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Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Monte Christo
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Indessen näherten sich das Schiff und der Schwimmer einander unmerklich; bei einem seiner Schläge kam sogar das kleine Fahrzeug auf eine Viertelstunde zu Dantes. Da erhob er sich auf den Wellen und bewegte seine Mütze als Notzeichen, aber Niemand bemerkte ihn auf dem Schiffe, welches schwankte und einen neuen Schlag begann. Dantes gedachte zu rufen, er maß jedoch mit dem Auge die Entfernung und sah ein, daß seine Stimme, zum Voraus weggetragen und bedeckt von dem Seewind und dem Geräusche, der Wellen, nicht bis zu dem Schiffe gelangen würde. Er wünschte sich nun Glück, daß er so vorsichtig gewesen, sich auf einem Balken auszustrecken, Geschwächt, wie er war, hätte er sich vielleicht nicht auf dem Meere halten können, bis er die Tartane, erreicht haben würde, und fuhr die Tartane vorüber, ohne ihn zu sehen, was im Reiche der Möglichkeit lag, so wäre er nicht im Stande gewesen, die Küste wieder zu erreichen. Obgleich des Weges beinahe gewiss, den das Schiff verfolgte, begleitete es Dantes doch mit seinen Augen in einer gewissen Angst bis zu der Minute, wo es umlegte und zu ihm zurückkam; dann schwamm er ihm entgegen; aber ehe sie zusammentrafen, fing das Schiff an umzudrehen. Sogleich erhob sich Dantes mit einer äußersten Anstrengung, daß er beinahe auf dem Wasser stand, bewegte seine Mütze in der Luft und gab einen von jenen kläglichen Schreien von sich, wie die Seeleute in der Not ausstoßen, und die eines Meergeistes Klage zu fein scheinen.
Diesmal hörte und sah man ihn. Die Tartane unterbrach ihr Manoeuvre und drehte ihr Vorderteil nach seiner Seite; zu gleicher Zeit bemerkte er, daß man eine Schaluppe in das Meer zu setzen sich anschickte. Einen Augenblick nachher wandte sich die Schaluppe, mit zwei Matrosen bemannt und das Meer mit seinem doppelten Ruder peitschend gegen ihn. Dantes ließ nun den Balken los, dessen er nicht mehr zu bedürfen glaubte, und schwamm kräftig, um denjenigen, welche ihm entgegenkamen, den halben Weg zu ersparen. Der Schwimmer hatte indessen auf beinahe mangelnde Kräfte gerechnet; er fühlte nun, von welchem Nutzen ihm das Stück Holz gewesen wäre, das bereits träge hundert Schritte von ihm schwamm. Seine Augen fingen an steif zu werden, seine Beine hatten ihre Biegsamkeit verloren, seine Bewegungen wurden hart und gestoßen, seine Brust keuchte.
Er stieß einen zweiten Schrei aus, die Ruderer verdoppelten ihre Thätigkeit, und einer von ihnen rief ihm italienisch: »Mut!« zu. Das Wort drang in dem Augenblick zu ihm, wo eine Woge, die er zu überwältigen nicht mehr Kraft hatte, über seinem.Kopfe hinging und ihn mit Schaum bedeckte.
Er erschien wieder, das Meer mit den ungleichen verzweifelten Bewegungen eines Ertrinkenden bearbeitend, stieß einen dritten Schrei aus und fühlte, wie er untersank, als hätte er noch die tödliche Kugel am Fuße. Das Wasser ging über seinen Kopf, und durch das Wasser sah er den bleifarbigen Himmel mit schwarzen Flecken. Eine gewaltige Anstrengung brachte ihn auf die Oberfläche zurück. Es kam ihm vor, als ob man ihn bei den Haaren faßte, dann sah er nichts mehr, hörte er nichts mehr: er war ohnmächtig. Als er die Augen wieder öffnete, befand er sich auf dem Verdeck der Tartane, die ihren Weg fortsetzte; er schaute vor Allem, welche Richtung sie verfolgte; man entfernte sich immer mehr von dem Schlosse If.
Dantes war so erschöpft, daß der Ausruf der Freude den er von sich gab, für einen Schmerzensseufzer gehalten wurde. Er lag, wie gesagt, auf dem Verdeck; ein Matrose rieb ihm die Glieder mit einer wollenen Decke; ein Anderer, den er als denjenigen erkannte, welcher ihm Mut zugerufen hatte, schob ihm die Mündung einer Kürbisflasche durch die Lippen, ein Dritter, ein alter Seemann, der zugleich der Lotse und der Patron war, schaute ihn mit dem selbstsüchtigen Mitleid an, das im Allgemeinen die Menschen für ein Unglück fühlen, welchem sie am Tage zuvor entgangen sind, und das sie am nächsten Tage treffen kann. Einige Tropfen Rhum, welche die Kürbisflasche enthielt, belebten den geschwächten Magen des jungen Mannes, während die Reibungen, die der vor ihm kniende Matrose mit der Wolle an seinem Körper fortsetzte, seinen Gliedern wieder Geschmeidigkeit verliehen.«
»Wer seid Ihr?« fragte in schlechtem Französisch der Patron.
»Ich bin ein maltesischer Matrose,« antwortete Dantes in schlechtem Italienisch; »wir kommen von Syrakus und hatten Wein und Panoline geladen. Der Sturm von dieser Nacht überfiel uns bei Cap Morgiou, und wir scheiterten an den Felsen. die Ihr dort sehet.«
»Woher kommt Ihr?«
»Von jenen Felsen, an denen ich mich glücklicher Weise anklammern konnte, während sich unser armer Kapitän den.Kopf daran zerschellte. Unsere anderen drei Gefährten ertranken, und ich bin, glaube ich, allein am Leben geblieben; ich erblickte Euer Schiff, befürchtete zu lange auf der Einsamen, öden Insel warten zu müssen, und wagte mich auf ein Trumm unseres Fahrzeuges, um zu Euch zu gelangen. Ich danke, daß Ihr mir das Leben gerettet habt; ich war verloren, als mich einer von Euren Matrosen bei den Haaren faßte.«
»Das war ich,« sagte ein Matrose mit treuherzigem, von einem langen schwarzen Barte umgebenen Gesichte, »und es war Zeit, denn Ihr sanket unter.«
»Ja,« sprach Dantes, ihm die Hand reichend, »ja, mein Freund, ja, und ich danke Euch zum zweiten Male.«
»Meiner Treue!« sagte der Matrose, »ich zögerte beinahe; mit Eurem sechs Zoll langen Barte und Euren Fuß langen Haaren habt Ihr eher das Aussehen eines Räubers, als das eines ehrlichen Mannes.«
Dantes erinnerte sich in der Tat, daß er sich seit seinem Aufenthalt im Schlosse If weder die Haare geschnitten noch rasiert hatte. »Ja,« sagte er, »ich habe in einem Augenblick der Gefahr der heiligen Jungfrau ein Gelübde getan, mir zehn Jahre lang weder die Haare noch den Bart abzuschneiden. Heute läuft mein Gelübde ab, und ich wäre beinahe am Jahrestage ertrunken.«
»Was sollen wir nun mit Euch machen?« fragte der Patron,
»Ach, ! was Ihr wollt. Die Felucken, zu der ich gehörte, ist verloren, der Kapitän ist tot. Ich bin demselben Schicksale entgangen, aber wie Ihr seht; völlig nackt. Zum Gluck darf ich mich als einen ziemlich guten Matrosen betrachten. Setzt mich in dem nächsten dem besten Hafen, wo Ihr Euch vor Anker legt, aus, und ich werde auf einem Handelsschiffe Beschäftigung finden.«
»Ihr kennt das mittelländische Meer?«
»Ich fahre darauf seit meiner Kindheit.«
»Ihr wißt, wo gute Ankerplätze zu finden sind?«
»Es gibt wenige Häfen, selbst unter den schwierigsten, wo ich nicht mit geschlossenen Augen aus und einzufahren vermöchte.«
»Sagt, Patron,« fragte der Matrose, welcher Dantes Mut zugerufen hatte, »warum soll der Kamerad nicht bei uns bleiben, wenn er die Wahrheit spricht?«
»Ja, wenn er die Wahrheit spricht,« erwiderte der Patron mit einer Miene des Zweifels; »aber in dem Zustande, in welchem sich der arme Teufel befindet, verspricht man viel, und hält dann eben gerade, was man kann.«
»Ich werde mehr halten, als ich versprochen habe.« versetzte Dantes.
»Oh! oh!« rief der Patron lachend. »wir werden sehen.«
»Wann Ihr wollt.« sagte Dantes aufstehend. »Wohin fahrt Ihr?«
»Nach Livorno.«
»Warum preßt Ihr nicht, statt Schläge zu tun, wobei Ihr eine kostbare Zeit verliert, ganz einfach den Wind so fest als möglich,«
»Weil wir gerade auf die Insel Rion zulaufen würden.«
»Ihr kommt auf mehr als zwanzig Faden daran vorbei.«
»So nehmt das Steuerruder,« sagte der Patron, »und wir werden Euer Wissen beurteilen.«
Der junge Mann setzte sich an das Steuerruder, überzeugte sich durch einen leichten Druck, daß das Schiff gehorsam war, und rief, als er sah, daß es, ohne von erster Feinheit zu sein, sich nicht weigerte:
»An die Brassen und Boleinen.«
Die vier Matrosen, welche die Mannschaft bildeten, liefen an ihre Posten; während ihnen der Patron zuschaute.«
»Holt an!« fuhr Dantes fort.
Die Matrosen gehorchten ziemlich pünktlich.
»Und