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Die beiden Dianen. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die beiden Dianen
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Sprich, Martin, hast Du geträumt, oder diese neue Unbesonnenheit wirklich begangen?«
»Geträumt! gnädiger Herr, hier ist die Meldung. Als ich sie nur las, erröthete ich bis über die Ohren. Ja, es gab eine Zeit, wo ich glaubte, alle diese verdammenswerthen Handlungen wären abscheuliche Alpe, oder der Teufel belustige sich damit, daß er meine Gestalt annehme, um nächtliche, ungeheuerliche Dinge zu verüben; doch Ihr habt mich enttäuscht und überdies sehe ich denjenigen nicht mehr, welchen ich für meinen Schatten hielt. Der heilige Vater, dem ich die Berathung meines Gewissens anheimstellte, hat mich auch enttäuscht, und derjenige, welcher alle göttliche und menschliche Gesetze verletzt, der Schuldbefleckte, der Ungläubige, der Verruchte bin ich, wie man mich versichert. Wie eine Henne, welche Enten ausgebrütet hat, faßt meine Seele ehrbare Gedanken, die sich in gottlosen Handlungen empören, und meine ganze Tugend läuft auf das Verbrechen hinaus. Ich wage es nicht, Euch zu sagen, daß ich besessen bin, gnädiger Herr, aus dem einfachen Grunde, weil man mich lebendig verbrennen würde; doch seht, in gewissen Augenblicken muß ich wirklich, wie man sagt, den Teufel im Leibe haben«
»Nein, mein armer Martin,« entgegnete Gabriel lachend, »Du ergibst Dich nur, wie mir scheint, seit einiger Zeit dem Tranke, und wenn Du getrunken hast, siehst Du doppelt.«
»Ich trinke aber nur Wasser, gnädiger Herr, nichts als Wasser! wenn nicht etwa das Wasser der Seine in den Kopf steigt.«
»Doch an jenem Abend, Martin, wo man Dich berauscht unter die Pforte dieses Hauses legte?«
»Gnädiger Herr, an jenem Abend legte ich mich nieder, empfahl meine Seele dem Herrn und entschlummerte: ich stand ebenso tugendhaft auf, und durch Euch, durch Euch allein habe ich das Leben, das ich geführt, erfahren. Dasselbe war in der Nacht der Fall, in der ich den herrlichen Gendarme verwundete, und so ging es auch in der letzten Nacht, wo das abscheuliche Attentat stattgefunden hat. Und ich lasse mich doch von Jerôme in meinem Zimmer einriegeln und einsperren, ich schließe meine Laden mit einer dreifachen Kette, basta! nichts hilft; ich stehe auf, wie ich glauben muß, und mein beflecktes Schlafwandlerleben beginnt. Am andern Tage beim Erwachen frage ich mich: »Süßer Jesus! was werde ich während meiner Abwesenheit in dieser Nacht gethan haben?« Ich gehe hinab, um es von Euch, gnädiger Herr, oder aus den Meldungen des Viertelsmeisters zu erfahren, und sogleich suche ich mein Gewissen von diesen neuen Missethaten im Beichtstuhl zu entlasten, wo man mir eine durch ewige Rückfälle unmöglich gewordene Absolution verweigert. Mein einziger Trost besteht darin, daß ich faste und mich einen Theil des Tages durch gewaltige Geißelhiebe kasteie. Aber ich sehe vorher, ich werde am Ende in der Unbußfertigkeit sterben.«
»Glaube vielmehr, Martin,« sprach der Vicomte, »daß diese Hitze sich dämpfen, und daß Du wieder der vernünftige, geordnete Martin von einst werden wirst. Mittlerweile gehorche Deinem Herrn und erfülle pünktlich den Auftrag, den ich Dir anvertraut. Wie soll ich Dir eine Wache zur Begleitung geben? Du weißt wohl daß Alles dies geheim bleiben muß, und daß Du allein eingeweiht bist.«
»Seid überzeugt, gnädiger Herr, daß ich mein Möglichstes thun werde, um Euch zufrieden zu stellen, doch ich kann nicht für mich stehen, das sage ich Euch zum Voraus.«
»Ah! bei Gott! Martin, das ist zu stark, und warum dies?«
»Werdet nicht ungeduldig über meine Abwesenheiten, gnädiger Herr; ich glaube hier zu sein und bin dort, ich glaube Dieses zu thun und thue Jenes. Neulich als ich zur Buße dreißig Vater und dreißig Ave zu beten hatte, faßte ich den Entschluß die Dose zu Verdreifachen, um mich durch einen übermenschlichen Ueberdruß zu ermatten, und ich bleibe, oder glaube vielmehr in der Kirche Saint-Gervais zu bleiben und durch meine Finger zwei Stunden und darüber die Körner meines Rosenkranzes zu drehen. Ah, ja wohl! als ich hierher zurückkam, erfuhr ich, daß Ihr mich mit einem Billet weggeschickt, und zum Beweise diente daß ich Euch die Antwort zurückgebracht hatte, und Dame Jacinthe, leider auch eine schöne Frau, zankt mich am andern Morgen, daß ich am Tag zuvor sehr keck gegen sie gewesen sei. Dies hat sich dreimal wiederholt, gnädiger Herr, und Ihr verlangt, daß ich meiner sicher sein soll, nach solchen Streichen meiner Einbildungskraft? Nein, nein, hierzu bin ich nicht genug Herr im Hause, und obgleich das Weihwasser mir die Finger nicht verbrennt, steckt doch zuweilen in meiner Haut ein anderer Kamerad als Meister Martin.«
»Nun, ich will es wagen,« sagte Gabriel ungeduldig, »und da Du im Ganzen bisher, magst Du in der Kirche oder in der Rue Froid-Manteau sein, Dich geschickt und getreu des Auftrags, den ich Dir gebe, entledigt hast, so wirst Du ihn auch heute erfüllen, und wisse, solltest Du etwa dessen bedürfen, um Deinen Eifer anzustacheln, daß Du mir in diesem Billet mein Glück oder meine Verzweiflung zurückbringst.«
»Oh! gnädiger Herr, mein Eifer bedarf keines Anstachelns, das schwöre ich Euch, und ohne diese teuflischen Unterschiebungen . . .«
»Ah! willst Du wieder anfangen?« unterbrach ihn Gabriel, »ich muß gehen, und in einer Stunde gehst Du auch, und vergissest keine von meinen Vorschriften. Ein letztes Wort: Du weißt daß ich seit mehreren Tagen sehr unruhig Aloyse, meine Amme, aus der Normandie erwarte; kommt sie in meiner Abwesenheit, so muß man ihr das Zimmer geben, das an das meinige stößt, und sie empfangen, als ob dies ihr Haus wäre. Wirst Du Dich dessen erinnern?«
»Ja, gnädiger Herr.«
»Vorwärts! Martin, eile, Verschwiegenheit und Geistesgegenwart vor Allem.«
Martin antwortete nur durch einen Seufzer und Gabriel verließ sein Haus in der Rue des Jardins.
Er kam, wie er gesagt hatte, nach zwei Stunden zurück, das Auge zerstreut, den Geist voll Unruhe. Als er eintrat, sah er nur Martin, lief auf ihn zu, nahm aus seinen Händen den Brief, den er mit so großer Ungeduld erwartete, entließ Martin durch eine Gebärde und las wie folgt:
»Danken wir Gott, Gabriel, der König hat nachgegeben, wir werden glücklich sein. Ihr müßt schon die Ankunft des Herolds von England, der gekommen ist, um im Namen der Königin Maria von England den Krieg zu erklären, und die Kunde von der großen Bewegung, die sich in Flandern vorbereitet, vernommen haben. Diese, für Frankreich vielleicht bedrohlichen Ereignisse sind unserer Liebe günstig, Gabriel, da sie das Ansehen des jungen Herzogs von Guise vermehren und das des alten Montmorency vermindern. Der König hat jedoch noch gezögert. Aber ich flehte ihn an, Gabriel, ich sagte ihm, ich hätte Euch wiedergefunden, Ihr wäret edel und tapfer, ich nannte Euch . . . Der König erwiderte, ohne etwas zu versprechen, er würde darüber nachdenken; da das Interesse des Staates minder dringend würde, so wäre es grausam von ihm, mein Glück zu gefährden; er könnte Franz von Montmorency eine Entschädigung geben, mit der er sich zu begnügen hätte. Er versprach nichts, doch er wird Alles halten, Gabriel. Oh! Ihr werdet ihn lieben, Gabriel, wie ich ihn liebe, diesen guten Vater, der so die Träume von sechs Jahren verwirklichen wird! Ich habe Euch so viel zu sagen, und diese geschriebenen Worte sind so kalt! Höret, Freund, kommt diesen Abend um sechs Uhr, während des Rathes. Jacinthe wird Euch zu mir führen, und wir haben dann eine gute Stunde, um über die strahlende Zukunft, die sich vor uns öffnet, zu plaudern. ICH sehe auch vorher, daß dieser Feldzug in Flandern Euch fordern wird, und Ihr müßt ihn leider mitmachen, um dem König zu dienen und mich zu verdienen, mein Herr, mich, die ich Euch so sehr liebe. Denn ich liebe Euch, mein Gott, ja! wozu sollte es nun nützen, wenn ich es Euch verbergen würde? Kommt also, damit ich sehe, ob Ihr so glücklich seid, als Eure Diana.«
»Oh! ja, sehr glücklich!« rief Gabriel mit lauter Stimme, als er diesen Brief bis zum Ende gelesen hatte, »und was fehlt nun noch zu meinem Glück?«
»Nicht die Gegenwart Eurer alten Amme,« sprach plötzlich Aloyse, welche unbeweglich und schweigsam im Schatten sitzen geblieben war.
»Aloyse!« rief Gabriel, indem er auf sie zueilte und sie umarmte, »Aloyse! oh! doch, gute Amme, Du fehltest mir. Wie geht es Dir? Du hast Dich nicht verändert. Umarme mich noch einmal,