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Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Monte Christo
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Vorwärts,« sagte der Eine, »der Narr hat sich zu seinen Schätzen begeben: glückliche Reise!«
»Mit allen seinen Millionen wird er nicht so viel haben, daß er ein Leintuch bezahlen kann,« sprach der Andere.
»Oh!« versetzte ein Dritter, »die Leichentücher von Castell If kosten nicht sehr viel.«
»Vielleicht wird man einigen Aufwand für ihn machen.« sagte derjenige, welcher zuerst gesprochen hatte.
»Es mag ihm die Ehre des Sackes zu Teil werden.«
Edmond horchte und verlor kein Worte verstand aber nicht viel von allem dem. Bald erloschen die Stimmen und es kam ihm vor, als ob die Leute die Zelle verließen. Er wagte es jedoch nicht, hinein zu gehen, denn man konnte einen Schließer zu Bewachung des Toten zurückgelassen haben. Er blieb daher stumm, unbeweglich und hielt seinen Atem an sich. Nach Verlauf einer Stunde belebte sich die Stille durch ein Geräusch, das bald zunahm. Es war der Gouverneur, welcher, gefolgt von dem Arzte und mehreren Offizieren, zurückkehrte.
Es wurde wieder einen Augenblick still; der Arzt näherte sich offenbar dem Bette und untersuchte den Leichnam. Bald begannen die Fragen. Der Arzt analysierte das Übel, welchem der Kranke unterlegen war, und erklärte ihn für tot. Fragen und Antworten wurden mit einer Gleichgültigkeit gemacht, welche Dantes empörte. Es schien ihm, als müßte die ganze Welt für den armen Abbé einen Teil der Zuneigung fühlen, die er für ihn hegte.
»Es ärgert mich, was Sie mir da ankündigen,« sprach der Gouverneur, in Erwiederung der von dem Arzte kundgegebenen Gewißheit über den Tod des Greises; »es war ein sanfter, harmloser, mit seiner Narrheit belustigender und besonders leicht zu bewachender Gefangener.«
»Oh!« versetzte der Schließer, »oh! man hätte ihn gar nicht bewachen dürfen. Ich stehe dafür, der wäre fünfzig Jahre hier geblieben, ohne einen Entweichungsversuch zu machen.«
»Meiner Ansicht nach,« sprach der Gouverneur, »wäre es indessen notwendig, trotz Ihrer Überzeugung, – nicht als ob ich an Ihrer Wissenschaft zweifelte. sondern meiner eigenen Verantwortlichkeit wegen – uns zu versichern, daß der Gefangene wirklich tot ist.«
Es herrschte einen Augenblick vollkommenes Stillschweigen, immer horchend dachte Dantes. der Arzt untersuche und betaste nun zum zweiten Male den Leichnam.
»Sie können unbesorgt sein,« sagte der Arzt sodann, »er ist tot. dafür siehe ich Ihnen.«
»Sie wissen. mein Herr,« versetzte beharrlich der Gouverneur, »Sie wissen, daß wir uns bei solchen Fällen mit der einfachen Prüfung nicht begnügen; wollen Sie daher, trotz alles Anscheins, die Sache nach den vom Gesetze vorgeschriebenen Förmlichkeiten behandeln.«
»Man lasse Eisen glühend machen,« sprach der Arzt; »doch in der Tat. diese Vorsichtsmaßregel ist überflüssig.«
Der Befehl. Eisen glühend zu machen, erregte Schauder in Dantes. Man hörte eilige Tritte, das Aechzen der Thüre, ein Hin- und Hergehen im Innern, und nach einigen Augenblicken trat ein Schließer ein und sagtet:
»Hier ist die Gluth mit einem Eisen.«
Es wurde abermals stille, dann vernahm man das Knistern des brennenden Fleisches, dessen dichter, widriger Geruch die Mauer durchdrang, hinter welcher Dantes voll Schrecken horchte. Bei diesem Gerüche von verkohltem Menschenfleisch, schoß der Schweiß aus der Stirne des jungen Mannes, und er glaubte, ohnmächtig zu werden.
»Sie sehen mein Herr, daß er tot ist, sprach der Arzt; »dieser Brand auf der Ferse entscheidet: der arme Narr ist von seinem Wahne geheilt und von seiner Gefangenschaft befreit.«
»Nannte er sich nicht Faria?« fragte einer von den Offizieren, welche den Gouverneur begleiteten.
»Ja, mein Herr, und dies war, wie er behauptete, ein alter Name; er war übrigens sehr gelehrt und ganz vernünftig in allen Punkten, welche nicht seinen Schatz berührten, doch in dieser Hinsicht ließ sich nichts mit ihm machen.«
’»Es ist dies ein Leiden, welches wir Monomanie nennen.« sagte der Arzt.
»Sie haben sich nie über ihn zu beklagen gehabt.« fragte der Gouverneur den Schließer, welcher dem Abbé die Lebensmittel zu bringen beauftragt gewesen war.
»Nie, Herr Gouverneur,« antwortete dieser, »nie, gar nie; er unterhielt mich im Gegenteil früher ungemein, indem er mir Geschichten erzählte; als meine Frau eines Tages krank war, gab er mir sogar ein Recept, das sie heilte.«
»Ah! Ah!« rief der Arzt. »ich wußte nicht, daß ich es mit einem.Kollegen zu tun hatte; ich hoffe, Herr Gouverneur,« fügte er lachend bei, »Sie werden ihn dem gemäß behandeln.«
»Ja, ja, seien Sie unbesorgt, er soll anständig in dem neuesten Sack, den man finden kann, begraben werden; sind Sie damit zufrieden?«
»Haben wir diese letzte Förmlichkeit in Ihrer Gegenwart zu erfüllen, Herr Gouverneur,« fragte der Schließer.
»Allerdings, aber man beeile sich nicht, ich kann nicht den ganzen Tag in dieser Stube bleiben.«
Neues Kommen und Gehen ließ sich vernehmen, einen Augenblick nachher drang ein Geräusch wie von Leinwand, welche an einander gerieben wird, an das Ohr von Dantes, das Bett krachte auf seinen Federn, ein schwerer Tritt, wie der eines Mannes, welcher eine Last aufhebt, drückte auf die Platte, dann krachte das Bett abermals unter der Last. die man ihm zurückgab.
»Diesen Abend,« sagte der Gouverneur.
»Wird eine Messe stattfinden?« fragte einer von den Offizieren.
»Unmöglich,« antwortete der Gouverneur. »Der Kaplan des Schlosses hat mich gestern um einen Urlaub gebeten, um auf acht Tage nach Tiers zu reisen. Ich habe mich für meine Gefangenen während dieser ganzen Zeit verantwortlich gemacht; der arme Abbé hätte sich nicht so sehr beeilen dürfen, und er würde sein Requiem bekommen haben.«
Bah! Bah!« sagte der Arzt, mit den Leuten seines Gewerbes eigenthümlichen Gottlosigkeit, »er ist ein Geistlicher, der Herr wird auf den Stand Rücksicht nehmen und der Hölle nicht das boshafte Vergnügen machen, ihr einen Priester zuzuschicken.«
Ein schallendes Gelächter erfolgte auf diesen schlechten Scherz. Mittlerweile wurden die Vorbereitungen zum Begräbniß fortgesetzt.
»Diesen Abend,« sagte der Gouverneur, als man damit zu Ende war.
»Um welche Stunde?« fragte der Kerkermeister.
»Gegen zehn oder elf Uhr.«
»Soll man bei dem Toten wachen?«
»Warum? Man schließt den Kerken als ob er lebte, mehr nicht.«
Hierauf entfernten sich die Tritte, die Stimmen wurden schwächer, das Geräusch der Thüre mit ihren lärmenden Schlosse und ihren ächzenden Riegeln ließ sich vernehmen. Ein Stillschweigen, düsterer als das der Einsamkeit, ergriff Alles, selbst die vereiste Seele des jungen Mannes. Dann hob er sachte die Platte mit seinem Kopfe auf und warf einen forschenden Blick in die Zelle; die Zelle war leer. Dantes trat aus der Galerie.
Zwanzigstes Kapitel.
Der Friedhof von Castell If
Auf dem Bette sah man, seiner Länge nach gelegt und schwach durch einen nebeligen Tag beleuchtet, der durch das Fenster drang, einen Sack von grober Leinwand, unter dessen Falten sich verworren eine lange, steife Gestalt hervorhob; es war das letzte Leintuch von Faria. dieses Leintuch, welches nach den Worten der Schließer so wenig kostete. Somit war Alles vorbei; es bestand bereits eine materielle Trennung zwischen Dantes und seinem alten Freunde; er konnte diese Augen nicht mehr sehen, welche offen geblieben waren, als wollten sie über den Tod hinaus schauen; er konnte diese fleißige Hand nicht mehr drücken, welche für ihn den Schleier verborgener Dinge gelüftet