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von Kos, d.h. mit Luft gewoben aus gesponnenem Nebel, nachlässig in ihrer Sänfte liegend, welche acht Träger mit herrlichen Penulä bedeckt schleppen, begleitet rechts von ihrer griechischen Freigelassenen, einer Liebesbotin, einer nächtlichen Iris, welche einen Augenblick ihr süßes Gewerbe ruhen läßt, um mit einem Fächer von Pfauenfedern die Luft, die ihre Gebieterin einathmet, in Bewegung zu setzen, links von einem liburnischen Sklaven, dem Träger eines mit Pelzwerk überzogenen Fußtrittes, an dem ein langer, schmaler Teppich ebenfalls von Pelz befestigt ist, damit die weichliche Priesterin des Vergnügens aus ihrer Sänfte aussteigen und den Ort, an welchen sie sich zu setzen entschlossen ist, erreichen kann, ohne daß ihr nackter, mit Edelsteinen beladener Fuß den Boden zu berühren braucht.

      Dann, hat man einmal das Marsfeld hinter sich, ist man außerhalb der Porte Capena und auf der Via Appia, so verfolgen Viele ihren Weg zu Pferde oder im Wagen, Viele steigen aber auch aus, übergeben ihre Equipage der Obhut ihrer Sklaven, gehen in dem zwischen den Gräbern und den Häusern vorbehaltenen Zwischenraume spazieren oder setzen sich auf Stühle und Tabonrets, welche Speculanten in freier Luft gegen ein halbes Sestertium für die Stunde an sie vermiethen. Ah! hier sieht man die ächten Eleganzen! Hier herrscht die Mode mit Willkühr! Hier studirt man an den wahren Mustern des guten Geschmacks den Schnitt des Bartes, der Haare, die Form der Tuniken und jenes große von Cäsar gelöste, aber von der neuen Generation in Zweifel gesetzte Problem, ob man sie lang oder kurz, weit oder eng tragen soll! Cäsar trug sie schleppend und weit; doch seit Cäsar hat man große Fortschritte gemacht! – Hier streitet man mit allem Ernste über das Gewicht der Sommerringe und der Winterringe, über die Composition der besten Schminke; über die beste Bohnenpommade, um die Haut geschmeidig zu erhalten; über die delicatesten Pastillen von Myrrhe und Mastix mit altem Weine geknetet, um den Athem rein zu erhalten! Die Frauen hören zu, während sie nach Art der Gaukler von ihrer rechten Hand in ihre linke Ambrakugeln werfen, welche zugleich erfrischen und Wohlgeruch verbreiten; sie spenden Beifall mit dem Kopfe, mit den Augen und von Zeit zu Zeit sogar mit den Händen den gelehrtesten und gewagtesten Theorien; ihre durch das Lächeln geöffneten Lippen zeigen ihre perlartig weißen Zähne; ihre zurückgeworfenen Schleier lassen, einen reichen Contrast mit ihren pechschwarzen Augen und ihren ebenholznen Brauen bildend, herrliche Haare von einem Gluthblond, von einem Goldblond oder von einem Aschblond sehen, je nachdem sie die ursprüngliche Farbe mit einer Seife bestehend aus Buchenasche und Ziegentalg, welche sie aus Gallien kommen lassen, oder eine Mischung von Essighefe und Mastixöl benützend, oder endlich, – was noch einfacher ist, dadurch verändert haben, daß sie in den Tavernen des Porticus Minucius, dem Herculestempel gegenüber, glänzende Haare kauften, welche arme Mädchen Germaniens an den Scheerer um fünfzig Sestertien veräußerten, während dieser sie um ein halbes Talent wieder verkauft.

      Und dieses Schauspiel wird mit Neid betrachtet von dem halb nackten Manne aus dem Volk, von dem kleinen ausgehungerten Griechen, der für ein Mittagsmahl zum Himmel aufsteigen würde, und von dem Philosophen mit dem abgetragenen Mantel und der leeren Börse, welcher sich hier einen Redetexte gegen den Luxus und den Reichthum nimmt.

      Und Alle, mögen sie sitzen, liegen, stehen, gehen, kommen, sich bald auf dem einen Beine, bald auf dem andern schaukeln, ihre Hände aufheben, um ihre Aermel zurückfallen zu machen und ihre Arme zu zeigen, von denen die Haare sorgfältig entfernt worden sind, lachen, lieben, scherzen, schnarren, während sie sprechen, Lieder von Cadix, oder Alexandrien trällern, vergessen diese Todten, welche sie hören, ihnen rufen, werfen mit Albernheiten in der Sprache von Virgil um sich, wechseln Calambours im Idiom von Demosthenes, sprechen besonders Griechisch, denn das Griechische ist die wahre Sprache der Liebe, und eine Courtisane, welche nicht zu ihren Liebhabern in der Sprache von Lais und Aspasia zu sagen wüßte: Ζ∞η ϰαι ψυχη (mein Leben und meine Seele) diese Courtisane wäre nur ein Mädchen, gut für gemeine Soldaten mit Sandalen und ledernen Schilden.

      Hundertfünfzig Jahre später wird der falsche Quintilius erfahren, was es kostet, nicht Griechisch zu sprechen.

      Und dennoch, um Unterhaltung, Monumente, Schauspiele, Brod dieser eitlen, wahnsinnigen Menge zu geben, diesen jungen Leuten mit leichten Köpfen, diesen Weibern mit verfälschten Herzen, diesen Familiensöhnen, die ihre Gesundheit in den Häusern der Unzucht und ihre Börsen in den Tavernen lassen, diesem müßigen, trägen Volke, weil es vor Allem italienisch ist, – aber mürrisch, als wäre es englisch, stolz, als wäre es spanisch, streitsüchtig, als wäre es gallisch, diesem Volke, welches sein Leben damit zubringt, daß es unter den Säulenhallen spazieren geht, in den Bädern schwatzt, im Circus in die Hände klatscht, für diese jungen Leute, für diese Weiber, für diese Familiensöhne, für dieses Volk besingt Virgil, der süße Schwan von Mantua, der christliche Dichter dem Herzen, wenn nicht der Erziehung nach, das ländliche Glück, verflucht er den republikanischen Ehrgeiz, brandmarkt er die Ruchlosigkeit der Bürgerkriege und bereitet er das schönste und größte Gedicht vor, das seit Homer gemacht worden wäre, und das er verbrennen wird, weil er es unwürdig nicht nur der Nachwelt, sondern auch seiner Zeitgenossen findet. Für sie, um zu ihnen zurückzukommen, flieht Horaz bei Philippi und wirft, damit er leichter laufen kann, seinen Schild weit hinter sich; um von ihnen angeschaut und genannt zu werden, geht er zerstreut aus dem Forum, aus dem Marsfelde, am Ufer der Tiber spazieren, ganz beschäftigt mit dem, was er Bagatellen nennt: seine Oden, seine Satyren und seine Ars poëtica! An sie und in seinem tiefen Bedauern, von ihnen getrennt zu sein, richtet der lockere Ovid, – schon seit fünf Jahren zu den Thraciern verbannt, wo er das, doch so leichte, Vergnügen, einen Augenblick der Liebhaber der Tochter des Kaisers gewesen zu sein, oder den gefährlichen Zufall, das Geheimniß der Geburt des jungen Agrippa erlauert zu haben, büßt, – an sie richtet Ovid seine Tristia, seine Pontica und seine Metamorphosen; um sich wieder in ihrer Mitte zu befinden, fleht er Augustus an, wird er Tiberius anflehen, ihn wieder nach Rom zurückkehren zu lassen; nach ihnen wird er sich sehnen, schließt er fern vom Vaterlande die Augen, mit einem und demselben Blicke, mit jenem letzten Blicke, der Alles sieht, die herrlichen Gärten von Sallust und das arme Quartier von Suburrus und die Tiber mit dem majestätischen Gewässer, wo Cäsar im Kampfe mit Cassius beinahe ertrunken wäre, und das Wasser des Velabrum umfassend, an welchem sich der heilige Wald, der Zufluchtsort der latinischen Wölfin und die Wiege von Romulus und Remus, ausdehnte! Für sie, um ihre Liebe, veränderlich wie ein Apriltag, zu erhalten, bezahlt Mäcenas, der Abkömmling der Könige Eturiens, der Freund von Augustus, der wollüstige Mäcenas, der nur gestützt aus die Schultern von zwei Eunuchen zu Fuß geht, die Gesänge seiner Dichter, die Fresken seiner Maler, den Prunk seiner Schauspieler, die Grimassen des Mimen Pyladus, die Luftsprünge des Tänzers Battyllus! Für sie eröffnet Bulbus ein Theater, errichtet Philippus ein Museum, baut Pollio Tempel! An sie theilt Agrippa unentgeldlich Lotteriebillets aus, welche Loose von zwanzigtausend Sestertien, gold- und silbergestickte Stoffe vom Pontus, mit Perlmutter und Elfenbein eingelegte Meubles gewinnen; für sie richtet er Bäder ein, in denen man vom Augenblick, wo die Sonne aufgeht, bis zur Stunde des Sonnenuntergangs bleiben kann, wo man aus Kosten des Herrn rasirt, parfümirt, eingerieben, getränkt und gespeist wird; für sie gräbt er Kanäle in einer Länge von dreißig Meilen, für sie baut er siebenundsechszig Meilen Wasserleitungen, führt er täglich nach Rom eine Wassermasse von zwei Millionen Kubikmetern und vertheilt sie in zweihundert Brunnen, in hundertunddreißig Wasserthürme und hundertsiebzig Bassins! Für sie endlich, um ihnen in Marmor das backsteinerne Rom zu verwandeln, um ihnen Obeliske aus Aegypten kommen zu lassen, um ihnen Forums, Basiliken, Theater zu bauen, läßt Augustus, der weise Kaiser, sein Goldgeschirr einschmelzen, behält er von der ganzen Verlassenschaft der Ptolemäer nur eine murrhinische Vase, von dem Vermögen seines Vaters Octavius, von dem Erbe seines Oheims Cäsar, von der Niederlage des Antonius, von der Eroberung der Welt nur hundertundfünfzig Millionen Sestertien, – dreißig Millionen Franken; für sie stellt er die Via Flaminia bis Rimini wieder her, für sie beruft er aus Griechenland Possenreißer und Philosophen, aus Cadix Tänzer und Tänzerinnen, aus Gallien und Germanien Gladiatoren, aus Afrika Boas, Flußpferde, Giraffen, Tiger, Elephanten und Löwen. Zu ihnen endlich sagt er sterbend: »Seid Ihr zufrieden mit mir, Römer? Habe ich meine Kaiserrolle gut gespielt? . . . Ja. . . . So klatscht Beifall!«

      So waren die Via Appia, Rom und die Römer zur Zeit von Augustus beschaffen. – Doch in der Epoche, zu der wir gelangt sind, nämlich am grünen Donnerstage des Jahres 1469, hatten sich die Dinge und die Menschen

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