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Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Monte Christo
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Ach!« murmelte Edmond, »er leidet also an einem Rückfall; dieses Unglück fehlte mir noch.«
Dann sprach er laut zu Faria:
»Mein Freund; Ihr Anfall hat Sie vielleicht ermüdet; wollen Sie nicht ein wenig ausruhen? Morgen, wenn Sie es wünschen; höre ich Ihre Geschichte, heute aber will ich Sie nur pflegen; überdies,« fuhr er lächelnd fort; »hat ein Scheiß so große Eile für uns?«
»Große Eile, Edmond;« antwortete der Greis; »wer weiß; ob nicht vielleicht morgen; übermorgen der dritte Anfall kommt? Bedenken Sie, daß dann Alles vorbei wäre. Ja, es ist wahr, oft habe ich mit einem bittern Vergnügen an diese Reichtümer gedacht, welche das Glück von zehn Familien gründen würden, während sie für die Menschen, die mich verfolgen, verloren sind; dieser Gedanke diente mir als Rache, und ich genoß ihn langsam in der Nacht meines Kerkers und in der Verzweiflung meiner Gefangenschaft; nun aber, da ich der Welt aus Liebe für Sie verziehen habe, nun da ich Sie jung und voll Hoffnung sehe, nun da ich bedenke, welches Glück für Sie aus einer solchen Enthüllung hervorgehen kann, bebe ich vor jeder Zögerung und habe bange, so vielen vergrabenen Reichtümern nicht einen so würdigen Eigenthümer, wie Sie dies sind; zu sichern.«
Edmond wandte seufzend seinen Kopf ab.
»Sie verharren in Ihrer Ungläubigkeit; Edmond;« fuhr Faria fort; »meine Stimme hat Sie nicht überzeugt. Ich sehe, daß Sie der Beweise bedürfen. Nun wohl, lesen Sie dieses Papier, das ich nie einem Menschen gezeigt habe.«
»Morgen, mein Freund,« sprach Edmond, dem es widerstrebte, sich dem Wahne des Greises hinzugeben; »ich glaubte; wir waren übereingekommen; hiervon erst morgen zu sprechen.«
»Wir werden erst morgen davon sprechen; doch lesen Sie dieses Papier heute.«
»Wir wollen ihn nicht reizen,« dachte Edmond.
Und er nahm das Papier; von dem die Hälfte, welche ohne Zweifel durch irgend einen Unfall verzehrt worden war, fehlte, und las . . .
»Nun!« sagte Faria, als der junge Mann zu Ende gelesen hatte.
»Ich sehe da nur verstümmelte Zeilen, Worte ohne Folge,« erwiderte Dantes; »die Charaktere sind durch die Wirkung des Feuers unterbrochen und bleiben unverständlich.«
»Für Sie, mein Freund, der Sie zum ersten Male lesen, aber nicht für mich, der ich viele Nächte hindurch darüber erbleicht bin, der ich jeden Satz wieder aufgebaut, jeden Gedanken vervollständigt habe.«
»Und Sie glauben den aufgehobenen Sinn wiedergefunden zu haben?«
»Ich bin dessen gewiss; Sie sollen selbst urteilen; vernehmen Sie aber zuerst die Geschichte dieses Papiers.«
»Stille!« rief Dantes; »Tritte! . . . man naht . . . ich gehe . . . Gott befohlen!«
Glücklich, der Geschichte und der Erläuterung zu entgehen, welche ihm unfehlbar das Unglück seines Freundes bestätigt haben würden, schlüpfte Dantes in den engen Gang, während Faria, durch den Schrecken einer gewissen Thätigkeit zurückgegeben, mit dem Fuße die Matte zurückstieß, die er mit einer Matte bedeckte, um vor den Augen die Trennung des Zusammenhangs zu verbergen welche verschwinden zu machen er nicht mehr Zeit gehabt hatte.
Es war der Gouverneur, der durch den.Kerkermeister von dem Unfalle Farias unterrichtet, zu diesem kam, um sich selbst von der Bedeutung desselben zu versichern. Faria empfing ihn sitzend, vermied jede verräterische Gebärde, und so gelang es ihm, vor dem Gouverneur die Lähmung zu verbergen, welche bereits die Hälfte seiner Person tödlich getroffen hatte. Er befürchtete hauptsächlich, von Mitleid für ihn ergriffen, konnte ihn der Gouverneur in ein gesünderes Gefängnis bringen lassen und dadurch von seinem jungen Gefährten trennen; aber es war dem glücklicher Weise nicht so, und der Gouverneur entfernte sich, überzeugt, sein armer Narr, für den er im Grunde seines Herzens eine gewisse Teilnahme hegte, wäre nur von einer leichten Unpäßlichkeit heimgesucht.
Mittlerweile suchte Edmond, auf seinem Bette sitzend und den Kopf in seinen Händen, seine Gedanken zu sammeln; Alles war in Faria, seitdem er ihn kannte, so vernünftig, so groß und so logisch, daß er diese erhabene Weisheit in allen Punkten in Verbindung mit der Unvernunft in einem einzigen nicht begreifen konnte: war es Faria, der sich über seinen Schatz täuschte? Dantes blieb den ganzen Tag in seinem Kerker, ohne daß er zu seinem Freunde zurückzukehren wagte. Er wollte so den Augenblick verschieben, wo er Gewißheit erlangen würde, der Abbé wäre ein Narr; diese Überzeugung müßte schrecklich für ihn sein. Doch gegen Abend, nach der Stunde des gewöhnlichen Besuches, unternahm es Faria, da er den jungen Mann nicht zurückkehren sah, den Raum zurückzulegen, der ihn von demselben trennte. Edmond schauerte, als er hörte, welche schmerzliche Anstrengungen der Greis machte, um sich fortzuschleppen: sein Bein war lahm, und er konnte sich nicht mehr mit seinem Arme helfen. Edmond war genötigt, ihn an sich zu ziehen, denn er hätte nie aus der schmalen Öffnung herauskommen können, welche in die Stube von Dantes ging.
»Ich verfolge Sie mit unbarmherziger Erbitterung,« sagte er mit einem von Wohlwollen strahlenden Lächeln; »Sie glaubten, meiner Freigebigkeit entgehen zu können, aber dem wird nicht so sein. Hören Sie also.«
Edmond sah, daß er nicht ausweichen konnte; er ließ den Greis auf sein Bett sitzen und setzte sich zu ihm auf seinen Schämel.
»Sie wissen,« sprach der Abbé, »daß ich der Sekretär, der Vertraute, der Freund des Grafen Spada, des letzten von den Fürsten dieses Namens war. Ich verdanke diesem guten Herrn jegliches Glück, das ich in diesem Leben genossen habe. Er war nicht reich, obgleich man die Reichtümer seiner Familie als Sprichwort gebrauchte, und ich oft sagen hörte: Reich wie ein Spada. Aber er lebte und starb, wie die öffentliche Meinung, auf diesem Rufe des Überflusses. Sein Palast wurde mir zum Paradies. Ich unterrichtete seine Neffen. welche starben, und als er allein auf der Welt war, gab ich ihm dadurch, daß ich ihm ganz und gar seinem Willen lebte, zurück, was er seit zehn Jahren für mich getan hatte.
Das Haus des Grafen hatte bald keine Geheimnisse mehr für mich; oft sah ich den Gebieter emsig in alten Büchern nachschlagen und den Staub von Familienhandschriften durchwühlen. Als ich ihm eines Tags die unnützen Nachtwachen und eine gewisse Niedergeschlagenheit vorwarf, welche auf dieselben folgte, schaute er mich bitter lächelnd an und öffnete mir ein Buch, die Geschichte der Stadt Rom enthaltend. Hier in dem zwanzigsten Kapitel des Lebens von Papst Alexander VI. standen folgende Zeilen, die ich nie habe vergessen können.
»»Die großen Kriege der Romagna waren beendigt; Cesare Borgia. der seine Eroberung beschlossen hatte, brauchte Geld, um ganz Italien zu erkaufen; der Papst hatte ebenfalls Geld nötig, um mit dem König von Frankreich, Ludwig XII., der trotz seiner letzten Unfälle immer noch mächtig war, zu Ende zu kommen. Es handelte sich also darum, eine gute Speculation zu machen, was in dem armen, erschöpften Italien eine schwierige Sache war.
»»Seine Heiligkeit beschloß, zwei Cardinäle zu ernennen.
»»Wählte der heilige Vater zwei vornehme und besonders zwei reiche Personen von Rom, so ging Folgendes aus seiner Speculation für ihn hervor: zuerst hatte er die großen Stellen und herrlichen Ämter verkaufen, in deren Besitz diese zwei zukünftigen Cardinäle waren; sodann konnte er auf einen sehr glänzenden Preis für den Verkauf der zwei Hüte rechnen.
»»Es blieb noch ein dritter Teil der Speculation, welcher bald zum Vorschein kommen wird. Der Papst und Cesare Borgia fanden vor Allem die zwei zukünftigen Cardinäle; es waren dies Giovanni Rospigliosi, der für sich allein vier von den höchsten Würden des heiligen Stuhles inne hatte, und Cesare Spada, einer der edelsten und reichsten Römer. Beide fühlten den Wert einer solchen Gunst von Seiten des Papstes; sie waren ehrgeizig. Waren diese Männer gefunden, so fand Cesare bald auch Käufer für ihre Stellen.
»»Daraus ging hervor, daß Rospigliosi und Spada für ihre Cardinalshüte und acht