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Nachahmung des Eunuchen von Terenz, componirt in achtsylbigen Versen und mit der ganzen pedantischen Naivität jener Zeit wiedergegeben. Wir enthalten uns jeder Auseinandersetzung des Stückes. Dies wäre übrigens ein Anachronismus, denn die Kritik und die Rechenschaftsberichte waren in jener barbarischen Epoche noch nicht erfunden. Es genüge uns, daran zu erinnern, daß die Hauptperson des Stückes ein falscher Braver, ein prahlerischer Soldat ist, der sich von einem Schmarotzer bethören und übel zurichten läßt.

      Schon am Anfang des Stückes sahen die zahlreichen Parteigänger der Guisen, welche im Saal saßen, in dem lächerlichen Großsprecher den Connetable von Montmorency, und die Parteigänger von Montmorency wollten in den Rodomontaden des prahlerischen Soldaten die ehrgeizigen Bestrebungen des Herzogs von Guise erkennen. Von da an wurde jede Scene eine Satyre und jeder Witz eine Anspielung. Man lachte bei beiden Parteien aus vollem Hals; man bezeichnete sich gegenseitig mit dem Finger, und wahrlich die Komödie, welche im Saal gespielt wurde, war nicht weniger belustigend, als diejenige, welche die Schauspieler ans den Brettern darstellten.

      Unsere Verliebten benützten den Antheil, den an der Vorstellung die zwei rivalen Lager des Hofes nahmen, um harmonische Liebe mitten unter dem Gezische und Gelächter reden zu lassen. Sie sprachen zuerst ihre zwei Namen mit leiser Stimme aus. Dies ist die geheiligte Anrufung.

      »Diana!«

      »Gabriel!«

      »Ihr werdet also Franz von Montmorency heirathen?«

      »Ihr seid also in der Gunst der Königin sehr weit vorgerückt.«

      »Ihr habt gehört, daß sie mich gerufen.«

      »Ihr wißt, daß der König diese Heirath will.«

      »Doch Ihr willigt ein, Diana?«

      »Doch Ihr hört auf Catharina, Gabriel.«

      »Ein Wort, ein einziges,« versetzte Gabriel, »Ihr interessiert Euch also noch für das, was eine Andere mich kann fühlen lassen? Was in meinem Herzen vorgeht, macht Euch also etwas.«

      »Es macht mir,« sprach Frau von Castro, »es macht mir, was Euch das macht, was in dem meinigen vorgeht.«

      »Oh! Diana, erlaubt mir, es Euch zu sagen, Ihr seid eifersüchtig, wenn Ihr seid wie ich; wenn Ihr seid wie ich, liebt Ihr mich wahnsinnig.«

      »Herr d’Ermès,« versetzte Diana, welche einen Augenblick streng sein wollte, das arme Kind! »Herr d’Ermès, ich heiße Frau von Castro.«

      »Seid Ihr nicht Witwe, Madame? Seid Ihr nicht frei?«

      »Frei, ach!«

      »Oh, Diana! Ihr seufzt. Diana, gesteht, daß jenes Gefühl des Kindes, das unsere ersten Jahre durchduftete, eine Spur in dem Herzen der Jungfrau zurückgelassen hat. Gesteht, Diana, daß Ihr mich immer noch ein wenig liebt. Oh! befürchtet nicht, man könnte Euch hören: Alle um uns her haben sich ganz den Späßen dieses Parasiten hingegeben; sie haben nichts Süßes zu hören und lachen. Ihr, Diana, lächelt mir zu, antwortet mir, Diana, liebt Ihr mich.«

      »Stille! seht Ihr nicht, daß der Akt endigt?« sprach das boshafte Kind. »Wartet wenigstens, bis das Stück wieder anfängt.«

      Der Zwischenakt dauerte zehn Minuten, zehn Jahrhunderte! Zum Glück war Catharina durch Maria Stuart beschäftigt und rief Gabriel nicht. Er wäre im Stande gewesen, nicht zu gehen, und das hätte ihn in’s Verderben gestürzt.

      Als die Komödie unter schallendem Gelächter und Beifallsgeklatsche wieder begann, fragte Gabriel:

      »Nun?«

      »Was denn,« versetzte Diana, eine Zerstreuung heuchelnd, welche ihrem Herzen sehr fern war. »Ah! Ihr fragtet mich, glaube ich, ob ich Euch liebe. Habe ich Euch denn nicht so eben geantwortet: ich liebe Euch, wie Ihr mich liebt.«

      »Ah!« rief Gabriel, »wißt Ihr auch Diana, was Ihr sagt? Wißt Ihr, wie weit meine Liebe geht, der Ihr die Eurige gleich nennt?«

      »Wenn ich es wissen soll,« sprach die kleine Heuchlerin, »so müßt Ihr es mich wenigstens lehren.«

      »So hört mich denn, Diana, und Ihr werdet sehen, daß in den sechs Jahren, seitdem ich Euch verlassen habe, alle Stunden und alle Handlungen meines Lebens dahin strebten, daß ich mich Euch nähern konnte. Erst als ich einen Monat nach Eurer Abreise von Vimoutiers nach Paris kam, erfuhr ich, wer Ihr waret: die Tochter des Königs und von Frau von Valentinois. Doch es war nicht Euer Titel als Tochter von Frankreich, was mich erschreckt, sondern Euer Titel als Frau des Herzogs von Castro, und dennoch sagte mir etwas: »Gleichviel, nähere Dich ihr, erwirb Dir Ruf, damit sie eines Tags wenigstens Deinen Namen aussprechen hört und Dich bewundert, wie Andere Dich fürchten werden.« Dies dachte ich Diana, und ich übergab mich dem Herzog von Guise, der mir am meisten geeignet schien, mich rasch und gut das Ziel des Ruhmes, nach dem ich strebte, erreichen zu lassen. Im folgenden Jahr war ich in der That mit ihm in den Mauern von Metz eingeschlossen, und ich strengte alle meine Kräfte an, um meines Theils den beinahe unerwarteten Erfolg der Aufhebung der Belagerung herbeizuführen. In Metz, wo ich geblieben war, um die Festungswerke wiederherstellen und alle Unfälle, welche durch fünfundsechzig Tage des Angriffs veranlaßt worden wieder gut machen zu lassen, erfuhr ich die Einnahme von Hesdin durch die Kaiserlichen und den Tod des Herzogs von Castro Eures Gemahls. Er hatte Euch nicht einmal wiedergesehen Diana! Oh! ich beklagte ihn; doch wie schlug ich mich bei Renty! Ihr werdet den Herzog von Guise darüber fragen. Ich war auch bei Abbeville, bei Dinan, bei Bavay, bei Cateau-Cambresis. Ich war überall, wo das Musketenfeuer schallte, und ich kann wohl sagen, daß nichts Glorreiches unter dieser Regierung geschehen ist, woran ich nicht meinen kleinen Antheil hatte. Beim Waffenstillstand von Vaucelles kam ich nach Paris; Ihr waret immer noch im Kloster, Diana, und meine gezwungene Ruhe ermüdete mich ungemein, als zum Glück der Waffenstillstand gebrochen wurde. Der Herzog von Guise, der mir schon einige Achtung zu bewilligen die Gnade hatte, fragte mich, ob ich ihm nach Italien folgen wollte. Ob ich es wollte? Nachdem wir mitten im Winter die Alpen überstiegen hatten, marschierten wir durch das Mailändische, Valenza wird im Sturm genommen, der Piacenzer und der Parmesane gewähren uns den Durchzug und nach einem Triumphmarsch durch Toscana und die Kirchenstaaten kommen wir zu den Abruzzen; doch nun fehlt es dem Herzog an Geld und an Truppen, dennoch nimmt er Pampli und belagert er Civitella; aber das Heer ist demoralisiert, das Unternehmen gefährdet. In Civitella, Diana, erfahre ich durch einen Brief des Cardinals von Lothringen an seinen Bruder Eure bevorstehende Heirath mit Franz von Montmorency. Es war nichts Gutes mehr jenseits der Alpen zu thun. Herr von Guise gestand es selbst zu, und seine Güte erlaubte mir, nach Frankreich, unterstützt von seiner mächtigen Empfehlung zurückzukehren und dem König die eroberten Fahnen zu überbringen. Doch mein einziges Streben, Diana, war, Euch zu sehen, Euch zusprechen, von Euch zu erfahren, ob Ihr willig diese neue Heirath einginget, und nachdem ich Euch wie ich es gethan, meine sechsjährigen Kämpfe und Bestrebungen erzählt, Euch zu fragen, was ich Euch nun frage. Diana, sprecht, liebt Ihr mich, wie ich Euch liebe?«

      »Freund,« erwiderte Frau von Castro mit sanftem Tone, »ich werde Euch ebenfalls mit meinem Leben antworten. Als ich, ein Kind von zwölf Jahren, an diesen Hof kam, erfaßte mich nach den ersten Augenblicken, welche das Erstaunen und die Neugierde ausfüllten, die Langeweile, die goldenen Fesseln dieses Daseins drückten mich und ich beklagte bitterlich die Trennung von unseren Wäldern und unseren Ebenen in Vimoutiers und Montgommery, Gabriel! Jeden Abend entschlummerte ich weinend. Der König, mein Vater, war doch gut gegen mich, und ich suchte seine Zuneigung durch meine Liebe zu erwidern. Aber wo war meine Freiheit? wo war Aloyse? wo waret Ihr, Gabriel? Ich sah den König nicht jeden Tag. Frau von Valentinois war kalt und gezwungen gegen mich und schien mich beinahe zu vermeiden, während es für mich, Gabriel, wie Ihr Euch erinnert, Bedürfniß ist, geliebt zu werden!«

      »Arme, theure Diana!« sagte Gabriel bewegt.

      »Indeß Ihr kämpftet, schmachtete ich also,« fuhr Diana fort. »Der Mann handelt und die Frau wartet, das ist Beider Loos. Doch es ist zuweilen viel härter zu warten, als zu handeln. Schon im ersten Jahre meiner Einsamkeit machte mich der Tod des Herzogs von Castro zur Witwe, und der König schickte mich in das Kloster der Töchter Gottes, wo ich meine Trauerzeit hinbringen sollte. Doch das fromme, ruhige Leben, das man im Kloster führte, sagte meiner Natur viel mehr zu, als die fortwährenden Intriguen

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