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Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Monte Christo
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Eben so wie die Wohnung von Villefort mit dem Justizpalaste in Verbindung stand, stand der Justizpalast mit dem Gefängnisse, einem düsteren Gebäude in Verbindung, das der Glockenturm der Accoules, der sich vor demselben erhebt, aus allen seinen gähnenden Öffnungen neugierig beschaut.
Nach vielen Wendungen in der Hausflur, durch die er ging, sah Dantes eine Thüre mit einem eisernen Gitter vor sich öffnen. Der Polizeikommissär klopfte dreimal mit einem eisernen Hammer, und diese drei Schläge erschollen für Dantes, als hätten sie auf sein Herz getroffen. Die Thüre öffnete sich, die zwei Gendarmen stießen den Gefangenen, welcher abermals zögerte, leicht vorwärts. Dantes überschritt die furchtbare Schwelle, und die Thüre schloß sich hinter ihm.
Er atmete eine andere Luft, eine mephitische schwere Luft ein; er befand sich im Kerker.
Man führte ihn in ein ziemlich reinliches, aber mit Gittern und Riegeln versehenes Zimmer. Der Anblick seiner Wohnung machte ihm nicht zu sehr bange. Die Worte des Substituten des Staatsanwaltes, mit einer Stimme ausgesprochen, welche Dantes so voll Teilnahme erschienen war, klangen in seinem Ohre wie ein süßes Versprechen der Hoffnung.
Es war bereits vier Uhr, als Dantes in sein Zimmer geführt wurde. Man war, wie gesagt, am ersten März. Die Tage neigten sich bald. Der Gefangene befand sich frühzeitig in Dunkelheit.
Der Gehörsinn vermehrte sich nun bei ihm durch den Gesichtssinn, welcher erlosch. Bei dem geringsten Geräusche, das bis zu ihm drang, erhob er sich lebhaft und machte, überzeugt, man käme, um ihn in Freiheit zu setzen, einen Schritt nach der Thüre; aber bald erstarb das Geräusch in einer andern Richtung, und Dantes fiel wieder auf seinen Schämel zurück.
Endlich gegen zehn Uhr Abends, in dem Augenblick, wo Dantes die Hoffnung zu verlieren anfing, ließ sich ein neues Geräusch vernehmen, und diesmal schien sich dasselbe seinem Zimmer zuzuwenden. Es erschollen wirklich Tritte im Gange und hielten vor seiner Thüre an. Ein Schlüssel wurde im Schlosse gedreht, die Riegel klirrten, die massige Schranke von Eichenholz öffnete sich und ließ plötzlich in dem düsteren Zimmer das blendende Licht von zwei Fackeln erscheinen.
Bei dem Schimmer dieser Fackeln sah Dantes die Säbel und Musketen von vier Gendarmen glänzen.
Er hatte zwei Schritte vorwärts gemacht, blieb aber nun auf der Stelle, als er diese Menschen gewahrte.
»Wollt Ihr mich holen?« fragte Dantes.
»Ja,« antwortete einer von den Gendarmen.
»Auf Befehl des Herrn Substituten des Staatsanwalts?«
»Ich denke wohl.«
»Gut,« sagte Dantes, »ich bin bereit, Euch zu folgen.«
Die Überzeugung. daß man ihn auf Befehl von Herrn von Villefort hole, benahm dem unglücklichen Manne jede Furcht: er schritt ruhig im Geiste, frei im Gange vorwärts, und stellte sich selbst mitten unter seine Escorte.
Ein Wagen erwartete ihn vor der Thüre auf der Straße. Der Kutscher war auf seinem Sitze, ein Gefreiter saß neben dem Kutscher.
»Ist dieser Wagen für mich?« fragte Dantes,
»Er ist für Sie.« antwortete einer von den Gendarmen. »steigen Sie ein.«
Dantes wollte einige Bewegung machen, aber der Kutschenschlag wurde geöffnet, und er fühlte, daß man ihn hineinschob. Es blieb ihm weder die Möglichkeit, noch hatte er die Absicht, Widerstand zu leisten. In einem Augenblick saß er im Hintergründe des Wagens zwischen zwei Gendarmen, die andern setzten sich auf den Vordersitz, und die schwere Maschine rollte mit dumpfem Lärmen vorwärts.
Der Gefangene warf seine Augen auf die Öffnungen: sie waren vergittert. Er hatte nur sein Gefängnis verändert; doch dieses rollte und brachte ihn vollends nach einem unbekannten Ziele. Er konnte durch die nahe an einander gefügten Gitterstangen kaum seine Hand strecken. Dantes erkannte jedoch, daß man an der Rue Caisserie hin und durch die Rue Saint-Laurent und die Rue Tamaris nach dem Ouai hinabfuhr.
Bald sah er durch feine Gitter die Lichter der Consigne glänzen.
Der Wagen hielt Stille. der Gefreite stieg ab und näherte sich der Wachstube. Ein Dutzend Soldaten kam heraus und stellte sich in Reihe und Glied. Dantes sah bei dem Schimmer der Scheinwerfer des Quai ihre Flinten glänzen.
»Sollte man meinetwegen eine solche militärische Macht entwickeln?« sprach er zu sich selbst.
Den Schlag öffnend, der mit einem Schlüssel verschlossen wurde, beantwortete der Gefreite diese Frage, obgleich er kein Wort sprach, denn Dantes sah zwischen den zwei Reihen von Soldaten einen Weg der ihm von dem Wagen nach dem Hafen vorbehalten war.
Die zwei Gendarmen. welche auf dem Vordersitze saßen, stiegen zuerst aus, dann ließ man ihn aussteigen und endlich folgten diejenigen, welche an seiner Seite gesessen hatten. Man ging nach einer Barke zu, die ein Schiffer der Douane an dem Quai mittelst einer Kette befestigt hielt. Die Soldaten sahen Dantes im Vorübergehen mit einer Miene alberner Neugierde an. In einem Augenblick befand er sich in dem Hinterteile des Schiffes, immer zwischen den vier Gendarmen, während sich der Gefreite auf dem Vorderteile hielt; ein heftiger Stoß entfernte das Fahrzeug vom Lande, vier Ruderer arbeiteten kräftig nach dem Pilon. Bei einem von der Barke aus ausgestoßenen Schrei senkte sich die Kette. welche den Hafen schließt, und Dantes befand sich in dem Raum. den man den Frioul nennt, das heißt außerhalb dem Hafen.
Die erste Bewegung des Gefangenen, als er sich in freier Luft sah, war eine Bewegung der Freude. Die Luft ist beinahe die Freiheit. Er atmete also mit voller Brust den Wind ein, der auf seinen Flügeln alle die unbekannten Gerüche der Nacht und des Meeres bringt.
Bald jedoch stieß er einen Seufzer aus. Er kam an der Reserve vorüber, wo er am Morgen desselben Tages während der Stunde vor seiner Verhaftung so glücklich gewesen war, und durch die Öffnung von zwei Fenstern drang der freudige Lärm eines Balles zu ihm.
Dantes faltete die Hände, schlug die Augen zum Himmel auf und betete.
Die Barke setzte ihren Weg fort. Sie war an der Tête-de-More vorübergefahren, und befand sich vor der Bucht des Pharo. Sie war im Begriff um die Batterie zu rudern; Dantes konnte dieses Manoeuvre nicht begreifen.
»Wohin führt Ihr mich?« sagte er.
»Sie werden es sogleich erfahren.«
»Aber . . . «
»Es ist uns untersagt, Ihnen eine Erklärung zu geben.«
Dantes war halb Soldat; Untergeordnete zu befragen, denen es verboten war, zu antworten, kam ihm albern vor, und er schwieg.
Die seltsamsten Gedanken durchkreuzten nun seinen Geist. Da man in einer solchen Barke keine lange Fahrt machen konnte, da kein Schiff in der Richtung, in der man fuhr, vor Anker lag, so dachte er, man wurde ihn an einem entfernten Punkte der Küste an das Ufer setzen und ihm bedeuten, er wäre frei. Er war nicht gebunden, man hatte nicht den geringsten Versuch gemacht, ihm Handschellen anzulegen; dies erschien ihm als ein gutes Vorzeichen. Hatte ihm nicht überdies der Substitut, der sich so vortrefflich gegen ihn benahm, gesagt, wenn er den unseligen Namen Noirtier nicht ausspräche, hätte er nichts zu befürchten? Hatte nicht Villefort in seiner Gegenwart den gefährlichen Brief, den einzigen Beweis, der gegen ihn vorlag, vernichtet? Er wartete also stumm und in Gedanken versunken, und suchte mit dem an die Finsternis gewöhnten Auge des Seemanns trotz der Dunkelheit der Nacht den Raum zu durchschauen.
Man hatte die Insel Ratonneau, auf der ein Leuchtfeuer brannte, zur Rechten gelassen und war, an der Küste hinfahrend, bis zu der Höhe der Bucht der Catalonier gelangt. Hier verdoppelten die Blicke des Gefangenen ihre Kraft, hier wohnte Mercedes, und es kam ihm jeden Augenblick vor, als erschaute er auf dem düsteren Ufer die schwankende, unbestimmte Form eines weiblichen Wesens.
Warum sagte Mercedes nicht eine Ahnung, ihr Geliebter komme auf drei