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uns mit diesem Worte sowohl einen Räuber, als einen Verbannten bezeichnet.«

      »Ich weiß es und verwechsle auch die Bedeutungen nicht. – Seyd Ihr ein Verbannter?« setzte er hinzu.

      »Wer seyd Ihr, Señor?«

      »Ich bin Don Inigo Velasco de Haro.«

      Bei diesen Worten nahm der junge Mann seinen Hut ab und warf ihn von sich. Dann sagte er:

      »Verzeiht, ich war bedeckt geblieben und bin kein Grand von Spanien.«

      »Ich bin auch nicht der König,« antwortete Don Inigo lächelnd.

      »Aber Ihr seyd so adelig wie der König.«

      »Ihr kennt mich?« fragte Don Inigo.

      »Ich habe meinen Vater tausendmal von Euch sprechen hören.«

      »Euer Vater kennt mich also?«

      »Er hat mir wenigstens oft gesagt, daß er diese Ehre habe.«

      »Wie heißt euer Vater?«

      »Ach ja,« setzte Dona Flor hinzu, »sein Name, sein Name!«

      »Señor,« antwortete der Bandit mit einem Ausdrucke tiefer Schwermuth; »es ist weder eine Freude, noch eine Ehre für meinen Vater, den Namen eines Spaniers, der keinen Tropfen Maurenblutes in seinen Adern hat, von den Lippen eines Mannes, wie ich bin, zu hören; verlangt also nicht, daß ich dem Kummer und der Schande, die er durch mich trägt, auch noch diese hinzufüge.«

      »Er hat Recht, Vater,« fiel das Mädchen rasch ein.

      Der Vater sah Dona Flor an, die erröthend die Augen niederschlug.

      »Ist eure Meinung nicht die der schönen Señora?« fragte der Salteador.

      »Allerdings,« antwortete Don Inigo; »verschweigt euren Namen; wenn Ihr aber nicht einen ähnlichen Grund habt, mir die Veranlassung zu dem seltsamen Leben zu verbergen, das Ihr führt; wenn eure Verbannung in der Gesellschaft, wenn euer Aufenthalt in dem Gebirge die Folge eines Jugendstreiches war, wie ich annehme; wenn Ihr das Leben im Gebirge überdrüssig seyd, so verpfände ich hier vor Gott mein Wort, euer Beschützer und selbst für Euch Bürge zu seyn.»

      »Ich danke, Señor, und nehme euer Wort an, obgleich ich bezweifle, daß ein Mensch, ausgenommen der welcher von Gott die höchste Gewalt erhalten hat, mir in der Weit den Platz wiedergeben kann, den ich innehatte, und doch habe ich mir keine schmachvolle That vorzuwerfen. Heißes Blut und das zu leicht sich entzündende Herz trieben mich zu Fehltritten und von diesen kam ich zu Verbrechen. Die Fehltritte sind gethan, die Verbrechen sind begangen und klaffen gleich Abgründen hinter mir, so daß ich auf dem durchlaufenen Pfade nicht zurückgehen kann und wenn ich umkehren sollte, eine übermenschliche Macht einen andern Weg schaffen müßte. Bisweilen denke ich an die Möglichkeit eines solchen Wunders und ich würde mich glücklich preisen, wenn es erfolgte, doppelt glücklich, wenn es durch Euch erfolgte und wenn ich hinter einem Engel, wie der junge Tobias, in das Vaterhaus zurückkehrte. Bis dahin hoffe ich, denn die Hoffnung ist ja die letzte Freundin der Unglücklichen, obgleich so falsch und trügerisch, bisweilen selbst mehr als die andern; ich hoffe, aber ich glaube nicht . . . Ich lebe und wandere jeden Tag weiter auf dem rauhen und steilen Pfade der Empörung gegen die Gesellschaft und das Gesetz . . . Ich steige höher und glaube deshalb, ich erhebe mich. Ich gebiete, und weil ich gebiete, glaube ich König zu seyn. Manchmal freilich, in der Nacht, in einsamen Stunden, in Augenblicken der Traurigkeit, denke ich nach und erkenne, daß man zwar in die Höhe steigt, um auf den Thron zu gelangen, aber auch auf das Blutgerüst.«

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