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La San Felice Band 14. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice Band 14
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Hier bin ich!« rief Meister Donato, indem er schnell vom Tisch aufstand und nach der Thür lief.
»Wie Sie gesagt haben, Excellenz, Monsignore Guidobaldi darf man nicht warten lassen.«
Und ohne sich die Zeit zu nehmen, seinen Hut aufzusetzen, eilte Meister Donato dem Gerichtsdiener der Vicaria nach.
Der Weg von der Straße der Seufzer des Abgrundes nach der Vicaria ist kurz.
Die Vicaria ist das alte Castell Capuano. Während der neapolitanischen Revolution spielte sie dieselbe Rolle wie die Conciergerie in der französischen Revolution, die diente den Verurtheilten zur Rast zwischen der Verurtheilung und dem Tode.
Hier wurden die Verurtheilten, um uns des in Neapel geheiligten Ausdrucks zu bedienen, in die Capelle gebracht.
Diese Capelle, die nichts Anderes als der Betsaal des Gefängnisses ist, war seit der Hinrichtung von Emmanuele de Deo, von Galiani und Vitagliano nicht benutzt worden.
Der Fiscalprocurator Guidobaldi begab sich daher in dieselbe, um sie zu untersuchen und Reparaturen vornehmen zu lassen.
Er mußte sehen, ob die Schlösser, Riegel und die in dem Fußboden befestigten Ringe fest und von einer Haltbarkeit seien, der man Alles bieten konnte.
Da er einmal hier war, dachte er zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, und ließ den Scharfrichter holen.
Während unseres Aufenthaltes in Neapel haben wir mit einer gewissen religiösen Ehrfurcht diese Capelle betreten, wo Alles bis auf das große Altarbild, welches man entfernt hat, noch in demselben Zustande wie damals sich befindet.
Sie erhebt sich im Mittelpunkte des Gefängnisses und man gelangt hinein, nachdem man zwei oder drei eiserne Gitterthore durchschritten.
Man muß zwei Stufen hinaufsteigen, ehe man in die wirkliche Capelle, das heißt in das Zimmer kommt, wo der Altar steht. Dieses Zimmer erhält ein Licht durch ein niedriges Fenster, welches mit dem Fußboden in gleicher Höhe liegt und mit zwei Eisenstäben vergittert ist.
Wenn man vier oder fünf Stufen heruntersteigt, so gelangt man aus diesem Zimmer in ein anderes, in welchem die Verurtheilten die letzten vierundzwanzig Stunden ihres Lebens zubrachten.
Starke eiserne, in dem Fußboden befestigte Ringe bezeichnen den Ort, wo die Verurtheilten auf ihren Matratzen dem Todeskampf entgegenharrten.
Ihre Ketten waren an den Ringen angeschmiedet.
Auf einer Mauer befand sich damals und befindet sich heute noch ein großes Frescogemälde, welches Christum am Kreuze und die vor ihm knieende Maria darstellt.
Hinter diesem Zimmer befindet sich ein kleines Cabinet, welches mit demselben in Verbindung steht, aber auch einen besonderen Eingang hat.
Durch diesen Eingang werden die weißen Büßer in das Cabinet geführt, welche die Verurtheilten im Augenblicke des Todes begleiten, ermuthigen und trösten wollen.
Unter dieser Verbrüderung, deren Glieder sich »Bianchi« nennen, gibt es Priester und Laien. Die Priester hören die Beichte, ertheilen die Absolution und das Abendmahl, also die letzten Sacramente, die letzte Oelung ausgenommen.
Diese ist nur für die Kranken bestimmt, und da die Verurtheilten nicht krank sind, sondern »durch Zufall« sterben sollen, so können sie auch nicht die letzte Oelung empfangen, welche das Sacrament des Todeskampfes ist.
Nachdem diese Büßer das Cabinet betreten, wo sie das lange weiße Gewand anlegen, wovon sie den Namen »Bianchi« haben, verlassen sie den Verurtheilten erst, nachdem sein Körper in das Grab gelegt ist.
Sie bleiben während der Zeit von der Gefangenschaft bis zum Tode stets bei ihm. Auf dem Schaffot legen sie ihm die Hand auf die Schulter, um ihm Zeit zu geben, noch eine letzte Mittheilung zu machen, und der Henker darf ihn nicht eher berühren, als bis sie die Hand erheben und sagen:
»Dieser Mann gehört Euch.«
Nach dieser letzten Station auf dem Wege zum Tode führte der Gerichtsdiener der Vicaria den Meister Donato.
Dieser ging in die Vicaria, die links liegende Treppe, welche nach dem Gefängniß führt, hinauf, einen langen, zwischen Kerkern hinführenden Corridor entlang, durch zwei Gitterthore, stieg wieder eine Treppe hinauf, passierte ein drittes Gitterthor, und befand sich an der Thür der Capelle.
Er trat ein. Das erste Gemach, also die eigentliche Capelle, war leer. Er begab sich in das zweite, und erblickte den Fiscalprocurator, welcher die Thür der »Bianchi« mit zwei Schlössern und drei Riegeln verwahren ließ.
Donato blieb unten an der Treppe stehen und wartete ehrfurchtsvoll, bis der Fiscalprocurator ihn bemerken und anreden würde.
Einen Augenblick darauf drehte sich der Fiscalprocurator um, und erblickte den, welchen er hatte holen lassen.
»Ah, da seid Ihr ja, Meister Donato,« sagte er.
»Bereit Ihre Befehle auszuführen, Excellenz,« erwiederte der Scharfrichter.
»Ihr wißt wohl, daß wir nicht wenig Hinrichtungen zu vollstrecken haben?«
»Ja wohl,« erwiederte Meister Donato mit einer Grimasse, die ein Lächeln sein sollte.
»Deßwegen wünschte ich, daß wir, noch ehe angefangen würde, uns über den Preis verständigten, den Ihr dafür verlangt.«
»Nun, das ist sehr einfach, Excellenz,« erwiederte Donato mit unbefangener Miene. »Ich bekomme sechshundert Ducaten festen Gehalt und bei jeder Hinrichtung eine Prämie von zehn Ducaten.«
»Das wäre einfach! Zum Teufel! Das kommt wohl Euch blos so vor, ich finde das durchaus nicht einfach.«
»Warum denn nicht?« fragte Donato mit einem leichten Anflug von Angst.
»Weil man, wenn man bedenkt, daß viertausend Hinrichtungen, von denen jede mit zehn Ducaten bezahlt wird, vierzigtausend Ducaten geben würden, ohne daß man den festen Gehalt dabei berechnet, beinahe das Doppelte von dem, was das ganze Tribunal, vom Schreiber bis zum Präsidenten einnimmt, bezahlen müßte.«
»Das ist wahr, sagte Donato, »aber ich ganz allein verrichte, was sie Alle zusammen verrichten, und meine Arbeit ist viel schwerer, da jene nur verurtheilen, während ich hinrichten muß.«
Der Fiscalprocurator, welcher eben probierte, ob einer der Ringe fest im Fußboden sei, richtete sich auf, rückte die Brille auf die Stirn und betrachtete Meister Donato.
»Ah! ah!« sagte er, »das ist eure Meinung, Meister Donato. Es ist aber doch zwischen Euch und den Richtern ein Unterschied, nämlich der, daß die Richter unabsetzbar sind, während Ihr dagegen abgesetzt werden könnt.«
»Ich? Warum soll ich denn aber abgesetzt werden? Habe ich mich denn je geweigert, meine Pflicht zu erfüllen?«
»Man klagt Euch an, daß Ihr lau für die gute Sache geworden seiet.«
»Ah, ich, der ich die ganze Zeit während der sogenannten Republik die Hände in den Schooß gelegt habe!«
»Weil diese dumm genug gewesen ist, Euch nichts zu thun zu geben. Auf alle Fälle merkt Euch, daß vierundzwanzig Anklagen gegen Euch vorliegen, und mehr als zwölfhundert Bittschriften, in denen man um eure Stelle anhält.«
»O heilige Madonna del Carmine! was sagen Sie da, Excellenz?«
»Und die Anderen wollen alle eure Stelle ohne Vermehrung des Gehaltes, ohne Prämien, sondern nur mit festem Gehalt annehmen.«
»Excellenz, denken Sie doch aber an die Arbeit, welche ich zu thun habe.«
»Diese wird die Zeit aufwiegen, wo Du nichts gethan hast.«
»Eure Excellenz kann doch aber nicht einen armen Familienvater zu Grunde richten wollen?«
»Dich zu Grunde richten? Wie kommst Du denn auf diesen Gedanken? Will ich denn etwas davon haben? Und übrigens ist meiner Ansicht nach ein Mann noch nicht ruiniert, der achthundert Ducaten Gehalt bezieht.«
»Erstens beziehe ich nur sechshundert,« erwiederte Meister Donato lebhaft.
»Die