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hinrollender Bäche, ergötzt durch den Gesang der in den Zweigen verborgenen Vögel, hinzubringen; diese waren, wie gesagt, die Philosophen und die Weisen.

      Doch Andere, – und das war die große Zahl, die Menge, die ungeheure Majorität, – welche ebenso sehr der Bewegung, der Aufregung, des Getümmels bedurften, als die Ersten der Einsamkeit, der Stille und der Sammlung, Andere, sagen wir, erkauften um schweres Gold Boden am Rande der Straßen, da, wo die aus allen Ländern kommenden und Europa die Neuigkeiten von Asien und von Afrika mitbringenden Wanderer vorüberzogen, an der Via Latina, an der Via Flaminia und besonders an der Via Appia.

      Angelegt von Appius Claudius, dem furchtbaren Decemvir, der den Sicinius Dentatus ermorden ließ und die schöne Virginia zu entführen versuchte, hatte die Via Appia allmälig eine Straße des Reiches zu sein aufgehört, um eine Vorstadt Roms zu werden; sie führte immer noch nach Neapel und von Neapel nach Brindisi, jedoch durch eine doppelte Reihe von Häusern, welche Paläste, und von Gräbern, welche Monumente waren. Hieraus ging hervor, daß auf der Via Appia die vom Glücke begünstigten Manen nicht nur die bekannten und unbekannten Vorüberwandeln»den sahen, nicht nur hörten, was die Reisenden Neues über Asien und Afrika sagten, sondern auch mit diesen Reisenden und diesen Vorüberwandelnden durch den Mund ihrer Gräber, mit den Buchstaben ihrer Epitaphe sprachen.

      Und da der Charakter der Individuen, wie wir nachgewiesen haben, den Tod überlebte, so sagte der bescheidene Mensch:

Ich bin gewesen, ich bin nicht mehr;Das ist mein ganzes Leben und mein ganzer Tod

      Der reiche Mann sagte:

Hier ruhtStabirtus;Er wurde zum Sevir ernannt, ohne darumnachgesucht zu haben;Er hätte einen Rang in allen Decurien Romseinnehmen könnenEr wollte es nichtFromm, muthig, treu,Ist er von nichts hergekommen: er hat dreißigMillionen Sestertien hinterlassen,Und hat nie die Philosophen hören wollenVerhalte Dich gut und ahme ihm nachSodann, um noch sicherer die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden zu erregen, ließ Stabirtus, – der reiche Mann, – eine Sonne über seine Grabschrift setzen

      Der Schriftsteller sagte:

Reisender!So sehr du auch Eile haben magst, an das Zieldeiner Reise zu kommen,Dieser Stein bittet dich, auf seine Seite zuschauen und zu lesen, was hier geschrieben stehtHier ruhen die Gebeine des DichtersMarcus PacuniusDavon wollte ich dich unterrichtenLebe wohl!

      Der discrete Mann sagte:

Mein Name, meine Geburt, meine Abstammung,Was ich war, was ich bin,Ich werde es dir nicht offenbarenStumm für die Ewigkeit, bin ich ein wenig Asche,Knochen, NichtsVon Nichts hergekommen, bin ich dahin zurückgekehrt,woher ich gekommen warMein Loos erwartet dich, Gott befohlen!

      Der mit Allem zufriedene Mensch sagte:

So lange ich aus der Welt war, habe ich gutgelebtMein Stück ist schon beendigt: das eurigewird bald endigenGott befohlen! Klatscht Beifall!

      Eine unbekannte Hand endlich, die eines Vaters ohne Zweifel, ließ das Grab einer Tochter, eines armen, der Welt im Alter von sieben Jahren entführten Kindes, sagen:

Erde, laste nicht auf ihr,Sie hat nicht auf dir gelastet!

      Mit wem sprachen nun alle diese Todten, die sich an das Leben anklammerten, die Sprache des Grabes? Wer waren diejenigen, welchen sie aus ihren Grabstätten riefen, wie es die Courtisanen thun, wenn sie an ihre Fensterscheiben klopfen, um die Vorübergehenden zu zwingen, den Kopf umzuwenden? Was für eine Welt war es, mit der sie sich beständig im Geiste vermengten, und die munter, freudig, sorglos, rasch vorbeizog, ohne sie zu hören, ohne sie zu sehen!

      Es war Alles, was es an Jugend, an Schönheit, an Eleganz, an Reichthum, an Aristokratie in Rom gab. Die Via Appia war das Longchamp des Alterthums, nur dauerte dieses Longchamp, statt drei Tage wie das von Paris, das ganze Jahr hindurch.

      Gegen vier Uhr Nachmittags, wenn die große Hitze des Tages vorüber war, wenn die Sonne minder glühend und minder leuchtend gegen das tyrrhnische Meer niedersank, wenn der Schatten der Pinien, der Steineichen und der Palmbäume sich vom Westen nach dem Osten verlängerte, wenn der Oleander Siciliens den Staub des Tages bei den ersten Abendlüften abschüttelte, die von der blauen, den Tempel des Jupiter Latialis beherrschenden, Gebirgskette herabkamen, wenn die Magniola Indiens ihre elfenbeinerne Blüthe, gerundet in einem Hörnchen wie ein duftender Becher, der sich anschickt, den Abendthau zu empfangen, erhob; wenn der Nelumbo des caspischen Meeres, der vor der Flamme des Zeniths in den feuchten Schooß des Sees geflohen war, wieder zur Oberfläche des Wassers emporstieg, um mit der ganzen Größe seines erschlossenen Kelches die Kühle der Nachtstunden einzuathmen, dann erschien allmälig aus der Porta Appia hervorkommend das, was man die Vorhut der Schönen, der Trossuli, der kleinen Trojaner Roms nennen konnte, welche die Bewohner der Vorstadt Appia, die nun auch aus ihren Häusern traten, – welche sich ebenfalls öffneten, um Athem zu schöpfen, – zu mustern sich anschickten, und zwar in Lehnstühlen sitzend, die man aus dem Innern des Atrium herbeibrachte, auf die Weichsteine gestützt, die als Fußtritt für die Reiter zum Besteigen ihrer Pferde dienten, oder halb liegend aus jenen kreisförmigen Bänken, die man an die Wohnung der Todten zur größeren Bequemlichkeit der Lebenden anlehnte.

      Nie hat Paris zwei Spaliere in den Champs-Elysees bildend, nie hat Florenz nach den Cascine laufend, nie hat Wien sich nach dem Prater drängend, nie hat Neapel in der Toledostraße und auf der Chiaja zusammengeschaart, eine solche Abwechselung von Schauspielen, einen solchen Zusammenstrom von Zuschauern gesehen.

      Zuerst, an der Spitze, erscheinen Reiter auf numidischen Rossen mit Schabracken von Goldstoff oder Tigerhäuten. Einige werden den Spazierritt im Schritt fortsetzen; diese haben vor sich Läufer in kurzen Tuniken mit leichter Fußbekleidung, mit einem um die linke Schulter gerollten Mantel, die Seiten umschlossen von einem ledernen Gürtel, den sie nach Belieben zusammenziehen oder auseinander lassen, je nachdem der Gang, welchen sie zu nehmen gezwungen sind, mehr oder minder rasch ist. Andere, als machten sie sich den Preis des Rennens streitig, werden in ein paar Minuten die ganze Länge der Via Appia zurücklegen; sie lassen am Kopfe ihrer Pferde herrliche Molosse mit silbernen Halsbändern laufen, und wehe dem, der sich aus dem Wege dieses Wetterwirbels findet! wehe dem, der sich von diesem erschrecklichen Gemenge von Gewieher, Gebelle und Staub umhüllen läßt! Man wird ihn von den Hunden gebissen, von den Pferden mit den Füßen getreten ausheben, man wird ihn blutig, gebrochen, gequetscht wegtragen, während der junge Patrizier, der den Streich vollführt hat, sich, ohne den Lauf seines Rosses zu hemmen, umwenden, in ein Gelächter ausbrechen und seine Geschicklichkeit in Verfolgung seines Weges aus die dem Ziele, nach welchem sich sein Pferd wendet, entgegengesetzte Seite schauend, zeigen wird.

      Hinter den numidischen Rossen kommen die leichten Wagen, welche beinahe an Schnelligkeit mit den Kindern der Wüste streiten würden, deren Race nach Rom zugleich mit Iugurtha gebracht worden ist; das sind Cisii, lustige Equipagen, eine Art von Tilburys, gezogen von drei fächerartig eingespannten Maulthieren, von denen das rechts und das links, ihre silbernen Schellen schüttelnd, galoppiren, während das mittlere, der geraden Linie mit der Unbeugsamkeit und, wir möchten beinahe sagen, mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles folgend, trabt; dann erscheinen die Caruccä, hohe Wagen, von denen das Corricolo unserer Zeit nur eine Varietät oder vielmehr eine Nachkommenschaft ist; selten führen diese die Elegants selbst, sondern sie lassen sie von einem numidischen Sklaven führen, welcher das malerische Costüme seines Landes trägt.

      Hinter den Cisii und den Caruccä rücken die vierräderigen Wagen heran: die Rhedä mit purpurnen Polstern und reichen Teppichen, welche nach außen niederfallen, die Covini, bedeckte und so hermetisch verschlossene Wagen, daß sie zuweilen die Mysterien des Alcoven auf die Straßen und auf die öffentlichen Spaziergänge Roms versetzen; – endlich, einen Contrast mit einander bilden, – die Matrone mit ihrer langen Stola bekleidet, in ihre dichte Palla gehüllt, mit der

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