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und den Pagen, welche ihn erwarteten. Er schwang sich mit der Leichtigkeit und Eleganz eines vollendeten Reiters in den Sattel; auf seine Aufforderung sprang Galaor hinter ihm auf die Croupe des Pferdes. Nachdem der Graf sich überzeugt hatte, dass der Knabe sicher und bequem sitze, ließ er sein Pferd aus traben und befand sich eine kleine Viertelstunde nachher in der Rue des Poulies.

      An der Ecke, welche die Rue des Poulies mit der Rue des Fosses St. Germain bildet, saß unter einem von einer Lampe beleuchteten Madonnenbilde ein junger Knabe, der, sobald er den Reiter erblickte, der hinter sich auf dem Pferde einen Pagen sitzen hatte, sofort erkannte, dass das der Edelmann sei, auf den zu warten ihm befohlen worden war, und seinen Mantel auseinander schlug.

      Dieser Mantel bedeckte einen Anzug in Chamois und Blau, welche Farben die Livree der Frau Prinzeß bildeten.

      Auch der Graf erkannte den Pagen, den man ihm bezeichnet hatte; er hieß Galaor absteigen, und nachdem auch er sich aus dem Sattel geschwungen, trat er auf den Knaben zu.

      Dieser erhob sich von dem Ecksteine, auf dem er gesessen hatte, und nahm eine respektvolle Haltung an.

      »Casale,« sagte der Graf.

      »Mantua,« gab der Page zurück.

      Der Graf machte Galaor ein Zeichen, sich zu entfernen, und sich wieder zu Dem wendend, der ihm als Führer dienen sollte, sagte er:

      »Du bist es also, dem ich jetzt folgen soll, mein schöner Junge?«

      »Ja, Herr Graf, wenn es Euch beliebt,« antwortete der Page mit einer so feinen und wohlklingenden Stimme, dass dem Grafen im Augenblicke die Idee kam, er habe eine Frau vor sich.

      »Gut denn!« sagte der Graf, indem er aufhörte, seinen Führer zu duzen, »zeigt mir also den Weg, den ich zu gehen habe.«

      Diese Veränderung in den Worten des Grasen entging keineswegs demjenigen oder derjenigen, an den oder an die sie gerichtet waren. Der Page warf einen schalkhaften Blick auf den Grafen, bemühte sich nicht einmal ein Lächeln zu verbergen, das auf seine Lippen trat, nickte mit dem Kopfe und setzte sich in Bewegung.

      Sie überschritten, ohne angehalten zu werden, die Zugbrücke, Dank einem Worte, das der Page der Schildwache zugeflüstert hatte, kamen ebenso unangefochten durch das Thor des Louvre, und schlugen die Richtung nach dem nördlichen Flügel ein.

      Als man zu dem Garten kam, nahm der Page den Mantel ab, damit man seine Livree sehen solle, und sagte mit einer Stimme, die er sich bemühte, so männlich als mir immer möglich ertönen zu lassen:

      »Hofstaat der Frau Prinzeß!«

      Aber in der Bewegung, welche er hierbei zu machen gezwungen war, musste der Page sein Gesicht bloß geben, ein Strahl der Laterne auf der Treppenflur beleuchtete dasselbe und ließ den Grafen von Moret an der üppigen Fülle goldblonder Haare, an den blauen Augen, in denen die Schalkhaftigkeit ihren Sitz hatte, an dem fein gezeichneten Munde, der ebenso freigebig Bosheiten wie Küsse austeilte, Marie de Rohan-Montbazon, Herzogin von Chevreuse, erkennen.

      Er näherte sich ihr lebhaft und fragte sie, als man die Treppe hinan stieg:

      »Theure Marie, erzeigt mir der Herr Herzog noch immer die Ehre, auf mich eifersüchtig zu sein?«

      »Nein, mein lieber Graf, namentlich nicht, seitdem er weiß, dass Ihr in Frau von Montagne in dem Grade verliebt seid, dass Ihr ihretwegen Tollheiten begeht.«

      »Gut geantwortet,« lachte der Graf, »und ich sehe hieraus, dass Ihr noch immer die geistreichste und hübscheste Frau von der Welt seid.«

      »Wenn ich aus keiner andern Ursache aus Holland zurückgekehrt wäre, als um aus Eurem Munde Komplimente zu hören, mein Prinz,« sagte der Page, sich verneigend, »wahrhaftig, es würde mir um die Reisekosten nicht leid sein.«

      »Aber ich glaubte, dass Ihr seit dem Abenteuer in den Gärten von Amiens verbannt wäret?«

      »Man hat meine Unschuld, wie die Ihrer Majestät, anerkannt, und auf die Bitten der Königin hat der Herr Kardinal die Güte gehabt, mich zu pardonniren.«

      »Ohne jede Bedingung?«

      »Man verlangte von mir das heilige Versprechen, dass ich mich nicht mehr in die Intrigen des Hofes mischen würde.«

      »Und Ihr haltet Euer gegebenes Wort?«

      »Auf's Gewissenhafteste, wie Ihr seht.«

      »Und euer Gewissen sagt Euch nichts darüber?«

      »Ich habe einen päpstlichen Ablass.«

      Der Graf lachte laut auf.

      »Im Übrigen,« sagte der falsche Page, »heißt es wohl nicht intrigieren, wenn man Schwager und Schwägerin zusammenführt.«

      »Teure Marie,« sagte der Graf von Moret, dem Pagen die Hand drückend und sie an seine Lippen pressend, mit jener leicht erregten Leidenschaftlichkeit, die er von seinem Vater geerbt hatte, »solltet Ihr mir die Überraschung aufgespart haben, dass sich auf meinem Wege zur Königin Euer Zimmer befindet?«

      »O, man sieht wohl, dass Ihr der rechtmäßige Sohn Heinrichs IV. seid und dass die Anderen nur Bastarde sind.«

      »Auch mein Bruder Ludwig XIII.?« fragte lächelnd der Graf von Moret.

      »O, vor Allem dieser Ludwig XIII., den Gott in seinen Schutz nehmen möge. Warum hat er nicht ein wenig von Eurem Blute in seinen Adern?«

      »Wir sind ja nicht von derselben Mutter, Herzogin!«

      »Und vielleicht auch nicht einmal von demselben Vater —« .

      »Marie, Ihr seid anbetungswürdig und ich, muss Euch umarmen.«

      »Seid Ihr toll? Einen Pagen auf der Stiege zu umarmen; wollt Ihr Euch um Euren Ruf bringen, besonders da Ihr erst aus Italien zurückgekommen seid?«

      »Ich bin entschieden heute Abend im Unglücke,« sagte der Graf, den Arm der Herzogin fahren lassend.

      »Da sehe man! Die Königin schickt ihm eine unserer schönsten Frauen in das Wirtshaus »zum gefärbten Barte« und er wagt es noch, sich zu beklagen.«

      »Meine Cousine Marina

      »Ja, meine Cousine Marina,« spottete die Herzogin.

      »Ah, Ventre-Saint-Gris, Ihr müsst mir wirklich sagen, wer diese reizende Hexe ist.«

      »Wie? Ihr kennt sie nicht?«

      »Nein!«

      »Ihr kennt die Fargis nicht?«

      »Fargis, die Frau unseres Gesandten in Spanien?«

      »Dieselbe; man platzierte sie nach jener verhängnisvollen Szene in den Gärten von Amiens, von denen wir eben gesprochen haben, in die Nähe der Königin.«

      »A la bonne heure!« lachte der Graf von Moret, »das ist einmal eine gut gehütete Königin, an deren Bette zu Häuptern die Herzogin von Chevreuse und zu Füßen Frau von Fargis Wache halten. Ach, mein armer Bruder Ludwig! Gesteht Ihr es, Frau Herzogin, dass er besser bedient sein könnte?«

      »Aber wisst Ihr, Monseigneur, dass Ihr zum Entzücken unverschämt seid, und dass es ganz gut ist, dass wir bereits an Ort und Stelle uns befinden?«

      »Wir sind also bereits angelangt?«

      Die Herzogin zog einen Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete damit die Tür zu einem dunklen Korridor.

      »Hier ist Euer Weg, Monseigneur!« sagte sie.

      »Ich hoffe, dass Ihr nicht die Absicht habt, mich da hineingehen zu lassen.«

      »Und warum nicht? Ihr werdet wirklich da hineingehen, und das ganz allein.«

      »Gut! Man hat meinen Tod beschlossen; ich werde da, plötzlich eine offene Falltür unter meinen Füßen haben, und dann, gute Nacht Anton von Bourbon. Ich werde eigentlich nicht viel dabei verlieren, da mich die Frauen so schlecht behandeln.«

      »Undankbarer! Wenn Ihr Diejenige kennen würdet, die Euch am anderen Ende

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