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Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Es befand sich zufällig ein Spiegel vor mir. Mein Blick verweilte darauf, und es schien mir, daß mein Auge begeistert, meine Stirn leuchtend und mein Mund lächelnd wären.
Das kam daher, weil ich, wie ich glaube, zum ersten Male in meinem Leben glücklich, ohne Bedauern, ohne Wünsche und dennoch voller Hoffnung war.
Ich weiß nicht, wie lange seit ich in diesem Zustande der Glückseligkeit und des Entzückens blieb; ich wurde aus ihm durch die Glocke der Kirche gerissen, an welche das Pfarrhaus angebaut war; es schlug neun Uhr.
Ich machte das Fenster auf.
Es war eine wundervolle Nacht, eine schöne, durch milde Lüfte gemäßigte Juni-Nacht. Mein Fenster ging zuvorderst auf den Garten des Pfarrhauses, dann auf andere, an diesen da anstoßende Gärten; dann kam das Feld, dessen Horizont durch eine kleine Hügelkette geschlossen war.
Alles, was mein Blick in Mitte der durchsichtigen Finsterniß der Nacht zu übersehen vermochte, bot das vollständigste Bild der Unschuld und der Ruhe.
Nur drei Lichter glänzten in diesem Kreise, bescheidene Parodieen aller dieser funkelnden Lichter, mit denen die blaue Unermeßlichkeit des Himmels besäet war. Lange heftete sich mein Blick tiefsinnig und forschend auf diese Heerschaar von Sternen, durch welche die Milchstraße wie ein Strom, wie eine Lawine, wie ein Wasserfall von Welten geht! Dann, unter der Erhabenheit des Schauspieles niedergebeugt, indem ich mich unfähig fühlte, diesen Sonnen, diesen Planeten, diesen Sternen, diesen Trabanten, denen Copernicus, Galilei und Newton, —, diese drei großen Erforscher des Firmamentes, – ihren Weg vorgeschrieben haben, in den Bewegungen zu folgen, die ihnen eigen sind, oder die ihnen gegeben sind, ließ ich meine Augen wieder ohne Scham über meine Schwäche auf die Erde zurückfallen; denn ich erinnerte mich jener Worte Pascal’s: »Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume erschreckt mich!« und ich fürchtete nicht demüthig mit dem Erfinder der Rechenmaschine und mit dem Verfasser der lettres provinciales und der Pensées zu sein.
Während der wenigen Augenblicke, in denen mein Blick sich auf die Lichter des Himmels geheftet hatte, waren die Lichter der Erde erloschen, und Alles war in die Dunkelheit zurückgekehrt.
In diesem Augenblicke erschien ein schwacher weißlicher Schein auf dem Gipfel eines dieser kleinen krausen Hügel, welche den Horizont begrenzten.
Meine Augen verweilten auf dieser Art von nächtlicher Morgendämmerung.
Es war der Mond, welcher langsam, majestätisch, glänzend aufging; aus seinem nicht recht gut gerundeten Kreise, der allmälig hinter dem Kamme des Hügels erschien, strömte gleich einer Strahlenkrone, und sich mildernd, indem es sich von dem Mittelpunkte entfernte, ein sanftes, friedliches Silberlicht. Dieses Licht verbreitete sich in dem Maße, als der ruhige König der Nächte nach den erhabenen Höhen des Firmamentes aufstieg über die Ebene, auf welcher es die Bäche wie gewässerte Bänder funkeln und die Teiche wie Silberspiegel glänzen ließ; allmälig floh die Dunkelheit vor ihm, indem sie vor seinem Lichte zurückwich, das allmälig den ganzen von meinen Augen übersehenen Kreis erfüllte, wie eine Fluth, welche von dem Horizonte kommt, allmälig das ganze Bett des Meeres erfüllt, das die Ebbe bei ihrem Zurückziehen leer gelassen hat, und auf diese Weise siegreich, unwiderstehlich, wachsend bis zu dem Gipfel der höchsten Gestade steigt. – Plötzlich, in dem Augenblicke, wo dieses Licht sich in dem Garten des Pfarrhauses verbreitete und bis zu dem Fenster hinaufstieg, auf dessen Brüstung ich mich gelehnt befand, erhob sich ein melodischer Gesang von den Ufern des kleinen Teiches, und inmitten dieser so durchsichtig gewordenen Nacht, daß man sie für eine Morgenröthe hätte halten können, erblickte ich den gefiederten Sänger, dessen Stimme allein die Rückkehr des bleichen Lichtes und die erhabene und schweigende Heiterkeit der Nacht begrüßte.
Es war eine auf dem höchsten Zweige der größten der drei Weiden sitzende Nachtigall, oder sagen Sie mir, mein lieber Petrus, meinen Sie nicht wie ich, daß es vielmehr die Seele des jungen Mädchens war, die von dem Gipfel dieser Weide, die an demselben Tage, an welchem ihr vergänglicher Körper auf der Erde erschienen, gepflanzt war in Mitte der Finsterniß und mit diesem lieblichen Gesange ihre trostlose Mutter im Namen ihrer Schwestern, ihres Vaters und Gottes zu begrüßen kam?
O, welche angenehme, schöne, heitere Nacht! Wie sehr war sie verschieden von der, die ich drei Monate vorher in demselben Zimmer zugebracht hatte, als ich über meine erste Predigt gebückt, mit fieberhaftem Pulse, mit vor Schweiß triefender Stirn, mit diesem Dämon des Hochmuths kämpfte, der jetzt von mir besiegt und zu meinen Füßen gefesselt war!
Es giebt Stunden, welche verfließen, ohne daß man die Zeit ermißt; während dieser Stunden weiß man nicht einmal, ob man gelebt, wenigstens das irdische Leben . . . Der Mond glänzte während der ganzen Nacht; die Nachtigall sang während der ganzen Nacht; ich betrachtete und horchte während der ganzen Nacht.
Endlich sah ich nach seiner Reihe den glänzendsten der Sterne erscheinen, den, welchen die Dichter zur Tochter Jupiters und der Aurora gemacht und dem sie den Namen Venus gegeben haben, den unsere modernen Astronomen in Lucifer geändert, weil er, da er der Sonne nur um einige Stunden vorausgeht, rasch am Himmel aufsteigt und auf seinem Wege die glänzende Fackel des Morgens schüttelt.
Die Nachtigall hörte auf zu singen, der Mond erbleichte; ich machte mein Fenster zu und legte mich zu Bett.
Ich erwachte zu derselben Stunde als das erste Mal; aber statt des schrecklichen schweren Traumes, der mich während des anderen Schlummers gepeinigt, war ich nur von angenehmen Träumen besucht gewesen, die aus jener Pforte von Elfenbein hervorgehen, welche sich am Abend den durchsichtigen und lügenhaften Erscheinungen öffnet.
Fast zu gleicher Zeit klopfte meine gute Mutter an meine Thür, indem sie mir meldete, daß die Glocke in einer Viertelstunde läuten würde.
Ich stand auf, kleidete mich an und suchte ein letztes Mal meine Ideen für die Predigt zu sammeln, die ich halten – Unmöglich! Mein Geist war voller Bilder und Töne, die ich seit dem gestrigen Tage gesehen und gehört hatte. Ich sah nur diese schwarz gekleidete Wittwe, diese drei, eines nach dem andern auf der Erde erlöschenden Lichter, diese Myriaden von Welten, welche sich an dem Himmel anzündeten und funkelten, diesen die Dunkelheit verjagenden Mond, und diesen Morgenstern, der, emporsteigend, den Mond verjagte und den Tag meldete. Ich hörte nur diese trostlose Mutter, welche, wie Rachel in Rama, den Verlust ihrer Töchter bejammerte, und diese melodische Nachtigall, welche, auf dem höchsten Zweige dieser Weide sitzend, die das Ende ihrer Zweige in das dunkle Wasser des Teiches tauchte, die ganze Nacht über gesungen hatte, um sie zu trösten.
Die Stunde schlug; es befand sich in der Kirche eine vielleicht noch größere Menschenmenge als das erste Mal, wo ich gepredigt hatte. Ich schritt ohne Affectation durch diese Menge, indem ich die Augen weder erhob, noch niederschlug und vollkommen ruhig von Herzen wie im Geiste war.
Wie das erste Mal trat ich in die Sakristei, dieses Mal nicht mehr, um eine schlechte Predigt zu verbessern, sondern um ein inbrünstiges Gebet zu verrichten. Ich kniete nieder, und nachdem ich demüthig mein Herz Gott zu Füßen gelegt, kehrte ich in die Kirche zurück und bestieg die Kanzel, indem ich noch nicht wußte, über welchen Gegenstand ich sprechen würde, aber überzeugt, daß Gott, auf den ich mich mit so viel Glauben verließ, mich in diesem entscheidenden Augenblicke nicht verlassen würde.
Während des Gesanges blickte ich um mich und sah zu meiner Rechten in einer Seitenkapelle die ehrwürdige Wittwe des Pastors Snart knieend und die Augen auf die Wand geheftet; an dieser Wand waren drei kleine Immortellenkränze aufgehängt, und in der Mitte jedes dieser Kränze befand sich ein Anfangsbuchstabe. Ich errieth, daß diese drei Kränze den drei jungen Mädchen gewidmet wäre n und daß diese Anfangsbuchstaben die ihrer Namen seien. Ich beschwor nun im Geiste diese drei Engel der Reinheit, damit sie mich begeistern und unterstützen möchten. – In diesem Augenblicke erinnerte ich mich in der That, als ob mein Gebet erhört worden wäre, der letzten Worte der ältesten der drei jungen Mädchen: » Der Mensch ist nur ein Fremdling auf Erden,« und ich beschloß, sie zum Texte für meine Predigt zu nehmen.
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