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Die drei Musketiere. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die drei Musketiere
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Athos, welcher noch immer grausam an seiner Wunde litt, obgleich sie um neun Uhr vom Chirurgen des Herrn vom Treville verbunden worden war, saß auf einem Brunnen und erwartete seinen Gegner mit der ruhigen Haltung und der würdigen Miene, die ihn nie verließ. Beim Anblick d'Artagnans stand er auf und ging ihm höflich einige Schritte entgegen; dieser näherte sich seinem Widersacher, den Hut in der Hand.
»Mein Herr,« sagte Athos, »ich habe zwei von meinen Freunden benachrichtigen lassen, die mir als Sekundanten dienen werden; aber diese zwei Freunde sind noch nicht eingetroffen. Ich wundere mich über ihr langes Ausbleiben, denn es ist sonst nicht ihre Gewohnheit.«
»Ich meines Theils habe keinen Sekundanten, mein Herr,« erwiederte d'Artagnan, »denn erst gestern in Paris eingetroffen, kenne ich hier Niemand, außer Herr von Treville, dem ich durch meinen Vater empfohlen worden bin, welcher sich zu seinen Freunden zu zählen die Ehre hat.«
Athos überlegte einen Augenblick.
»Ihr kennt nur Herrn von Treville?« fragte er.
»Ja mein Herr, ich kenne nur ihn.«
»Ei dann,« fuhr Athos halb mit sich selbst, halb zu d'Artagnan sprechend fort, »wenn ich Euch tödte, werde ich das Ansehen eines Kinderfressers haben!«
»Nicht gar zu sehr, mein Herr,« erwiederte d'Artagnan mit einer Verbeugung, der es nicht an Würde mangelte; »nicht gar zu sehr, da Ihr mir die Ehre erweist, den Degen gegen mich mit einer Wunde zu ziehen, die Euch sehr belästigen muß.«
»Sie ist mir auf mein Wort sehr lästig, und ich muß Euch sagen, Ihr habt mir sehr wehe gethan; aber ich werde die linke Hand nehmen, was unter solchen Umständen meine Gewohnheit ist. Glaubt nicht, daß ich Euch eine Gnade gewähre, denn ich stoße gleichmäßig mit beiden Händen; ja, Ihr seid sogar im Nachtheil, ein Linker ist sehr unbequem für Leute, die nicht zuvor davon in Kenntnis gesetzt sind. Ich bedauere daher ungemein. Euch diesen Umstand nicht früher mitgetheilt zu haben.«
»Mein Herr,« sagte d'Artagnan, sich abermals verbeugend, »Ihr seid in der That von einer Höflichkeit, wofür ich Euch im höchsten Grade Dank weiß.«
»Ihr macht mich verlegen,« erwiederte Athos mit seiner edelmännischen Miene; »ich bitte, sprechen wir von etwas Anderem, wenn es Euch nicht unangenehm ist. Ah, Gottesblut! wie habt Ihr mir weh gethan! die Schulter brennt mir.«
»Wenn Ihr mir erlauben wollt,« . . . sagte d'Artagnan schüchtern.
»Was denn, mein Herr?«
»Ich besitze einen Wunderbalsam für Wunden, einen Balsam, den mir meine Mutter gegeben hat, und von dem ich an mir selbst eine Probe gemacht habe.«
»Nun denn?«
»Nun denn, ich bin überzeugt, daß dieser Balsam Euch in weniger als drei Tagen heilen würde, und nach Ablauf dieser drei Tage, mein Herr, wäre es mir immer eine große Ehre, Euch zu Diensten zu stehen.«
D'Artagnan sprach diese Worte mit einer Einfachheit, die seinen höflichen Sitten Ehre machte, ohne seinem Muthe Eintrag zu thun.
»Bei Gott, mein Herr,« sagte Athos, »das ist ein Vorschlag, der mir gefällt. Nicht als ob ich ihn annehmen würde, aber auf eine Meile erkennt man daran den Edelmann. So sprachen und handelten die Tapfern in der Zeit Karls des Großen, nach denen jeder Cavalier sich zu bilden suchen muß. Leider befinden wir uns nicht mehr in der Zeit dieses großen Kaisers; wir leben in der Zeit des Herrn Cardinals; da würde man, so gut das Geheimniß auch bewahrt wäre, in drei Tagen erfahren, daß wir uns schlagen sollen, und sich unserem Kampfe widersetzen. Ei, der Teufel! die faulen Bursche kommen nicht.«
»Wenn Ihr Eile habt, mein Herr,« sagte d'Artagnan zu Athos mit derselben Einfachheit, womit er ihm so eben einen dreitägigen Aufschub vorgeschlagen hatte, »wenn Ihr Eile habt und es Euch gefällig wäre, mich sogleich abzufertigen, so legt Euch, ich bitte, keinen Zwang an.«
»Abermals ein Wort, das mir gefällt,« sprach Athos mit freundlichem Kopfnicken. »Er ist nicht ohne Geist und hat sicherlich Herz,« dachte er. »Mein Herr, ich liebe die Leute von Eurem Schlag, und sehe, daß ich, wenn wir einander nicht tödten, später ein großes Vergnügen an Eurer Unterhaltung finden werde. Wir wollen diese Herren abwarten, denn ich habe Zeit genug, und so wird es pünktlicher sein. Ah, ich glaube, da kommt einer!«
Am Ende der Rue de Vaugirard erschien wirklich der riesige Porthos.
»Wie,« rief d'Artagnan, »Euer erster Zeuge ist Herr Porthos?«
»Ja; ist Euch dies etwa unangenehm?«
»Nein, keineswegs.«
»Und hier ist der zweite.«
D'Artagnan wandte sich nach der von Athos bezeichneten Seite und erkannte Aramis.
»Wie!« rief er mit noch größerer Verwunderung, »Euer zweiter Zeuge ist Herr Aramis?«
»Allerdings; wißt Ihr nicht, daß man nie einen von uns ohne den Andern sieht, und daß man uns bei den Musketieren wie bei den Leibwachen, bei Hofe wie in der Stadt Athos, Porthos und Aramis, oder die drei Unzertrennlichen nennt? Da Ihr jedoch von Dax oder von Pau kommt . . . «
»Von Tarbes,« sagte d'Artagnan.
»So ist es Euch erlaubt, diese Dinge nicht zu wissen,« sprach Athos.
»Meiner Treu',« erwiederte d'Artagnan, man nennt Euch mit Recht so, und mein Abenteuer, wenn es einiges Aufsehen macht, wird wenigstens beweisen, daß Eure Verbindung nicht auf Kontrasten beruht.«
Während dieser Zeit kam Porthos näher und begrüßte Athos mit der Hand. Dann blieb er, sich gegen d'Artagnan umwendend, sehr erstaunt stille stehen.
Beiläufig bemerken wir, daß er sein Wehrgehänge gewechselt und seinen Mantel abgelegt hatte.
»Ah! ah!« rief er, »was ist das?«
»Mit diesem Herrn schlage ich mich,« sprach Athos und deutete mit der Hand auf d'Artagnan.
»Ich schlage mich ebenfalls mit ihm,« sagte Porthos.
»Aber erst um ein Uhr,« erwiederte d'Artagnan.
»Und ich schlage mich auch mit diesem Herrn,« sagte Aramis, der in diesem Augenblick herankam.
»Aber erst um zwei Uhr,« entgegnete d'Artagnan mit derselben Ruhe.
»Doch sage mir, warum schlägst Du Dich, Athos?« fragte Aramis.
»Meiner Treu', ich weiß es nicht, er hat mir an der Schulter wehe gethan; und Du, Porthos?«
»Meiner Treu', ich schlage mich, weil ich mich schlage,« antwortete Porthos erröthend.
Athos, dem nichts entging, sah, wie sich ein feines Lächeln über die Lippen des Gascogners hinzog.
»Wir haben einen Streit über den Putz gehabt,« sagte der junge Mann.
»Und Du, Aramis?« fragte Athos.
»Ich schlage mich wegen eines theologischen Punktes,« antwortete Aramis und gab zugleich d'Artagnan ein Zeichen, durch das er ihn bat, die Ursache ihres Duells geheim zu halten.
Athos sah ein zweites Lächeln über d'Artagnans Lippen schweben.
»In der That?« sagte Athos.
»Ja, wegen des heiligen Augustin, über welchen wir verschiedener Meinung sind,« erwiederte der Gascogner.
»Das ist entschieden ein Mensch von Geist,« murmelte Athos.
»Und nun, da Ihr beisammen seid, meine Herren,« sagte d'Artagnan, »erlaubt mir meine Entschuldigungen vortragen.«
Bei dem Worte Entschuldigungen zog eine Wolke über die Stirne von Athos hin; ein hochmüthiges Lächeln glitt über die Lippen von Porthos, und ein verneinendes Zeichen war die Antwort von Aramis.
»Ihr versteht mich nicht, meine Herren,« sagte d'Artagnan sein Haupt, auf welchem in diesem Augenblick ein Sonnenstrahl spielte, der die seinen, kecken Linien vergoldete,