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La San Felice Band 5. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice Band 5
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
In dem Augenblicke, wo der König die Schlüssel der Stadt berührte, ward ein lauter Gesang angestimmt. Hundert weiß gekleidete junge Mädchen gingen dem Zuge voran, mit Körben von vergoldetem Binsengeflecht, die mit Rosenblättern gefüllt waren, welche sie, wie am Tage des Frohnleichnamsfestes, in die Luft warfen. Die leeren Körbe wurden sofort durch volle ersetzt, damit der wohlduftende Regen keine Unterbrechung erlitte.
Hinter den Jungfrauen kamen die Chorknaben, welche ihre Weihrauchfässer schwenkten, und so bewegte sich der Zug zwischen einer von der festlich gekleideten Bevölkerung Roms und der Umgegend gebildeten Doppelreihe unter Blumenregen und balsamischer Atmosphäre.
Eine bewundernswürdige Militärmusik – und die von Neapel ist weit berühmt – spielte die heiterten Melodien von Cimarosa, Pergolesi und Paesiello.
Dann kamen in der Mitte eines großen leeren Raumes der König allein, in der emblematischen Abgeschiedenheit der souveränen Majestät.
Auf den König folgte Mack und sein ganzer Generalstab.
Hinter Mack kam eine Masse von dreißigtausend Mann, Truppen, nämlich zwanzigtausend Mann Fußvolk und zehntausend Mann Reiterei, alle neu gekleidet, von prachtvollem Aeußern, in Folge der kürzlich vorher im Felde angestellten zahlreichen Manövers mit guter Haltung einhermarschierend und gefolgt von fünfzig Stück neugegossenen Geschützen mit frisch angestrichenen Laffetten und Munitionskarren.
Alles dies glänzte im Sonnenscheine eines jener herrlichen Novembertage, welche der Herbst des Südens zwischen einem Nebel- und einem Regentage wie einen letzten Abschiedsgruß an den Sommer, oder wie einen ersten Gruß an den Winter hervorbrechen läßt.
Wir haben gesagt, daß der Weg im Voraus bezeichnet war. Man begann daher zu überschreiten, was man die Wüste von San Giovanni nennen konnte, nämlich die Rasenplätze und einsamen Alleen, welche nach Santa Croce in Gerusalemme und nach Santa Maria Maggiore führen, und näherte sich auf diese Weise direct der alten Basilika, deren Wohlthäter Heinrich der Vierte war, und an welcher Ferdinand, in seiner Eigenschaft als Enkel dieses Königs, das Amt eines Canonicus bekleidete.
Auf den Stufen der Kirche, an deren Fuße der König empfangen und mit Freuden und Lobgesängen begrüßt ward, stand die ganze lateranische Geistlichkeit.
Als der Gesang beendet war, stieg der König vom Pferde und erreichte auf prachtvollen Teppichen zu Fuße die Scala Santa, jene von Jerusalem nach Rom gebrachte heilige Treppe, welche zum Hause des Pilatus gehörte und die Jesus, als er sich zum Verhör begab, mit seinen nackten blutigen Füßen berührte, weshalb die Gläubigen sie nur auf den Knien ersteigen.
Der König küßte die erste Stufe und in dem Augenblicke, wo seine Lippen den heiligen Marmor berührten, ließ die Musik Freudenfanfaren ertönen und hunderttausend Stimmen erhoben ein bis in die Wolken empordröhnendes Jubelgeschrei.
Der König verrichtete kniend sein Gebet, erhob sich dann, stieg wieder zu Pferde, ritt über den großen Platz San Giovanni, maß mit den Augen den prachtvollen Obelisken, welcher von Thutmafis dem Zweiten in Theben errichtet, von Cambytes, der alle übrigen umstürzte und verstümmelte, respectirt, von Constantin geraubt und im großen Circus ausgegraben worden, ritt die lange Straße San Giovanni de Laterano, die ganz von Klöstern eingefaßt ist, und sich sanft absteigend bis zum Coliseum hinabzieht, entlang, passierte den berühmten Stadttheil, wo Pompejus sein Haus hatte, und erreichte den Platz Trajans, dessen Säule bis über den Fuß in die Erde gesunken war.
Von hier gelangte er durch eine Biegung im rechten Winkel auf den Corso und auf den Platz von Venedig, welcher am andern Ende derselben Straße ein Seitenstück zu dem Volksplatze bildet, erreichte dann den Platz Colonna und eilte endlich den Corso entlang bis an die kolossale San Carlokirche, wo er unter dem riesigen Portal derselben von der ganzen Geistlichkeit empfangen ward.
Hier stieg er nun zum zweiten Male vom Pferde, ging in die Kirche hinein und hörte unter dem für ihn aufgestellten Thronhimmel das Tedeum.
Dann, nachdem das Tedeum gesungen war, verließ er die Kirche, setzte sich wieder zu Pferde, ritt von demselben Zuge begleitet den Corso immer weiter hinab bis an den Volksplatz, das Ufer der Tiber entlang in umgekehrter Richtung zu der, welche Championnet eingeschlagen, um Rom zu verlassen; passierte dann die Via della Serossa, den großen Platz Navone, das Forum Agonale der Römer, und erreichte nach wenigen Augenblicken, an der Façade des Palastes Braschi vorüberkommend, das Campo dei Fiori und den Palast Farnese, das Ziel eines langen Triumphzuges.
Der ganze Generalstab fand Platz in diesem prachtvollen Hofe, dem Meisterwerke der drei größten Architecten, die es jemals gegeben, San Gallo, Vignola und Michel Angelo.
Zwischen die beiden Springbrunnen, welche die Façade des Palastes schmücken, und die ihre Fluten in die größten Granitbecken werfen, welche man kennt, pflanzte man eben so zur Ehre wie zur Vertheidigung vier Stück Geschütz.
Ein Gastmal von zweihundert Couverts war in der von Hannibal und Augustin Carrachio und ihren Zöglingen gemalten großen Galerie aufgetragen. Die beiden Brüder arbeiteten acht Jahre darin und erhielten dafür ein Honorar von fünfhundert Goldthalern, das heißt dreitausend Francs jetzigen Geldes.
Auf dem Platze des Palastes Farnese schien ganz Rom versammelt zu sein. Trotz der Schildwachen drang das Volk in den Hof, auf die Treppen, die Vorzimmer und bis an die Thüren der Gallerie. Der ununterbrochene Ruf: »Es lebe der König! zwang Ferdinand dreimal, von der Tafel aufzustehen und sich am Fenster zu zeigen.
Außer sich vor Freude und sich für einen würdigen Nebenbuhler jener Helden haltend, deren Spur er einen Augenblick lang auf der heiligen Straße gefolgt war, wollte er nicht bis den nächsten Tag warten, um dem Papst Pius dem Sechsten Meldung von seinem Einzuge in Rom zu machen.
Ganz vergessend, daß der Papst Gefangener der Franzosen und folglich nicht Herr seiner Handlungen war, ging er, erhitzt vom Weine und mit vor Freude und Stolz fast berstendem Herzen, gleich nachdem der Kaffee getrunken war, in ein Arbeitscabinet und schrieb hier folgenden Brief:
»An Seine Heiligkeit Papst Pius den Sechsten, Statthalter unseres Herrn Jesu Christi.
»Fürst der Apostel, König der Könige!
»Eure Heiligkeit wird ohne Zweifel mit der größten Befriedigung erfahren, daß ich unter dem Beistande unseres Herrn Jesu Christi und unter dem erhabenen Schutze des heiligen Januarius heute mit meiner Armee ohne Widerstand in die Hauptstadt der christlichen Welt eingezogen bin. Die Franzosen sind erschrocken beim Anblicke des Kreuzes und vor dem Glanze meiner Waffen entflohen. Eure Heiligkeit kann daher Ihre oberherrliche und väterliche Macht, die ich mit meiner Armee decken werde, wieder übernehmen. Verlassen Sie daher Ihre zu bescheidene Wohnung in der Karthause und kommen Sie, wie unsere heilige Jungfrau von Loretto, auf den Flügeln der Cherubin wieder in den Vatican herabgestiegen, um ihn durch Ihre heilige Gegenwart zu läutern.«
Am Abend fuhr der König von dem fortwährenden Rufe: »Es lebe König Ferdinand! Es lebe Pius der Sechste!« geleitet durch die Hauptstraße der Stadt und über den Platz Navone, den spanischen Platz und den venetianischen Platz. Einige Augenblicke verweilte er in dem Theater Argentina, wo man zu seiner Ehre eine Cantate aufführte, dann bestieg er, um das förmlich in Flammen stehende Rom zu sehen, die höchsten Terrassen des Monte Pincio.
Von dem Thore San Giovanni an bis zum Vatican und von dem Platze des Volkes bis zur Pyramide des Cestus war die Stadt a giorno, das heißt taghell erleuchtet. Ein einziges Gebäude, auf welchem die dreifarbige Fahne wehte und welche einem feierlichen, drohenden Proteste Frankreichs gegen die Besetzung Roms glich, blieb dunkel inmitten dieses Strahlenmeeres und stumm mitten unter diesem Getöse.
Es war dies die Engelsburg.
Die düstere, schweigende Masse dieser Festung hatte etwas Furchtbares und Unheimliches, denn der einzige Ruf, welcher von Viertelstunde zu Viertelstunde hier das Schweigen unterbrach, war der: »Schildwachen, habet Acht!« und das einzige Licht, welches man in der Finsterniß leuchten