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führst Du denn eigentlich auf,« fragte er ihn, »dass alle Deine Nachbarn sich beklagen, sie könnten Deinetwegen kein Auge schließen.«

      »Halten zu Gnaden, Herr Marquis,« sagte Silesie, »ich schlage meine Flöhe todt.«

      »Und wie kommt es, dass Du dabei einen so großen, Lärm machst?«

      »Weil ich sie mit dem Hammer todtschlage.«

      »Mit dem Hammer? Erkläre Dich deutlicher, wenn's beliebt.«

      »Der Herr Marquis müssen schon die Beobachtung gemacht haben, dass kein Tier ein so zähes Leben hat, als der Floh.«

      »Das ist freilich wahr.«

      »Nun wohl, ich nehme die meinigen, und aus Furcht, dass sie sich in mein Zimmer flüchten, trage ich sie auf die Stiege und zerschmettere sie daselbst unter den Schlägen meines Hammers.«

      Und was ihm auch der Marquis sagen mochte, Silesie fuhr fort, seine Flöhe auf die von ihm erfundene Manier zu tödten, bis er eines Nachts, wo er vermutlich etwas verschlafen war, die oberste Stufe verfehlte und über die ganze Treppe hinabstürzte.

      Als die herbeigeeilten Nachbarn ihn aufhoben, sahen sie, dass er das Genick gebrochen hatte.

      Nach Silesie ist Meister Claude, der Silberbeschließer, zu erwähnen, ein Fanatiker für Exekutionen und Hinrichtungen aller Art, welcher, so viele Vorstellungen man ihm auch über die Grausamkeit solch blutiger Schauspiele machte, doch bei keinem derselben fehlte.

      Da vergingen einmal drei oder vier solche Gelegenheiten, ohne dass Meister Claude sie benützt hätte; er rührte sich nicht aus dem Hause.

      Dieser Umstand fiel der geistreichen Marquise auf; sie ließ ihn kommen und befragte ihn um die Ursache seiner Gleichgültigkeit.

      »Ach, Frau Marquise,« sagte Claude, melancholisch den Kopf hängen lassend, »das Rädern macht mir nicht das geringste Vergnügen mehr.«

      »Und warum denn?« fragte ihn die Gebieterin.

      »Denkt Euch, Frau Marquise, seit dem Anfang dieses Jahres erwürgen diese Spitzbuben von Henkersknechten die Verurteilten, bevor sie sie auf das Rad flechten. – Ich hoffe, dass man sie eines Tages selbst rädern wird, diese Hunde, und ich erwarte diesen Tag, um wieder auf den Gréveplatz zu gehen!«

      Eines Tages, oder vielmehr eines Abends, ging er aus, um sich das Feuerwerk anzusehen, welches man bei Gelegenheit der St. Johannisfeier abbrannte, aber da er in dem Augenblicke, als man die erste Rakete in die Luft warf, hinter einem andern Zuschauer stand, der ihn um Kopflänge überragte und ihm die gute Aussicht benahm, hatte er die Idee, auf den Montmartre-Hügel zu gehen, um durch Niemanden geniert zu werden. Als er ganz atemlos auf der Höhe desselben ankam und sich das glänzende Schauspiel nun gemächlich besehen wollte, war das Feuerwerk bereits bis auf den letzten Funken abgebrannt, so dass Meister Claude au diesem Abende statt schlecht zu sehen, gar nichts gesehen hatte.

      In Ermanglung des Feuerwerks besah er sich mit großem Interesse und in allen Details, die Schatzkammer von St. Denis.

      Als er nach Hause kam, sagt er zur Marquise:

      »Ach, gnädige Frau, was haben doch diese feisten Domherren für köstliche Sachen.«

      Und er fing an, die edelsteinbesetzten Kreuze, die gestickten Gewänder, die goldenen Reliquienkästchen zu beschreiben, die er gesehen hatte.

      »Das Wichtigste, Madame, hätte ich bald vergessen.«

      »Was nennst Du das Wichtigste, Meister Claudes«

      »Nun, Frau Marquise, was Anderes, als den Arm unseres Nachbars?«

      »Von welchem Nachbar sprichst Du?« sagte die Marquise von Rambouillet, die sich vergebens fragte, welcher ihrer Nachbarn wohl so unklug gewesen sein mochte, seinen Arm in die Schatzkammer von St. Denis zu deponiren.

      »Nun, bei Gott, ich meine den Arm des heiligen Thomas, der doch gewiss unser Nachbar ist, da unser Hotel an seine Kirche stößt.

      Es gab da im Hotel Rambouillet noch ein paar andere Diener, die der ganzen Sammlung keine Schande machten, einen Sekretär Namens Adriani und einen gewissen Dubois. Der Erste hatte einen Band Gedichte geschrieben und sie Herrn von Schomberg gewidmet. Der Andere bildete sich plötzlich ein, sein Beruf treibe ihn zum geistlichen Stande und wurde Kapuziner. Aber dieser innere Beruf scheint nicht lange angehalten zu haben, denn noch vor Beendigung des Noviziates verließ er das Kloster, und da er sich schämte, bei der Frau Marquise wieder um seinen im Stiche gelassenen Posten zu bitten, so verdingte er sich als Portier bei den Schauspielern im Hotel Burgund, um, wie er sagte, doch dann und wann die Ehre haben zu können, die Frau Marquise von Rombouillet zu sehen, wenn die Laune sie anwandelte, ins Theater zu gehen.

      In der Tat wurden der Marquis und die Marquise von ihrer Dienerschaft angebetet. Eines Abends speiste der Advocat Patru (derselbe, welcher den Gebrauch der Dankreden in der Akademie eingeführt hatte), im Hotel Nemours mit dem Abbé von St. Spire. Zufällig sprach der Eine von ihnen den Namen der Marquise von Rambouillet aus. Der Oberkellner, welcher durch das Zimmer ging, nachdem er einigen ihm untergeordneten Gehilfen Befehle in Bezug aus den Wein gegeben hatte, der den Gästen vorgesetzt werden sollte, blieb, als er diesen Namen hörte, stehen. Als die Gäste weiter von der Marquise sprachen, verabschiedete er die Diener.

      »Was zum Teufel macht Ihr da, Audry?« fragte Patru.

      »O, meine Herren,« sagte Audry, »ich war zwölf Jahre im Dienste der Frau von Montausier, der Tochter der Marquise, und da ich soeben erfahre, dass Ihr zu den Freunden der Frau Marquise zählet, soll Euch Niemand außer mir bedienen.«

      Und seine Würde hintansetzend, nahm er die Serviette aus den Händen der Diener und wartete beim Souper selbst auf.

      Und nun, da wir mit der Herrschaft und der Dienerschaft des Hotels Rambouillet Bekanntschaft gemacht haben, wollen wir unseren Lesern noch einige Persönlichkeiten vorführen, welche wir unter den berühmten Männern und Frauen auswählen, die diese Werkstätte des Geistes des sechzehnten Jahrhunderts häufig besuchten.

      V.

      Die Besucher des Hotel Rambouillet

      Wenn wir, dem Gebrauche des siebzehnten Jahrhunderts gemäß, uns den Regeln der Etiquette fügen, und bei unseren Skizzen den aristokratischen Persönlichkeiten vor den literarischen den Vorrang zugestehen, so muss unsere erste Zeichnung der Frau Prinzeß gelten, welche eine der häufigsten Besucherinnen des Hotels Rambouillet war.

      Die Frau Prinzeß war Niemand anderes als jene schöne Charlotte von Montmorency, Enkelin des Connetable Anne von Montmorency, welcher durch Robert Stuart in der Schlacht von St. Denis getödtet wurde, und Tochter Heinrichs von Montmorency. dessen einziges Verdienst, obwohl er ebenfalls Connetable von Frankreich war, darin bestand, der beste Reiter des Königreiches zu sein. Er pflegte zwischen die Steigbügel und seine Stiefelsohlen eine Silbermünze zu stecken und ritt ein wildes Pferd in allen Gangarten durch eine volle Viertelstunde, ohne dass die Münze herabgefallen oder auch nur von ihrem Platze verschoben worden wäre.

      Es war bei einem Ballette, welches die Königin-Mutter im Monate Februar 1609 aufführen ließ, dass Fräulein von Montmorency ihre Schönheit zum ersten Male ms Treffen führte; sie war damals vierzehn Jahre alt. stellte eine Nymphe Dianas vor, und zielte mit ihrem Wurfspieße so absichtlich nach König Heinrich IV.. dass dieser, der für derlei Wunden sehr empfänglich war, sich auf der Stelle in sie verliebte, und um ihretwillen seine letzten Torheiten beging, inmitten derer ihn das meuchlerische Messer Ravaillac's traf.

      Wir werden später erzählen, wie es kam, dass sie den Prinzen, diesen zweifelhaften Erben der Condé's, heiratete, welcher der Familie Bourbon wenig Ehre machte; wie sie von ihm entführt wurde und wie trotz ihrer Schönheit Jahre dazu gehörten, ehe diese Heirat zu Stande kam, so dass sie acht Jahre mit dem Prinzen vermählt war, ehe sie vor der Welt seine Gattin wurde. Zur Zeit, von der wir erzählen, war sie eine schöne Frau von 39 Jahren, seit zwanzig Jahren mit der Marquise von Rambouillet eng verbunden, deren Salon sie sehr häufig besuchte, und in demselben ihren Rang als Prinzeß

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