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Die drei Musketiere. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die drei Musketiere
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Nach diesen Worten zog d'Artagnan mit der ritterlichsten Geberde, die man sehen konnte, seinen Degen. Das Blut war ihm in den Kopf gestiegen und er hätte in diesem Augenblick seinen Degen gegen alle Musketiere des Königreichs gezogen, wie er es gegen Athos, Porthos und Aramis that.
Es war ein Viertel nach zwölf Uhr. Die Sonne stand in ihrem Zenith und die zum Schauplatz des Zweikampfes gewählte Stelle war völlig ihrer Gluth ausgesetzt.
»Es ist sehr warm,« sagte Athos, ebenfalls seinen Degen ziehend, »und dennoch kann ich mein Wamms nicht ablegen. Ich habe so eben gefühlt, daß meine Wunde blutet, und ich müßte den Herrn zu belästigen fürchten, wenn ich ihn Blut sehen ließe, dessen Fließen er nicht selbst veranlaßt hätte.«
»Das ist wahr, mein Herr,« sagte d'Artagnan, »und ich versichere Euch, daß ich, mag die Wunde durch mich oder durch einen Andern veranlaßt sein, stets mit Bedauern das Blut eines so braven Edelmanns sehen werde; ich werde mich also ebenfalls im Wamms schlagen.«
»Vorwärts!« rief Porthos, »genug der Artigkeiten! Bedenkt, daß wir warten, bis die Reihe an uns kommt.«
»Sprecht für Euch allein. Porthos, wenn Ihr solche Ungereimtheiten vorzubringen habt,« unterbrach ihn Aramis. »Ich für meine Person finde die Dinge, die sich diese Herren sagen, sehr gut gesagt und zweier Edelleute vollkommen würdig.«
»Wenns beliebt, mein Herr,« sprach Athos, sich auslegend.
»Ich erwarte Eure Befehle,« entgegnete d'Artagnan den Degen kreuzend.
Aber die zwei Raufdegen hatten kaum bei ihrer Berührung geklirrt, als eine Corporalschaft von der Leibwache Sr. Eminenz, befehligt von Herrn von Jussac, sich an der Ecke des Klosters zeigte.
»Die Leibwachen des Cardinals!« riefen Porthos und Aramis zugleich. »Den Degen in die Scheide, meine Herren, den Degen in die Scheide!«
Aber es war zu spät. Man hatte die zwei Kämpfenden in einer Stellung gesehen, welche keinen Zweifel über ihre Absichten zuließ.
»Halloh!« rief Jussac, indem er gegen sie zurückte und seinen Leuten ein Zeichen gab, dasselbe zu thun. »Halloh! Musketiere, man schlägt sich also hier? und die Edikte, wie steht es damit?«
»Ihr seid sehr edelmüthig, meine Herren Garden,« sagte Athos voll Groll, denn Jussac war einer von den vorgestrigen Angreifern. »Wenn wir sehen, daß Ihr Euch schlagt, so stehe ich Euch dafür, daß wir uns wohl hüten werden, Euch daran zu hindern. Laßt uns also gewähren, und Ihr sollt ein Vergnügen haben, das Euch gar keine Mühe kostet.«
»Meine Herren,« entgegnete Jussac, »zu meinem größten Bedauern erkläre ich Euch, daß dies unmöglich ist. Unsere Pflicht geht Allem vor. Steckt ein, wenns Euch beliebt, und folget uns.«
»Mein Herr,« sprach Aramis, Jussac parodirend, »mit größtem Vergnügen würden wir Eurer freundlichen Einladung Folge leisten, wenn es von uns abhinge, aber leider ist dies unmöglich. Herr von Treville hat es uns verboten. Geht also Eures Wegs, das ist das Beste, was Ihr thun könnt.«
Dieser Spott brachte Jussac außer sich.
»Wir greifen Euch an,« sprach er, »wenn Ihr nicht gehorcht.«
»Sie sind ihrer fünf,« sagte Athos mit leiser Stimme, »und wir sind nur zu drei; wir werden abermals geschlagen und müssen hier sterben, denn ich erkläre, daß ich als besiegt mich nicht vor dem Kapitän erscheine.«
Athos, Porthos und Aramis traten sogleich näher zu einander, während Jussac seine Leute in Linie stellte.
Dieser einzige Augenblick genügte für d'Artagnan, seinen Entschluß zu fassen. War dies eines von den Ereignissen, welche über das Leben eines Menschen entscheiden, so war eine Wahl zwischen dem König und dem Cardinal zu treffen, und hatte er gewählt, so mußte er dabei beharren. Wenn er sich schlug, beging er einen Ungehorsam gegen das Gesetz, wagte seinen Kopf und machte sich auf einmal einen Minister zum Feind, der mächtiger war, als der König selbst. Dies begriff der junge Mann, und wir haben zu seinem Lobe zu erwähnen, daß er nicht eine Sekunde zögerte. Er wandte sich gegen Athos und seine Freunde und sagte:
»Ich habe an Euren Worten, wenn es erlaubt ist, etwas auszusetzen. Ihr sagtet, Ihr wäret nur zu drei, doch mir scheint es, wir sind unser vier.«
»Ihr gehört ja nicht zu den Unsern,« sprach Porthos.
»Allerdings,« entgegnete d'Artagnan, nicht dem Gewandte, aber dem Gemüthe nach. Mein Herz ist das eines Musketiers, das fühle ich wohl, meine Herren, und das reißt mich fort.«
»Entfernt Euch, junger Mann,« rief Jussac, der ohne Zweifel aus seinen Geberden und dem Ausdrucke seines Gesichtes die Absicht d'Artagnans errathen hatte. »Ihr könnt Euch zurückziehen, wir erlauben es. Rettet Eure Haut, geht geschwind.«
D'Artagnan wich nicht von der Stelle.
»Ihr seid entschieden ein herrlicher Junge,« sagte Athos, und drückte dem Gascogner die Hand.
»Vorwärts, vorwärts, entschließen wir uns,« sprach Jussac.
»Auf!« sagten Porthos und Aramis, »wir müssen etwas thun.«
»Der Herr ist voll Edelmuth,« sprach Athos.
Alle drei zogen die Jugend d'Artagnans in Betracht und fürchteten seine Unerfahrenheit.
»Wir werden unser nur drei sein, wovon einer verwundet, nebst einem Kinde, und man wird nichtsdestoweniger sagen, wir wären vier Männer gewesen.«
»Ja, aber zurückweichen!« entgegnete Porthos.
»Das ist schwierig,« sagte Athos.
»Es ist unmöglich,« bemerkte Aramis.
D'Artagnan begriff ihre Unentschlossenheit.
»Meine Herren, stellt mich immerhin auf die Probe,« rief er, »und ich schwöre Euch bei meiner Ehre, daß ich nicht von dieser Stelle gehen will, wenn wir besiegt sind.«
»Wie heißt Ihr, mein Braver?« sagte Athos
»D'Artagnan, mein Herr.«
»Nun wohl, Athos, Porthos, Aramis und d'Artagnan, vorwärts!« rief Athos.
»Gut, meine Herren, Ihr habt Euch entschieden?« rief Jussac zum dritten Mal.
»Es ist geschehen,« entgegnete Athos.
»Und was gedenkt Ihr zu thun?« fragte Jussac.
»Wir werden die Ehre haben. Euch anzugreifen,« antwortete Aramis, indem er mit der einen Hand seinen Hut lüpfte und mit der andern den Degen zog.
»Ah! Ihr leistet Widerstand!« rief Jussac.
»Gottesblut! darüber wundert Ihr Euch?«
Und die neun Kämpfer stürzten auf einander mit einer Wuth los, welche eine gewisse Methode nicht ausschloß. Athos nahm einen gewissen Cahusac, den Liebling des Cardinals, auf sich; Porthos hatte Biscarat gegen sich, und Aramis sah sich zwei Feinden gegenüber gestellt. D'Artagnan hatte gegen Jussac zu kämpfen.
Das Herz des jungen Gascogner schlug, daß es ihm beinahe die Brust zersprengte, nicht aus Furcht, denn davon hatte er keinen Schatten, sondern aus Eifer; er kämpfte wie ein wüthender Tiger, drehte sich zehnmal um seinen Gegner und veränderte zwanzigmal seine Stellungen und sein Terrain. Jussac war, wie man es damals nannte, ein Freund der Klinge und hatte viel Uebung; aber nur mit der größten Mühe vermochte er sich gegen einen Widersacher zu wehren, der rasch und behend alle Augenblicke von den Regeln der Kunst abwich und von allen Seiten zugleich angriff, dabei aber wie ein Mensch parirte, der seiner Oberhaut die größte Umsicht widmet. Endlich verlor Jussac bei diesem Streit die Geduld; wütend darüber, daß er von einem Menschen im Schach gehalten wurde, den er für ein Kind angesehen hatte, erhitzte er sich und fing an, sich Blößen zu geben. D'Artagnan, der in Ermangelung der Praxis eine gründliche Theorie besaß, verdoppelte seine Thätigkeit. Jussac wollte der Sache ein Ende machen und führte einen furchtbaren Streich nach seinem Gegner: aber dieser parirte, und während Jussac