«

      »Was meinen Sie?«

      »Des Jungen wegen.«

      »Was für eines Jungen?«

      »Leo meint zwar, ich soll mir das nicht zu fest in den Kopf setzen, um nachher nicht enttäuscht zu sein, wenn es ein Mädchen wird. Aber nicht wahr, das fühlt man doch?«

      »Keine Spur!«

      »Ich weiß aber, daß es ein Junge ist.«

      »Dann wissen Sie mehr als wir. Im übrigen, ich verstehe noch immer nicht, was hat das mit dem Garten zu tun?«

      »Wissen Sie das nicht?« fragte Cäcilie erstaunt.

      »Nein.«

      »Daß das abfärbt?« – Und da das Gesicht des Arztes nicht klüger wurde, so fuhr sie fort: »Daß das Kind alles annimmt, und daß man darum alles Häßliche von ihm fernhalten und es immer nur mit Schönem umgeben soll?«

      »So! so! – aber im Vertrauen: derartige Dinge sind Unsinn!«

      »Dann haben wir das ganze Geld ja zum Fenster herausgeworfen! Wie gräßlich! Schade um die Zeit!«

      »Was haben Sie getan?«

      Cäcilie stand auf und öffnete eine Tür; mit der Klinke in der Hand blieb sie stehen.

      »Da, sehen Sie hinein, Herr Sanitätsrat!«

      Der Arzt stand auf und sah in ein geräumiges Zimmer, in dessen Mitte ein Ruhebett stand. An den Wänden rechts und links hing dicht aneinander gedrängt Porträt an Porträt. Auf der einen Seite nur männliche, auf der andern nur weibliche. Es waren zum größten Teil schlechte Kopien alter Meister. Aber auch moderne Bildnisse, denen man die Neuheit nur zu sehr ansah, hingen massenhaft herum. Auch Öldrucke fehlten nicht, und die Zwischenräume füllten Gravuren, Photographien, ja selbst einfache Drucke, die aus illustrierten Zeitungen ausgeschnitten waren.

      Der Arzt staunte; er hielt es für die Galerie eines Parvenu und hoffnungslosen Dilettanten.

      »Nach welchem Prinzip,« fragte er, »ist diese Sammlung entstanden?«

      »Nach dem Prinzip der Schönheit!« erwiderte Cäcilie stolz.

      »Und zu welchem Zweck?« fragte er nicht eben artig.

      »Ja, begreifen Sie denn noch immer nicht?« rief Cäcilie erstaunt.

      Der Arzt schüttelte den Kopf.

      »Für unser Kind! Den Vormittag über liege ich auf der einen Seite, den männlichen Bildnissen gegenüber, nachmittags auf der andern. Denn es ist ja nicht ausgeschlossen, daß ich mich irre und daß es doch ein Mädchen wird.«

      »Und Sie meinen . . .?« fragte der Arzt, der ganz verdutzt war und Augen und Ohren nicht traute.

      »Daß allʼ diese Schönheit auf mein Kind abfärbt! Ja! Das glaube ich!«

      Der Arzt schüttelte den Kopf, dann trat er ein paar Schritte in diese sonderbare Schönheitskammer.

      »Wo haben Sie nur allʼ die Bilder her?« fragte er.

      »Von den alten Meistern haben wir einige gekauft,« erwiderte sie. – »Aber die meisten sind von unseren eigenen Meistern angefertigt; teils nach den Originalen an Ort und Stelle, teils nach dem Leben.«

      »Von Ihren eigenen Meistern?«

      »Ja!« sagte sie stolz. »Wir haben in unserer Konservenabteilung zwei Angestellte, die die Etikettes und Reklameplakate zeichnen. Prima Leute. In vier Wochen, die mein Mann ihnen Zeit gab, haben sie achtunddreißig Porträts gemalt. Das soll ihnen erst ʼmal einer nachmachen«»

      »Fabelhaft!«

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