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Die drei Musketiere. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die drei Musketiere
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Ich spreche nicht mit Euch.«
»Aber ich spreche mit Euch, mein Herr,« rief der junge Mann, ganz außer sich über diese Mischung von Frechheit und guten Manieren, von Anstand und Verachtung.
Der Unbekannte betrachtete ihn noch einen Augenblick mit seinem leichten Lächeln und zog sich langsam vom Fenster zurück, ging dann aus dem Wirthshause, näherte sich d'Artagnan bis auf zwei Schritte und blieb vor dem Pferde stehen. Seine ruhige Haltung und seine spöttische Miene hatten die Heiterkeit derjenigen vermehrt, mit denen er plauderte, und die am Fenster geblieben waren. Als d'Artagnan ihn auf sich zukommen sah, zog er seinen Degen einen Fuß lang aus der Scheide.
»Dieses Pferd ist offenbar oder war vielmehr in seiner Jugend ein Goldfuchs,« sprach der Unbekannte, während er in den begonnenen Untersuchungen fortfuhr, und wandte sich dabei an seine Zuhörer am Fenster, ohne daß er die Erbitterung d'Artagnan's im Geringsten zu beachten schien. »Es ist eine in der Botanik sehr bekannte, aber bis jetzt bei den Pferden sehr seltene Farbe.«
»Wer über das Pferd lacht,« rief der Nebenbuhler Treville's wüthend, »würde es nicht wagen, über den Herrn zu lachen.«
»Ich lache nicht oft, mein Herr,« erwiederte der Unbekannte, »wie Ihr selbst an meinen Gesichtszügen wahrnehmen könnt, aber ich halte etwas darauf, mir das Vorrecht zu lachen, so oft es mir beliebt, zu wahren.«
»Und ich,« rief d'Artagnan, »ich will nicht, daß irgend Jemand über mich lache, wenn es mir mißfällt.«
»In der That, mein Herr?« erwiederte der Unbekannte, ruhiger als je, »nun denn, das ist nicht mehr als billig.«
Und auf seinen Fersen sich drehend, schickte er sich an, durch das große Thor in das Gasthaus zurückzukehren, wo d'Artagnan ein völlig gesatteltes Pferd wahrgenommen hatte.
Aber d'Artagnan besaß nicht den Character, mit dem es ihm möglich gewesen wäre, einen Menschen, der die Frechheit gehabt hatte, über ihn zu spotten, los zu gehen. Er zog seinen Degen vollends aus der Scheide und fuhr fort, seinen Streit zu verfolgen.
»Umgedreht, mein Herr Spötter, damit ich Euch nicht auf den Rücken schlage.«
»Mich schlagen, mich?« sagte der Andere, sich auf den Fersen umdrehend, und schaute den jungen Mann mit eben so großer Verwunderung als Verachtung an. »Auf, mein Lieber, Ihr seid ein Narr!« Dann fuhr er mit leiser Stimme und als ob er mit sich selbst spräche, fort: »Das ist ärgerlich; welch ein Fund für Seine Majestät, welche überall nach Leuten sucht, um die Musketiere zu rekrutiren.«
Er hatte kaum vollendet, als d'Artagnan einen so wüthenden Schlag mit der Spitze seines Degens nach ihm führte, daß er ohne Zweifel, wenn er nicht einen sehr raschen Sprung rückwärts gemacht, zum letzten Mal gescherzt hätte. Der Unbekannte sah jetzt, daß die Sache über den Spaß hinausging; er zog seinen Degen, begrüßte seinen Gegner und nahm eine Fechterstellung ein. Aber in demselben Augenblick fielen seine zwei Zuhörer in Begleitung des Wirthes mit Stöcken, Schaufeln und Feuerzangen über d'Artagnan her. Dies gab dem Angriff eine so rasche und vollständige Diversion, daß der Gegner von d'Artagnan's, während sich dieser umwandte, um einen Hagel von Schlägen Wiederstand zu leisten, seinen Degen mit der größten Gelassenheit einsteckte und aus einem darstellenden Mitglied, das er beinahe geworden wäre, wieder Zuschauer des Kampfes wurde, – eine Rolle, der er sich mit seiner gewöhnlichen Unempfindlichkeit entledigte. Nichtsdestoweniger murmelte er durch die Zähne:
»Die Pest über alle Gascogner! Setzt ihn wieder auf sein orangefarbiges Pferd, er mag zum Teufel gehen.«
»Nicht ohne Dich getödtet zu haben, Feigling!« rief d'Artagnan, während er sich so gut als möglich und ohne einen Schritt zurückzuweichen gegen seine drei Feinde, die ihn mit Schlägen überfluteten, zur Wehr setzte.
»Abermals eine Gasconnade«, murmelte der Edelmann. »Bei meiner Ehre, diese Gascogner sind unverbesserlich! Setzt also den Tanz fort, da er es durchaus haben will. Wenn er einmal müde ist, wird er schon sagen, es sei genug.«
Aber der Unbekannte wußte noch nicht, mit was für einem hartnäckigen Menschen er es zu thun hatte; d'Artagnan war nicht der Mann, der Gnade gefordert hätte. Der Kampf dauerte also noch einige Sekunden fort, doch endlich ließ d'Artagnan erschöpft seinen Degen fahren, den ein Schlag mit einer Heugabel entzwei brach. Ein anderer Schlag, welcher seine Stirne traf, schmetterte ihn beinahe zu derselben Zeit blutend und fast ohnmächtig nieder. In diesem Augenblick kamen von allen Seiten Leute auf den Schauplatz gelaufen, der Wirth fürchtete ein ärgerliches Aufsehen und trug den Verwundeten mit Hilfe einiger Kellner in die Küche, wo man ihm Pflege angedeihen ließ.
Der Edelmann aber hatte seinen früheren Platz am Fenster wieder eingenommen und betrachtete mit einer gewissen Ungeduld die umherstehende Menge, deren Verweilen ihm sehr ärgerlich zu sein schien.
»Nun! wie geht es dem Wüthenden?« sagte er, indem er sich bei dem durch das Oeffnen der Thüre verursachten Geräusch umkehrte und an den Wirth wandte, der sich nach dessen Befinden erkundigt hatte.
»Ew. Excellenz ist gesund und wohlbehalten?« fragte der Wirth.
»Ja, vollkommen wohl und gesund, mein lieber Wirth, und ich frage Euch, was aus unserem jungen Menschen geworden ist?«
»Es geht besser mit ihm,« erwiederte der Wirth: »er ist in Ohnmacht gefallen.«
»In der That?« sprach der Edelmann.
»Doch ehe er in Ohnmacht fiel, raffte er alle seine Kräfte zusammen, rief nach Euch und forderte Euch heraus.«
»Aber dieser Bursche ist also der Teufel in Person!« rief der Unbekannte.
»O nein, Ew. Excellenz, es ist nicht der Teufel,« entgegnete der Wirth mit einer verächtlichen Grimasse, »denn während seiner Ohnmacht haben wir ihn durchsucht und in seinem Päckchen nicht mehr als ein Hemd, in seiner Börse nicht mehr als zwölf Thaler gefunden, was ihn jedoch nicht abhielt, kurz bevor er in Ohnmacht fiel, zu bemerken, wenn dergleichen in Paris geschehen wäre, so müßtet Ihr dies sogleich bereuen, während Ihr es hier erst später bereuen würdet.«
»Dann ist er irgend ein verkleideter Prinz von Geblüt,« sagte kalt der Unbekannte.
»Ich theile Euch dies mit, gnädiger Herr,« versetzte der Wirth, »damit Ihr auf Eurer Hut sein möget.«
»Und er hat Niemand in seinem Zorn genannt?«
›Allerdings, er schlug an seine Tasche und sagte: ›Wir wollen sehen, was Herr von Treville zu der Beleidigung sagen wird, die seinem Schützling widerfahren ist.‹
»Herr von Treville?« sprach der Unbekannte mit steigender Aufmerksamkeit; »er schlug an seine Tasche, während er den Namen des Herrn von Treville aussprach? . . . Seht, mein lieber Wirth, indeß Euer junger Mann in Ohnmacht lag, habt Ihr sicherlich nicht versäumt, ein wenig in diese Tasche zu schauen. Was fand sich darin?«
»Ein Brief, mit der Adresse des Herrn von Treville, Kapitän der Musketiere.«
»In der That?«
»Es ist, wie ich Ew. Excellenz zu sagen die Ehre habe.«
Der Wirth, welcher eben nicht mit übergroßem Scharfsinn begabt war, gewahrte den Ausdruck nicht, den seine Worte auf dem Gesichte des Unbekannten hervorriefen. Dieser entfernte sich von dem Gesimse des Kreuzstocks, auf das er sich bis jetzt mit dem Ellbogen gestützt hatte, und faltete die Stirne, wie ein Mensch, den etwas beunruhigt.
»Teufel!« murmelte er zwischen den Zähnen, »sollte mir Treville diesen Gascogner geschickt haben? Er ist noch sehr jung! Aber ein Degenstich bleibt ein Degenstich, welches Alter auch derjenige haben mag, der ihn versetzt, und man mißtraut weniger einem Kinde als jedem Anderen; zuweilen genügt ein schwaches Hinderniß, um einem großen Plan in den Weg zu treten.«
Und der Unbekannte versank in ein Nachdenken, das einige Minuten währte.
»Hört einmal, Wirth,« sagte er, »werdet Ihr mich nicht von diesem Wüthenden befreien? Ich kann ihn mit gutem Gewissen