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Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Bragelonne
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Wie so?« versetzte d’Artagnan; »am Tag der ländlichen Vergnügungen?«
»Ja, gnädiger Herr; wir hatten so viele Vergnügungen in dieser köstlichen Gegend, daß wir völlig damit überhäuft waren und uns genöthigt sahen, eine Vertheilung einzuführen.«
»Wie sehr erkenne ich hierin die Ordnungsliebe von Porthos. Mir wäre dieser Gedanke nicht gekommen. Es ist allerdings wahr, ich bin mit Vergnügungen nicht überhäuft.«
»Wir waren es,« sagte Mousqueton.
»Und wie habt Ihr das eingerichtet?» fragte d’Artagnan.
»Das ist ein wenig lang, gnädiger Herr.«
»Gleichviel, wir haben Zeit, und dann sprecht Ihr so gut, mein lieber Mousqueton, daß es eine wahre Freude ist. Euch anzuhören.«
»Es ist richtig,« sprach Mousqueton mit einem Zeichen der Zufriedenheit, welches offenbar davon herrührte, daß man ihm Gerechtigkeit widerfahren ließ; »es ist richtig, ich habe große Fortschritte in der Gesellschaft von Monseigneur gemacht.«
»Mousqueton, ich erwarte die Vertheilung der Vergnügungen und zwar mit Ungeduld; ich will wissen, ob ich an einem guten Tag angekommen bin.«
»Oh! Herr d’Artagnan,« erwiederte Mousqueton schwermüthig, »seitdem Monseigneur abgereist ist, sind alle Vergnügungen entflohen.«
»Nun, mein lieber Mousqueton, sammelt Eure Erinnerungen.«
»Mit welchem Tag wollen wir anfangen?«
»Fangt mit dem Sonntag an, das ist der Tag des Herrn.«
»Mit dem Sonntag, Herr d’Artagnan?«
»Ja.«
»Sonntag, religiöse Vergnügungen: Monseigneur geht in die Messe, nimmt das geweihte Brod und läßt sich von seinem gewöhnlichen Geistlichen Predigten halten und Lehren geben. Das ist nicht sehr belustigend; doch wir erwarten einen Carmeliter von Paris, der unsere Pfarrei versehen wird, und der sehr gut spricht, wie man versichert; das wird uns aufwecken, denn der gegenwärtige Pfarrer schläfert uns ein. Am Sonntag also religiöses Vergnügen. Am Montag weltliche Vergnügungen.«
»Ah! ah!« sagte d’Artagnan, »was verstehst Du darunter, Mousqueton? Laß ein wenig hören, wie diese weltlichen Vergnügungen beschaffen sind.«
»Gnädiger Herr, am Montag gehen wir in Gesellschaft, wir empfangen, wir machen Besuche; man spielt Laute, man tanzt, man macht Reime nach vorgeschriebenen Sylben oder verbrennt endlich ein wenig Weihrauch zu Ehren der Damen.«
»Teufel!» rief der Musketier, der die ganze Stärke seiner Beugemuskeln zu Hilfe rufen mußte, um eine ungeheure Lust zum Lachen zu. unterdrücken, »Teufel! das ist äußerst galant.«
»Dienstag, gelehrte Vergnügungen.«
»Ah! gut!« sagte d’Artagnan, »wie sind diese? setze mir das ein wenig auseinander, mein lieber Mousqueton.«
»Monseigneur hat eine Weltkugel gekauft, die ich Euch zeigen werde; sie füllt den ganzen Umfang des großen Thurmes, mit Ausnahme einer Gallerie, die er über der Kugel hat bauen lassen; es sind Bindfaden und Messingdrähte da, an welchen man die Sonne und den Mond angehängt hat. Das dreht sich und ist sehr schön. Monseigneur zeigt mir die Meere und die entfernten Länder; wir versprechen uns, nie dahin zu gehen. Das ist voll Interesse.«
»Voll Interesse, ganz richtig,« wiederholte d’Artagnan. »Und am Mittwoch?«
»Am Mittwoch ländliche Vergnügungen, wie ich Euch schon zu sagen die Ehre gehabt habe: wir schauen die Schafe und Ziegen von Monseigneur an; wir lassen die Schäferinnen bei Schallmeien und Sackpfeifen tanzen, wie in einem Buch geschrieben ist, das Monseigneur in seiner Bibliothek besitzt und das den Titel halt: Schäferinnen. Der Verfasser ist kaum vor einem Monat gestorben.«
»Herr Racan vielleicht?«
»So ist es, Herr Racan. Doch das ist noch nicht Alles. Wir fischen mit der Leine in dem kleinen Canal, wonach wir mit Blumen bekränzt zu Mittag speisen. Dies für den Mittwoch.«
»Teufel!« sagte d’Artagnan, »der Mittwoch ist nicht schlecht eingetheilt. Und der Donnerstag? was kann dem armen Donnerstag bleiben?«
»Er ist nicht unglücklich, gnädiger Herr,« erwiederte Mousqueton lächelnd. »Am Donnerstag olympische Spiele. Ah! gnädiger Herr, das ist herrlich! Wir lassen alle jungen Vasallen von Monseigneur kommen sie werfen die Scheibe, sie ringen, sie kämpfen, sie halten Wettläuse. Monseigneur läuft nicht mehr, ich auch nicht. Aber Monseigneur wirft die Scheibe wie kein Anderer. Und wenn er einen Faustschlag gibt, o welch ein Unglück!«
»Wie, welch ein Unglück?«
»Ja, gnädiger Herr, man ist genöthigt gewesen, auf den Streithandschuh Verzicht zu leisten: er zerschmetterte die Schädel, zerbrach die Kinnbacken, drückte die Brust ein. Das ist ein reizendes Spiel, aber Niemand wollte es mehr mit ihm spielen.«
»Also das Faustgelenke . . . «
»Oh! gnädiger Herr, das ist solider als je. Monseigneur läßt in den Beinen ein wenig nach, er gesteht es selbst; doch das hat sich in die Arme geflüchtet.«
»So daß er wie früher Ochsen niederschlägt?«
»Noch besser, Herr d’Artagnan, er drückt Mauern ein. Kürzlich, nachdem er bei einem seiner Pächter zu Nacht gegessen hatte, Ihr wißt, wie populär und gut Monseigneur ist, nach dem Nachtessen, sage ich, macht er den Spaß und gibt der Mauer einen Faustschlag, Die Mauer stürzt ein, das Dach sinkt nach und drei Männer und eine alte Frau sind erstickt.«
»Guter Gott! Mousqueton, und Dein Herr?«
»Oh! Herr d’Artagnan, ihm wurde nur der Kopf ein wenig geschunden. Wir machten ihm Umschläge auf dem wunden Fleisch mit einem Wasser, das uns die Nonnen gaben. Doch nichts an der Faust.«
»Nichts?«
»Gar nichts, Herr d’Artagnan.«
»Genug mit den olympischen Spielen! sie müssen zu theuer zu stehen kommen, denn die Witwen und die Waisen . . . «
»Man gibt ihnen Pension, gnädiger Herr; ein Zehntel vom Einkommen von Monseigneur wird dazu verwendet.«
»Gehen wir auf den Freitag über,« sagte d’Artagnan.
»Am Freitag edle und kriegerische Vergnügungen. Wir jagen, wir üben uns in den Waffen, wir richten Falken ab, wir reiten Pferde zu. Der Samstag ist der Tag der geistigen Vergnügungen: wir rüsten unsern Geist aus, wir schauen die Gemälde und die Statuen von Monseigneur an; wir schreiben sogar und zeichnen Pläne; wir schießen endlich mit den Kanonen von Monseigneur.«
»Ihr zeichnet Pläne und brennt die Kanonen ab?«
»Ja, gnädiger Herr.«
»Mein Freund,« sagte d’Artagnan, »Herr du Vallon besitzt in der That den schärfsten und liebenswürdigsten Geist, den ich kenne; doch es gibt eine Art von Vergnügungen, die Ihr, wie mir scheint, vergessen habt.«
»Welche, gnädiger Herr?« fragte Mousqueton ängstlich.
»Die materiellen Vergnügungen.«
Mousqueton erröthete.
»Was versteht Ihr hierunter, Herr d’Artagnan?« sagte er, die Augen niederschlagend.
»Ich verstehe darunter die Tafel, den guten Wein, den Abend mit dem Kreisen der Flasche ausgefüllt.«
»Ah! gnädiger Herr, diese Vergnügungen zählen nicht, denn wir treiben sie alle Tage.«
»Mein braver Mousqueton,« sagte d’Artagnan, »verzeih mir, ich war dergestalt von Deiner reizenden Erzählung in Anspruch genommen, daß ich darüber den Hauptpunkt unseres Gespräches vergaß, nämlich den, daß ich wissen wollte, was der Herr Generalvicar d’Herblay Deinem Herrn geschrieben haben mochte.«
»Es ist wahr, Herr d’Artagnan, die Vergnügungen haben uns zerstreut. Nun, so hört,