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Die drei Musketiere. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die drei Musketiere
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Wäre ich der Stallmeister des armen Chalais,« rief Porthos, »so würde dieser Rochefort einen schlimmen Augenblick mit mir erleben.«
»Und ihr würdet einen schlimmen Augenblick mit dem Herzog Roth erleben,« versetzte Aramis.
»Ah! der Herzog Roth! bravo, bravo, der Herzog Roth!« erwiederte Porthos, in die Hände klatschend. »Der Herzog Roth, das ist allerliebst. Ich werde den Witz verbreiten, seid nur ruhig. Wie viel Geist hat er doch, dieser Aramis ist! Es ist ein wahres Unglück, daß Ihr Euren Beruf nicht verfolgen konntet, mein Lieber; was für ein köstlicher Abbé wäre doch aus Euch geworden!«
»Ah! das ist nur für den Augenblick hinausgeschoben,« entgegnete Aramis, »ich werde es später schon noch werden; Ihr wißt wohl, Porthos, daß ich zu diesem Behuf die Theologie zu studiren fortfahre.«
»Er thut, was er sagt,« rief Porthos, »er thut es früher oder später.«
»Früher,« sprach Aramis.
»Er wartet nur Eines ab, um sich gänzlich hierfür zu entscheiden und die Sutane zu nehmen, welche hinter seiner Uniform hängt,« sagte ein anderer Musketier.
»Und was wartet er denn ab?« fragte ein Dritter.
»Er wartet, bis die Königin der Krone Frankreich einen Erben geschenkt hat.«
»Scherzen wir nicht hierüber, meine Herren,« sprach Porthos; »sie ist, Gott sei Dank! noch in dem Alter, um der Krone einen Erben zu schenken.«
»Man sagt, Herr von Buckingham sei in Frankreich,« versetzte Aramis mit einem spöttischen Lächeln, das dieser scheinbar so einfachen Aeußerung eine ziemlich skandalöse Bedeutung verlieh.
»Aramis, mein Freund,« unterbrach ihn Porthos, »diesmal habt Ihr Unrecht; Eure Manie, Witze zu machen, läßt Euch beständig alle Grenzen überspringen; wenn Herr von Treville Euch hörte, so dürftet Ihr eine solche Sprache theuer zu bezahlen haben.«
»Wollt Ihr mir eine Lektion geben. Porthos!« rief Aramis, und durch sein sanftes Auge zuckte ein Blitz.
»Mein Lieber, seid Musketier oder Abbé, seid das Eine oder das Andere, aber nicht das Eine und das Andere,« erwiederte Porthos. »Hört, Athos hat Euch noch vor Kurzem gesagt: Ihr eßt an allen Raufen! Ah! erzürnt Euch nicht, es wäre vergeblich, Ihr wißt wohl, was zwischen Euch, Athos und mir abgemacht ist. Ihr geht zur Frau d'Aiguillon und macht ihr den Hof; Ihr geht zur Frau von Bois-Tracy, der Base der Frau von Chevreuse, und man sagt, Ihr stehet bedeutend in Gnade bei der Dame. Oh! mein Gott, Ihr braucht Euer Glück nicht einzugestehen; man fragt Euch nicht um Euer Geheimniß, denn man kennt Eure Discretion. Aber da Ihr diese Tugend besitzt, so macht in des Teufels Namen in Beziehung auf Ihre Majestät davon Gebrauch. Beschäftige sich mit dem König und dem Cardinal wer will und wie jeder will; aber die Königin ist geheiligt, und wenn man von ihr spricht, so muß es in Gutem geschehen.«
»Porthos, Ihr seid anmaßend, wie ein Narziß,« erwiederte Aramis. »Ihr wißt, daß ich die Moral hasse, außer wenn sie von Athos gepredigt wird. Was Euch betrifft, mein Lieber, Ihr habt ein viel zu prachtvolles Wehrgehänge, um in diesem Punkt stark zu sein. Ich werde Abbé, wann es mir beliebt; mittlerweile bin ich Musketier; in dieser Eigenschaft sage ich, was mir gefällt, und in diesem Augenblick gefällt es mir zu sagen, daß Ihr mich ungeduldig macht!«
»Aramis!«
»Porthos!«
»He, meine Herren! meine Herren!« rief man um sie her.
»Herr von Treville erwartet Herrn d'Artagnan,« unterbrach der Bediente, die Thür des Kabinets öffnend.
Bei dieser Ankündigung, während welcher die Thüre offen blieb, schwieg Jeder, und unter diesem Stillschweigen durchschritt der junge Gascogner das Vorzimmer und trat bei dem Kapitän der Musketiere ein, nicht ohne sich von ganzem Herzen Glück zu wünschen, daß er gerade zu rechter Zeit dem Ende dieses seltsamen Streites entging.
III
Die Audienz
Herr von Treville war in diesem Augenblick in einer abscheulichen Laune; nichtsdestoweniger grüßte er höflich den jungen Mann, der sich bis zur Erde vor ihm verbeugte, und nahm lächelnd sein Kompliment auf, dessen bearnesischer Ausdruck ihn zugleich an seine Jugend und an seine Heimath erinnerte – eine doppelte Erinnerung, welche den Menschen in jedem Alter zum Lächeln bewegt. Aber beinahe in demselben Augenblick trat er, d'Artagnan mit der Hand ein Zeichen machend, als wolle er ihn um Erlaubniß bitten, die Andern abzufertigen, ehe er mit ihm anfinge, trat er, sagen wir, an die Thüre, und rief dreimal, jedes Mal die Stimme verstärkend, so daß er alle Intervall-Töne zwischen dem befehlenden und dem aufgereizten Accent durchlief:
»Athos! Porthos! Aramis!«
Die uns bereits bekannten zwei Musketiere antworteten auf die zwei letzten von diesen drei Namen, verließen sogleich die Gruppen, unter denen sie standen, und gingen auf das Kabinet zu, dessen Thüre sich hinter ihnen schloß, sobald sie die Schwelle überschritten hatten. Ihre Haltung erregte, obgleich sie nicht ganz ruhig war, durch ihre zugleich würdevolle und ehrerbietige Ungezwungenheit die Bewunderung d'Artagnans, der in diesen Menschen Halbgötter und in ihrem Anführer einen mit all seinen Blitzen bewaffneten Jupiter erblickte.
Als die Musketiere eingetreten waren, als die Thüre hinter ihnen geschlossen war, als das Gemurmel im Vorzimmer, dem der Aufruf ohne Zweifel neue Nahrung gab, wieder angefangen und Herr von Treville endlich drei- bis mehrmal sein Kabinet, schweigend und mit gefalteter Stirne immer an Porthos und Aramis vorübergehend, welche steif und stumm wie auf der Parade dastanden, der ganzen Länge nach durchschritten hatte, blieb er plötzlich vor ihnen stehen, maß sie von Kopf zu Fuß mit zornigen Blicken und rief:
»Wißt Ihr, was mir der König gesagt hat, und zwar erst gestern Abend, wißt Ihr es, meine Herren?«
»Nein,« antworteten die zwei Musketiere nach kurzem Stillschweigen; »nein, gnädiger Herr, wir wissen es nicht.«
»Aber ich hoffe, Ihr werdet uns die Ehre erweisen, es uns zu sagen,« fügte Aramis in seinem höflichen Tone und mit der anmuthigsten Verbeugung bei.
»Er hat mir gesagt, er werde in Zukunft seine Musketiere unter der Leibwache des Herrn Cardinals rekrutiren.«
»Unter der Leibwache des Cardinals, und warum dies?« fragte Porthos lebhaft.
»Weil er sah, daß sein trüber Wein durch eine Vermischung mit gutem Wein aufgefrischt werden muß.«
Die zwei Musketiere errötheten bis unter das Weiß ihrer Augen. D'Artagnan wußte nicht, wo er war, und wäre gern hundert Fuß unter der Erde gewesen.
»Ja, ja,« fuhr Herr von Treville hitziger werdend fort, »und Seine Majestät hat Recht, denn, auf meine Ehre, die Musketiere spielen eine traurige Rolle bei Hof. Der Herr Cardinal erzählte gestern beim Spiele des Königs mit einer Miene des Bedauerns, die mir sehr mißfiel, diese verdammten Musketiere, diese lebendigen Teufel, und er legte auf diese Worte einen ironischen Nachdruck, der mir noch mehr mißfiel; diese Kopfspalter, fügte er bei und schaute mich dabei mit seinem Tigerkatzenauge an, hätten sich gestern in der Rue Ferou in einer Schenke verspätet, und eine Runde von seiner Leibwache, ich glaubte, er wollte mir in's Gesicht lachen, sei genöthigt gewesen, die Ruhestörer zu verhaften. Mord und Tod! Ihr müßt etwas davon wissen! Musketiere verhaften! Ihr wäret dabei, Ihr leugnet es nicht, man hat Euch erkannt, und der Cardinal hat Euch genannt. Es ist freilich mein Fehler, ja mein Fehler ist es, da ich mir meine Leute auswähle. Seht doch, Aramis, warum zum Teufel habt Ihr mich um die Kasake gebeten, da Ihr doch so gut unter der Sutane gewesen wäret? Und Ihr, Porthos, habt Ihr ein so schönes goldenes Wehrgehänge, nur um einen Strohdegen daran zu tragen! Und Athos, ich sehe Athos nicht. Wo ist er?«
»Gnädiger Herr,« antwortete Aramis traurig, »er ist krank, sehr krank.«
»Krank, sehr krank, sagt Ihr, und woran leidet er?«
»Man befürchtet an den Blattern, gnädiger Herr,« antwortete Porthos, der auch ein Wort mitsprechen wollte, »was sehr unangenehm wäre, denn es würde sicherlich sein Gesicht verderben.«
»Blattern!