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Herr Fiscalprocurator, Sie wissen wohl, daß das nicht billig ist.«

      »Ich weiß nicht, ob es billig ist,« sagte Guidobaldi, dem die Erörterung langweilig zu werden begann, »ich weiß nur, daß Du es annehmen oder lassen kannst.«

      »Bedenken Sie doch aber, Excellenz —«

      »Du willst also nicht?«

      »O ja, o ja!« rief Meister Donato, »ich wollte Sie nur bitten, doch zu bedenken, daß ich eine Tochter habe, welche heiraten will, daß unsere Kinder schwer abzusetzen sind, und daß ich auf die Rückkehr unseres vielgeliebten Königs gehofft, um meine arme Marina auszustatten.«

      »Ist deine Tochter hübsch?«

      »Ja, sie ist das schönste Mädchen in Neapel.«

      »Nun, die Junta wird ein Opfer bringen, und Dir einen Ducaten von jeder Hinrichtung zur Aussteuer deiner Tochter bewilligen. Nur muß sie das Geld selbst holen.«

      »Wo denn?«

      »Bei mir.«

      »Das wird eine große Ehre sein, Excellenz, aber es thut nichts!«

      »Was denn?«

      »Ich bin ein ruinierter Mann, weiter ist nichts.«

      Und Meister Donato begab sich unter Seufzern, welche jeden Andern als einen Fiscalprocurator hätten erweichen können, nach seinem Hause, wo ihn Basso Tomeo und Marina erwarteten; Ersterer voll Ungeduld und die Letztere voll Angst.

      Die für Meister Donato so schlimme Nachricht war für Marina und Basso Tomeo gut, da sie, wie die Mehrzahl der Neuigkeiten in der Welt, nach dem philosophischen Gesetz der Ausgleichung den Einen Schmerz, den Anderen Freude bereitete.

      Um jedoch die eheliche Empfindlichkeit Giovanni’s zu schonen, sagte man ihm nichts von dem Artikel des Vertrags, welchem zufolge sein Vater mit dem Fiscalprocurator ausgemacht, daß Marina selbst das Geld holen sollte.

       Viertes Capitel.

      Die Hinrichtungen

      Der König verließ Neapel oder vielmehr die Spitze des Pausilippo, da er, wie wir gesagt haben, es nicht gewagt hatte, wenigstens einmal während seines achtundzwanzigtägigen Aufenthaltes im Golfe sich nach Neapel zu begeben, am 6. August gegen Mittag.

      Wie man aus dem folgenden an den Cardinal gerichteten Brief sehen kann, war die Ueberfahrt gut, und kein Leichnam wie der Caracciolos stieg vor seinem Schiffe aus dem Meere auf.

      Folgendes war der Brief des Königs:

»Palermo, am 6. August 1799.

      »Eminentissime!

      »Ich will keinen Augenblick zögern, und Ihnen meine glückliche Ankunft in Palermo melden. Wir erfreuten uns der glücklichsten Ueberfahrt von der Welt, denn am Dienstag Früh um elf Uhr waren wir noch am Pausilippo, und heute um zwei Uhr haben wir im Hafen von Palermo bei ausgezeichnetem Winde geankert, während das Meer einem See glich. Ich habe meine ganze Familie in vollkommener Gesundheit angetroffen, und bin empfangen worden, wie Sie es sich denken können. Geben Sie mir Ihrerseits gute Nachrichten über unsere Angelegenheiten. Schonen Sie sich, und seien Sie versichert, daß ich stets bleibe

      »Ihr wohlgeneigter

»Ferdinand B.«

      Der König aber hatte nicht abreisen wollen, ohne die Junta ihr Amt ausüben und den Henker thätig zu sehen. Am 6. August, also am Tage seiner Abreise, hatten die Hinrichtungen schon lange begonnen, und bereits waren sieben Opfer auf dem Altar der Rache gefallen.

      Wir wollen hier die Namen dieser sieben ersten Märtyrer nennen und sagen, wo sie hingerichtet wurden:

      An der Porta Capuana:

      Am 6. Juli. – Domenico Perla.

      Am 7. Juli. – Antonio Tramaglia.

      Am 8. Juli. – Giuseppe Lotella.

      Am 13. Juli. – Michelangelo Ciccone.

      Am 14. Juli. – Nicola Carlomagno.

      Auf dem Altmarkt:

      Am 20. Juli. – Andrea Vitagliano.

      Im Castello del Carmine:

      Am 3. August. – Gaetano Rossi.

      Ich habe Domenico Perlas Namen nur auf der Liste der Verurtheilten gelesen, und mich vergebens bemüht, zu erfahren, wer er war, und welches Verbrechen er begangen. Die Undankbarkeit des Schicksals erstreckte sich sogar so weit, daß sein Name nicht einmal im Buch der »Märtyrer der italienischen Freiheit« von Otto Vanucci verzeichnet steht.

      Ueber den Zweiten, also Tramaglia, haben wir weiter nichts als die einfachen Worte gefunden: »Antonio Tramaglia, Officier.«

      Der Dritte, Giuseppe Lotella, war ein armer Speisewirth, welcher sich nahe am Theater der Florentiner etabliert hatte.

      Der Vierte, Michelangelo Ciccone, ist ein alter Bekannter von uns; man wird sich des patriotischen Priesters erinnern, welchen Domenico Cirillo holen ließ, damit er die Beichte des Häschers hören möge. Er hatte sich, wie wir gesagt zu haben glauben, durch seine freisinnigen Predigten unter freiem Himmel berühmt gemacht. Er hatte fast neben allen Bäumen der Freiheit Kanzeln errichten lassen, und mit dem Crucifix in der Hand erzählte er im Namen des ersten Märtyrers der Freiheit, für die auch er sterben wollte, die entsetzlichen Gräueltaten des Despotismus, indem er seine Predigten besonders auf das stützte, was Christus und die Apostel stets in Bezug auf Freiheit und Gleichheit verkündigt.

      Der Fünfte, Nicola Carlomagno, war Commissär der Republik gewesen. Als er das Schaffot bestiegen, und während man den Strick zurechtlegte, womit er erwürgt werden sollte, warf er noch einen Blick auf die fröhliche und dichtgedrängte Menschenmenge, welche ihn umgab, indem er mit lauter Stimme rief:

      »Verblendetes Volk, Du freust Dich heute über meinen Tod, aber es wird der Tag kommen, wo Du ihn mit bitteren Thränen beweinen wirst, denn mein Blut wird über Euch Alle, und wenn Euch das Glück des Todes zu Theil geworden, über eure Kinder kommen!«

      Andrea Vitagliano, der Sechste, war ein schöner, liebenswürdiger junger Mann von achtundzwanzig Jahren, den man nicht mit jenem anderen Märtyrer der Freiheit verwechseln darf, welcher vor vier Jahren auf demselben Schaffot starb, wo Emmanuele de Deo und Galiano starben.

      Als er das Gefängniß verließ, um die Todesstrafe zu erleiden, sagte er zum Kerkermeister, indem er ihm das wenige Geld gab, welches er bei sich trug:

      »Ich empfehle Dir meine Gefährten, sie sind Männer wie Du, und vielleicht bist Du eines Tages auch so unglücklich, wie sie es sind.«

      Und lächelnd ging er dem Tode entgegen, lächelnd bestieg er das Schaffot, und lächelnd starb er.

      Der Siebente, Gaetano Rossi, war Officier, aber da er im Innern des Castello del Carmine hingerichtet ward, so hat man nichts Näheres über seinen Tod erfahren.

      In einer einzigen Bibliothek hätten wir seltsame Einzelheiten über unbekannte Hinrichtungen erhalten können, nämlich im Archiv der »Bianchi, welche, wie wir bereits gesagt, die Verurtheilten auf das Schaffot begleiten, da aber diese Brüderschaft gänzlich der gefallenen Dynastie ergeben ist, so hat sie uns jede Auskunft verweigert.

      Nachdem diese ersten Häupter gefallen, und diese ersten Körper auf den Galgen gehängt waren, fand elf Tage lang keine Hinrichtung in Neapel statt. Vielleicht erwartete man Nachrichten aus Frankreich.

      Unsere Sache war in Italien noch nicht ganz verloren. Wie wir gesagt haben, war Championnet, in Folge der Revolution vom 20. Prairial wieder an die Spitze der Armee der Alpen gestellt worden, und hatte einen glänzenden Sieg errungen. Nun aber war der Name Championnet’s der Schrecken Neapels, und man hatte ihn so schnell von Civita Castellane nach Capua kommen sehen, daß man glaubte, er würde kaum das Doppelte der Zeit brauchen, um von Turin nach Neapel zu gelangen.

      Einige Stimmen nannten bereits den Namen Bonaparte.

      Die Königin sagte selbst in einem ihrer Briefe, den wir angeführt zu haben glauben, in Bezug auf die französische Flotte,

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