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junge, als Grieche verkleidete Kavalier ist? Sagte die Gräfin mit bebender Stimme zu dem Fürsten von Butera.

      – Nein, bei meiner Seele, antwortete der Fürst, weiß es Jemand? Alle blickten einander an; aber Niemand antwortete.

      – Mit Ihrer Erlaubnis, sagte Paolo Tommasi, indem er die Hand an seinen Hut legte, ich weiß es.

      – Und wer ist es, mein wackerer Brigadier?

      – Pascal Bruno, gnädiger Herr! Die Gräfin stieß einen Schrei aus und sank in Ohnmacht. Dieser Vorfall machte dem Feste ein Ende.

      Eine Stunde nachher hatte sich der Fürst von Butera in sein Zimmer zurückgezogen, und ordnete vor seinem Schreibtische einige Papiere, als der Haushofmeister mit triumphierender Miene eintrat.

      – Was gibt es, Giacomo? sagte der Fürst.

      – Ich hatte es Ihnen wohl gesagt, gnädiger Herr. . .

      – Sprich, was hattest Du mir gesagt?

      – dass Ihre Güte ihn dreist mache.

      – Wen denn?

      – Den Hauptmann Altavilla.

      – Was hat er denn getan?

      – Was er getan hat, gnädiger Herr? . . .

      Zuvörderst wird Eure Exzellenz sich erinnern, dass ich Sie benachrichtigt habe, dass er regelmäßig sein silbernes Besteck in seine Tasche steckte.

      – Ja» weiter?

      – Verzeihung, und Eure Exzellenz hat geantwortet, dass, so lange er nur das seinige einstecke, nichts dagegen zu sagen wäre.

      – Ich erinnere mich dessen.

      – Wohl an! heute, gnädiger Herr, scheint es, dass er nicht allein das seinige, sondern auch noch die seiner Nachbarn eingesteckt hat, denn es fehlen acht.

      – Dann ist es etwas anderes, sagte der Fürst.

      Er nahm ein Blatt Papier und schrieb:

      »Der Fürst Herkules von Butera hat die Ehre, den Hauptmann Altavilla zu benachrichtigen, dass, da er nicht mehr zu Haus zu Mittag isst, und sich durch diesen unvorhergesehenen Umstand des Vergnügens beraubt sieht, ihn künftig hin zu empfangen, er ihn bittet, die Kleinigkeit anzunehmen, welche er ihm als eine geringe Schadloshaltung für die Störung übersendet, welche dieser Entschluss in seinen Gewohnheiten verursachen wird.«

      – Da, fuhr der Fürst fort, indem er den Haushofmeister fünfzig Unzen8 übergab, Sie werden morgen diesen Brief und dieses Geld dem Hauptmann Altavilla überbringen.

      Giacomo, welcher wusste, dass nichts einzuwenden war, sobald der Fürst gesprochen hatte, verneigte sich und verließ das Zimmer; der Fürst fuhr ruhig fort seine Papiere zu ordnen, als er dann nach Verlauf von zehn Minuten ein Geräusch an der Türe seines Kabinetts hörte, erhob er den Kopf, und erblickte eine Art von Calabresischen Landmann auf der Schwelle seines Zimmers stehen, der seinen Hut in der einen, und ein Bündel in der andern Hand hielt.

      – Wer ist da? sagte der Fürst.

      – Ich, gnädiger Herr, sagte eine Stimme.

      – Wer, Du?

      – Pascal Bruno.

      – Warum kommst Du?

      – Zuvörderst, gnädiger Herr, sagte Pascal Bruno, indem er näher trat und seinen Hut voller Gold auf dem Schreibtische ausleerte, zuvörderst komme ich, um Ihnen die drei Hundert Unzen zu bringen, welche Sie mir so gefälliger Weise geliehen haben, Sie haben die Ihnen angegebene Bestimmung erfüllt; das abgebrannte Wirtshaus ist wieder aufgebaut.

      – Ah, ah! Du bist ein Mann von Wort, nun denn! es freut mich.

      Pascal verneigte sich.

      – Sodann, fügte er nach einer kurzen Paust hinzu, komme ich, um Ihnen acht silberne Löffel und Gabeln mit Ihrem Wappen und Ihrem Namenszuge zurückzugeben, welche ich in der Tasche des Hauptmannes gefunden habe, der sie Ihnen wahrscheinlich gestohlen hatte.

      – Bei Gott! sagte der Fürst, es ist merkwürdig, dass sie mir durch Dich wieder zukommen. Und jetzt, was befindet sich in diesem Bündel?

      – In diesem Bündel befindet sich der Kopf eines Elenden, der Ihre Gastfreundschaft missbraucht hat, und den ich Ihnen als einen Beweis meiner Ergebenheit, die ich Ihnen geschworen habe, überbringe.

      Bei diesen Worten knüpfte Pascal Bruno das Taschentuch auf, und indem er den Kopf des Hauptmanns Altavills bei den Haaren nahm, stellte er ihn ganz blutig auf den Schreibtisch des Fürsten.

      – Was Teufel willst Du, dass ich mit einem solchen Geschenke mache? sagte der Fürst.

      – Was Ihnen beliebt, gnädiger Herr, antwortete Pascal Bruno. Hinauf verneigte er sich und verließ das Zimmer.

      Einen Augenblick lang blieb der Fürst von Butera die Augen auf diesen Kopf geheftet, allein, indem er sich in seinem Sessel schaukelte und sein Lieblingslied pfiff; sodann schellte er; der Haushofmeister erschien wieder.

      – Giacomo, sagte der Fürst, es ist unnötig, dass Sie morgen früh zu den Hauptmann Altavills gehen; zerreißen Sie den Brief, behalten Sie die fünfzig Unzen, und werfen Sie dieses Aas auf den Mist.

      VIII

      Zu der Zeit, wo sich die Ereignisse zutragen, welche wir erzählen, das heißt gegen den Anfang des Jahres 1804, befand sich Sizilien noch in jenem fast rohen Zustande, aus dem es der Aufenthalt des Königs Ferdinand und die Besetzung der Engländer ein wenig gezogen haben; die Straße, welche heute zu Tage von Palermo nach Messina über Taormino und Catanea geht, war noch nicht gebaut, und die einzige, welche, zwar noch bei weitem nicht gut, aber doch fahrbar war, um sich von der einen Hauptstadt nach der andern zu begeben, war die, welche längs des Meeres über Termini und Cefalu ging, und die, für ihre neue Nebenbuhlerin verlassen, heut zu Tage eben nur noch von Künstlern besucht wird, welche dort die herrlichen Aussichten suchen, die sie fast bei jeden Schritte entfaltet. Die einzige Art und Weise, auf dieser Straße zu reisen, auf welcher kein Postdienst eingerichtet war, war daher ehedem wir jetzt, das Maultier, die Sänfte mit zwei Pferden, oder sein eigener Wagen mit im Voraus abgesandtem Vorspanne, der von fünfzehn Stunden zu fünfzehn Stunden aufgestellt war, so dass die Gräfin Gemma von Castelnuovo, im Augenblicke der Abreise nach Messina, wohin zu kommen ihr der Fürst von Carini geschrieben hatte, genötigt war, zwischen diesen drei Mitteln zu wählen. Die Reise auf einem Maultier war zu ermüdend für sie, die Reise in der Sänfte bot außer dem Unannehmlichkeiten dieses Beförderungsmittels, von denen das hauptsächlichste die Langsamkeit ist, noch das Unangenehme die Seekrankheit zu verursachen, die Gräfin entschied sich daher ohne alles Zögern für den Wagen, und sandte Vorspannpferde voraus, die sie auf den vier Stationen erwarten sollten, welche sie auf der Reise zu machen gedachte, nämlich in Termini, in Cefalu, in Santa-Agata und in Melazzo.

      Außer dieser ersten Vorsichtsmaßregel, welche einfach und allein die Weiterschaffung anging, war der Eilbote beauftragt eine zweite zu treffen, welche darin bestand, an den benannten Punkten soviel Lebensmittel als möglich aufzuhäufen, eine wichtige Vorsichtsmaßregel, die wir denen nicht genug anempfehlen können, welche in Sizilien reisen, wo man in den Wirtshäusern buchstäblich nichts zu essen findet, und wo es im Allgemeinen nicht die Gastwirte sind, welche die Reisenden ernähren, sondern im Gegenteil die Reisenden, welche die Wirte ernähren. Die erste Anempfehlung, welche man uns bei der Ankunft in Messina macht, und die letzte, welche man beim Verlassen dieser Stadt erhält, dem Punkte von wo man gewöhnliche seine Ausflüge macht, ist die, sich mit Lebensmitteln zu versehen, Küchengeschirr zu kaufen und einen Koch anzunehmen, Alles das vermehrt gewöhnlich das Gefolge um zwei Maultiere und einen Mann, der bescheiden zu demselben Preise angeschlagen, einen Zuwachs der Ausgabe von drei Ducati9 täglich macht. Einige erfahrene Engländer fügen gewöhnlich diesem Gepäck ein drittes Maultier hinzu, das sie mit einem Zelte beladen, und wir müssen hier trotz unserer Vorliebe für dieses herrliche Land wohl gestehen, dass diese letzte Vorsichtsmaßregel nicht genug empfohlen werden kann, obgleich sie weniger unentbehrlich ist, als die andern,

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<p>8</p>

630 Franken

<p>9</p>

Neavolitan. Ducati, nach unserm Gelde ungefähr l Thlr. 4 gr.