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Kleine Romane und Novellen. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Kleine Romane und Novellen
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Alle Morgen ging er auf der Terrasse spazieren welche den Marineplatz übersah, und da die Türen seines Palastes von Tagesanbruch an für Jedermann offen standen, so fand er daselbst immer eine zahlreiche Versammlung armer Leute; er trug für diese Runde gewöhnlich eine große Weste von Hirschleder, deren ungeheure Taschen alle Morgen von seinem Kammerdiener mit Carlins und halben Carlins gefüllt werden mussten, die während dieses Spazierganges bis auf den letzten verschwanden, und zwar mit einer Weise zu verfahren und zu sprechen, die nur ihm angehörte, so dass er immer bereit schien, die niederzuschlagen, denen er Almosen gab.
– Exzellenz, sagte eine arme, von ihrer Familie umgebene Frau, haben Sie Erbarmen mit einer armen Mutter, die fünf Kinder hat.
– Ein schöner Grund! antwortete der Fürst zornig, habe ich sie Dir etwa gemacht?
– und mit einer drohenden Gebärde ließ er eine Hand voll Münzen in ihre Schürze fallen.
– Signor Principe, sagt ein anderer, ich habe nichts zu essen.
– Einfaltspinsel! antwortete der Fürst, indem er einen Faustschlag nach ihm führte, der ihn für acht Tage satt machen konnte, backe ich etwa Brot? scher Dich zu dem Bäcker.4
Wenn der Fürst durch die Straßen kam, so entblößten sich daher auch alle Köpfe, wie wenn Herr von Beaufort durch die Hallen ging; aber noch weit mächtiger als der französische Frondeur, hätte er nur ein Wort zu sagen gehabt, um sich zum Könige von Sizilien zu machen; es war ihm jedoch niemals eingefallen, und er blieb Fürst von Butera, was wohl eben so viel wert war.
Diese Freigebigkeit hatte indessen einen Tadler gefunden, und das in dem Hause des Fürsten selbst! Dieser Tadler war sein Haushofmeister. Man wird begreifen, dass ein Mann von dem Charakter, den wir anzudeuten versucht haben, besonders auf seine Mahlzeiten jenen Luxus und jene Pracht verwenden musste, die ihm so natürlich waren; er hielt daher auch im buchstäblichen Sinne des Wortes offene Tafel, und er hatte täglich zum Mindesten fünf und zwanzig bis dreißig Gäste zu Tische, unter denen sieben oder acht ihm immer unbekannt waren, während andere sich dagegen mit der Regelmäßigkeit von Kostgängern einer Table d’hote daran setzten. Unter diesen Letzteren war auch ein gewisser Hauptmann Altavilla, der seine Epauletten erlangt hatte, indem er dem Kardinal Russo von Palermo nach Neapel folgte, und der mit einem Jahresgehalt von Tausend Dukaten von Neapel nach Palermo zurückgekehrt war. Unglücklicher Weise hatte der Hauptmann den Fehler, ein wenig Spieler zu sein, was seine Pension für seine Bedürfnisse unzulänglich gemacht hätte, wenn er nicht zwei Mittel gefunden, durch welche sein Vierteljahresgehalt der am wenigsten wichtige Teil seines Einkommens geworden wäre, das erste dieser Mittel, und dieses stand, wie ich gesagt, zur Verfügung von Jedermann, das erste dieser Mittel war, täglich bei dem Fürsten zu Mittag zu essen, und das zweite, pünktlich jeden Tag. wenn er vom Tische aufstand, sein silbernes Besteck in seine Tasche zu stecken. Dieses Manöver dauerte einige Zeit lang, ohne dass diese tägliche Entwendung bemerkt wurde; aber so gut die Schenktische des Fürsten auch versehen sein mochten, so fing man doch an zu bemerken, dass eine Leere in ihnen entstand. Der Verdacht des Haushofmeisters fiel sogleich auf den Santa-Fede;5 er belauerte ihn aufmerksam, und es bedurfte nur einer Aufsicht von zwei bis drei Tagen, um seinen Argwohn in Gewissheit zu verwandeln. Er benachrichtigte sogleich den Fürsten davon, der einen Augenblick lang überlegte und dann antwortete, dass, so lange der Hauptmann nur sein Besteck nehmen würde, er Nichts dagegen zu sagen hätte; wenn er aber die seiner Nachbarn in seine Tasche stecke, er dann schon einen Entschluss zu fassen wissen würde. Der Hauptmann Altavilla war daher einer der häufigsten Gäste seiner Exzellenz des Fürsten Herkules von Butera geblieben.
Dieser letztere befand sich in Castrogiovanni, wo er eine Villa besaß, als man ihm den Brief Brunos überbrachte; er las ihn und fragte, ob der Bote die Antwort erwarte. Man antwortete ihm mit nein und er steckte den Brief mit derselben Kaltblütigkeit in seine Tasche, als ob es ein gewöhnliches Schreiben wäre.
Die von Bruno festgesetzte Nacht kam herbei, der Ort, den er bezeichnet hatte, lag auf dem südlichen Rücken des Ätna, neben einem jener Tausend erloschenen Vulkane, welche ihre eintägige Flamme seiner ewigen Flamme verdanken, und deren vorübergehendes Dasein genügt hat, um Städte zu zerstören. Man nannte diesen den Monlebaldo; denn jeder dieser schrecklichen Hügel hat einen Namen erhalten, sobald er aus der Erde hervortrat. Zehn Minuten Weges weit von seinem Fuße erhob sich ein riesenhafter und allein stehender Baum, den man den Kastanienbaum der Hundert Pferde nannte, weil um seinen Stamm herum, der Hundert und acht und siebzig Fuß Umfang hat, und unter seinem Laube, das für sich allein einen Wald bildet, man Hundert Reiter mit ihren Pferden unterstellen kann. In der Wurzel dieses Baumes kam Pascal das Pfand zu suchen, welches ihm anvertraut werden sollte. Er brach dem zu Folge gegen elf Uhr von Centorbi auf, und begann gegen Mitternacht bei dem Scheine des Mondes den riesenhaften Baum und das kleine zwischen seinen verschiedenen Stämmen erbaute Haus zu erblicken, welches dazu dient, die unermessliche Ernte seiner Früchte aufzunehmen. In dem Maße, als er näher kam, glaubte Pascal einen Schatten zu unterscheiden, der gegen einen der fünf Stämme gelehnt stand, welche ihren Saft aus derselben Wurzel schöpften. Bald nahm dieser Schatten einen Körper an, der Bandit blieb stehen und spannte seine Büchse, indem er ausrief:
– Wer da?
– Ein Mensch, bei Gott! sagte eine starke Stimme; hast Du geglaubt, dass das Geld von selbst kommen würde?
– Nein, gewiss nicht, erwiderte Bruno, aber ich hätte nicht geglaubt, dass der, welcher es überbrachte, kühn genug wäre mich zu erwarten.
– Dann kanntest Du den Fürsten Herkules von Butera nicht.
– Wie! Sie sind es selbst, gnädiger Herr? sagte Bruno, indem er seine Büchse wieder auf seine Schulter warf, und mit dem Hut in der Hand auf den Fürsten zuschritt.
– Ja, ich bin es, Schelm; ich bin es, der gedacht hat, dass ein Bandit eben so gut Geld nötig haben könnte, wie ein anderer Mensch, und ich habe meinen Geldbeutel nicht einmal einem Banditen verweigern wollen. Nur habe ich den Einfall gehabt, es ihm selbst zu überbringen, damit der Bandit nicht glauben möchte, dass ich es ihm aus Furcht gäbe.
– Eure Exzellenz ist ihres Rufes würdig, sagte Bruno.
– Und Du, bist Du des Deinigen würdig? antwortete der Fürst.
– Das kommt auf den an, den man mir bei Ihnen gemacht hat, gnädiger Herr; denn ich muss mehr als einen haben.
– Nun denn, fuhr der Fürst fort, ich sehe, dass es Dir weder an Verstand noch an Entschlossenheit fehlt; ich liebe die Leute von Herz überall, wo ich sie antreffe. Höre, willst Du diesen calabresische n Anzug gegen eine Uniform als Hauptmann vertauschen und gegen die Franzosen kämpfen? ich übernehme es, Dir eine Compagnie auf meinen Gütern zu errichten, und Dir die Epauletten zu kaufen.
– Ich danke, gnädiger Herr, ich danke, sagte Bruno; Ihr Anerbieten ist das eines großmütigen Fürsten; aber ich habe eine gewisse Rache zu vollziehen, die mich noch für einige Zeit lang in Sizilien zurückhält, nachher wollen wir sehen.
– Es ist gut, sagte der Fürst, Du bist frei, aber glaube mir, Du würdest besser thun, es anzunehmen.
– Ich kann nicht, Exzellenz.
– So nimm hier die Börse, welche Du von mir verlangt hast, Pack Dich damit zum Teufel, und hüte Dich, Dich nicht vor der Tür meines Hotels hängen zu lassen.6
Bruno wog die Börse in seiner Hand.
– Wie mir scheint, gnädiger Herr, ist diese Börse sehr schwer.
– Weil ich nicht gewollt habe, dass ein Schuft, wie Du, sich rühme, der Freigebigkeit des Fürsten von Butera eine Summe bestimmt zu haben, und ich statt der zwei Hundert Unzen, welche Du von mir verlangt hast, drei Hundert hineingetan habe.
– Welches die Summe auch sein möge, die es Ihnen beliebt hat, mir zu überbringen, gnädiger Herr, sie wird Ihnen
4
Um nähere Umstände über diesen seltsamen Mann zu erhalten, dessen Andenken ich so lebendig in Sizilien gefunden, dass man glauben konnte, er sei erst gestern gestorben, lese man die so geistreichen und so unterhaltenden Erinnerungen Palmieris von Micciché.
5
Man nannte Santa-Fede die, welche den Kardinal Russo bei der Eroberung von Neapel begleitet hatten.
6
Auf dem Platze der Marine, der Tür des Fürsten von Butera gegenüber, finden die Hinrichtungen in Palermo statt.