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es so recht?«

      »Vollkommen,« antwortete der Reisende; »binde sie nun zusammen.«

      Das Mädchen sah sich nach einem Faden, einer Schnur um, aber der Reisende nahm aus seiner Tasche ein Band in Gold und Purpur, das er zu diesem Zwecke mit sich gebracht zu haben schien und von dem er ein Stück mit seinem Dolche abschnitt.

      Dies Bandstück gab er der Amapola, welche den Strauß band und nach der Weisung des Reisenden auf einen der Teller legte, die Gil auf den Tisch gestellt hatte.

      Er selbst streute die übrigen Blumen von dem Hofthore bis an den gedeckten Tisch in dem Gemache, dann rief er den Wirth nochmals und sagte:

      »Da ist ein Philippdor für die Mühe, die ich Dir gemacht habe.«

      Der Wirth verbeugte sich und der junge Reisende fuhr fort:

      »Wenn Don Inigo Velasco de Haro Dich fragt, wer die Mahlzeit bestellt habe, so sagst Du: ein Mann, der Dir nicht bekannt. Fragt Dich Dona Flor, wer die Blumen gestreut, den Strauß bereitet, den Wohlgeruch verbreitet, so antwortest Du: ihr Liebesbote, Don Ramiro d’Avila.

      Nach diesen Worten schwang er sich leicht aus sein schönes Roß, das der Mozuelo am Zügel hielt, jagte aus dem Hofe der Venta hinaus und setzte seinen Weg in Galopp nach Granada zu fort.

      Drittes Capitel.

      Don Inigo Velasco de Haro

      Da sich das schöne Mädchen mit der Ziege in einem Thaleinschnitte befand, so konnte sie den jungen Herrn in die Venta nicht hinein und nicht wieder herausreiten sehen, aber mit Aufmerksamkeit schien sie aufzuhorchen, ob nicht ein Geräusch von dem was geschehe zu ihr gelange. Mehrmals schlug sie die schönen Augen fragend nach dem Himmel auf und sie schien sich zu wundern, daß dem Erscheinen des jungen schönen reichen Herrn kein außerordentliches Ereigniß folge.

      Da sie ihren Platz nicht verlassen und das Gespräch des Reisenden mit dem Wirthe nicht gehört hatte, so wußte sie natürlich nicht, welchem ganz selbstsüchtigen Umstande von Seiten der Freunde der Venta der Liebesbote der schönen Dona Flor sein Entkommen verdankte.

      In dem Augenblicke übrigens, als Don Ramiro d’Avila alle Vorbereitungen getroffen hatte, die Venta »zum Maurenkönige« zur Aufnahme des Don Inigo Velasco und dessen Tochter würdig zu machen, aus dem Hofe sprengte und seinen Weg nach Granada fortsetzte, zeigte sich den Augen der Zigeunerin der Vortrab der Carawane, die der elegante Reisemarschall angekündigt hatte.

      Diese Carawane zerfiel in drei gesonderte Haufen.

      Der erste, welcher den Vortrab bildete und wie gesagt, am westlichen Abhange des Berges sich zu zeigen begann, bestand aus einem einzigen Manne, der zur Dienerschaft des Don Inigo Velasco gehörte. Wie aber die Campieri Siciliens, die in Friedenszeiten Diener sind, in der Stunde der Gefahr Krieger werden, so trug auch dieser Mann in einem Anzuge, der halb militärisch, halb Livrée war, ein langes Schwert an der Seite, saß kerzengerade auf dem Pferde und seine Flinte mit der brennenden Lunte, die er auf das Knie gelegt hatte, ließ keinen Zweifel über, daß die Carawane im Falle des Angriffs sich vertheidigen wolle.

      Das Hauptcorps, welches etwa dreißig Schritte hinter ihm folgte, bestand aus einem Manne von sechzig bis fünfundsechszig Jahren und einem Mädchen von sechzehn oder achtzehn.

      In gleicher Entfernung hinter ihnen kam der Nachtrab, bestehend aus zwei Dienern mit dem Schwert an der Seite und der rauchenden Luntenflinte auf dem Knie.

      Im Ganzen also fünf Personen.

      Da die Dienerschaft nur eine untergeordnete Rolle in; dieser Geschichte zu spielen hat, während dem Vater und der Tochter die Hauptrollen zufallen, wird man uns erlauben, die Herren Nuñez, Camacho und Torribio weiter nicht zu beachten, unsere Aufmerksamkeit dagegen ausschließlich dem Don Inigo Velasco de Haro und der Dona Flor, seiner Tochter, zuzuwenden.

      Don Inigo Velasco war, wie gesagt, sechzig bis fünfundsechzig Jahre alt, doch sah er körperlich noch jung aus, so daß man ihn einen Greis nicht wohl nennen konnte.

      Sein kaum ergrauender Bart, sein nur leicht mit Winterschnee bedecktes Haar, das er nach der Mode Philipps des Schönen und Ferdinands des Katholischen lang trug, zeigten höchstens ein Alter von fünfzig oder fünfundfünfzig Jahren.

      Gleichwohl hatte ihn das Unglück betroffen, wie alle, die eine ruhmreiche Jugend gehabt, daß er sein Alter nicht verbergen konnte, weil er mehr als einmal und zu verschiedenen Zeiten seine Spur tief in die Geschichte seines Vaterlandes eingedrückt hatte. Als Erbe eines der berühmtesten Namen und einer der reichsten Familien Ostindiens, gedrängt zur Luft von Abenteuern durch die Liebe zu einem Mädchen, das er nicht heirathen konnte, weil der Vater der Dona Mercedes da Mendo – so hieß diese Königin der Schönheit – der Feind des seinigen war und Beide einander ewigen Haß geschworen hatten, hatte Don Inigo Velasco in seinem dreißigsten Jahre die Theorien und Pläne des Christoph Columbus unterstützt, denn sein Lehrer war der Pater Marchena gewesen, einer der ersten Geistlichen, die aus die Gefahr hin mit der heiligen Schrift in Widerspruch zu gerathen, nach der Darlegung jenes genuesischen Seefahrers zugaben, daß die Erde doch wohl rund seyn könne.

      Man weiß, was am Hofe der katholischen Könige der geniale Mann leiden mußte, den die mindest Uebelwollenden der Räthe Isabella’s und Ferdinands als Wahnwitzigen und Träumer behandelten, als er seiner Heimat Genua vergebens seinen Plan vorgelegt hatte, durch eine Fahrt nach Westen das Reich Cathays wiederzufinden, das sein Vorgänger Marco Polo bemerklich gemacht, als er von Juan II. abgewiesen war, der insgeheim durch einen Schiffer die Unternehmung versuchen ließ, die man öffentlich als unsinnig behandeln, und endlich bei dem Könige Ferdinand von Aragonien und der Königin Isabella von Castilien erschien, um Spanien nicht eine Stadt, nicht eine Provinz, nicht ein Land, sondern eine Welt anzubieten.

      Acht Jahre vergingen mit fruchtlosen Schritten und Bitten.

      Zum Glück für den großen Genuesen fügte es die Vorsehung, daß in dem Augenblicke, als Christoph Columbus seine Fahrt unternehmen wollte, in dem Augenblicke als das Reich der Kalifen in Spanien mit seiner letzten Schutzwehr fiel, sich der Neffe einer der geliebtesten Freundinnen der Könige auf das Leidenschaftlichste in ein Mädchen verliebte, obgleich er nicht die geringste Hoffnung hatte sie zu heirathen.

      Kleine Ursachen, große Wirkungen.

      Mag uns die Liebe vergeben, daß wir sie unter die kleinen Ursachen zählen.

      Die Ursache, ob klein oder groß, hatte eine unermeßliche Wirkung.

      Den Namen des Neffen kennen wir bereits; es war Don Inigo Velasco Graf von Haro.

      Die Tante war Beatrice, Marchesa de Moya, und die Königin hatte keine liebere Freundin, keine innigere Vertraute.

      Velasco nun hatte den festen Vorsatz gefaßt seinem Leben ein Ende zu machen und er wurde nur darum nicht, zehnmal getödtet, weil der Tod vor ihm zurückwich wie vor allen entschlossenen Herzen. In den Kriegen, welche die katholischen Könige gegen die Mauren führten, hatte er stets in der vordersten Reihe gekämpft; er war bei der Erstürmung der Festen Ilosa und Moclin gewesen, jener so wichtigen Bürgen der königlichen Stadt, die matt die Augen Granadas genannt; er hatte sich bei der Belagerung von Velez befunden, als der Zagal Abdallah dieselbe aufzuheben versuchte und mit ungeheuerem Verluste zurückgeschlagen wurde; er war bei der Einnahme von Gibaltar gewesen, als die Stadt Ibrahims mit Sturm genommen und geplündert wurde; er hatte sich endlich unter den Mauern der Hauptstadt Boabdils befunden, als die katholischen Könige, nachdem sie eine Stadt des Reiches nach der andern genommen, die belagerte Stadt mit einer neuen Stadt einschlossen, mit Häusern, Kirchen und Wäldern, die sie Santa Fe nannten zum Zeichen ihrer Hoffnung und ihres Gelübdes, die Belagerung Granada‘s nicht aufzugeben, bevor Granada sich ergeben.

      Granada ergab sich am 25. November 1491, im Jahre 897 der Hedschira, am 22. Tage des Mondes Moharrem.

      Für Columbus, der seit acht Jahren wartete, war dies der Augenblick, sein Gesuch zu erneuern. Der König Ferdinand und die Königin Isabella hatten das Werk vollendet, das war vor sieben Jahrhunderten begonnen worden.

      Die Ungläubigen waren in Spanien überwunden.

      Columbus gab als Hauptzweck seiner Unternehmung die Belehrung der

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